Spielanalyse | FC Barcelona – Real Madrid: Zu viel Zurückhaltung – Barça schlägt sich selbst

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Nach 39 Spielen ohne Niederlage in Folge endete dieser Lauf für den FC Barcelona ausgerechnet im Clásico gegen Real Madrid. Dabei war die Blaugrana im heimischen Camp Nou lange Zeit die bessere Mannschaft, ließ aber nach dem eigenen Führungstreffer das Spiel zu sehr schleifen. Dadurch lud man die Madrilenen ein und verlor letztlich selbstverschuldet mit 2:1.

{spielstand h:FC Barcelona a:Real Madrid e:1:2}

Madrids 4-3-3

Real Madrid begann mit einem Dreiermittelfeld bestehend aus Kroos, Modric und Casemeiro. Letzterer sollte als echter Sechser für die beiden Achter absichern, orientierte sich dabei aber nicht zentral, sondern eher nach links. Modric war derjenige, der sich zentral positionierte, wahrscheinlich deshalb, weil Casemeiro Marcelo dabei unterstützen sollte, gegen Messi zu bestehen. Doch der kleine Argentinier spielte überwiegend im Zentrum, was dann auch Zidane bemerkte und Casemeiro nach einiger Zeit zentraler positionierte.
Prinzipiell stand Real durch dieses Mittelfeld-Aufgebot stabiler als im Hinspiel, dennoch ergaben sich immer wieder Möglichkeiten für Barça. Dies lag daran, dass die Räume zwischen den einzelnen Spielern bei den Madrilenen oft zu groß waren, aber auch daran, dass sie sich zu viele leichtfertige Abspielfehler erlaubten.

Auf diesem Bild sieht man, wie Kroos ungünstig angespielt wird, den Ball dann nicht gut verarbeiten kann und ihn daraufhin verliert. Dadurch ergibt sich für die Blaugrana eine vielversprechende Möglichkeit, auch weil Marcelo, der sich gerade nach vorne orientieren wollte, Suárez nicht decken kann und dieser daher sehr viel Platz hat. Letztlich machte Barça aus dieser Möglichkeit vergleichsweise wenig, weil man zu lange brauchte, um diesen Angriff zu einem Abschluss zu bringen.

Das war insgesamt eines der Grundprobleme der Katalanen. Es gab eigentlich das ganze Spiel hindurch Lücken bei Real Madrid, die entstanden, weil sie zu viele Fehler machten und nicht immer eng genug beieinander standen. Diese Lücken hätte man aber viel besser bespielen müssen und mit viel mehr Dynamik sowie Zug zum Tor agieren müssen. Gerade die drei Stürmer ließen dies vermissen. Oft ließen sie einen Gegenspieler aussteigen, verpassten dann aber die Gelegenheit, mit Tempo auf den nächsten zu gehen, um große Gefahr zu erzeugen.
Bis auf Sergio Ramos, der schon kurz nach der Pause zweimal hätte vom Platz fliegen müssen, spielten die Gäste es defensiv recht diszipliniert. Dadurch standen sie ordentlich, ließen aber dennoch einige Chancen zu und waren insgesamt gesehen nicht wirklich stabil. Durch Barças mangelnden Zug zum Tor und die fehlende Zielstrebigkeit wurde dies aber gut kaschiert.

Barças Mittelfeld nach dem 1:0

Die Blaugrana machte gerade in den ersten 20 Minuten ein richtig gutes Spiel und hätte führen müssen, jedoch vergab Luis Suárez eine Riesenchance. Sie standen defensiv kompakt, weil die gesamte Mannschaft gut mit nach hinten arbeitete und speziell die beiden Außenverteidiger Dani Alves und Jordi Alba sich offensiv zurückhielten, zumindest was das Überlaufen auf ihren Seiten anging. Man merkte Barça so ein wenig an, dass sie nicht zwingend gewinnen mussten, es aber schon gerne wollten. Daher wirkte ihr Spiel teilweise ein wenig zurückhaltend, was womöglich auch an den Strapazen der Länderspielpause lag, gerade was die drei Südamerikaner im Sturm angeht.
Das Pressing und die gesamte Arbeit gegen den Ball funktionierte gut. Auch das Spiel mit dem Ball war gut. Man ließ ihn gut laufen und kam immer wieder zu Chancen. In der zweiten Halbzeit traf Gerard Piqué nach einer Ecke zum 1:0 für die Blaugrana und von da an wurde das Spiel der Gastgeber schlechter. Plötzlich positionierten sich die Mittelfeldspieler zu hoch, wodurch das Gefüge konteranfälliger wurde. Gleichzeitig machte das Team viel mehr leichte Fehler und verlor immer mehr die Kontrolle über das Spiel.

Jordi Alba verlor in der Offensivbewegung leichtfertig den Ball. Mittlerweile befinden sich zwar neben den vier Verteidigern auch zwei Mittelfeldspieler in Ballnähe, doch das Problem ist der freie Raum vor Marcelo. Madrids Linksverteidiger ist sehr spielstark und dies kann er gerade dann gut ausspielen, wenn er mit Tempo angreifen kann. Das ist hier der Fall, weil Barça nicht geordnet verteidigt. Die Mittelfeldspieler sind vor dem Ball, was eigentlich nicht vorkommen soll. Gerade Sergio Busquets sollte eigentlich hinter dem Ball sein und in genau dieser Situation Marcelo stören. Doch der Katalane orientierte sich im Moment des Ballverlustes gerade nach vorne und ist somit aus dem Spiel in dieser Szene.
Geht Piqué auf Marcelo, besteht das Risiko, dass im Falle eines verlorenen Zweikampfes Mascherano gegen zwei Spieler verteidigen muss. Nachdem Marcelo an Piqué vorbei war, konnte er auch relativ leicht an Mascherano vorbeiziehen, der Benzema im Auge behalten musste. Daher musste schließlich Jordi Alba einrücken, was dafür sorgte, dass der nach vorne stoßende Toni Kroos viel Platz im Strafraum hatte. Dass Alba am Ende der Kette dessen Flanke dann so unglücklich abfälscht, dass Gerard Piqué nicht an den Ball kam, passt da perfekt ins Bild.
Albas Fehlpass leitete die Situation ein, doch auch wenn sich die Mannschaft gerade in der Offensivbewegung befand, positionierten sich die Mittelfeldspieler einfach zu offensiv, weshalb es für Real viel zu leicht war, durch das Zentrum zu marschieren und letztlich das Tor zu machen.

Auch das 2-1 begann mit einem Fehlpass von Jordi Alba, der Neymar anspielen wollte, was an sich eigentlich schon zu riskant war, gerade weil Alba hätte sehen können/müssen, was für Auswirkungen das haben würde aufgrund der Positionierungen seiner Mitspieler. Diesmal ist es nur Sergio Busquets, der es von den drei Mittelfeldakteuren schafft, nach hinten zu kommen. Erneut waren die Mittelfeldspieler viel zu weit vorne, obwohl klar war, dass Real den Sieg brauchte und daher offensiver agieren würde.
Jordi Alba muss in dieser Situation ins Zentrum rücken, da Mascherano und Piqué sonst in Unterzahl wären (man beachte Ronaldo, der in den freien Raum sprintet und von Piqué im Auge behalten werden muss, da Dani Alves, der sich vor dem Ballverlust nach vorne orientierte, gerade nicht hinterher kommt). Durch das Einrücken von Alba hat Bale auf der Außenbahn vergleichsweise viel Platz und bekommt schließlich auch den Ball.
Seine Flanke verwertet letztlich Ronaldo zum 2:1, wobei er das nötige Glück hatte, dass sein Schuss Claudio Bravo durch die Beine ging. Dani Alves ging davon aus, dass Ronaldo direkt abschließen würde, weshalb er die Flanke direkt per Kopf klären wollte. Ronaldo nahm den Ball allerdings zunächst an, vermutlich wäre es von Alves besser gewesen, wenn er auf dem Boden geblieben wäre, dann hätte er nach Ronaldos Ballannahme noch reagieren und möglicherweise das Gegentor verhindern können.

Fazit

Der FC Barcelona war circa 60 Minuten die bessere Mannschaft, wobei diese Überlegenheit gerade in den ersten 20 Minuten sehr deutlich war. Madrid arbeitete ordentlich und als Mannschaft gegen den Ball, machte aber zu viele Fehler und ließ zu viele Räume entstehen. Barça bespielte diese Räume jedoch meistens nicht gut genug, ließ am gegnerischen Sechzehner zu oft den nötigen Zug zum Tor sowie das Tempo in den Aktionen vermissen und schlug sich nach dem 1:0 selbst. Hätte man nach Piqués Tor weiter so konzentriert und kompakt gegen den Ball gearbeitet und im Mittelfeld auf seine Positionierungen geachtet, hätte Barça dieses Spiel nicht verloren und vermutlich sogar gewonnen. Die immer schlechter werdenden Positionierungen der Mittelfeldspieler sorgten für einen immer größeren Kontrollverlust, was nach den beiden Ballverlusten von Jordi Alba durch die beiden Gegentore besonders deutlich wurde.

Real hat diese Konter auch gut gespielt, doch insgesamt war es nicht so, dass die Gäste eine extrem gute Leistung für diesen Sieg gebraucht hätten. Sie haben einfach die unnötigen und leichtfertigen Fehler der Blaugrana ausgenutzt, was Barça zuvor nicht mit solcher Konsequenz tat und das Spiel gegen einen zu packenden Gegner damit lange offen gestaltete.

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