El Clasico: Iniesta und der linke Flügel

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In seiner unnachahmlichen Art und Weise hat Andres Iniesta dem Spiel in der Copa del Rey gegen Real Madrid seinen Stempel aufgedrückt. Auf links gesetzt tanzte er Spieler um Spieler aus und bildete den treibenden Motor des katalanischen Offensivspiels. Doch ist er im Mittelfeld nicht besser aufgehoben?

Mit einer großen mannschaftlichen Geschlossenheit wurde Real Madrid im Viertelfinal-Hinspiel in der Copa del Rey niedergerungen. Unaufhörlich sahen sich die Gastgeber einem großen Druck ausgesetzt, dem sie mit ihren beschränkten Mitteln nicht standhalten konnten. Insbesondere die Spielverlagerungen auf die linke Seite verlangte ihnen mehr ab, als sie an Aufmerksamkeit an diesem Abend entbehren konnten. Immer wieder gelangte der Ball zu Andres Iniesta, der auf dem linken Flügel lauerte und sich in Position brachte für die nächste Angriffswelle. Trotz alledem ist es fraglich, ob diese Stellung auf dem Spielfeld für diesen Ausnahmefußballer gemessen an seinen Fähigkeiten angemessen ist.

Kein geborener Flügelspieler

In den vergangenen Spielzeiten agierte Iniesta zumeist im Mittelfeld auf halblinker Position. Von dort aus orientierte er sich überwiegend zum Zentrum des Spielfelds, wo er regelmäßig in Xavi oder Messi zusätzliche Spielgestalter vorfand. Der linke Flügel wurde von einem reinen Stürmer bekleidet,  häufig von David Villa. Durch die zahlreichen Verletzungen der etatmäßigen Stürmer in dieser Saison haben sich unvorgesehen Probleme aufgetan, die einer Lösung bedurften, welche die Verluste am besten zu kaschieren vermochte. Villa wird dem FC Barcelona für einen langen Zeitraum nicht zur Verfügung stehen und auch Pedro hat immer wieder mit kleineren Verletzungen zu kämpfen, die ihn bei der Suche nach seiner Form zurückwerfen. Während die Personaldichte im Sturm immer dünner wird, konkurrieren gleich mehrere Spieler um einen Platz im Mittelfeld, jenem Spielbereich, der  – grundsätzlich – unter der unantastbaren Vorherrschaft von Iniesta, Busquets und Xavi steht. Diese Erkenntnis hat Pep Guardiola dazu veranlasst, von der Erfolg bringenden Mittelfeldachse Abstand zu nehmen und Iniesta auf den linken Flügel zu beordern, während dieser im Mittelfeld von Fabregas beerbt wird. Aus der Not heraus entstand eine Idee, die mit Vor- und Nachteilen behaftet ist. Iniesta besitzt zweifelsfrei eine Affinität zum Flügelspiel, ist aber von seinen körperlichen Voraussetzungen her besser im Mittelfeld aufgehoben. Wie das Clasico am letzten Mittwoch gezeigt hat, fehlt ihm der Antritt und die Spritzigkeit, um den Gegner an der Außenbahn zu überlaufen und an die Grundlinie vorzudringen. Auch ist Iniesta nicht gerade für seine Gefährlichkeit vor dem Tor bekannt, worüber er auch  – eher unfreiwillig – Zeugnis abgelegt hat. Dafür besitzt dieser Edeltechniker andere Qualitäten, die den Fußballfan von einem Tagtraum in den nächsten fallen lassen.

Fabregas zu wichtig

Die – freilich – unbestrittene Klasse von Iniesta soll aber nicht Gegenstand dieser Ausführungen sein. Im Vordergrund steht vielmehr die Frage, ob es einen geeigneteren Spieler beim FC Barcelona gibt, der den linken Flügel erobern könnte, sodass Iniesta wieder seine angestammte Position einnehmen könnte. In diesem Zusammenhang dürften vor allem Adriano, Cuenca und der wiedergenesene Pedro ins Blickfeld rücken. Diese drei sind aufgrund ihrer Schnelligkeit wie geschaffen für die Flügel und besitzen darüber hinaus auch die technische Veranlagung, um sich im direkten Zweikampf durchzusetzen und die Grundlinie aufzusuchen. Sie sind explosiver als Iniesta und besitzen darüber hinaus einen weitaus größeren Zug zum Tor, insbesondere Pedro. Die Chancenauswertung im Hinspiel der Copa war das größte Manko im Spiel der Blaugrana, und wenn sie in einem Bereich eine Verbesserung erzielen können, dann ist das dieser Aspekt. Der FC Barcelona muss die sich ergebenden Möglichkeiten nutzen, um sich nicht selbst seiner Früchte harter Arbeit zu entledigen. Dies gelingt nur mit einer Belebung der Offensive, was allerdings auch seinen Preis hat und den Trainer vor eine schwierige Abwägung stellt. Die Herstellung des Status quo hat nämlich zur Bedingung, dass Fabregas seinen Platz für Iniesta räumen müsste. Die Nichtberücksichtigung von Cesc Fabregas für das große Spiel gegen Real Madrid erscheint aber vor dem Hintergrund seiner herausragenden Vorstellung als eine riesengroße Verschwendung. Mit zwei brillanten Pässen hätte er beinahe die Führung für die Katalanen besorgt und zeigte sich auch sonst in einer sehr guten Verfassung. Es wäre schlichtweg die Hergabe von Qualität, diesen – trotz seines jungen Alters – erfahrenen und mit tollen fußballerischen Feinheiten ausgestatteten Spieler in einem der größten Spiele der Saison auf die Bank zu verbannen, obschon er der Mannschaft sehr viel geben könnte. Insofern wird man ein eingeschränktes Flügelspiel hinnehmen und versuchen müssen, weiter über den tödlichen Pass zum Erfolg zu kommen. Dies gilt umso mehr, als Pedro gerade erst fit geworden ist, Cuenca sich auf dem rechten Flügel heimisch fühlt und Adriano nach seiner Verletzung erst jetzt langsam in Fahrt kommt. Insofern ist die von Guardiola präferierte Lösung diejenige zum Wohle der Mannschaft. Visca el Barca!

 

Raphael L.

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