Athletico Bilbao – FC Barcelona 06.11.2011

StartLa LigaAthletico Bilbao - FC Barcelona 06.11.2011
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Es war der 3. Juli 1974, als sich Polen und Deutschland um den Finaleinzug in der WM-Endrunde duellierten. Austragungsort der Partie war das Frankfurter Waldstadion, das an diesem Tag von einer riesigen Regenfront heimgesucht wurde.

Mit Walzen wurde versucht, das stehende Wasser vom Spielrasen zu verbannen – vergeblich. Das Spiel ging als „Wasserschlacht von Frankfurt“ in die Geschichte ein und die deutsche Nationalmannschaft aus demselben als Sieger hervor. Den betagten Anhängern des FC Barcelona, welche das Spiel verfolgt haben, dürfte die Umschreibung „Wasserschlacht von Frankfurt“ als sehr schmeichelhaft erscheinen, schmeichelhaft für die Deutschen. Es war eine skandalöse Entscheidung, das Spiel trotz der vorherrschenden regelwidrigen Verhältnisse auszutragen. Die Motive, die mit dieser Entscheidung verbunden waren, stachen sofort heraus, wenn man sich 

vergegenwärtigte, dass Polen technisch brillanten Fußball zelebrierte und ihnen der Ruf anhaftete, noch kombinationssicherer zu sein als das holländische Starensemble um Johan Cruyff.  Nicht unbedeutend dürfte auch der Umstand gewesen sein, dass das Turnier in Deutschland zu Gast war. Es darf kein Zweifel daran bestehen, dass es ausschließlich darum ging, das Spiel der Polen zu zerstören. Und dies ist vorbildlich gelungen. Die polnischen Spieler konnten ihre Vorteile nicht ausspielen und unterlagen den Deutschen mit 0:1.

Auch der FC Barcelona konnte im Spiel gegen Bilbao seine Trümpfe nicht verwerten und musste sich mit einem Unentschieden begnügen. Die Fortsetzung des Spiels in der zweiten Halbzeit war nicht weniger skandalös im Vergleich zum Spiel in Frankfurt und kostete den FC Barcelona letztendlich zwei wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft. Der Platz war insbesondere in der Hälfte von Bilbao unbespielbar. Die Angriffsbemühungen des FC Barcelona endeten häufig in einem Gestochere um den Ball, an einen geordneten Spielfluss war nicht einmal zu denken. Die linke Angriffsseite des FC Barcelona war bedingt durch starke Pfützenbildung ein Totalausfall. Auf das in der Folge rechtslastige Spiel der Katalanen konnte sich der Gegner gut einstellen. Das Spiel hätte in der Tat abgebrochen werden müssen, weil der Ausgang des Spiels nicht mehr von dem Leistungsvermögen beider Mannschaften abhing, sondern von Zufälligkeiten, was nicht im Sinne dieser Sportart sein kann. Natürlich kann auch strömender Regen das katalanische Spiel negativ beeinflussen. Die Grenze aber muss da gezogen werden, wo der Kausalverlauf des Spiels urplötzlich eine andere Wendung nimmt, etwa weil der Ball in einer Pfütze stecken bleibt. So viel zu den Vowürfen, der FC Barcelona werde bevorzugt behandelt. Gestern im Spiel wurde der Verein ganz klar übervorteilt.

Aber es wäre zu einfach, sich ausschließlich auf die widrigen Verhältnisse zu berufen und die Tendenzen im Spiel des FC Barcelona auszublenden. In der ersten Halbzeit war der Platz noch bespielbar und die Spieler müssen sich anlasten lassen, in dieser Zeit nicht ausreichend getan zu haben, um als Sieger aus der Partie hervorzugehen. Bei dieser Formulierung soll nicht der Eindruck erweckt werden, dass der FC Barcelona nur wenige Mühen in das Spiel investiert hätte. Nein, das Team von Guardiola war durchaus bemüht und bestrebt, in Richtung Tor zu spielen. Der Verweis auf den Mangel im Spiel bezieht sich eher auf die Art und Weise, wie der Ball nach vorne getragen wurde. Langsam, behäbig und in den Einzelheiten sehr durchschaubar war das Spiel in der Offensive. In der Konsequenz waren Torchancen eine Mangelerscheinung, das Tor durch Fabregas fiel sehr untypisch nach einer Flanke von links durch Abidal, die bei aufmerksamem Defensivspiel ohne Schwierigkeiten hätte abgefangen werden können. Ein bekannter Fußballprofi, deren Name gegenwärtig in die Abgründen des Gedächtnisses abgetaucht ist, hat sich vor geraumer Zeit zu dem Unterschied zwischen Amateur- und Profifußball geäußert. Der Kern seiner Aussage war, dass Profis im Grunde nichts anders machen im Vergleich zu den Amateuren, nur bedeutend schneller. Der FC Barcelona legte in der abgelaufenen Spielzeit ein Spieltempo vor, dem die Gegner gedanklich nicht mehr zu folgen vermochten. In dieser Saison war solch ein Spiel nur sehr selten zu beobachten. Das Spiel wirkt träge und auch nicht mehr so ansehnlich. Wenn die gegnerische Hälfte doch einmal schnell überbrückt wird, dann ist das sehr häufig den Tempodribblings von Messi geschuldet. Schnelle spielerische Überbrückung ist eher selten und endet häufig vor dem Strafraum, weil die Idee zum finalen Pass fehlt. Der Gegner kann sich in der Zwischenzeit wieder ordnen und der FC Barcelona läuft gegen eine Wand an. Dies muss sich im Hinblick auf den Durchmarsch von Real Madrid ändern. Drei Punkte sind nicht die Welt, es ist bisweilen noch nichts passiert. Es wäre aber katastrophal, ein Classico mit einer Hypothek von 5-6 Punkten zu bestreiten. Gegen ein Real Madrid in dieser Verfassung kann man schon mal verlieren. Dann betrüge der Rückstand gar 9 Punkte. Dies ist nicht hinnehmbar, wenn man den Meistertitel verteidigen möchte. Man darf nicht darauf vertrauen, dass Real auch Punkte liegen lassen wird. Der FC Barcelona muss sich auf sein Können besinnen und zu jederzeit in der Position sein, die Meisterschaft aus eigener Kraft zu gewinnen. Die nächsten Spiele werden zeigen, ob der FC Barcelona an die Form vergangener Tage anknüpfen kann. Viele Stammspieler kamen bisher nur zu verhältnismäßig wenig Einsatzzeit in dieser Saison. Hierzu zählen unter anderem Xavi, Iniesta und Puyol, drei absolute Leistungsträger. Die Mannschaft muss sich erst wieder finden. Es ist fraglich, ob die ständigen Positionsrochaden von Guardiola der Mannschaft geholfen haben. Eine gute Mannschaft braucht Kontinuität im spielerischen Umfeld. Die Mannschaft und der Erfolg derselben sollten immer im Vordergrund stehen, nicht dagegen das Schicksal einzelner Spieler. Die Mannschaft muss sich zurückbesinnen – dies kann sie allerdings nur, wenn Guardiola sich wieder auf die Mannschaft besinnt. Visca el Barça!

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