FC Barcelona – Athletico Bilbao

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Die Generalprobe für den Champions League-Kracher am Dienstagabend ist gelungen. In überzeugender Art und Weise erteilt der FC Barcelona dem Schalke-Bezwinger eine Lektion im schönen Spiel und fährt einen ungefährdeten Sieg ein.

Foto:globalite – flickr

Von Raphael Lugowski

AC Milan kann kommen

Was macht den FC Barcelona so besonders? Was unterscheidet diesen Verein von Manchester United, Real Madrid oder Bayern München? Der Erfolg kann es nicht sein, alle Vereine verewigen sich in regelmäßigen Abständen in den Titel-Geschichtsbüchern. Das Spiel gegen Bilbao hat aber deutlich zum Ausdruck gebracht, wo das Sonderbare, das Kostbare, zu finden ist. Das Sonderbare, der Einklang von Ästhetik, von physischer Stärke und von Freundschaft – das sind die Zutaten für etwas außergewöhnliches. Hinzu kommt die rastlose Suche nach dem schönen Spiel, nein, vielmehr die stetige Neudefinition der Schönheit selbst. Was der FC Barcelona gestern vollbracht hat, war große Kunst. Harmonisch im Zusammenspiel, stark im Pressing, einzigartig in der Spieleröffnung. Der AC Milan kann kommen.

Glänzende Innenverteidigung

Die Gäste aus Bilbao verzichteten zunächst auf ihre beiden Leistungsträger Llorente und Muniain, was den Anstrengungen des Viertelfinal-Hinspiels gegen Schalke geschuldet war. Trotz dieser Schwächung hatte Marcelo Bielsa seine Mannschaft angewiesen, nach vorne zu spielen und Zweikämpfe mit der nötigen Aggressivität zu führen. Sobald sich der Ball tief in der Hälfte der Katalanen befand, rückte der Gast weit auf und setzte zum Pressing an. Die Blaugrana konterte dieses Vorgehen zumeist mühelos und fand stets die richtigen Mittel, um geordnet aus der Abwehr herauszuspielen und Athletic Bilbao nach hinten zu drängen. Dies lag zum einen an den beiden Innenverteidigern, die mit nur einer Körpertäuschung an ihren direkten Gegenspielern vorbeiziehen und sodann lange Wege bis weit jenseits des Mittelfelds zurücklegen konnten, weil die übrigen Spieler Bilbaos von den Katalanen nach außen gelockt worden waren und in der Mitte eine Lücke zum Spielaufbau entstand. Eine sehr interessante und effektive Variante, um sich eines guten gegnerischen Pressings zu entziehen. Alternativ positionierten sich die Innenverteidiger sehr tief und veranlassten ihre Gegenspieler, ihnen zu folgen. Dadurch konnte Valdes einige Male gefahrlos Dani Alves auf rechts bedienen. Bilbao verpasste es, den linken Außenverteidiger, Aurtenetxe Borde, nach vorne zu rücken, um die personellen Voraussetzungen für ein gutes Pressing zu schaffen.

Vollkommenes Pressing

Nach den ersten zehn Minuten war von Bilbaos Angriffslust nur noch wenig übrig. Zu leichtfüßig waren die Katalanen und technisch zu herausragend, um in ernsthafte Bedrängnis zu geraten. Pique spielte, wie bereits angedeutet, eine Weltklasse-Partie und hat mit seinen Antritten aus der Abwehr heraus ein ums andere Mal einen Raumgewinn von 40m bewirkt. Auch Mascherano konnte sich, wenn auch nicht so häufig, auf diese Weise in Szene setzen. Die Aggressivität des Gegners konterte der FC Barcelona mit einer Vielzahl an Körpertäuschungen und Finten. Gekonnt ließen Iniesta und Busquets zwei, drei Gegner immer wieder ins Leere laufen und dominierten traumtänzerisch das gesamte Mittelfeld. Auch Thiago strotzte nach zuletzt eher mäßigen Auftritten vor Elan und stimmte in diese Mittelfeld-Symphonie mit ein. Sowohl die Abwehr als auch das Mittelfeld waren hinsichtlich ihrer taktischen Einstellung und des Abrufens ihrer individuellen Klasse über jeden Zweifel erhaben. Ein Schlüsselaspekt des Spiel wurde bis hierhin jedoch gänzlich außer Acht gelassen, namentlich das Pressing der Gastgeber. Unermüdlich und unnachahmlich bedrängten sie Ahletic Bilbao in der Abwehr und provozierten immer wieder Ballverluste bzw. Balleroberungen. Die Vollkommenheit des Pressings ist beeindruckend, der Grad der Koordination und der Perfektion für jeden Gegner gespenstisch.

Messi mit dem Rücken zum Tor

Es grenzt nahezu an ein Wunder, wie lange die Katalanen diese Druckperiode aufrecht erhalten können. Bei dieser überragenden kollektiven Vorstellung mit vielen schnellen Vertikalbewegungen und nahezu einem blinden Verständnis ist ein Spieler ein wenig untergegangen: Lionel Messi. Dass der Weltfußballer häufig von zwei oder gar drei Mann umringt ist, stellt kein Novum dar. Sein Problem war vielmehr darin zu finden, dass er diesmal sehr oft angespielt worden ist, während er mit dem Rücken zum gegnerischen Tor gekehrt war. Dies hat sein Spiel stark beeinträchtigt, da er aufgrund der Vielzahl der Verfolger zunächst eine Horizontalbewegung unternehmen musste, um sich anschließend in Richtung Tor zu begeben. Damit war sein Unternehmensradius deutlich beschnitten und sein Können kam nicht optimal zur Geltung. Lothar Matthäus hat in seinem Interview mit spielverlagerung.de ausgesprochen, was Lionel Messi für gewöhnlich so gefährlich macht. Es ist der Umstand, dass er für gewöhnlich mit dem Ball auf die Verteidiger und das Tor zuläuft, er also sehr selten mit dem Rücken zum Tor agiert. Das war gestern anders. Natürlich war Messi trotzdem ein wichtiger Faktor im Spiel, bindet er allein mit seiner Anwesenheit zwei oder drei Gegenspieler und schafft Raum für seine Mannschaftsgenossen.

Adriano und Tello beleben die linke Seite

Ebenso war Adriano ein wichtiger Faktor im Spiel. Ständig schaltete er sich ins Offensivspiel ein und minimierte den Abstand zu Außenstürmer Tello. Dementsprechend zeigte sich die linke Angriffsseite im Verhältnis zu den beiden vorangegangenen Spielen sehr belebt. Aus all diesen Erwägungen entwickelten sich nun die folgenden brisanten Spielsituationen: Fünf Minuten nach Anpfiff kam Pique im Strafraum zum Schuss und setzte den Ball nur knapp neben das Tor. Sodann passierte 20 Minuten recht wenig im Hinblick auf konkrete Torchancen, obschon die Blaugrana sehr gute Ansätze im Offensivspiel offenbarte. Adriano bewies Mut und versuchte es mit einem Distanzschuss außerhalb des Strafraums, der jedoch am Tor vorbeiging. Nur eine Minute später hätte Messi beinahe die Führung durch einen Freistoß besorgt. Blitzschnell führte er den Freistoß aus fast mittiger Position aus und hätte den Torwart so beinahe überrumpelt – doch der Schlussmann parierte den Ball in letzter Not und lenkte ihn ins linke Toraus. Kurz darauf fand Messi am linken Pfosten mit seiner Hereingabe Pique, dessen Torversuch auf der Linie geklärt wurde. Im Vergleich zum Spiel gegen den AC Milan versuchte es der FC Barcelona vermehrt mit Distanzschüssen. Nach knapp einer halben Stunde versuchte sich Iniesta mit einem guten Schuss, der doch wiederum vom Torhüter pariert worden ist.

Iniesta und Messi treffen

Die Erlösung für die Blaugrana, die sich in Zugzwang befand, da der Rivale aus Madrid gegen Osasuna siegreich war, kam in der 40. Spielminute. Sanchez erobert im Pressing den Ball, bedient Messi und dieser leitet das Spielgerät sofort an den in Stellung gelaufenen Iniesta weiter. Indem er einen frühzeitigen Abschluss andeutet, lässt Iniesta seinen direkten Widersacher stehen und vollendet mit einem satten Schuss aus halbrechter Position ins linke Eck. Ein herrlicher Treffer. Nach dem Seitenwechsel ergab sich ein unverändertes Bild auf dem Rasen. Der FC Barcelona war weiter tonangebend und hätte zehn Minuten nach dem Führungstreffer erhöhen können. Doch Messi zögerte zu lange und wurde beim Schussversuch geblockt. Dem war eine mustergültige geniale Kombination vorausgegangen, an der Alves maßgeblich beteiligt war. Kurz nachdem Tello noch einmal mit einem Schuss sein Glück versuchte, gab es Elfmeter für den FC Barcelona. Tello wurde im Strafraum regelwidrig gelegt. Messi ließ es sich nicht nehmen, mit einem sehr präzisen Schuss in die linke Ecke die Vorentscheidung zu besorgen. In der 68. Spielminute prüfte Iniesta mit einem abgefälschten Schuss noch einmal die Qualitäten von Torhüter Iraizoz und bekam die gleiche Antwort wie bei den Versuchen zuvor. Die einzige nennenswerte Chance für den Gast gab es in der 80. Spielminute. Der inzwischen eingewechselte Muniain spielte den Ball an Valdes vorbei, doch Pique war zur Stelle und klärte. Kurz vor Schluss hätte der eingewechselte Keita noch das dritte Tor besorgen können, doch sein Schuss ging an die Latte. Es bliebt damit beim 2:0 und einem sehr guten Gefühl für das kommende Spiel gegen Milan. Visca el Barca!

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