Kurzporträt: Yaya Touré
Geboren ist der Ivorer in Bouaké (Elfenbeinküste), im Jahre 2001 kam er durch eine Verpflichtung dann nach Europa - genauer nach Belgien - und von dort aus über Stationen wie Piräus und den As Monaco hin zum FC Barcelona. Bei Barça spielte Afrikas dreimaliger Fußballer des Jahres bis zum Jahre 2010, als es ihn dann nach England zog. Dort angelangt bestritt er seitdem 123 Spiele für die Citiziens. Es ging für Yaya Touré, den Bruder von Kolo Touré, in Manchester sofort richtig zur Sache. Der Mittelfeldstar durfte im FA-Cup-Halbfinale gegen die Stadtkonkurrenten antreten und erzielte den Treffer zum 1-0, und da die Fans im Stadion an diesem Tag keine weiteren Treffer mehr sahen, führte er sein Team somit ins Cupfinale. Im Endspiel erlebte man toremäßig dasselbe, wieder ein 1-0 und wieder heißt der Schütze Yaya Touré. Spätestens hier dürfte sich der Ivorer in die Herzen der von Fans von Manchester City, welche seit 35 Jahren erstmals einen Titel feiern konnten, eingeschossen haben!
An dieser Stelle ist es interessant, einen Blick auf Yaya Tourés Spielweise zu werfen: Der Mittelfeldspieler agierte beim FC Barcelona als überwiegend defensiver Part, dies sollte sich allerdings bei seinem neuen Verein ändern. War er bei Barça noch ein Spieler, welcher eher verteidigt, wurde Yaya Touré im Club auf der Insel zu einem offensiveren Akteur umgeformt. Letzteres heißt aber nicht, dass er nicht weiterhin gut verteidigen kann. Yaya Touré ist ein sogenannter "Box-to-Box"-Spieler. Unter einem "Box-to-Box"-Spieler versteht man jemanden, der über eine gute Beweglichkeit in beide Richtungen verfügt, also einen Protagonisten, der sowohl den Offensivkräften des Gegners die Hölle heißmachen kann als auch nach vorne in die Spitze eine Bedrohung ausstrahlt - genau wie es Yaya Touré verkörpert. Lange kraftaufwendige Sprints sind für ihn, trotz seines stämmigen Körpers, kein Problem. Umso faszinierender ist es zu sehen, dass gerade so ein schneller Spieler auch noch über solch eine körperliche Kraft verfügt, wie wir sie bei Yaya Touré finden. Und wer jetzt denkt, Geschwindigkeit gepaart mit einem starken Körper ist alles, was Yaya Touré zu bieten hat, der irrt. Der Ivorer ist zusätzlich noch mit einer fabelhaften Kreativität, einem genialen Passspiel und einer brillanten Spielübersicht gesegnet!
Wieso verließ er den FC Barcelona?
Lag es in erster Linie am Gehalt, wieso sich die Wege von Yaya Touré und dem FC Barcelona trennten? Verstand sich der Nationalspieler der Elfenbeinküste mit seinen Mitspielern nicht mehr? War Touré nicht gut genug für den Verein? 'Gut genug' ist an dieser Stelle nicht der richtige Ausdruck. Der 30-Jährige passte zumindest nicht mehr ins Barça-System von Pep Guardiola. Von der These kann man jedenfalls ausgehen, wenn man Yaya Tourés Aussagen Glauben schenkt, die besagen, dass er der Blaugrana erhalten geblieben wäre, wenn Guardiola mit ihm gesprochen hätte. Der ehemalige Trainer der Katalanen ignorierte ihn jedoch und gab immer nur nichtssagende Antworten. Der zweite Grund heißt Sergio Busquets. Der Coach des FC Barcelona baute auf ihn, und somit blieb der aktuell bei Manchester unter Vertrag stehende Spieler im Schatten eines damaligen Jugendspielers, der zum entsprechenden Zeitpunkt noch nicht zur Elite auf seiner Position zählte.
Es ist verständlich, dass ein großer Spieler im besten Fußballalter nicht hinter einem Jugendspieler Platz nehmen möchte. Touré hatte den Wunsch, Stammspieler zu sein. Geht man von den Worten des alten Barça-Trainers aus, so hätte "jeder Spieler zu jedem Zeitpunkt zu ihm [Guardiola] ins Büro kommen können, um zu sprechen. [Seine] Tür stand jederzeit offen.[...] Yaya Touré war derjenige, der Laporta darum bat, den Verein verlassen zu dürfen".
Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Eventuell war die Beziehung zwischen Pep und Yaya alles andere als rosig, vielleicht bevorzugte es der Katalane einfach nur, ein Eigengewächs mehr auf dem Platz stehen zu haben oder aber es lag an Tourés persönlichen Interessen, spielte doch der Bruder des Ivorers bereits bei den Himmelsblauen aus Manchester. Man könnte auch die Theorie aufstellen, es ginge ihm um den Lohn, schließlich war er zur Zeit der Verpflichtung der bestbezahlteste Spieler der Barclays Premier League! Das spielte laut Touré allerdings nicht die größte Rolle. Der Spieler sprach davon, dass er vielmehr auf der Suche nach einer neuen Herausforderung gewesen sei, da er bei Barça titelmäßig alles erreicht hatte. Manchester City soll für den Star der Elfenbeinküste eben genau diese besagte Herausforderung gewesen sein. Man sollte nicht vergessen, dass Mancini damals einen Verein um Yaya Touré herum aufbaute. Dieser wusste sicherlich zu schätzen, dass er nun die essenzielle Rolle zugesprochen bekam, die er sich bei den Katalanen vorgestellt hatte, und so zog es ihn dann letztendlich nach England. Den wahren Grund wissen vermutlich nur diejenigen, die damals daran beteiligt waren, und wir- die Außenstehenden - können nur von dem ausgehen, was uns gesagt wird. Zwar verlor der FC Barcelona einen Spieler, welcher heute zu einem der Besten herangereift ist, jedoch sollten sich die Culés glücklich schätzen, einen Akteur hinzugewonnen zu haben, der heute zu den Arriviertesten auf seiner Position zählt. Wenn wir vorstellen dürfen: Sergio Busquets!
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War Sergio Busquets der richtige Nachfolger?
Es war gewagt, den damals noch recht jungen Spieler so häufig einzusetzen, denn damals war Sergio Busquets noch nicht der Spieler, als der er aktuell bekannt ist.
Er zeigte größere Unsicherheiten, nicht wie heute, wo er nahezu jedes Spiel größtenteils fehlerfrei spielt. Damals war dieser Junge noch nicht der Spieler, der heutzutage von vielen als noch wichtiger für das Spiel der Katalanen als Lionel Messi angesehen wird! Aber langfristig gesehen kann man sagen, Guardiola hat alles richtig gemacht, indem er früher auf Sergio Busquets setzte. Es wäre ohnehin viel zu viel verlangt, bei einem Jugendspieler ein fehlerfreies Spiel vorauszusetzen. Busquets, den Pep aus der Masia der Katalanen kannte, war damals - als er Yaya Touré verdrängte - in etwa 20 Jahre alt. Seit diesem Alter hat sich die Nummer 16 der Blaugrana zu einem der konstantesten Spieler des Teams entwickelt. Und da zur Vereinsphilosophie die Förderung der Eigengewächse gehört, war der Schritt, der getan wurde, nachvollziehbar. Fans und Vorstand können sich über die Entscheidung jedenfalls glücklich schätzen. Das belegen auch die Statistiken. Diese sollte man jedoch mit dem Hintergedanken genießen, dass Barça in erster Linie einen verteidigenden Part für das defensive Mittelfeld suchte.
Der aktuelle Mittelfeldakteur der Blaugrana präsentiert sich defensiv in jedem Punkt statistisch besser als der Ivorer. Bei ungefähr gleicher Spielanzahl kommt Sergio Busquets auf 2.6 Tackles pro Spiel im Schnitt, während Yaya Touré lediglich 1.8 davon pro Spiel erreicht. Dadurch ist der Katalane in der Verteidigung von größerer Relevanz. Stellt man die Menge der Tackles in Relation mit den dabei begangenen Fouls, weist der spanische Nationalspieler ein Foul pro Spiel auf und Yaya Touré 1.3. Daraus kann man erkennen, dass der Ex-Barça-Spieler bei weniger Tacklings mehr Fouls begeht. Der erwähnte Fakt ist jedoch nicht der einzige, der in die Karten des Katalanen spielt. Wirft man einen Blick auf das Passspiel, hat auch hier Yaya Touré den Kürzeren gezogen. Bei 7 Pässen mehr pro Spiel (Sergio: ~79/ Yaya: ~72) hat der Barcelona-Spieler eine Genauigkeit von 93.3% angekommener Pässe, wobei der Himmelsblaue "bloß" 90.3% angekommene Pässe vorzuzeigen hat (besonders nennenswert: Die CL-Quote: Busquets: 98.8% / Touré: 61.3%) . Zugegeben, die Werte des Manchester-City-Akteurs sind auch nicht ohne und Yaya Touré hat gewiss in anderen Aspekten die Nase vorn, allerdings kann man spätestens nach dem Vergleich der Statistiken nicht mehr behaupten, Busquets wäre nichts die richtige Wahl gewesen, insbesondere wenn man in Betracht zieht, dass dieser omnipräsent auf dem ganzen Spielfeld vertreten ist, wenn es darum geht, Bälle zu erobern und das Spiel aufzubauen. Man male sich bloß aus, wie Barça besetzt wäre, wenn man die Möglichkeit hätte, beide gleichzeitig aufzustellen. Das werden jedoch bloß Spekulationen bleiben! Die Culés haben einen großartigen Spieler ergattert, jedoch ging auch einer, der momentan seine Exzellenz unter Beweis stellt.
Vermisst Yaya Touré den FC Barcelona?
Yaya Touré, ein großartiger Spieler, dem sicherlich die Herzen vieler Culés zugetan sind, doch beruht dieses Gefühl auch auf Gegenseitigkeit? Schlägt das Herz des Ivorers immer noch "katalanisch"? Um dieser Frage genauer auf den Grund zu gehen, betrachten wir zunächst einmal die Aussagen vor dem Hinspiel. Auf die Frage, wie das Hinspiel ablaufen könnte, leitete Yaya Touré bereits die Richtung seiner Einstellung ein: "Ich denke, es wird ein gutes Spiel. [...] Es wird schwer, aber wir müssen ein gutes Heimresultat erspielen". Weiter geht es im gleichen Interview mit folgendem Szenario:
Reporter: „Yaya, du hast Barça im Jahr 2010 verlassen,[die Pupillen des Mittelfeldakteurs bewegen sich hin und her, sein Blick wirkt skeptisch]- denkst du, es war die richtige Entscheidung?"
Yaya Touré: [räuspert sich zunächst] „Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein, ich glaube an Gott. Und ich denke, es war die richtige Entscheidung. [...] Ich kam hierher, um einige Titel zu gewinnen, und das tat ich."
Interessant ist in diesem Abschnitt des Interviews die Körpersprache des Nationalspielers der Elfenbeinküste, denn: hin und her irrende Augen sind laut Experten, die sich mit Körpersprache beschäftigen, ein Zeichen für Unsicherheit. Die Worte von Yaya Touré sprechen eine Sprache- und zwar jene, dass er den Wechsel ins Vereinigte Königreich nicht bereut hat. Dies kann man ihm auch durchaus glauben, immerhin ging seine Karriere tatsächlich rasant bergauf. Jedoch spricht aus seiner Körpersprache eine Unsicherheit, welche durch das Räuspern vor seiner Antwort bestätigt zu werden scheint. Wieso wirkt Yaya Touré aber bei der Frage unsicher? Unter Druck gesetzt fühlen kann er sich nicht wirklich- er hat nichts Falsches gesagt. Liegt es vielleicht daran, dass ihm sein Herz etwas anderes sagt? Möglich ist es, denn der Ivorer hat karrieremäßig absolut keinen Fehler begangen, in seinem Herzen könnte er jedoch die Sehnsucht nach Katalonien tragen.
Die Fragerei geht weiter, man möchte wissen, ob Yaya Touré dem FC Barcelona etwas beweisen möchte in diesem Spiel. „Nein, Nein!" ist die klare Antwort, welche er mit den Worten "ich muss ihnen nichts beweisen, ich habe mit ihnen eine Saison erlebt, in der wir sechs Titel gewinnen konnten", vollendete. Gegen Ende gab es nochmals lobende Worte für die Blaugrana: „Wenn wir die beste Mannschaft der Welt werden wollen, müssen wir zunächst an Barcelona vorbei."
Herzliche Aussagen des ehemaligen Barça-Akteurs, welche an diesem Tage fielen. Doch es gibt noch mehr Barcelona-Sympathie von Yaya Touré. Der Ivorer stand UEFA.com Frage und Antwort. Hier manifestiert sich erst so richtig die Gewissheit, dass Yaya Touré noch ein Herz besitzt, welches in den Farben Blau und Rot schlägt!
Hier einige seiner Aussagen zum Genießen:
„Vor Barça habe ich eine Menge Respekt. Dort wurde mir unheimlich viel geholfen und ich habe auch wahnsinnig viel gelernt."
„Auch wenn ich nun zwar mit einem anderen Trikot den Rasen betreten werde, das Camp Nou ist das Stadion, in dem ich immer spielen wollte."
„Die Culés brachten mir immer so viel Liebe und Respekt entgegen, deshalb wollte ich es vermeiden, den Platz als ihr Gegner zu betreten."
Genug der Interpretationen und Grübeleien. Wer sich jetzt immer noch fragt, ob Yaya Touré denn nun ein waschechter Katalane im Herzen ist, der sollte spätestens nach Yayas Antwort auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, zum Rivalen des FC Barcelona zu wechseln, seine Antwort erhalten.
"Ich bin ein Barça-Fan und ich plane nicht, nach Madrid zu wechseln. Das könnte ich alleine aus Respekt gegenüber den Leuten, die mich so sehr unterstützen, niemals tun. Ich muss Barça dafür dankbar sein, dass sie mir beibrachten zu siegen.”
Nicht zu vergessen sei letztendlich die sehr sportliche Antwort, die Yaya Touré von sich gab, als er danach gefragt wurde, weshalb die Katalanen gewannen:
"Wenn der Gegner besser spielt, dann sollte es gesagt werden. [Sie] haben besser gespielt und das war eindeutig der Grund für unsere Niederlage.”
Schmeicheleien, Komplimente und Lobesreden des Ivorers an die Katalanen. Wenn das mal nicht ein klarer Weg ist, den uns die aktuelle Nummer 42 aus Manchester da zeigt.
Man kann sich sicher sein: Yaya Touré ist durch und durch im Herzen noch ein Culé!
Quellen: whoscored.com
Kommentare
Ich danke Pep trotzdem dafür, dass er Sergio so gefördert hat. Ohne Sergio - keine 6 Titel. Und mit Sicherheit auch danach nicht so ein Erfolg. Sergio Busquets ist für mich der mit Abstand beste ZDM der Welt. Gegen ihn den Platz zu verlieren ist keine Schande für Yaya.
Ich wünsche ihm alles Gute und vll auch ein gutes Spiel heute Abend xD (aber keinen Sieg)
Für Barça war es absolut richtig, auf Sergio zu setzen. Es war eine mutige Entscheidung, sowas erfordert viel Rückgrat des Trainers. Auf der anderen Seite wiederum ist es etwas traurig, dass wir damit eine Lichtgestalt verloren haben. Er hätte unserem Spiel sicher auch weiterhelfen können.
Yaya Touré ist der Typ Spieler der uns momentan fehlt. Meiner Meinung nach kann man Busquets und Toure nur sehr bedingt vergleichen. Ich mag sowohl Sergio, als auch Yaya und kann mich für das Spiel beider gleichermaßen begeistern.
Wenn ich mich nicht komplett irre erlernte Yaya sogar die katalanische Sprache und beantwortete einige Fragen von Journalisten auch auf catalan. Dieser Umstand machte ihn für viele Culés in Barcelona natürlich äußerst beliebt. Ich hoffe auf einen großartigen Empfang für ihn heute Abend - mehr kann ich ihm jedoch nicht wünschen für das heutige Spiel...
Was wäre das für ein Mittelfeld?
Super Artikel, Cem!