FIFA Ballon d’Or 2014: Messi, Neuer oder Ronaldo, wer hat es sich verdient?

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Heute Abend wird in Zürich im Rahmen einer feierlichen Zeremonie der FIFA Ballon d’Or 2014 vergeben. Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Manuel Neuer bilden dabei den Kreis der Anwärter auf die begehrteste Individual-Trophäe der Welt. In Spanien wähnen die Medien den Portugiesen in der Gunst ganz weit vorne, während die deutsche Presselandschaft auf die WM und die überragenden Vorstellungen von ‘Manu, der Libero’ verweist. Wir fragen uns nun: Wer hat sich den Goldenen Ball im Kalenderjahr 2014 am meisten verdient?

Eigentlich kann sich Lionel Messi am Montagabend entspannt zurücklehnen. Viermal konnte der kleine Argentinier bereits den Ballon d’Or gewinnen, so oft wie kein anderer Spieler vor ihm. Es wäre jedoch verfehlt, dem Spieler vom FC Barcelona allein aufgrund seiner zurückliegenden Erfolge den Zugang zu weiteren individuellen Titeln zu verwehren. Stattdessen wäre es schön, wenn die Entscheidungsträger ganz nüchtern, losgelöst von persönlichen Interessen und Sympathien, die Spieler allein auf Grundlage ihrer Leistungen im Jahr 2014 bewerten würden. Reines Wunschdenken, mag dem einen oder anderen jetzt durch den Kopf gehen, und wenn man sich die Stimmvergaben der letzten Jahre im Einzelnen anschaut, dann entsteht durchaus der Eindruck einer auch interessengeleiteten Abstimmung. Wir möchten aber wissen: Wer hat sich den Goldenen Ball am meisten verdient? Beginnen wir mit dem ersten Spieler.

  • Manuel Neuer hat sich in den letzten Jahren zu einem beeindruckenden Torhüter entwickelt. Der Strafraum ist sein Revier, dort strahlt er eine ungeheure Präsenz aus und ist seiner Mannschaft stets ein sicherer Rückhalt. Seine Gebärden nach einem Gegentor – der Ball wird fest umklammert und dem Gegner vorenthalten – sind nicht gerne gesehen, sie sind aber Ausdruck seines Selbstverständnisses und zeigen dem Gegner, „wer hier der Boss ist!”
    Das vergangene Jahr hätte für den 1,93 Meter großen Schlussmann kaum besser laufen können. Zwei Titel sprangen für den 28-Jährigen auf Vereinsebene heraus, in der Liga und im Pokal gab es keine bessere Mannschaft als seine Münchener. Nur der deutschlandweit herbeigesehnte WM-Titel hätte noch einen drauflegen können, und es kam, wie es kommen musste. Mit ‘Manu’ als letztem Mann marschierte die deutsche Nationalmannschaft durchs Turnier und setzte sich im Finale gegen Messi und seine Argentinier durch. Neuer hielt seinen Kasten an diesem Abend sauber, Higuaín und Messi fanden trotz guter Gelegenheiten keinen Weg vorbei am deutschen Schlussmann. An 2014 wird sich Neuer noch lange zurückerinnern, es ist die Zeit, in der er als Torhüter neue Maßstäbe setzte. Doch reicht das aus, um zum besten Spieler des Jahres ernannt zu werden?
    Für Diego Maradona, Platini und auch Cruyff ist die Sache klar: Neuer muss es werden. Dies mutet ein wenig seltsam an, denn gerade diese drei Spieler sollten wissen, dass der Torhüter naturgemäß in seinem räumlichen Einflussbereich beschränkt ist und ihm keine komplexen taktischen Aufgaben überantwortet sind. Technisch, individuell- und gruppentaktisch und konditionell sind die Torwächter nicht einmal im Ansatz so stark gefordert wie die Feldspieler. Hierauf aufbauend kann die Leistung eines Keepers, so gut und so wichtig sie auch sein mag, nicht mit jener eines Feldspielers in Relation gesetzt werden. Es ist bereits eine große Überraschung, dass Neuer es unter die drei besten Spieler der Welt geschafft hat.
  • Lionel Messi ist Dauergast bei der Wahl des besten Spielers der Welt und hat im Angriff weit anspruchsvollere Aufgaben zu bewältigen als der Schützling von Trainer Pep Guardiola. Auch wenn 2014 nicht sein Jahr war, ist er leistungstechnisch zweifellos vor Manuel Neuer anzusiedeln. Nach der ersten Hälfte des Jahres sah es für den vierfachen Weltfußballer allerdings ziemlich düster aus: In der Champions League scheiterte sein FC Barcelona bereits im Viertelfinale an Atlético Madrid, im Finale der Copa del Rey setzte es eine knappe Niederlage gegen den Erzrivalen und in der Liga waren es einmal mehr die ‘Rojiblancos’, die den Traum von einer Titelverteidigung platzen ließen. In all diesen Spielen konnte Messi nicht sein volles Leistungsvermögen abrufen und musste sich Kritik dahingehend gefallen lassen, die Farben von Barça nicht mit absoluter Hingabe zu verteidigen.
    Die Weltmeisterschaft bildete den Wendepunkt, die Aussicht auf einen Weltmeistertitel mit Argentinien lockte eine Messi-Version hervor, die allen anderen Spielern im Turnier einiges voraushatte. Argentinien konnte im Turnierverlauf nicht immer überzeugen, aber sie hatten mit Leo einen Mann in den eigenen Reihen, der sich – die Hoffnung der ganzen Nation in sich tragend – seiner Verantwortung bewusst war und seiner Mannschaft mit unnachahmlichen Dribblings, Kombinationen und Pässen oftmals den entscheidenden Vorteil verschaffte. Was war der Moment schlechthin bei der WM? Das Tor von Götze im WM-Finale war unglaublich wichtig und ästhetisch zugleich, der Fußball-Gourmet wird sich allerdings vor allem auf einen Moment zurückbesinnen: Und zwar jenen Augenblick, als Messi im Spiel gegen die Schweiz diesen [ohne Worte] Pass in den Lauf von Ángel di María spielte. Wahnsinn, eine schlicht ungeheure Handlungsqualität. In der Leistungsspitze kann ihm keiner das Wasser reichen!
    In der Hinrunde erlebten die Fans des FC Barcelona dann einen Messi, den sie zuvor noch nicht gesehen hatten. Er ließ nicht nur sein schier unerschöpfliches Talent sprechen, sondern zeigte sich kampfwillig und spielfreudig wie noch nie. Das Aufbauspiel seiner Mannschaft lebte hauptsächlich von seinem Genie, das Verhältnis von Vollstreckung und Vorbereitung kehrte sich um und die Statistiken schlugen vor allem bei den Assists aus. Leo war nicht nur die Lebensversicherung des FC Barcelona in der Hinrunde, er war nun auch die Unfallversicherung.
    Obwohl die erste Jahreshälfte für Messi zum Vergessen war, war die Nominierung unter die besten drei Spieler der Welt rechtens. Er hat der Weltmeisterschaft in Brasilien seinen Stempel aufgedrückt, wurde richtigerweise zum Spieler des Turniers gewählt und man kann nur erahnen, welche Schlagzeilen heute dominieren würden, wenn Messi nur etwas fähigere Angriffsspieler um sich herum gehabt und Di María sich nicht verletzt hätte. Unter Berücksichtigung seiner Hinrunde, in der er seine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt und in Sachen Aufbauspiel noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht hat, ist er ein ernst zu nehmender Anwärter auf den Goldenen Ball.
  • Am Ende dürfte aber Cristiano Ronaldo das Rennen machen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Spieler in Diensten von Real Madrid die Nase vorne hat und sich heute seinen dritten Ballon d’Or abholen darf. Auch als Anhänger des FC Barcelona muss man die Größe haben, die Leistungen des Portugiesen im Kalenderjahr 2014 anzuerkennen, ungeachtet persönlicher Animositäten, die man gegenüber ihm und seinem Verein hegt. Seine Erfolge mit Real Madrid in der Champions League und in der Copa sind nur eine Facette seiner Geschichte, die andere sind die unzähligen Tore, die er seiner Mannschaft geschenkt hat. Die Gier nach weiteren Treffern treibt ihn nach vorne und fördert das Beste in ihm. Die Handlungsqualität von Lionel Messi ist zwar unerreicht, C. Ronaldo ist es aber gelungen, seine Leistungen über das Jahr gesehen konstanter abzurufen. Nur bei der WM, da ist er zusammen mit der portugiesischen Auswahl abgetaucht. Das vermag an der grundsätzlichen Erkenntnis aber nichts zu ändern: C. Ronaldo hatte ein sehr gutes Jahr und wird sich verdientermaßen die Trophäe abholen.
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