Pedros Wert nicht an Toren zu messen

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Bildquelle: fcbarcelona.com

Die kritischen Stimmen wurden immer lauter, das Unverständnis darüber, wie Tito Vilanova Pedro Rodríguez Ledesma immer wieder das Vertrauen schenken kann, wuchs wöchentlich. Ein mickriges Pflichtspieltor war in seiner Bilanz für die aktuelle Saison vermerkt trotz exzessiver Einsatzzeiten. David Villa hat weitaus weniger Spiele bestritten und sich in durchschnittlich jedem Spiel in der Torschützenliste verewigt. Zu Saisonbeginn wurde Pedro noch auf seine außerordentliche Treffsicherheit angesprochen, doch der Wind hatte sich mangels Kontinuität vor dem Tor gedreht. Für Vilanova bestand gleichwohl kein Anlass, an Pedro zu zweifeln. Beim FC Barcelona ist der individuelle Ruhm von nachrangiger Bedeutung, die Mannschaft steht im Vordergrund. Dementsprechend wird der Wert von Pedro durch seinen Beitrag zur Mannschaftsleistung ermittelt und es steht außer Frage, dass er ein wichtiges Mosaik im Kollektiv des FC Barcelona ist.

Für einen Stürmer zählen nur Tore – Ein Fehlglaube

Zwei Tore konnte Pedro gestern zum Sieg über den Stadtrivalen Espanyol Barcelona beisteuern und gehörte zu den besten Spielern auf dem Feld. Nicht wenige Medienvertreter werden nach diesem Torerfolg geneigt sein, von einem Durchbruch der mentalen Blockaden, von einer innerlichen Befreiung und Ablegung der mentalen Fesseln zu sprechen, bezugnehmend auf die lange Zeitspanne, in welcher Pedro ein Torerfolg vergönnt gewesen ist. Und sie werden sich bestätigt fühlen in ihrer Sichtweise, sollte der Außenstürmer in den kommenden Spielen noch weitere Tore folgen lassen, andernfalls im Angesicht ihrer Kurzsichtigkeit Kritik hageln lassen, als hätte der Befreiungsschlag niemals stattgefunden.

Kaum einer von ihnen macht sich die Mühe, das Geheimnis des katalanischen Spiel, die Hintergründe ihres Erfolges ans Tageslicht zu fördern und die individuelle Leistung der Spieler vor diesem Hintergrund ihrer relativen Bedeutung zuzuführen. Wenn Pedro lange Wegstrecken hin zur Abwehr zurücklegt, sich völlig für die Mannschaft aufopfert und seine Leistung in derjenigen der Mannschaft aufgeht, wird dies als Zeichen seiner Absicht interpretiert, die Glücklosigkeit in ferneren Regionen auf dem Platz zu kompensieren. Es ist das Mindeste, was von diesem Spieler erwartet werden kann, wenn er seiner Berufung, dem Toreschießen – aus welchen Gründen auch immer – nicht nachgehen kann. Nur den Wenigsten wohnt eine Vorstellung davon inne, dass die taktische Konzeption des FC Barcelona dieses Verhalten erfordert. Die Mannschaft ist Erbe des “Totalfutbol”, des totalen Fußballs. Nahezu alle Spieler sind in die Verteidigungsarbeit eingebunden, ebenso in den Angriff. Es besteht die Verbindlichkeit, bei Bedarf hinten auszuhelfen und sich weit nach hinten fallen zu lassen. Wer seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, ist fehl am Platz und wird es beim FC Barcelona nicht weit bringen. 

Aus einer defensiven Position heraus Tore zu erzielen, kann sich als äußerst schwierig erweisen. An einer eventuell entstehenden Konterbewegung kann ein Außenstürmer, der sich zur Verteidigung auf der Außenbahn aufhält, nur schwer partizipieren, da die Wege hin zum Tor schlicht zu lang sind. Darüber hinaus fehlt einem Außenstürmer bei einem geordneten Spielaufbau der unmittelbare Bezug zum gegnerischen Tor. Er ist meist an die Außenbahn gebunden und für die Breite im Spiel verantwortlich. Der FC Barcelona versucht bei gegnerischem Ballbesitz die Räume möglichst eng zu machen und sie bei eigenem Ballbesitz zu weiten. Um Letzteres zu bewerkstelligen, werden Außenstürmer aufgestellt, die fernab des Zentrums, aus dem heraus für gewöhnlich die Tore erzielt werden, den übergeordneten taktischen Prinzipien dienen. Das ist der einzige Grund für die wenigen Torerfolge durch Pedro und Sánchez und nicht etwa fehlende Kaltschnäuzigkeit, Glücklosigkeit oder andere Abwegigkeiten.

Vergleich mit Villa hinkt

Der Vergleich mit David Villa, dem in einem Bruchteil der Spielzeit wesentlich mehr Tore geglückt sind, hinkt etwas. Die Vielzahl seiner Tore ist gravierenden taktischen Umstellungen geschuldet, mit denen Tito Vilanova einen Rückstand noch zu drehen beabsichtigte. Meist wurde Villa nicht als Außenstürmer, sondern als Mittelstürmer aufgeboten bei zeitgleicher Anwesenheit von zwei Flügelakteuren einschließlich Lionel Messi im Zentrum. Vermutlich wären Pedro oder Sánchez im Sturmzentrum ähnlich erfolgreich gewesen, jedenfalls lässt der gestrige Abend einen solchen Schluss zu. Begünstigt durch die Spielweise von Espanyol Barcelona war die Anwesenheit von Pedro auf dem rechten Flügel nicht erforderlich. Dani Alves’ offensive Ausrichtung war aufgrund der tiefverteidigenden Gäste hinreichend, um dem Spiel zur erwünschten Breite zu verhelfen, die Gefahr nicht zu groß, dass der Raum hinter Alves frequentiert bespielt würde. Pedro also durfte ruhigen Gewissens im Sturmzentrum einchecken und sich dort seine überdurchschnittliche Laufbereitschaft und Spurtstärke zunutze machen. 

Zwei Tore gingen auf sein Konto, zwei weitere wurden ihm – wohl zu Unrecht – verweigert. Die Außenstürmer Barças sind sehr wohl in der Lage, auch schwierige Tore zu erzielen, wenn sie sich in den zuträglichen Regionen auf dem Feld einfinden, was das Toreschießen anbetrifft. Vorbehaltlich der genauen Spielweise der Gegner ist aber nicht davon auszugehen, dass wir nun des Öfteren Torerfolge der Außenstürmer bejubeln werden können. Womöglich wird Dani Alves, sofern er überhaupt zum Einsatz kommt, bereits im Spiel gegen Malaga eine restriktivere Spielweise an den Tag legen müssen, wodurch Pedro wieder auf seine angestammte Position rücken würde. Doch auch dort werden wir seine Taten zu schätzen wissen.

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