Barças Shootingstar Pedri: Das unscheinbare Supertalent

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Barças Pedri stellte bei der Europameisterschaft die Fußballwelt auf den Kopf. Dabei verkörpert der 18-Jährige nicht das klassische Supertalent, viel mehr ist er ein stiller Strippenzieher und legitimer Nachfolger Iniestas. Doch was macht Pedri und sein Spiel aus?

Im September 2019 wurde ein gerade einmal 16-jähriger Nachwuchskicker der UD Las Palmas, der nur wenige Monate zuvor seinen ersten Profivertrag unterschrieben hatte, vom großen FC Barcelona verpflichtet. Der Name Pedro González López, genannt Pedri, war wohl den meisten Fußballfans zu diesem Zeitpunkt kein Begriff, er flog unter dem Radar der heutzutage medial im Rampenlicht stehenden Supertalente, die durch prominente Agenten und professionelle Instagram-Accounts bereits gefühlt im Kindesalter auf der Bühne Fußball in Erscheinung treten.

Wieso also sollte Barça diesen Jungspund eines Mittelklasseklubs der zweiten spanischen Liga den eigenen La-Masia-Talenten vorziehen? Diese Frage stellt sich heute, im Juli 2021, keiner mehr. Der unscheinbare Pedri hat innerhalb von zwei Jahren, besonders aber in den letzten zwölf Monaten, einen Aufstieg erlebt, wie es ihn zuvor auf die Art und Weise in diesem Tempo nur selten gegeben hat.

Von der zweiten Liga über Barça zur EM

Zur Bekanntgabe seines Wechsels in die katalanische Hauptstadt kickte der in Tegueste auf der Insel Teneriffa geborene Youngster noch in der zweiten Liga und für die U-18 Spaniens. Barça hatte jedoch einen Plan: Die Blaugrana verpflichtete das Talent im September 2019 für fünf Millionen Euro, verlieh den Youngster aber direkt eine weitere Saison an die UD Las Palmas, wo er erstmal weiter in der zweithöchsten Spielklasse des Landes Erfahrung sammeln sollte.

Ab diesem Zeitpunkt wurde seine Entwicklung natürlich mit Argusaugen verfolgt und sein Talent mehr und mehr sichtbar. Als Pedri dann im Sommer 2020 endgültig zum FC Barcelona stieß – der sich zu dem Zeitpunkt ganz nebenbei in einer der schlimmsten Krisen der Vereinsgeschichte befand – wurde noch über seine Rolle in der kommenden Saison spekuliert. Max Eberl von Borussia Mönchengladbach machte sich Hoffnungen auf ein Leihgeschäft, immerhin trauten die wenigsten dem dann 17-Jährigen konstante Einsatzminuten bei einem der größten Vereine der Welt zu.

Doch bereits nach wenigen Trainingseinheiten wurde dem neuen Barça-Coach Ronald Koeman bewusst: Diesen Jungen müssen wir behalten – und spielen lassen.

Schnell hatte sich Pedri einen regulären Platz in der ersten Elf verdient – und war im Laufe der Saison dann sogar nicht mehr aus der ersten Elf wegzudenken. Und wurde so zum Senkrechtstarter: Satte 52 Pflichtspiele bestritt der Neuzugang für den FC Barcelona, wurde spanischer A-Nationalspieler und schlussendlich von Nationaltrainer Luis Enrique sogar in den Kader der Europameisterschaft berufen. Ein kometenhafter Aufstieg in die Eliteklasse des Weltfußballs, und das binnen einer Saison und als 17- respektive mittlerweile 18-Jähriger. “Alles in meiner Karriere geht gerade sehr schnell. Ich bin glücklich, das genießen zu können, was mir am meisten Spaß macht”, sagte Pedri während der EM gegenüber der SPORT.

Bei der EM ist der Stern Pedris auch auf internationaler Ebene endgültig so richtig aufgegangen. Er stand bei jedem Spiel in der Startelf, verpasste nur die letzte Minute im Viertelfinale gegen die Schweiz, als er für das Elfmeterschießen ausgewechselt wurde. Nach der EM wurde er zum besten jungen Spieler sowie ins Team der EURO 20 gewählt.

Pedri als legitimer Thronfolger Iniestas

Luis Enrique vertraute dem Shootingstar bedingungslos, der mit seinen zarten 18 Jahren so abgeklärt und routiniert spielt, als hätte er schon zehn Spielzeiten auf höchstem Niveau hinter sich. Mit seiner Ruhe am Ball findet Pedri eine Lösung für nahezu jede Situation, bewegt sich federleicht über den Platz und wirkt stets so, als hätte er das Spielgeschehen jederzeit im Griff. Es sind genau diese Dinge, die ihn so unverzichtbar machen: Pedri steht auf dem Platz nicht im Rampenlicht, er trifft aber eine Menge richtiger Entscheidungen und stellt sich in den Dienst der Mannschaft.

Eine große Ansammlung an Scorerpunkten, Showeinlagen oder Highlight-Plays wird man bei dem 18-Jährigen weniger häufig sehen, dafür überzeugt er mit Spielintelligenz, Abgeklärtheit, Ballsicherheit und Übersicht. Selbst die Barça-Legenden Xavi und Iniesta waren eher unscheinbare Strippenzieher – kein Wunder also, dass Pedri vor allem Iniesta immer wieder als sein Vorbild bezeichnet.

Auch Xavi und Iniesta galten nicht von Anfang an als Supertalente, überzeugten auf dem Platz aber genauso wie ihr potenzieller Thronfolger. Anders als andere, klassische Supertalente sorgt Pedri ausschließlich mit seiner Leistung für Schlagzeilen, nicht durch Instagram-Posts, hohe Ablösesummen, nächtliche Eskapaden oder extravagante Frisuren oder Outfits. 

Ein unscheinbarer, leiser, zurückhaltender Bursche, der einfach seinen Stiefel herunterspielt und trotz jungen Alters und Unerfahrenheit offenbar keinerlei Druck verspürt. Und der dadurch so auftritt, als würde er schon ewig bei Barça spielen. Im Optimalfall wird Pedro González López genau das tun: Der Blaugrana viele Jahre lang Freude bereiten und die Fußballwelt zum Staunen bringen.

Jan-Hendrik Busch / Alex Truica

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