Mittelfeldexperimente fruchten nicht
Dass Ronald Koeman zwischen den beiden Spielen in der Copa del Rey in dem ein oder anderen Mannschaftsteil zur Rotation greifen würde, war für die meisten Culés absehbar. Wer genau nach den intensiven 120 Minuten in Granada eine Pause bekommen sollte, blieb aber bis eine Stunde vor Spielbeginn das Geheimnis des Übungsleiters.
Dann war klar: Die Rotation wirkte sich insbesondere auf das Mittelfeld der Blaugrana aus. Während Sergio Busquets in der Startelf so zu vermuten war, galt die Aufstellung Riqui Puigs als Überraschung, schließlich kam der Youngster zu seinem ersten Startelfeinsatz in der Liga in der aktuellen Saison. Zudem bekam Miralem Pjanic erneut die Chance, Werbung für sich selbst zu machen.
Doch der Bosnier wirkte von Beginn an eher müde als engagiert. Zwar bot er sich in der Anfangsphase immer wieder in den Halbräumen an, um Kurzpässe der Verteidiger entgegen zu nehmen, spätestens mit Frenkie de Jongs Einwechslung blieben diese unterstützenden Aktionen jedoch auf der Strecke liegen. Stattdessen auffällig: Immer wieder standen sich der 30-Jährige und Sergio Busquets im Zentrum auf den Füßen, wodurch überhaupt keine Räume für Mitspieler geschaffen werden konnten.
Dies lag aber auch an der Rolle des zwei Jahre älteren Busquets. Der zuletzt formstarke Mittelfeldregisseur erlebte ein Spiel, in dem er in ungewohnter Paarung eher auf der Suche nach sich selbst war. Barças Nummer 5 war zwar stets darum bemüht, Doppelpässe mit seinen Mitspielern auszuführen, doch angesichts der eher ungewohnten Konstellation auf dem Feld und der eigenen Müdigkeit konnte aus dem Zentrum heraus gerade in der ersten Halbzeit kein erfolgreiches Angriffsspiel aufgezogen werden.
Riqui Puig hingegen zeigte sich engagierter und belebte den Auftritt der Katalanen in einem - die Mittelfeldregionen betreffend - eher tempoarmen ersten Durchgang. Der Youngster sollte unverkennbar einen anderen Part als Pjanic und Busquets übernehmen. So sollte das La-Masia-Talent seine Rolle ähnlich interpretieren, wie Pedri dies tut, wenn Lionel Messi als falsche Neun agiert. Dies bedeutet, dass Puig vor allem im Spiel gegen den Ball neben Griezmann die Hintermannschaft der Béticos kontinuierlich mit voller Intensität anlief, um somit für Stressmomente zu sorgen.
- Noten | Busquets hat Probleme, Puig und Pjanic nutzten Chance nicht
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Dass Puig dennoch kaum konsequente Offensivaktionen einleiten konnte, liegt jedoch nicht nur am 21-Jährigen selber. Durch die weniger souveräne Herangehensweise von Busquets und Pjanic fehlte dem emsigen Puig möglicherweise die erwünschte Absicherung, die offensiv agierende Mittelfeldakteure benötigen.
Deutlich wurde dies in der letzten Viertelstunde, in der de Jong mehrmals von seiner Dynamik zu Nutzen machen wusste, um sich so ins Offensivspiel der Blaugrana einzubinden. Obwohl der Niederländer zuvor fast 70 Minuten lang als Verteidiger agierte, zeigte er, wie es sich mit Pedri kombinieren ließ, der sich immer dann tief fallen ließ, wenn de Jong gen letztes Drittel zog. Diese Aktionen zeigten nicht nur, dass de Jong und Pedri perfekt aufeinander abgestimmt sind, sondern auch, dass Busquets als Kapitän damit überfordert war, sich auf neue Mittelfeldpartner einzustellen, um diese in das Spiel, das er lenken sollte, richtig einzubeziehen.
Torgefahr nur durch Messi?
Dass die spanische Regie in der ersten Hälfte des Spiels immer wieder den auf der Bank beziehungsweise in Zeiten der Corona-Pandemie eher auf der Tribüne des Estadio Benito Villamarín sitzenden Lionel Messi einblendete, war vor allem Barças Angriffsschwäche in den ersten 45 Minuten geschuldet.
Die Katalanen konnten im ersten Durchgang keinen einzigen Schuss auf das Gehäuse von Joel Robles verzeichnen. Ein katastrophaler Wert, der bei genauer Betrachtung der taktischen Aufstellung jedoch nur bedingt verwundert. Martin Braithwaite auf dem linken Flügel aufzustellen führte in dieser Saison noch zu keiner ertragreichen Partie des Dänen, der lieber als klassischer Stürmer agiert. In einem weiteren unglücklichen Spiel seinerseits tauchte er nur selten in des Gegners Strafraum auf; nicht nur in diesem Spiel konnte er aus halblinker Position dabei nicht für Gefahr sorgen.
Antoine Griezmann und Ousmane Dembélé, deren Formkurven zuletzt deutlich nach oben zeigten, traten zwar couragiert auf und konnten auch spielerisch Akzente setzen, die meisten Aktionen der beiden konzentrierten sich jedoch auf die Bereiche um den Strafraum herum. Es schien fast so, als ob sie sich nach einem Stürmer sehnten, der auf Hereingaben der beiden warten würde. Bei aller Einsatzfreude und Zweikampfhärte braucht es eben einen Zielspieler, der auch mit langen Bällen, wie sie das ein oder andere Mal im ersten Durchgang geschlagen wurden, erreicht werden kann.
Nach 57 Minuten betrat mit Lionel Messi ein solcher Zielspieler das Spielfeld (auch wenn es sich um keinen Abnehmer für lange Bälle handelt; diese wurden in der Folge fast gänzlich eingestellt). Dies machte sich zunächst auf der Anzeigetafel bemerkbar: Kaum war La Pulga im Spiel, traf er zum Ausgleich. Von da an nahm der Argentinier das Spielgeschehen in seine Hand, kreierte Vorstoß um Vorstoß und setzte somit seine Mitspieler immer wieder mit Pässen aus der Tiefe in Szene.
Seine Einwechslung schien (fast) die ganze Mannschaft motiviert zu haben, nochmal aus sich herauszugehen und präsenter zu erscheinen. Die Selbstverständlichkeit war mit Messi auf den Platz zurückgekommen: Alba konnte seine Läufe hinter die Abwehrkette wieder aufziehen, wodurch nach einem geistesgegenwärtigen Pass von Messi zur Grundlinie das 2:1 entstand. Dembélé konnte sich auf die Aufgaben auf dem Flügel konzentrieren und selbst Trincão kam nach einer von Messi initiierten Offensivsequenz zu seinem Premierentreffer. Dieses Spiel wird wohl weitere Diskussionen anfeuern, inwiefern die Mannschaft von den Leistungen Lionel Messis abhängig ist.
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Kein Zugriff bei flachen Hereingaben
Auch wenn die Mannschaft Ronald Koemans gegen Real Betis dreimal erfolgreich war, verursachte das kollektive Abwehrverhalten der Blaugrana Spannung bis in die Schlussphase hinein. Große Probleme bereiteten gerade in der Anfangsphase flache Hereingaben von der Grundlinie aus und das Umschaltspiel der Verdiblancos, das sich über die gesamte Breite des Spielfeldes streckte.
Waffen, mit denen das Team von Manuel Pellegrini in jüngster Vergangenheit schon einige Gegner vor Probleme stellte. Und so fiel auch das erste Tor des Abends: Ein Konter, welcher auf der linken Angriffsseite von Betis entstand und durch Nabil Fekir in hoher Geschwindigkeit auf die rechte Seite verlagert wurde, wo Emerson den Ball an den Fünfmeterraum spielen konnte. Borja Iglesias musste nur noch einschieben. Alba ließ zuvor Emerson flanken, Busquets ließ Iglesias gewähren und zeigte keinerlei Interesse, energisch dazwischen zu gehen.
Doch nicht nur Jordi Alba, sondern auch Rechtsverteidiger Oscar Mingueza agierte in solchen Situationen viel zu zaghaft, der Youngster schien bei einigen Situationen zu Beginn der Partie im Raum verteidigen zu wollen - fast schon wie ein Innenverteidiger. In den meisten Fällen bekam zwar ein Barça-Akteur den Ball geklärt, doch die Zuordnung im Strafraum stimmte bei einigen Situationen überhaupt nicht - hier machte sich Ronald Araujos verletzungsbedingte Auswechsung schmerzlich bemerkbar. Gegen zukünftige Gegner sind Ronald Koeman und sein Trainerteam wohl gut darin beraten, das Verhalten in der Rückwärtsbewegung in den wenigen Trainingseinheiten, die ihnen zur Verfügung stehen, zu verbessern.
Kommentare
Man sieht nach wie vor, dass Messi unserem Spiel sehr fehlt wenn er nicht spielt. Das ist traurig aber auch ein Beweis dafür dass er noch immer der beste Spieler der Welt ist.
Trotzdem war es mutig von Koeman eine veränderte Elf aufs Feld zu schicken. Selbst wenn diese nicht Durchschlagskrä ftig war, so haben sie den übrigen Spielern wichtige Minuten zur Erholung beschert. Diese Maßnahme hat seinen Zweck mehr als erfüllt.
Dass "Messi dem Barça-Spiel sehr fehlt wenn er nicht spielt" ist mehr als bewiesen und damit stimme ich auch hundertprozenti g zu. Er würde auch jeder Fußballmannscha ft fehlen. Aber daraus abzuleiten, dass dies ein Beweis dafür ist, dass er noch immer der beste Spieler der Welt ist, ist nicht mehr und nicht weniger ein Sophismus, also eine Argumentation bzw. Aussage mit trügerischer Logik. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Die totale Messi-Abhängigk eit von Barça ist nur ein unwiderlegbarer Beweis der hoch Inkompetenz in der Barça- Sportleitung, die seit mehreren Jahren nichts effektiv dagegen unternommen hat und nicht ein Beweis dafür dass er noch immer der beste Spieler der Welt ist .
Übrigens, ob man damit einverstanden ist oder nicht, der aktuelle offizielle beste Fußballspieler der Welt ist Lewandoski.
Gegen PSG würde ich eher ein 3-4-3 spielen. 3er Kette mit Lenglet, Umtiti und Mingueza. Dafür Alba und Dest als winger damit die abgesichert sind und so Neymar bzw. Mpappe Doppeln können. Zentral Pedri und Jong, Sturm Messi, griezmann und dembele. Oder Busquets als IV anstatt Umtiti.
Warum sollten wir ausgerechnet jetzt, nach 27 von 30 möglichen Punkten und dem starken Gegner Sevilla im Pokalhalbfinale auf ein nicht eingespieltes System mit Dreierkette wechseln? Gegen PSG das gleiche... macht keinen Sinn.
Nächste Frage: wo spielt Dembele? In einem System mit Dreierkette ist für ihn kein Platz, schon gar nicht wenn Alba und Dest die Flügel bekleiden sollen.
Und das aller absurdeste in deinem Kommentar: Busquets als Innenverteidige r?! Gegen PSG?! Das wird zweistellig. Kollege Mbappe rennt selbst rückwärts schneller als Busquets.
Zumal wir das System diese Saison schon gespielt haben, also komplett unbekannt wäre es nicht. Voraussetzung für mich wäre aber das Dest fit ist, sonst macht es recht wenig Sinn, wenn du nicht zwei schnelle und laufstarke Winger hast. Dembele kann sehr wohl auch im rechten offensiven Halbraum mit vielen Freiheiten spielen, wüsste nicht wieso das nicht gehen sollte...
Aus meiner Sicht das 3-4-3 auf jeden Fall eine interessante Idee!
2) Die 3er Kette steht und fällt mit Dest. Bei seinen vielen muskulären Problemen in letzter Zeit bezweifle ich, dass er 90 Minuten gegen PSG spielen kann.
3) Dembele gehört für mich auf den Flügel, wobei ich mich mit der Idee, ihn mal im Doppelsturm auszuprobieren, anfreunden kann. Wenn er diagonale Läufe vom Tor weg (auf den rechten Flügel) macht, wie du bereits sagtest, entsteht Platz für Tiefenläufe der Mittelfeldspiel er.
Ich würde ihn in der Konstellation auch erstmal auf der Bank lassen. Es schadet grundsätzlich ja nicht, auch gute Spieler auf der Bank zu haben.. PSG wird vermutlich auch nicht mit Neymar, Mbappe, Di Maria, Icardi und Moise Kean auf einmal auflaufen. In so einem Spiel ist es sogar unabdingbar von der Bank das Spiel nochmal verändern zu können, da wäre Pedri der genau Richtige!
Ich gebe dir aber wie gesagt recht bei Dest, ohne ihn funkioniert dieses 3-4-3 nicht.
Eventuell reden wir gerade auch alle aneinander vorbei. Was bedeutet für euch 3-4-3? Für mich heißt das, es gibt eine hybride 3er/5er Kette, dadurch logischerweise eine rechte und linke Mittelfeldposit ion und vorne zusätzlich einen Rechts- und Linksaußen, da man mit 3 Angreifern spielt.
Meine Vermutung für das Spiel gegen PSG:
Griezmann - Messi - Dembele
Pedri (10er, leicht links versetzt)
De Jong (8er, leicht rechts versetzt)
Busquets (6er)
Alba - Umtiti - Lenglet - Mingueza
Ter Stegen
1) Wir hatten diese Saison nur 2(!) Spiele mit 3er Kette, und das gegen Valladolid und Eibar... Kein Vergleich zu PSG.
2) Die beiden Spiele waren im 3-6-1 und OHNE jeglichen Flügelspieler. Kein Fati oder Dembele, nicht mal Trincao oder Konrad haben gespielt. Ein 3-4-3 muss eingespielt sein. Vor allem der Flügelspieler mit seinem jeweiligen Partner aus der 5er Kette.
3) Diese beiden Spiele sind jetzt 2 Monate her und wir haben uns längst auf ein 4-2-3-1 / 4-3-3 Hybrid mit falscher 9 eingespielt.
4) In beiden Partien hat Dest gespielt. Einmal über 90 Minuten, einmal nur über eine Halbzeit (weil gegen Eibar nach vorne zu wenig ging). Er ist essentiell für die 3er/5er Kette, da Roberto noch wochenlang verletzt ist und Mingueza die Position nicht spielen kann. Der ist schon als klassischer Rechtsverteidig er überfordert.
Ich glaube aber, dass eine Profi-Mannschaf t durchaus in der Lage sein kann, so ein "ungeübtes System" trotzdem zu praktizieren. Zumal man ja sagen muss, dass wir in unserer eingespielten Formation defensiv brutal anfällig sind! Ob das mit einem zusätzlichen IV und veränderter Grundordnung wirklich viel schlimmer werden würde, bezweifle ich.
Zumal ich gar nicht so viele Unterschiede zur aktuellen Besetzung der Räume sehen würde. Alba spielt sowieso immer einen gefühlten Linksaußen und Griezmann ist dafür mehr eingerückt im linken Halbraum.
Die Unterschiede lägen darin, das wir halt einen IV statt eines Mfs (z.B. Pedri) mehr hätten und Dembele eben etwas eingerückter wäre, was aber nicht ausschließt, das er auch mal von der Linie weg spielen könnte.