Barças Spielaufbau mit Dreierkette
Nominell agierte der FC Barcelona im Heimspiel gegen Deportivo Alaves in einem 4-3-3-System, welches jedoch, wie unter Ronald Koeman gewohnt, sehr flexibel ausgelegt wurde. Besonders im eigenen Spielaufbau sah man dieses Mal einige taktische Aspekte, die sich der niederländische Übungsleiter im Vorfeld der Partie einfallen ließ.
Ein taktischer Schachzug war unter anderem die Spieleröffnung mit einer Dreierkette. Soweit nichts Neues, jedoch lässt sich in der Regel Sergio Busquets aus dem Mittelfeld in die hintere Reihe fallen um dort den Spielaufbau zu unterstützen. Gegen Deportivo Alaves blieb der spanische Routinier jedoch meist im Mittelfeld und ordnete dort das Geschehen.
Wie konnten die Katalanen nun als dennoch das Spiel mit einer Dreierkette eröffnen? In der Spieleröffnung agierte Barça oftmals in einer Art 3-1-4-2-System mit jeweils einem Spieler pro Flügel. Auf der linken Seite war dies Junior Firpo, der aus der Viererkette aufrückte. Auf der rechten Seite sorgte Francisco Trincão für Breite, während Oscar Mingueza sich offensiv weitgehend zurückhielt (seine Flanke vor dem 1:0 war die Ausnahme der Regel) und im Spielaufbau den rechten Part der Dreierkette einnahm.
Die weiteren Teile der Dreierkette bildeten Frenkie de Jong (zentral) und Clement Lenglet (links). Das Experiment funktionierte auf jeden Fall bestens, da sowohl Trincão als auch Firpo trafen und sich Mingueza in seiner Rolle auch sehr wohl fühlte und darüber hinaus bei einem seiner wenigen Vorstöße das 1:0 mit vorbereitete.
Das hohe Aufrücken von Firpo ermöglichte es darüber hinaus, dass Antoine Griezmann extrem weit ins Zentrum abdriften und neben Messi quasi eine zweite Spitze geben konnte.
Jugend forscht beim FC Barcelona
Zwar steht nächste Woche das erste Champions-League-Achtelfinale gegen PSG an und aus diesem Grund musste Ronald Koeman auch hier und da rotieren, dennoch war seine Startaufstellung schon ein Fingerzeig. Mit Oscar Mingueza, Riqui Puig, Ilaix Moriba und Trincão starteten vier junge Spieler für Barça.
Und darüber hinaus machten es die Youngsters sehr gut. Insbesondere bei Moriba überschattete zwar sein folgenschwerer Fehlpass vor dem Gegentor seine Leistung, dennoch zeigte er einige gute Ansätze, bereitete das 1:0 vor - der 18-Jährige entspricht dem Profil eines modernen Box-to-Box-Players, wie es Koeman mag. Gerade jungen Spielern sollte Koeman auch den Raum geben, Fehler machen zu dürfen. Dies beschleunigt deren Entwicklung enorm. Viel wichtiger als die (wenigen) Fehler ist das Potential - und das ist bei Moriba zweifelsohne extrem hoch.
Auch der Portugiese Trincão spielt sich mehr und mehr warm und konnte nach seinem ersten Treffer eine Woche zuvor direkt einen Doppelpack nachlegen. Bei ihm bewies Koeman ein gutes Händchen, setzte ihn immer wieder ein und zeigte sich geduldig. Jetzt scheint der Knoten geplatzt zu sein und Trincão kann sein ohne jeden Zweifel vorhandenes Potential allmählich abrufen.
Messi und Busquets gehen voran
Extrem wichtig für die ganzen jungen Spieler: Lionel Messi und Sergio Busquets. Ein Statement von Riqui Puig nach dem Spiel verdeutlicht beispielsweise die Bedeutung von Busquets: "An der Seite von Busquets ist alles leichter", so Puig. Und man hatte auch das Gefühl, dass dies Moriba ähnlich ging. Nicht ohne Grund spielte das Eigengewächs eine gute erste Hälfte und ließ nach der Auswechslung von Busquets etwas nach.
- Riqui Puig: "Ilaix Moriba wird aus seinem Fehler lernen"
- Noten: Ilaix Moriba bei Liga-Debüt mit Licht und Schatten
Allgemein war auffällig, dass Busquets das Mittelfeld der Katalanen im Stile eines Dirigenten leitet und seinen Nebenleuten Sicherheit gibt. Und auch bei Kapitän Messi ist eine Veränderung des Verhaltens auf dem Platz erkennbar.
Bis vor wenigen Wochen hatte man das Gefühl, dass die ganze Last auf Messis Schultern lastet und dieser sich dieser Last auch bewusst ist. Gerade zu Beginn der Spielzeit wollte Messi mit dem Kopf durch die Wand und das Team mit aller Gewalt alleine zum Sieg führen, demzufolge verkrampfte auch Messi merklich, während Barças Spiel vorhersehbar war. Dies hat sich mittlerweile geändert.
Gegen Alaves war der kleine Argentinier zwar auffällig, allerdings nicht wie sonst an jedem Angriff beteiligt. Messi vertraute seinen Kollegen auf den Platz, ließ sie alleine gewähren und war in den entscheidenden Momenten an deren Seite und unterstützte. Darüber hinaus hatte er sensationelle Einzelaktionen, zu denen wohl nur ein Spieler auf dem Planeten fähig ist.
Mehr zum 5:1 Barcelonas gegen Alaves:
Kommentare
PUNKT 1 Die Dreierkette:
Diese gab es ja schon häufig, wurde mit Busquets als "Anker" (So nenne ich die Rolle, wenn sich der 6er zwischen die Innenverteidige r fallen lässt) jahrelang praktiziert. Eine zweite, etwas neuere Option ist, dass Busquets neben die Innenverteidige r abkippt und ein Bindeglied zum Flügel bildet. Die Option von vorgestern ist ebenso einfach wie kreativ. Die Schlüsselpositi on für dieses System war für mich Mingueza. Prinzipiell spielten wir im 4-3-3, allerdings der asynchron und situativ mit Dreierkette.
Formation 1 (4-3-3)
Griezmann Messi Trincao
..........Puig Moriba
............Busquets
Firpo Lenglet De Jong Mingueza
Nun zu den Laufwegen: Firpo spielt sehr offensiv, Alba like, und verlässt die 4er Kette. Dafür schieben die restlichen 3 Verteidiger (inklusive Mingueza) etwas nach links und bilden eine 3er Kette. Trincao, der theoretisch auf Höhe von Firpo agiert, schiebt situativ an der rechten Seitenlinie nach oben und unten, hält aber die Breite, da er der einzige ist, der eine Position auf rechts bekleidet. Teilweise holte er sich Bälle auf Höhe der Mittellinie ab, ohne seine Pflichten als klassischer Rechtsaußen zu vernachlässigen . Das Mittelfeld Dreieck bleibt unverändert das Herzstück der Mannschaft. Durch die hohe Position von Firpo kann Griezmann einrücken. Da Messi eine Lücke im Zentrum hinterlässt, wenn er dem Spielaufbau entgegenkomm, MUSS es Griezmann sogar. Durch die Bewegung in die Innenverteidigu ng von Mingueza wird eine Rotation im Uhrzeigersinn angestoßen. Eine ganz andere als die Rotation, als sie Busquets anstößt.
Formation 2 (352 oder 361, je nachdem ob man Messi als zweiten Stürmer oder Mittelfeldspiel er ansieht, da er ja eine falsche 9 gibt)
.......Griezmann
...................Messi
Firpo Puig Moriba Trincao
..........Busquets
Lenglet De Jong Mingueza
Um nochmal auf die Kritik von Alvaro einzugehen: (Ich hoffe wir können diese Woche etwas anständiger und sachlicher miteinander diskutieren)
Ich habe schon immer behauptet, dass man im modernen Fußball keine festen Positionen und Formationen hat. Die Grundordnung kann man aber sehr wohl abbilden. Die tatsächlichen Durchschnittspo sitionen unserer Spieler wird auch wohl tatsächlich eine Mischung aus den beiden oben aufgezeigten Aufstellungen sein. Unser System ist aber flexibler und dynamischer, als dass man es mit 3 oder 4 Zahlen benennen könnte. Die Grundordnung bleibt für mich ein 4-3-3, wenngleich die Rollen der Spieler das System ausmachen.
PUNKT 2 De Jong / Busquets:
De Jong ist und bleibt für mich ein 8er. Kreativ, dynamisch und mit Freiheiten nach vorne. Die Masse an Torbeteiligunge n bestätigen das. Dass er vorgestern in aller hinterster Reihe agiert hat, war überraschend, hat aber funktioniert. Sogar sehr gut. Man beraubt ihn zwar um seine offensiven Fähigkeiten, auf diese ist er aber nicht limitiert. Sein Spielaufbau ist ohne Zweifel Weltklasse. Noch interessanter finde ich aber die Variante mit Busquets VOR De Jong. Damit hat weder irgendjemand von uns, noch der Gegner gerechnet, da bin ich mir sicher. Busquets Stärken sind eigentlich Stellungsspiel, kluge Drehungen und Bewegungen und One-Touch-Pässe . All das kann er VOR der Abwehr viel besser zeigen als in letzter Reihe. Und auch wenn unser einstiges Genie immer wieder schlechte Spiele hat (und wir immer noch ganz dringend einen neuen 6er brauchen) ist er nicht so unbrauchbar wie es oft dargestellt wird. Warum ist er seit 3 Trainern unangefochtener Stammspieler? Warum spricht Puig so gut über ihn? Die Aussage, dass man ihn erste bemerkt, wenn er NICHT spielt, trifft immer noch auf ihn zu. Optimal wäre es, wenn Pique die zentrale aufbauende Rolle in der Dreierkette übernehmen könnte und De Jong dafür ins Mittelfeld darf. Ob auf die 6 oder auf die 8 sei jetzt mal dahingestellt.
PUNKT 3 Mittelfeld Trio:
Ich bin der Meinung, ein Mittelfeld aus De Jong, Puig und Pedri würde nicht funktionieren. Erstens weil ich De Jong als 6er verschenkt finde, zweitens weil niemand absichert/abräu mt. Wir würden mit diesen 3 Pflanzen im Mittelfeld aufgefressen werden. Jetzt hat das vorgestern ziemlich gut geklappt, aber auch das hatte ich angesprochen. Gegen kleinere Gegner kann das funktionieren, gegen PSG will ich die drei aber nicht gleichzeitig auf dem Feld sehen. In diesem Fall auch eigentlich kein Busquets, weil er sehr langsam ist, aber uns bleibt keine andere Wahl. Ich rechne mit Busi, De Jong und Pedri von Beginn an.
Worin ich mich aber bestätigt fühle ist Trincao. Der wird nie etwas anderes spielen als Rechtsaußen (je nach System, wie vorgestern, auch mal situativ rechtes Mittelfeld, aber das wars). Zum Glück hat Koeman das auch erkannt.
Auf die einzelnen Leistungen möchte ich an der Stelle gar nicht weiter eingehen, Koeman und Messi aber mit verdienten 10 Punkten!
Bin sehr gespannt auf Dienstag!
Visca Barca
Bin da sehr stark bei dir, auch ein sehr guter Beitrag!
Die situative Dreierkette ist sehr schön und gut. Die Formation gefällt mir ebenfalls. Allerdings muss man dazu sagen, dass diese Formation mit der Rückkehr von Ansu Fati wahrscheinlich nicht mehr so in dieser Art spielbar sein wird. Wir haben dann nämlich zwei echte Flügelspieler auf dem Feld und der Außenverteidige r ist dann kein verkappter Flügelspieler mehr.
Trotzdem ist es gut wenn man dieses System (auch situativ) immer wieder spielt und probiert damit man auch auf Verletzungen oder Ausfälle entsprechend reagieren kann.
Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass Dembele Pausen bekommt, Fati seinen Part als Flügelspieler übernimmt und Griezmann seine Arbeit auf halbrechts, anstatt halblinks verrichten darf. Beide können dann nach innen ziehen und mit dem starken Fuß abschließen.