82 Minuten. So lange saß Antoine Griezmann beim Clásico am Samstag auf der Bank, bevor er für Ansu Fati eingewechselt wurde. Nun ist es nicht gerade ungewöhnlich, dass Spieler momentan, wo die Teams im Drei- bis Viertages-Rhythmus antreten müssen, zwischenzeitlich etwas geschont werden.
Allerdings kam der Franzose unter der Woche in der Champions League gegen Ferencváros Budapest schon nicht zum Einsatz, und außerdem gibt es für den FC Barcelona kaum ein wichtigeres Spiel im Kalender als das Aufeinandertreffen mit Real Madrid. Etwas stimmt also nicht zwischen Griezmann und dem FC Barcelona. Doch wie ernst ist die Situation wirklich?
Flügel oder Sturmspitze
Bereits Griezmanns Premierensaison bei der Blaugrana war - gemessen an den Erwartungen - eine Enttäuschung. Zwar sind 15 Tore und vier Vorlagen bei 48 Einsätzen keine katastrophale Quote, doch bereits zu der Zeit war sichtbar, dass der Franzose nicht in das Team der Katalanen passte.
Bei Atlético Madrid spielte der 29-Jährige als eine Mischung aus hängender Spitze und einem Zehner, der zu jeder Zeit einen klassischen Stürmer neben sich wusste. Griezmann konnte sich ständig fallen lassen und so am Spielaufbau der Rojiblancos teilnehmen beziehungsweise diesen leiten.
Beim FC Barcelona wird diese Position entweder von Lionel Messi oder Philippe Coutinho eingenommen. Griezmann muss somit entweder auf den rechten Flügel oder in die Sturmspitze ausweichen - beides Positionen, die seinen Stärken in keinster Weise entgegenkommen.
Mini-Streit mit Koeman
Das sieht auch der Franzose so, der in einem Interview nach einem Spiel mit der Nationalmannschaft - wo er regelmäßig im Zentrum die Fäden ziehen darf - über seinen dortigen Trainer Didier Deschamps sagte: "Er weiß, wo er mich einsetzen muss."
Darauf angesprochen entgegnete Ronald Koeman wenige Tage später: "Ich entschiede, was das Beste für die Mannschaft ist [...] Der Trainer hat das Sagen, und der Spieler muss das Maximum daraus machen." In der darauffolgenden Partie gegen den FC Getafe durfte Griezmann dann im Zentrum ran, ohne jedoch das Maximum herauszuholen. Wie bereits angesprochen, saß er daraufhin in der Champions League nur auf der Bank, und in den zehn Minuten, die er gegen Real spielte, verzeichnete er gerade einmal einen einzigen Ballkontakt. Das liest sich aber immer noch besser als seine Gesamtstatistik für die aktuelle Saison, die lautet nämlich: null Tore, null Vorlagen.
Griezmanns "Situation ist kritisch"
Doch auch andere Zahlen belegen seine momentane Formschwäche. So beträgt sein Expected-Goals-Wert pro 90 Minuten mickrige 0,19. Sowohl Messi (0,67), Ansu Fati (0,36) als auch Coutinho (0,44) stehen hier deutlich besser da.
Seine Werte bezüglich Expected Assists (0) und Key Passes (0) lesen sich sogar noch schlechter. Und ebenso seine abgegebenen Schüsse pro 90 Minuten (1,65) bedeuten einen Karrieretiefstwert seit Beginn der Datenerfassung im Jahre 2014. Bei Atlético war Griezmann hier nie schlechter als 2,5. In seiner Premierensaison bei Barça rutschte er bereits auf 1,92 ab.
Über diesen Absturz wird auch außerhalb Barcelonas heiß diskutiert. Der ehemalige Atlético-Spieler Álvaro Domínguez twitterte am Samstag mit Blick auf die Aufstellung, in der Pedri den Vorzug vor Griezmann erhielt: "Mit dem Abschied von Atlético Madrid hat sich Griezmann sein eigenes Grab geschaufelt."
Griezmann cavó su propia tumba al salir del Atlético de Madrid ... ?
— Alvaro Dominguez (@Adominguez15) October 24, 2020
Und der ehemalige Bayern-Spieler Bixente Lizarazu legte am Sonntag im französischen Fußballmagazin Telefoot nach: "Im Barça-Trikot weiß er gar nicht mehr, wie er Fußball spielen soll. Irgendwann ist es besser, die Hand abzuschneiden als den ganzen Arm. Er sollte nicht zögern zu gehen, wenn er seinen Platz nicht finden kann. Das geht jetzt schon 18 Monate lang so, nicht nur zwei. Die Situation ist wirklich kritisch für ihn."
Coutinhos Verletzung als Chance?
Nun könnte sich das Blatt für den Franzosen jedoch wenden, denn die Verletzung von Coutinho öffnet dort ein wenig die Tür. Sollten Messi und Ansu Fati dann wieder in der Sturmspitze respektive auf dem Flügel eingesetzt werden, wäre die Position hinter den Spitzen noch unbesetzt - und das wäre die Rolle, die Griezmann auf dem Papier am besten stünde.
Ob das dazu führen würde, dass der Weltmeister doch noch in der Mittelmeermetropole sein Glück findet, lässt sich freilich nicht sagen, zu viel ist bisher schief gelaufen, und zu viele Fragezeichen umgeben das Spiel des 29-Jährigen.
Klar ist jedoch, dass dies die womöglich letzte Chance für den einstigen Superstar ist. Ansonsten muss er sich wohl wirklich in das von ihm selbst geschaufelte Grab legen - neben ihm die 120 Millionen Euro, die Barça für ihn gezahlt hat.
Kommentare
Eines ist klar und das sagte auch Lizarazu: Griezmann kam nach Barcelona um mit Messi zu spielen, wie viele andere auch. Daher ist sein Traum geplatzt.
Sollte aber Messi bereits im Winter oder spätestens im Sommer den Verein verlassen hat er neue Perspektiven.
Aber dazu muss er auch in die Gänge kommen und die Chancen die er bekommt ausnutzen.
Kurzfristig wird sich auch kein Verein finden der eine angemessene Ablöse bezahlt. Und noch mehr Spieler zu verschenken wird, denke ich schwierig.
Das Problem ist, man wird Griezmann nicht los. Keiner hat 100-120 Millionen für einen bald 30-Jährigen, der nur auf eine Position spielen kann. Und das wäre nur die ablöse, sein Gehalt, Berater kosten etc, das kann und will sich kein Verein leisten.
Eine Leihe ist die einzig realistische Lösung. Danach muss man hoffen das Griezmann, egal wo hin er geht, liefert. Sonst haben wir einen zweiten Coutihno.
Selbiges gilt übrigens auch für den Verein.
Griezmann hat jetzt die Chance auf der Spielmacherposi tion es besser zu machen, seine Wille stimmt allemal.
teilweise haste Recht, AM hatte zu ihren besten Zeiten nicht nur einen sondern 3 Spieler die hervorstachen und denen man die Rolle des Führungsspieler s durchaus attestieren könnte. Dies waren in der Abwehr Godin, MF Koke und im Sturm Griezmann. Als Griezmann letzte Saison ging merkte man vor allem in den ersten Spielen bei AM nach Grizie, dass vorne nichts, aber auch gar nichts zustande kam. Griezi war einer der 3 wichtigsten Bestandteile eines funktionierende n Konstrukts und wenn man einen davon entfernt, funktioniert dieses nicht mehr.
Auch bin ich bei dir, das habe ich jedoch schon bei seiner Verpflichtung erwähnt, Griezi funktioniert nur in einem bestimmten Spielsystem (was eigentlich für einen "Weltklassespie ler" ein Armutszeugnis ist). Und dieses haben wir eben nicht.
Persönlich finde ich, einen Weltklassespiel er sollte man so beurteilen, ob er in verschiedenen Spielsystemen / Mannschaften auch "Weltklasseleis tungen" abrufen kann (Messi mal ausgenommen). Ein Weltklassespiel er muss sich anderen Systemen auch anpassen können. Ein Griezmann tut das nicht, genausowenig wie ein Dembele, Bale, Hazard, Eriksen, usw. Das sind über dem durchschnitt gute Kicker, jedoch keine Weltklasse, da sie nur in einem bestimmten System funktionieren und somit nur 1 Stärke haben.