2:8. In Worten: Zwei zu Acht. Was man eigentlich als Ergebnis in Testspielen zwischen höher- und unterklassigen Klubs kennt, war an jenem Freitagabend das Ergebnis des Champions-League-Viertelfinales. Gewissermaßen stimmte die Analogie auch, denn der FC Barcelona war dem FC Bayern so deutlich unterlegen, dass die Katalanen einem leidtun konnten. Das Spiel zeigte: Barça hat sich von sich selbst entfremdet.
Barça benötigt Trainer mit modernem Plan
Was schon in den Jahren unter Ernesto Valverde auffiel, fand unter dessen Nachfolger Quique Setién seinen (traurigen) Höhepunkt: Es war keine Spur mehr vom begeisternden und mitreißenden Fußball, den man unter Pep Guardiola und Luis Enrique gespielt hatte. Viel zu sehr verließ man sich seit Jahren auf die Geistesblitze und Geniestreiche von Lionel Messi, statt einen Plan zu entwerfen, klaren spielerischen Ideen zu folgen, die eben nicht "gib Messi den Ball" lauten.
Diesen Plan muss natürlich der Trainer einer Mannschaft implementieren. Es braucht wieder einen Trainer, der modern spielen lässt, der dem Team Laufstärke, Pressing, Umschaltspiel einbläut, natürlich ohne das Kurzpass- und Ballbesitzspiel zu vernachlässigen. Der FC Barcelona wird immer auf Ballbesitz und Dominanz aus sein, das muss er auch, das ist die DNA des Klubs, aber es müssen mehr Zutaten und Variationen zu dem Spiel hinzugefügt werden, wie der FC Bayern München dieses Jahr oder der FC Liverpool letzte Saison schmerzlich aufgezeigt hat.
Setiéns und Valverdes Stile wirkten dahingehend rückständig, überholt. Frischer Wind muss auf der Trainerbank her. Xavi hat bereits angekündigt, dass er als Nachfolger bereit stünde, aber eben erst bei Neuwahlen im Sommer 2021. Xavi kennt den Klub in- und auswendig, weiß genau welche Art Fußball er spielen möchte - und er steht für Aufbruchstimmung, einen Neuanfang. Das tut auch der aktuelle niederländische Nationaltrainer Ronald Koeman nur bedingt, der in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel besitzt, die ausschließlich für den FC Barcelona gilt. Koeman gilt als Topkandidat auf die Nachfolge von Quique Setién, seine Anstellung soll sogar schon beschlossene Sache sein, berichten spanische Medien übereinstimmend. Ob Koeman für besagten frischen Wind steht, bleibt abzuwarten. Immerhin wusste seine niederländische Nationalmannschaft mitunter fußballerisch zu begeistern.
Doch unabhängig davon, wer der Trainer wird: Dieser benötigt das richtige Spielermaterial, und das hat Barcelona momentan nicht. Vielmehr ist der Kader überaltert und überteuert. Die schlechten Entscheidungen auf dem Transfermarkt seit dem Weggang Neymars 2015 tun ihr übriges.
Fokus auf Transfermarkt verändern – Mehr Förderung von Talenten
Allein Ousmane Dembélé, Philippe Coutinho und Antoine Griezmann kosteten zusammen über 400 Millionen Euro, dauerhaft überzeugen konnte bis jetzt keiner von ihnen. Diese drei Spieler sind aber nur die Spitze der plan- und kopflosen Transferaktivitäten Barcelonas seit dem Abgang Neymars. In den Fällen von Dembélé und Coutinho führte man sich rücksichtslos auf, und ruinierte sich so das Verhältnis zu Dortmund und Liverpool. Auch dem Griezmann-Transfer gingen wochenlange Querelen zwischen Barça und Atlético voraus.
Auch der Transfer von Miralem Pjanic kann als kopflos bezeichnet werden, denn damit wurde der benötigte Umbruch unnötig verkompliziert. In Arthur gab man einen 23-jährigen vielversprechenden Mittelfeldspieler ab und holte sich in dem Bosnier den nächsten Ü30-Spieler. Zur Erinnerung: Gegen den deutschen Rekordmeister spielten die Katalanen mit einer Mannschaft, die im Durchschnitt 29,54 Jahre alt war. Ganze sieben Spieler der Startelf waren älter als 30 Jahre. Mit diesen Zahlen im Hinterkopf sieht man den Pjanic-Transfer noch einmal in einem anderen Licht, und man fragt sich zunehmend, welchen Plan Barças Bosse auf dem Transfermarkt verfolgen.
Auch die vereinseigene Talentschmiede La Masia wird seit Jahren ignoriert, sodass es Jahr für Jahr vielversprechende Talente wie Mateu Morey, Jordi Mboula, Xavi Simons, Adama Traoré oder Eric Garcia, bei dem sich Barcelona um eine Rückholaktion bemüht, die Katalanen über die Jahre verließen. Riqui Puig und Ansu Fati sind die ersten Talente seit Sergi Roberto, die sich in der ersten Mannschaft festspielen konnten.
Bartomeu als Barça-Präsident: Skandale und Entfremdung
Viele dieser Probleme sind mit einer Person verbunden: Josep Maria Bartomeu. Seit er 2015 das Amt des Präsidenten übernahm, geht es mit den Katalanen bergab. Die "Barçagate"-Affäre, bei der die Firma I3 Ventures vom FC Barcelona selbst den Auftrag erhalten haben soll, Spieler und potenzielle Präsidentschaftskandidaten bloßzustellen, um Bartomeus Position innerhalb des Vereins zu stärken, bildete dabei den Höhepunkt.
Auch wenn der Klub am Ende freigesprochen wurde, so war sein Image doch erneut massiv geschädigt worden. Unter Bartomeu hat sich Barça zu einem kopflos geführten und in seiner Außendarstellung unbeliebten, rücksichtslosen, ja wohl gar arroganten Verein entwickelt.
Um in Zukunft wieder konkurrenzfähig zu sein, muss der FC Barcelona in erster Linie seinen Präsidenten austauschen, und das Amt mit einer integreren Person besetzen. Zudem müssen die Blaugrana verantwortungsvoller mit ihrem Geld umgehen, was die Transfers angeht. Der Fokus sollte sich weg von überteuerten und älteren "fertigen" Spielern - wie Pjanic - bewegen und stattdessen auf die Verpflichtung von vielversprechenden jungen Spielern gelegt werden, die auch zu der Art Fußball passen, den Barça spielt. Die Verpflichtung von Pedri war in diesem Fall schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung.
Kaderumbruch einleiten
Der FC Barcelona benötigt einen Umbruch, auf Führungsebene, aber natürlich auch auf dem Platz, denn die alte Garde um Luis Suárez, Sergio Busquets, Jordi Alba, Gerard Piqué, Ivan Rakitic, Arturo Vidal und Co. ist über ihrem Zenit - das wurde zuletzt von den Bayern schonungslos offengelegt, als Barça keinerlei Antworten auf das giftige Pressing der Münchner fand und unterging. Die Mannschaft muss erneuert werden, das hat auch Abwehrchef Piqué erkannt und zugegeben. Doch ein Umbruch geht nicht von heute auf morgen, muss von den richtigen Entscheidungsträgern in den Führungspositionen durchgeführt werden - und es benötigt dafür natürlich auch finanzielle Resourcen, die der Verein aktuell gar nicht hat.
Eine gewisse Achse für die Zukunft hat man in Marc-André ter Stegen, Clément Lenglet, Frenkie de Jong, Riqui Puig und Ansu Fati immerhin schon - fast alle anderen Spieler sind entbehrlich. Der Kaderumbau wird eine Mammutaufgabe werden. Dafür müssen die Weichen gestellt werden - besonders strukturell, beginnend beim Vorstand und dem sportlichen Management. Der Trainer ist nur das letzte Puzzlestück des Umbruchs bei der Blaugrana. Gut möglich, dass die Anhänger der Blaugrana auch nächste Saison eine Spielzeit ohne Titel erleben werden. Denn der richtige Neuaufbau von Grund auf, er beginnt erst 2021 mit einem neuen Präsidenten.
Kommentare
Der ganze Artikel verschweigt aber etwas wichtiges. Was ist mit Lionel Messi?
Enrique konnte nur MSN groß machen, aber das gesamtmannschaf tliche und taktische ist komplett untergegangen.
Lieber Redakteur. Auch Sie wissen nicht, was eigentlich Barca noch retten kann. Was Sie schreiben wurde beits hundertmal entweder als Artikel oder als Beiträge seit der Abgang von Luis Henrique. Anlässe dazu gaben es sehr viel, z.B. die historischen Pleiten aus der CL (Rom, Liverpool) aber viele sehr schlechte Auftritte auch in LaLiga. Die über lange Zeit kumulierte Situation (auch son unter Laporta) ist komplexe, vielfältig: finanziell, sportlich, moralisch und managerial. Spieler, alt oder neu werden nicht weggehen, nur weil Fans oder Redakteure dies wünschen, denn sie Verträge (siehe z.B. der Fall Balle bein Real Madrid) und der Verein darf nicht statutenwidrig handeln, auch in dieser Situation.
Also, wir behapten alle zu wissen, was zu tun ist, aber wir wissen es nicht, zumindestens wissen wir nicht, wie Barca es tun soll!
Man hat in der CL City, PSG, Bayern und Juventus aus dem Turnier gekickt. Also keine Laufgegner sondern richtige Brocken. Es ist geschmackssache ob einem dieses Barca damals gefallen hat. Es war aber erfolgreich und hat funktioniert. Nicht bisschen oder nicht nur teilweise sondern man hat die Gegner überrollt. Man muss schon die Fakten sehen. Ob man dieses Barca spielerisch gut fand etc das is wie gesagt jedem einzelnen überlassen. Es war trotzdem moderner und ansehnlicher schneller Fußball welcher in der CL funktionierte und die Gegner total überfordert zurückließ. Man hätte in dieser Zeit allerdings schon die Weichen für die Zukunft stellen können damit ein sanfter Umbruch eingeleitet wird. Es war auch nicht nur MSN. Rakitic war damals DER Abräumer und der Mann im Mittelfeld. Ich kann mich erinnern wie stolz meine kroatischen Freunde waren und ihn schon als den besten kroatischen Spieler nach Modric feierten. Kroatien selbst hatte mit der Achse Rakitic/Modric ein Mittelfeld was weltweit gefürchtet war damals. Man sollte daher aufpassen die Zeit von damals klein oder schlecht zu reden. Ein Triple ist nichts selbstverständl iches, wenn man bedenkt dass die Blancos nie ein Triple geholt haben.
Danach wurden die Schwächen der Taktik und der Mannschaft von Teams wie Atletico, Paris oder Juve mal wieder ganz klar und deutlich aufgezeigt.
Sie sprechen es aber selber an, zwar leise, aber Sie tun es: Man hat es damals verpasst die Weichen auf die Zukunft zu stellen.
Und mit Verlaub: Eben diese Versäumnisse führten direkt in den Untergang. Sie loben Rakitic als grossen Abräumer im MF zum Beispiel. Und heute geisseln Sie ihn weil er immer noch dasselbe tut wie 2015. Das ist Parade. Rakitic ist Rakitic. Und als Schweizer würde ich nie etwas schlechtes sagen. Darum gehts aber gar nicht. MSN war so gross und so offensiv dass es eben Abräumer im Mittelfeld brauchte. Diese Abräumer haben wir immer noch. Es sind sogar noch mehr geworden, Vidal zum Beispiel.
Tatsache ist einfach dass uns der Titel damals nur Sand in die weiter träumenden Augen gestreut hat. Xavi und Iniesta, besonders Xavi logischerweise, waren schon damals längst über ihrem beeindruckendem Zenit, die Leistungskurve zeigte schon steil nach unten. Heute spricht Iniesta über Depressionen die ihn geplagt haben. Alles wurde ignoriert und mit diesem Titel schön geredet.
Man versuchte Xavi und Iniesta mit Spielern wie Rakitic und Gomez zu ersetzen.
Sowas kann nicht gutgehen auf Dauer. Wir haben seit vielen Jahren ein totes Mittelfeld. Das Problem in Barcelona ist nicht die Abwehr oder der Sturm. Man kann gut auf Lautaro Martinez oder ähnliches verzichten.
Das Problem ist seit Jahren der Raum zwischen dem eigenen und dem gegnerischen Strafraum. Und hier helfen einfach Spieler wie Raki, Vidal oder Gomes oder wie sie alle hiessen nicht weiter.
Vermutlich kommen jetzt wieder Sprüche wie " Ein Xavi und ein Iniesta kommen nicht alle Tage."
Ja natürlich kommen solche Spieler nicht alle Tage.
Aber wie im Artikel angesprochen hat das Board oder die hier viel zitierte "sportliche Führung", was oder wer das auch immer sein mag, aus dem allervollsten geschöpft und zig Millionen oder Milliarden in den Wind gesetzt und nicht nur ANNÄHERND irgendetwas nur ähnliches wie Xavi oder Iniesta an die Erdoberfläche gespühlt.
Sie betrieben "Fracking" und raus kam kein Erdöl. Sondern nur * zensiert * . Teuerer Sondermüll sozusagen.
Und vor diesem Hintergrund hätte ich liebend gerne auf dieses Triple verzichtet.
M
Ich verstehe. Ich verstehe sehr gut. Du solltest aber auch verstehen dass Roma, Liverpool und Bayern für mich KRACHEND sind. Ein 0-1 gegen Atletico ist nicht krachend sondern kann mal passieren. Bitte bisschen unterscheiden was KRACHEND ist und was mal passieren kann. Ein 2:8 ist krachend. Das solltest du auch vielleicht verstehen dass man krachend nicht wie guten tag verwenden sollte.
@Jordi Cule
Du hast recht.
Lol! Das sagen meine katalanischen Bekannten auch! Niemals Pocchetino! Da nützt auch seine Freundschaft mit Bartomeu nichts...
Bei Koeman muss man vermutlich noch ein Doppelmandat regeln. Ich nehme an er wird die Elftal nicht aufgeben.
Es wird Koeman. Ist schon fix. Sind nur noch einige Details zu klären.
Dias oder diop als IV und als 6er nach wie vor Neves oder Oriol Busquets Einbauen. Die Hälfte der Mannschaft verkaufen oder Vertrag Auflösung. Für Braithwaite würde ich Boadu holen !
Verträge mit Fußballspielern müssen in der Regel mit einer Mindestlaufzeit von einem Jahr abgeschlossen werden und sind immer bis zum Ende eines Spieljahres befristet. Dies ergibt sich aus § 22 Nummer 1 Absatz 2 der DFB-Spielordnun g. Unbefristete Verträge sind verbandsrechtli ch unzulässig. Die Befristung eines Arbeitsvertrags hat den Vorteil der Rechts- und Planungssicherh eit für beide Vertragsparteie n und gewährleistet indirekt auch einen geordneten Spielbetrieb über eine Saison hinweg.
Bis zum Ende des vereinbarten Vertragszeitrau ms haben sowohl Spieler als auch Verein Gewissheit, dass bei eigener Vertragstreue der Vertrag nicht einseitig beendet werden kann. Befristungen bis zu zwei Jahren sind gemäß § 14 Absatz 2 des Teilzeit- und Befristungsgese tzes auch unproblematisch , während es bei Befristungen darüber hinaus eines sachlichen Grundes bedarf.
einfach so auflösen geht leider nicht,ueber abfindungen wuerde da was gehen aber geld ist grade nicht vorhanden,da muessen wir in den sauren apfel beisen und die spieler auf der tribüne versauern lassen,oder es anders regeln(bale bleibt auch bis zum ende bestes beispiel)jetzt muss man talene kaufen und spieler die nur noch rest verträge haben,die nächsten 1 bis 3 jahre wird barce erstmal nicht viel gewinnen ,aber dann hoffentlich wieder ne geile zukunft haben.
@Jordi Culè
@Leomessi_10
Wie ist eigentlich die Meinung zum aktuellen Board und insbesondere zu Barto bei euren Bekannten in Barcelona?
Danke für deine Antwort!
Interessant deine aussage über Laporta,ich würde mir Font wünschen.