Brennpunkte | Erfolgloses 3-1-4-2 und die verpasste Chance der Jugend

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Mit einem müden 2:1 gegen UD Ibiza überstand der FC Barcelona seine erste zu spielende Runde in der Copa del Rey. Das von Quique Setién vorgegebene 3-1-4-2 kam dabei allerdings in keinster Weise zur Entfaltung. Auch die Jugendspieler Riqui Puig und Carles Pérez enttäuschten. Die Brennpunkte zum Spiel.

Erneutes 3-1-4-2 ziemlich glücklos

Nachdem Quique Setién gegen Granada schon mit einem 3-4-3 im eigenen Ballbesitz überrascht hatte und dies gut gegangen war, wählte er gegen den Drittligisten aus Ibiza wieder diese Formation. Ungewöhnlich war außerdem, dass die Dreierkette nur aus einem gelerenten Innverteidiger bestand, nämlich Clément Lenglet.

Dieser gab den zentralen Innenverteidiger und wurde von Sergi Roberto rechts und Júnior Firpo links unterstützt. Damit mussten zwei nominelle Außenverteidiger teilweise eine Innenverteidigerrolle spielen, was zu einigen Abstimmungsproblemen führte. Robertos besondere Rolle in Kombination mit Nélson Semedo wird dabei im nächsten Brennpunkt besprochen.

Vor diesen drei zentralen Verteidigern spielte Frenkie de Jong auf der Sechs, wobei er meist auf derselben Höhe anzutreffen war wie seine beiden Kollegen Ivan Rakitic und Riqui Puig. Dadurch, dass alle drei MIttelfeldspieler oft ähnliche Räume einnahmen und bespielten, hatte die Blaugrana enorme Schwierigkeiten, im Mittelfeld zu kombinieren. Dies ging sogar so weit, dass sich die Mittelfeldspieler manchmal gegenseitig im Weg standen.

So konnte kaum einmal ein Ball aus der Dreierkette sicher ins Mittelfeld gespielt werden, was natürlich auch am guten Pressing Ibizas lag. Die Heimmannschaft ging meist mit vier Spielern vorne auf die Katalanen los, wobei drei Gegenspieler die jeweiligen Mittelfeldspieler deckten und ein vierter die letzte Kette anlief. Durch das schnelle Nachrücken der weiteren Spieler wurden de Jong und Co. oft dazu gezwungen, den Ball wieder zurückzuspielen, da sie keine Zeit hatten, um sich nach vorne zu drehen.

Ein Pass auf die Außen funktionierte auch nur selten. Hier waren Ansu Fati und Nélson Semedo aufgestellt, dabei agierte Ansu Fati wie schon gegen Granada etwas höher. Auf Ibiza beackerte er jedoch die linke Seite und sorgte auch durchaus für Bewegung. Da Semedo auf der anderen Seite aber als gelernter Außenverteidiger mit seiner sehr offensiv zu interpretierenden Rolle nicht gut klarkam, deckte Ibiza Fati immer mit mindestens zwei Spielern. So konnte der seine Schnelligkeit nicht ausspielen und versuchte sich entweder an erfolglosen Dribblings oder spielte den Ball erneut zurück.

Im Sturmzentrum blieb zu Beginn Carles Pérez, während Antoine Griezmann im rechten offensiven Halbfeld als eine Art hängende Spitze agierte. Die rechte Außenbahn wurde theoretisch mit Semedo besetzt, womit sich für Griezmann in der Mitte mehr Möglichkeiten ergeben sollten. Da aber nie Bälle in die gefährliche Zone gespielt wurden, hingen sowohl Pérez als auch Griezmann beinahe die gesamte Partie über in der Luft.

 

Roberto unter Setién als Innenverteidiger

Sergi Roberto wurde schon gegen Granada bereits als rechter Part der Dreierkette aufgestellt, diese Rolle übte er auch gegen Ibiza aus. Dieses Mal schob er aber sogar oft so weit zurück, dass er als zweiter Innenverteidiger neben Lenglet spielte. Besonders bei gegnerischem Ballbesitz reihte er sich mittiger ein und zwang damit Semedo, sich wieder mehr als Rechtsverteidiger zu verhalten. In diesen Situation wurde somit eine Viererkette gebildet. Gerade zu Beginn funktionierte das aber nicht, weil sich Semedo aufgrund der taktischen Vorgabe, den rechten Flügel zu besetzen, oft zu weit weg befand, um als Verteidiger aushelfen zu können – so entstand beispielsweise die Lücke auf der Außenbahn, die Ibiza zum frühen Führungstor nutze.

Auch im Aufbauspiel fungierte Roberto manchmal als Piqué-Ersatz. Wie dieser ließ er sich zum Beispiel bei eigenem Abstoß auf die Höhe des Torhüters fallen, um von dort aus das Spiel zu eröffnen. Diese Aufgabe erfüllte er auch gut, er scheiterte lediglich oft an den fehlenden Anspielstationen im Mittelfeld. Zudem war ihm die Unsicherheit auf dieser ungewohnten Position anzumerken.

Dass Roberto diese Rolle als rechter Innenverteidiger der Dreierkette noch öfter zukommt, kann angenommen werden. Vor allem aufgrund der Abgabe Jean-Clair Todibos herrscht mittlerweile ein Mangel an robusten zentralen Verteidigern. Da Setién aber scheinbar unbedingt zumindest situativ mit einer Dreierkette spielen lassen möchte, bleiben ihm in dieser Hinsicht nur wenige Möglichkeiten. Gegen Granada wurde Roberto noch als derjenige aufgestellt, der eher offensiver agieren durfte. Im Pokalspiel genoss aber Firpo mit seiner Schnelligkeit eher dieses Privileg, während Roberto eben mehr absichern sollte.

Diese Idee darf zumindest skeptisch betrachtet werden. Auch wenn der La-Masia-Absolvent in der Lage ist, diese Vorgaben umzusetzen, scheint eine dauerhafte Positionierung als Halbverteidiger kein Idealfall zu sein. Weder sieht man bei ihm das für einen Innenverteidiger bei Barça essenzielle Herausrücken, noch die notwendige Stärke bei Kopfbällen oder Zweikämpfen. Traditionell gehört die Rückwärtsverteidigung als gelernter Mittelfeldspieler zu seinen Schwächen. Dazu kommt noch, dass man Roberto auf diese Art seiner eigenen Stärken beraubt. Als sehr defensiver Spieler darf er keine Ausflüge nach vorne mehr unternehmen. Doch gerade diese hatten dank seiner Dynamik das Potential, Bewegung in das starre Offensivgerüst der Katalanen zu bringen.

Verpasste Chance der Jugend

Pokalspiele sind üblicherweise die Möglichkeit für Nachwuchstalente und Bankspieler, sich zu beweisen. Quique Setién, der betont hatte, er wolle auf die Jugend setzen, stellte dementsprechend mit Ansu Fati, Carles Pérez und Riqui Puig drei La Masia-Sprösslinge auf.

Pérez blieb bei seinem ersten Einsatz unter Setién allerdings sehr unauffällig. In Abwesenheit des verletzten Suárez’ durfte er als Mittelstürmer spielen, was allerdings nicht ganz seinem Naturell entspricht. Als Folgeerscheinung wich er oft in die Halbräume aus, um zumindest ein bisschen am Spiel mitwirken zu können. Dadurch blieb jedoch das Zentrum unbesetzt und es bereitete der UD Ibiza keine Probleme, die Defensive kompakt zu halten. Auch wenn er in Ballbesitz kam, fand er keine Lösungen und traute sich nicht in Eins-gegen-eins-Situationen, wie man es von einem gelernten Flügelspieler erwartet.

Riqui Puigs Startelfdebüt bereitete vor Anpfiff mit Sicherheit vielen Culés Freude. Im Laufe der Partie konnte er jedoch das Vertrauen des Trainer nicht zurückzahlen. Was er gegen Granada noch so gut gemacht hatte, zeigte er dieses Mal überhaupt nicht: Er entwickelte keinen Zug zum Tor und schaffte es nicht, Pässe ins letzte Drittel zu spielen. Zudem klappte die Abstimmung und Aufteilung der Aufgaben mit Rakitic und de Jong einfach nicht. Das führte dann zu einem sehr erfolglosen Gesamtauftritt, der ihm aber hoffentlich nicht den Wind aus den Segeln nehmen wird. Die insgesamt katastrophale Leisung der Blaugrana ist nicht an ihm festzumachen.

Der dritte Jugendspieler konnte schon eher überzeugen. Ansu Fati verbesserte sich im Vergleich zur letzten Partie deutlich. Gerade durch seine hohe Positionierung auf den Außen hatte er manchmal ein wenig Platz. Es schien auch, als ob ihn alle MItspieler suchen wollten. Dass gegen einen Drittligisten dann aber als erste Option bei Barça ein 17-Jähriger gesucht wird, spricht ebenfalls Bände. Zumindest für Fati war dieses Spiel sicher kein verlorenes. Der neue Trainer wird nun wissen, weshalb man ihn im Moment unbedingt in dieser Mannschaft braucht.

Allgemein bot die Partie natürlich durch den kollektiven Tiefschlaf nur wenige Möglichkeiten, sich gut in Szene zu setzen. Ohne Anspielstationen und Kombinationspartner fällt es schwer, starke individuelle Leistungen zu erbringen. Dennoch kann man abschließend konstatieren, dass von Pérez und Puig wesentlich mehr hätte kommen müssen. Warum aber überhaupt so viel Druck auf ihnen lastete und nicht beispielsweise Rakitic, de Jong und Griezmann die Initiative übernahmen, ist wiederum eine andere berechtigte Frage.

 

Michael Weilch
Michael Weilch
Treuer Culé seit Beginn der Ära Messis und der festen Überzeugung, dass Barça "més que un club" ist. Hofft, dass sich die Blaugrana auf ihre historischen Wurzeln besinnt und gerade in heutigen Zeiten ein Leuchtbild für Demokratie und Chancengleichheit darstellt - der Grund, warum der FC Barcelona eben nicht "nur" ein Fußballverein ist. Motto: "Tots units fem força!"
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