Vom schönsten Tor bis zum besten Moment: Die Barçawelt-Awards 2018/19

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Die Autoren von Barçawelt lassen die Saison des FC Barcelona Revue passieren. Wer war die positive Überraschung der Saison, welches war das schönste Tor, das beste Spiel? Wir präsentieren euch die Barçawelt-Awards der Spielzeit 2018/19.

Die Saison des FC Barcelona ist passé, sie hat viel Positives gebracht, leider aber am Ende auch Negatives. Zeit, ein kleines Fazit zu ziehen – die Redakteure von Barçawelt blicken auf die Spielzeit 2018/19 zurück und vergeben ihre individuellen “Awards” in sieben verschiedenen Kategorien. 

Spieler der Saison

Michael Weilch: Wenn man neben dem außerirdischen Lionel Messi die irdischen Spieler betrachtet: Marc-André ter Stegen! Spätestens in dieser Saison hat er gezeigt, dass er im Moment der beste Torhüter der Welt ist. Klasse Paraden, unglaubliche Reflexe, dazu so sicher mit dem Ball am Fuß wie kein anderer Torwart.

Karl Bukpiev: Schließe mich den Worten Michaels an. Ter Stegen war und ist ein sicherer Rückhalt für die gesamte Mannschaft, die sich gerade zu Saisonbeginn auch mehr als wackelig in der Verteidigung präsentiert hat.

Marko Neumann: Messi und ter Stegen. Warum? Die Zahlen des kleinen Argentiniers sprechen auch in dieser Saison wieder einmal für sich. Jedem sollte es immer wieder bewusst werden, in welcher glücklichen Lage wir uns befinden, Lionel Messi Woche für Woche beim Fußballspielen bestaunen zu dürfen. Zudem hat sich ter Stegen ebenfalls eine Erwähnung zum Spieler der Saison verdient, denn er ist spätestens nach dieser Saison der beste Torhüter der Welt. Er ist das Exemplar für “den modernen Keeper” – stark auf der Linie und agiert stets sicher mit dem Ball am Fuß. Das hat er auch in dieser Saison wieder einmal bewiesen.

Yassine Kasmi: Man wird wohl wieder nicht um Lionel Messi herum kommen. Er zeigte über die gesamte Saison hinweg starke Leistungen, wurde Torschützenkönig und hat einen wesentlichen Beitrag geleistet, damit der FC Barcelona Meister geworden ist.

Lucas Gröning: So langweilig diese Wahl jetzt auch ist, an Lionel Messi führt auch in dieser Saison kein Weg vorbei. Er wurde wieder einmal Torschützenkönig in La Liga, gewann den goldenen Schuh und ist doch so viel mehr als ein reiner Torjäger. Diese Mischung aus unglaublicher Torgefährlichkeit gepaart mit der Fähigkeit, Angriffe selbst zu initiieren und zu dirigieren, sucht nach wie vor nicht nur beim FC Barcelona, sondern auf der ganzen Welt seinesgleichen.  

Florian Rahbari Nejad: Wie jedes Jahr kann man hier eigentlich nur Lionel Messi nennen. Er war nicht nur erneut der beste Torjäger Europas, sondern war auch der mit Abstand kreativste Spieler des FC Barcelona. Alles lief über ihn, er initiierte Angriffe, spielte Chancen heraus und war stets die größte Gefahrenquelle. Auch sehr, sehr stark waren Marc-André ter Stegen und Gerard Piqué.

Alex Truica: An Leo Messi führt ja kein Weg vorbei. Er war der alles dominierende Spieler, er hat praktisch “seine Liga” im Alleingang gewonnen, im mehrfachen Wortsinne. Ich fand ter Stegen, Piqué, Lenglet haben richtig starke Saisons gespielt, aber Messi überstrahlte wie immer alle. 

Bester Moment

Michael Weilch: Suárez’ Treffer gegen Liverpool! Ich war schon immer ein Fan von “El Pistolero” und deshalb hat mir dieses Tor noch einmal mehr bedeutet. Nach all den Anschuldigungen, er sei in Champions League nutzlos, war dieser Treffer zum 1:0 einfach befreiend! Ich sehe Luis Suárez deshalb übrigens auch nächste Saison in der Stammelf.

Karl Bukpiev: Der beste Moment für mich war tatsächlich kein spielerischer, sondern die Ansprache von Messi im Camp Nou zu Beginn der Saison. Auch wenn es am Ende nicht für den Pokal gereicht hat, „den wir uns alle so sehr wünschen” – dieser Moment versetzt einen immer noch in Gänsehaut. Und vielleicht wird das Versprechen in der nächsten Saison eingelöst. 

Marko Neumann: Es gab viele tolle Momente in dieser Saison. Ganz spontan fällt mir der Schlenzer von Luis Suárez ins rechte untere Torwarteck gegen Atletico Madrid am 31. Spieltag ein, denn wir sahen nicht nur einen sehr emotional jubelnden Uruguayer, sondern es war auch das Tor zur vorläufigen Titelentscheidung in La Liga. 

Yassine Kasmi: Im Copa-del-Rey-Rückspiel gegen Real Madrid dominierten die Madrilenen und erspielten sich Chance um Chance, so dass man annehmen konnte, der Führungstreffer für Real Madrid fällt bald. Barça zerstörte allerdings alle Hoffnungen, als man kaltschnäuzig durch drei Torschüsse mit 3:0 am Ende gewinnen konnte. Diese Niederlage war in der vergangenen Spielzeit der Anfang vom Ende für Real Madrid – und deshalb mein Moment der Saison.

Lucas Gröning: Messis Freistoßtor gegen Liverpool. Zum einen weil das Tor wunderschön war, und zum anderen weil ich mehr oder weniger gespoilert wurde. Ich hatte während des Spiels mein Handy dummerweise in greifbarer Nähe liegen und kurz bevor Messi sich den Ball zurecht legte, leuchtete meine Fußball-App auf. In dem Moment wurde mir bewusst, dass mein Stream wohl ein wenig hinterher hing. Alles, was mir blieb, war der ungläubige Gedanke “den macht der jetzt nicht wirklich, oder?!” und ein recht emotionsgeladener Jubel nach einem der schönsten Barça-Tore der vergangenen Spielzeit. 

Florian Rahbari Nejad: Luis Suárez‘ Treffer in Villarreal zum 4:4. Es war ein richtig geiles Comeback und zeigte direkt vor dem Gipfeltreffen gegen Atlético Madrid, wie stark diese Mannschaft mental ist (bzw. sein kann). Es war ein Statement, dass diese Meisterschaft nicht mehr hergegeben wird und man daran gar keinen Zweifel aufkommen lassen wollte.

Alex Truica: Der Moment, als das Benito Villamarin Lionel Messi nach dessen Lupfer zum 4:1 gegen Betis applaudierte. Wenn das komplette Stadion des Gegners einem Gästespieler nach einem Tor gegen das Heimteam applaudiert – mehr geht nicht. Ein Gänsehaut-Moment.

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Die Betis-Fans applaudierten Leo Messi nach seinem Traumtor im Benito Villamarin. Foto: Aitor Alcalde/Getty Images

Bestes Tor

Michael Weilch: Ich sage nur Betis! Wer Messis Tor im Benito Villamarín gesehen hat, wird es ein Leben lang nicht mehr vergessen. Sportlich hatte das 4:1 natürlich keine Bedeutung mehr, aber wie genial muss man sein, um auf die Idee zu kommen, so auf das Tor zu schießen?! Als dann auch die Betis-Fans zu applaudieren begonnen haben, hatte ich das Gefühl, dass wir uns einfach alle glücklich schätzen sollten, Leo beim Zaubern zuzusehen.

Karl Bukpiev: Schon wieder muss ich mich Michael anschließen. Es gibt Traumtore wie jenen Treffer von Rakitic (gegen die Spurs), die es selten gibt, aber es gibt sie dennoch in jedem Youtube-Video, das die besten Tore der Saison zusammenfasst. Dann gibt es aber Tore wie dieses Messi-Tor, die sich niemand auch nur zu erzielen traut und die unfassbar unvorhersehbar sind.

Marko Neumann: Den macht er doch nicht wirklich? Wie macht er den denn bitte? Wie oft habe ich diese Wortlaute, im Bezug darauf, dass Lionel Messi gerade ein Tor erzielt hat, schon benutzt. Der Freistoß von Leo Messi aus knapp 30 Metern im Hinspiel der Champions League gegen den FC Liverpool ist für mich das Tor der Saison.

Yassine Kasmi: Auch für mich war es Messis 3:0-Freistoßtor gegen Liverpool. Ich erinnere mich daran, dass meine Freunde ungläubig Löcher in die Luft starrten, als ich aus Spaß sagte, er wird jetzt diesen Freistoß verwandeln. Ich wurde nach dem Schuss ungläubig angeguckt, meine Freunde wurden von mir mit demselben Blick angeguckt, weil es eigentlich lediglich eine Scherzaussage war.

Lucas Gröning: Luis Suárez’ Treffer gegen Villarreal. Nach einer 2:0-Führung des FC Barcelona erzielt Villarreal vier Tore, bevor Messi und El Pistolero in der Schlussphase nochmal aufdrehen. Messi erzielt erst einen wunderschönen Freistoßtreffer, danach schafft Suárez in buchstäblich letzter Sekunde den Ausgleich. Mit einer unwiderstehlichen Direktabnahme in die untere rechte Ecke nahm der Uruguayer Villarreal den sicher geglaubten Sieg. Ein Musterbeispiel für das unerschütterliche Selbstbewusstsein von Barças Nr. 9.  

Florian Rahbari Nejad: Geht es rein um den Abschluss, führt wahrscheinlich kein Weg an Messis Lupfer gegen Betis vorbei, aber mein Lieblingstor dieser Saison war das sechste Tor im Copa-Heimspiel gegen den FC Sevilla. Das war einfach traumhaft gespielt und war schlicht Barça at its best.

Alex Truica: Ich habe eine Top 3. Einen Messi-Freistoß zu wählen halte ich für unfair, er hat davon diese Saison einfach zu viele verwandelt. Gegen Espanyol (2x), Villarreal, Liverpool… man kann da eigentlich keinen Freistoß hervorheben, zu viele waren sensationell gut geschossen. Ich schwanke daher zwischen dem Seitfallzieher in Sevilla, dem Lupfer gegen Betis und dem Tiki-Taka-Team-Tor gegen Sevilla in der Copa. Das sind meine Top 3. 

Bestes Spiel

Michael Weilch: Ich würde hier das Rückspiel gegen Sevilla in der Copa del Rey herausheben. Das hat nämlich gezeigt, was plötzlich möglich ist, wenn alle motiviert und selbstbewusst zu Werke gehen. Weniger das Endergebnis von 6:1, als vielmehr die Spiel- und Risikofreude haben mir da besonders gut gefallen. Hätten wir mit derselben Einstellung in Anfield gespielt, stünden wir zweifellos im Champions League-Finale…

Karl Bukpiev: Für mich ist es das Hinspiel gegen Tottenham. Abgesehen davon, dass jeder Spieler die wohl beste Tagesform erwischt hat, zeigte das Spiel alles, was man sich vom FC Barcelona wünscht: schönen Fußball, Dominanz und den Willen, bis zur 90. Minute ein Tor zu schießen – was Messi dann letztlich auch tat.

Marko Neumann: Das Spiel der Saison war für mich der Liga-Clásico im Camp Nou. Mit 5:1 schickte man die Blancos zurück nach Madrid und das ohne Lionel Messi. In diesem Spiel wurde der Fußballwelt gezeigt, dass es auch ohne den Argentinier geht.

Yassine Kasmi: Ich kann auch hier als Barça-Fan meine Schadenfreude nicht außer Acht lassen, daher wähle ich den 5:1-Erfolg gegen Real Madrid. Schon wieder wurden alle Hoffnungen der Madrilenen zerstört. Darüber hinaus darf das Spielerische auch nicht in Vergessenheit geraten, denn man spielte Real Madrid größtenteils schwindelig.

Lucas Gröning: Ich schließe mich meinen Vorrednern Marko und Yassine an. Der 5:1-Clásico-Sieg war für mich das Spiel der Saison. Auch wenn Real Madrid in dieser Saison sicher nicht der ebenbürtige Gegner war, wie in den vergangenen Jahren, so sollte man die Madrilenen aufgrund ihrer individuellen Klasse niemals unterschätzen. Der FC Barcelona tat dies nicht und so schaffte man einen der überzeugendsten Clásico-Siege der vergangenen Jahre. Noch dazu fehlte Barça mit Lionel Messi der vermutlich wichtigste Offensivspieler, sodass mit einem Sieg in dieser Höhe definitiv nicht zu rechnen war. 

Florian Rahbari Nejad: Der erste und letzte Clásico von Julen Lopetegui als Trainer von Real Madrid. Ohne Lionel Messi einen Clásico mit 5:1 zu gewinnen war schon sehr stark. Luis Suárez mit einem Hattrick, Ousmane Dembélé und Arturo Vidal mit tollen Cameos, ein glänzender Arthur – das Spiel bot einfach sehr viel und war ohne Frage ein Highlight der Saison.

Alex Truica: Aus Barça-Sicht waren die besten Spiele der 5:1-Clasico-Erfolg, das 4:1 bei Betis und das 6:1 in der Copa gegen Sevilla. Als Culé nimmt man wahrscheinlich wegen der Bedeutung dann immer den Clasico. Aus neutraler Fußballfan-Sicht würde ich das 4:4 in Villarreal nennen. Barça führte früh 2:0, lag dann in der 90. Minute 2:4 hinten, am Ende hieß es tatsächlich 4:4. Was für eine Achterbahnfahrt dieses Spiel doch war. Auch Barças 3:4 gegen Betis war unglaublich unterhaltsam. 

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Luis Suarez erzielte im Clasico im Camp Nou einen Hattrick. Für einige war es das Spiel der Saison. Foto by Alex Caparros/Getty Images)

Bester Transfer

Michael Weilch: Da ist die Entscheidung ehrlich gesagt wirklich schwierig. Sowohl Arthur als auch Clément Lenglet haben meiner Meinung nach voll eingeschlagen. Wenn ich mich aber festlegen müsste, würde ich Lenglet nehmen. Niemand hätte gedacht, dass er schon in seiner ersten Saison so viel Spielzeit bekommen und schlussendlich sogar Umtiti verdrängen würde. Eine bärenstarke Spielzeit von ihm!

Karl Bukpiev: Lenglet. Zwar haben sowohl Arthur als auch Vidal auf ihre unterschiedliche Weise zur Stärke des Teams beigetragen. Aber Lenglet hatte das Glück, den verletzten Umtiti ersetzen zu dürfen und selbst frei von Verletzungen geblieben zu sein. Am Ende erwies sich Lenglet neben Abwehrchef Piqué so sicher und konstant, dass Umtiti kaum vermisst wurde.

Marko Neumann: Lenglet. Was für eine Saison liegt hinter dem jungen Franzosen. Nach Umitits Verletzung stand Lenglet als sein Ersatz bereit und erkämpfte sich durch konstant gute Leistungen über die gesamte Saison hinweg einen Platz in Barças Startelf. Umtiti wurde/wird bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht vermisst.

Yassine Kasmi: Es gibt für mich nicht den einen besten Transfer. Ich würde Arthur und Lenglet aufzählen. Arthur deshalb, weil er das Potenzial hat, zu einem der besten Mittelfeldspieler der Welt zu werden. Lenglet ließ Umtiti nahezu in Vergessenheit geraten, was mich schon erstaunte. 

Lucas Gröning: Sehr schwere Entscheidung, aber wenn ich wählen muss, nehme ich Arthur. Ich kannte ihn vor der Saison nicht, doch vom ersten Spiel an hat der junge Brasilianer mich komplett in seinen Bann gezogen und die Hoffnung auf eine Rückkehr des Passspiels geschürt, dass wir alle unter Pep Guardiola zu lieben gelernt haben. Er ist sowas wie der Prototyp eines Barça-Mittelfeldspielers und kam praktisch komplett aus dem Nichts. 

Florian Rahbari Nejad: Arthur. Nach Iniestas Abgang war es dringend notwendig, wieder einen so technisch starken Ballbesitzspieler im Team zu haben. Arthur ist sehr pressingresistent, ballsicher und spielt gute Pässe. Barça braucht immer solche Spieler. Der junge Brasilianer hat sich extrem schnell eingegliedert und dürfte in den nächsten Jahren noch besser werden.

Alex Truica: Lenglet. Ich fand ihn besonders in der Rückrunde bärenstark; stärker, als ich ihn erwartet hatte. Nicht umsonst wurde Umtiti kein bisschen vermisst. Hat sich erstaunlich schnell und gut akklimatisiert, denn Innenverteidiger bei Barça sein ist ja normalerweise wirklich eine ganz neue Aufgabe im Vergleich zur vorherigen Station.

Positive Überraschung der Saison

Michael Weilch: Arturo Vidal. Ich hätte ihm nicht zugetraut, ein wichtiger Bestandteil des Teams zu werden. Zwar war er spielerisch nicht so entscheidend und Lenglet und Arthur die besseren Transfers, aber dennoch hat mich Vidal am meisten überrascht. Gerade nach den ersten Wochen schien es so, als ob er sich überhaupt nicht anpassen könnte. Dass er dann doch noch einmal die Kurve gekratzt hat, muss man auch würdigen.

Karl Bukpiev: Hier muss ich wiederum Arthur nehmen. Von ihm habe ich nicht viel erwartet, da ich von Natur aus skeptisch bin und mir nur auf Youtube-Videos basierend keine großen Hoffnungen mache. Hinzu kamen noch die ganzen Vergleiche mit Xavi im Vorhinein. Seitdem er dann aber im oben genannten Spiel gegen Tottenham von Beginn an auflief (nebenbei bemerkt eine der besten Entscheidungen von Valverde überhaupt) und so überzeugte, sehe ich u.a. in ihm die Zukunft im Mittelfeld. Auch wenn er wohlgemerkt noch einiges zu verbessern hat.

Marko Neumann: Arturo Vidal. Er mag vielleicht nicht für den Fußball stehen, den die Leute in Barcelona sehen wollen, dennoch ist er für mich die Überraschung der Saison. Denn er verteidigt dieses Trikot wie kein anderer und bringt die physische Komponente mit in das Spiel des FC Barcelona. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, Skepsis von eigenen Fans und der Presse, kämpfte sich der Chilene zurück und ist mittlerweile zu einem wichtigen Bestandteil geworden.

Yassine Kasmi: Ich war zunächst darüber verblüfft, dass man Vidal gekauft hat. Seien wir mal ehrlich: Barças Spielphilosophie und die Gangart Vidals, das passt eigentlich nicht zusammen. Und trotzdem muss gesagt werden: Trotz des einen oder anderen Fauxpas in der großen weiten Internetwelt, machte er auf dem Spielfeld vor allem durch seine Leistung auf sich aufmerksam. Er konnte entweder als Einwechselspieler oder als Starter dafür sorgen, dass dem Team das Kämpferische nicht verloren geht. Er zerstörte allerdings nicht nur Spiele durch seine aggressive, aber interessanterweise faire Spielweise, er schaffte es auch, dem Spiel selbst eine spielerisch starke Note mitzugeben. Vidal war auch für mich die Überraschung der Saison.

Lucas Gröning: Ich möchte hier Gerard Piqué nennen. Zwar zeigte der Innenverteidiger in den vergangenen Jahren keine katastrophalen Leistungen, baute für mein Gefühl allerdings Stück für Stück ab und gehörte schon lange nicht mehr zur internationalen Elite auf seiner Position. Er konnte durchaus von Glück sprechen, dass er mit Umtiti einen so starken Nebenmann an seiner Seite hatte. Mit dieser Spielzeit änderten sich die Verhältnisse. Piqué spielte seine beste Saison seit langem und wird nun wieder völlig zu Recht als einer der aktuell besten Innenverteidiger der Welt gefeiert.

Florian Rahbari Nejad: Auch ich muss hier Arturo Vidal nennen. Natürlich machte er immer wieder auch mal Fehler, aber seine Läufe in die Spitze und seine Zweikampfstärke haben dem Team mehrmals sehr geholfen. Es ist immer gut, auch ein solches Profil im Kader zu haben. Vidal ist ein extrem wertvoller Teamplayer.

Alex Truica: Auch hier wähle ich Lenglet. Begründung im Endeffekt die gleiche wie oben: Ich hätte ihn nicht so dermaßen stark erwartet, er hat mich positiv überrascht. Wenn er diese Leistungen weiterhin abrufen kann, wird er zum Schnäppchen. 

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 Der Krieger in der ihm typischen Art: Arturo Vidal ist für viele die Überraschung der Saison. JOSE JORDAN/AFP/Getty Images

Enttäuschung der Saison

Michael Weilch: Leider muss ich hier Philippe Coutinho nennen. Ich bin immer noch der Überzeugung, dass er über das Potential verfügt, dem FC Barcelona entscheidend zu helfen. Aber diese Saison konnte er nie an seine Bestleistungen anknüpfen und das Spiel beleben. Vielleicht war es aber auch unfair, von Coutinho sofort so viel zu erwarten. Am Ende muss man auch bedenken, dass er nicht zwingend auf seiner eigentlichen Lieblingsposition eingesetzt wurde. Dennoch: Von ihm hätte mehr kommen sollen.

Karl Bukpiev: Für mich Ousmane Dembélé. Er hat zwar dem Verein insgesamt mehr gegeben, als in seiner ersten Saison und auch mehr als Coutinho in dieser. Doch die Probleme bei Coutinho waren schon zum Zeitpunkt des Transfers in gewisser Weise absehbar. Dembélé hingegen startete sehr gut in die Saison, aber seine Disziplinlosigkeiten haben ihn wieder gebremst. Dann kamen noch die Verletzungen. Mit mehr Vernunft und Professionalität hätte sich der Franzose viel mehr entwickeln können.

Marko Neumann: Ich schwanke hier zwischen Dembélé und Coutinho. Beide werden bisher nicht der Summe gerecht, für die man sie geholt hat. Bei Coutinho sind es ständige Leistungsschwankungen und zudem ruft er bei weitem nicht das Potential ab, was definitiv in ihm schlummert. Dembélé begann stark, wurde dann aber durch fehlende Disziplin oder einigen Verletzungen wieder ausgebremst. Wenn Coutinho endlich mal damit beginnt, sein volles Potential abzurufen, Dembélé an seiner Disziplin und Verletzungsanfälligkeit arbeitet, sind das zwei Spieler, die aus der ersten Elf nicht mehr wegzudenken sind.

Yassine Kasmi: Coutinho und Dembélé, was ich bedauerlich finde. Dembélé startete vielversprechend in die neue Spielzeit, er konnte allerdings seine Undiszipliniertheit noch nicht derart ablegen, damit man von einem reifen Spieler sprechen kann, der mit seinen Leistungen dem entspricht, was man auch für ihn gezahlt hat. Einem Geistesblitz folgen gefühlt mehrere unüberlegte und taktisch unkluge Entscheidungen. So verzettelt sich der Franzose gerne mal gegen mehrere Gegenspieler, zeigt technische Ungenauigkeiten auf und wirkt auf dem Spielfeld gerne mal etwas trotzig. Diese Saison ist nicht Dembélés Spielzeit gewesen, in der er alle Zweifel beseitigen konnte. Derweil gibt Coutinho dem Team auf der Außenbahn nicht das, was es braucht, trotz seiner individuellen Klasse. Er erscheint wie ein Fremdkörper im Spiel, der spielen will, aber nicht kann. Ein Verkauf wäre in meinen Augen keine Überraschung mehr, denn er ist im Gegensatz zu Dembélé kein Talent mehr, sondern ein gestandener Spieler im besten Fußballer-Alter.

Lucas Gröning: Ich muss hier ebenfalls Philippe Coutinho nennen. Wirkt in vielen Spielen wie ein Fremdkörper und wenn er mal den Ball hatte, versuchte er es zu häufig mit Schüssen aus der zweiten Reihe oder Dribblings, die dann ins Leere gingen. Das ist insgesamt viel zu wenig für einen Spieler seiner Klasse, für den dazu noch eine derart hohe Summe gezahlt wurde. Klar könnte man mit dieser Argumentation auch Ousmane Dembélé nennen, jedoch hätte dieser meiner Meinung nach einer der offensiven Leistungsträger dieser Saison werden können, wären seine Verletzungen nicht gewesen. Bei Coutinho hatte ich diese Hoffnung irgendwann aufgegeben.

Florian Rahbari Nejad: Ganz klar Philippe Coutinho. Startete die Saison noch gut, aber spätestens nachdem Valverde ihn nur noch ganz vorne einsetzte, lief nicht mehr viel beim Brasilianer. Er wirkt mittlerweile einfach so, als würde er mit einem riesigen Rucksack spielen, komplett unter Druck und viel zu verkrampft. Er macht oftmals Dinge viel zu kompliziert, wenn es viel sinnvoller wäre, die einfachen Dinge zu machen. Er scheint mit der Erwartungshaltung und dem Druck leider nicht klarzukommen.

Alex Truica: Coutinho und Malcom. Von beiden hätte ich mehr erwartet und mir mehr erhofft. Da Malcom aber noch sehr jung ist und in seiner ersten Saison bei einem neuen Verein in einer Topliga spielte – und von Valverde einfach nicht genügend Einsatzzeit und Chancen über einen konstanten Zeitraum bekam – ist Coutinho die größere Enttäuschung, auch natürlich aufgrund seiner horrenden Ablösesumme. Er wurde als Weltstar geholt und war bestenfalls Mitläufer. Für die Ablöse kann er natürlich nichts, aber da muss dann einfach mehr kommen, ansonsten ist es leider herausgeworfenes Geld, um nicht sogar zu sagen: Er droht zum sündhaft teuren Fehleinkauf zu werden.

 

 

Alex Truica
Alex Truica
Freier Sportjournalist, Podcaster und Chefredakteur Barçawelt
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