Messis düsterer Begleiter

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Bildquelle: fcbarcelona.com

“Ich fühle mich belogen und betrogen”, schrieb unser Mitglied Herox vor einigen Stunden im Forum, unmittelbar nachdem ihn die Kunde vom unverblümten Wesen Lionel Messis erreicht hat und das Bild voller – sportlicher – Harmonie und Eintracht erodierte. Wie ein Lauffeuer verbreiten sich Passagen von Pep Guardiolas neuer Biografie von Guillem Balagué und hinterlassen einen Ausdruck von Fassungslosigkeit ob der Machtkämpfe, die sich in den letzten Jahren zugetragen haben sollen. Wurde Lionel Messi in ein Licht gerückt, ein Licht voll sonnigen Gemüts und kindlicher Begeisterung, jenseits aller Boshaftigkeit oder Missgunst, wie sie uns tagtäglich aufs Neue grüßt; in Richtung einer hellen Erscheinung, welche die Fußballwelt nicht nur in sportlicher, vielmehr auch in menschlicher Hinsicht bereichert – waren die Sympathiebekundungen Vorschusslorbeeren, deren Verdienst uns Messi bisweilen schuldig blieb?

Missbrauch einer Machtposition

Allein die Tatsache, dass Pep Guardiola einen Kernbereich der Mannschaftsinterna zur Sprache bringt, ist Zeugnis bestimmter sportlicher und später auch persönlicher Differenzen. Der geschiedene Trainer hat Lionel Messi zu dem gemacht, der er heute ist, und anstatt sich hierfür erkenntlich zu zeigen, soll sich Messi groben Undanks schuldig gemacht haben, indem er seine immer größer werdende Machtposition dazu missbrauchte, einseitig seine Interessen durchzusetzen und die Autorität seiner Vorgesetzten zu untergraben. Nur ein unüberlegter Schachzug von Pep Guardiola und Messi strafte ihn mit tagelanger Abschottung. Nicht nur die Trainer bekamen Messis Launen zu spüren, sondern auch die Spieler, bei denen er sich gerne das Recht herausnahm, unzweideutige Kritik zu üben, wenn ein Spielzug nicht ihn als Endstation in einer Angriffskette bestimmt hat. Tello, Cuenca, aber auch gestandene Spieler wie David Villa machten bereits mit Messis “düsteren Begleiter”, ein Abbild seines tieferen Ehrgeizes, höhere Sphären zu erklimmen, Bekanntschaft. 

Dies gilt auch für Ibrahimovic, der scheinbar Opfer von Messis zunehmender Einflussnahme wurde. Im vertraulichen Gespräch gab Messi seinem Trainer zu erkennen, dass nur er ein Anrecht auf die Neuner-Position habe. Pep Guardiola: Und was soll ich dann mit Ibrahimovic machen?” Bei der Beantwortung dieser Frage legte Messi sein größtes Druckmittel auf den Tisch: “Ich spiele hier oder ich spiele überhaupt nicht. Schick’ die anderen auf die Flügel.” Nicht nur in dieser Geschichte hatte Messi seine Finger im Spiel, sondern gleichsam bei der Erörterung einer Verpflichtung von Neymar, im Rahmen derer das Umfeld von Messi befragt wurde, ob dem Spieler ein Transfer des brasilianischen Talents genehm sei. Die Antwort des Superstars fiel positiv aus. 

So schön die Vorstellung auch gewesen sein mag, bei Messi handele es sich um den lieben Nachbarsjungen von nebenan, sie entspricht offenbar nicht der Realität. Es gab aber bereits Verdachtsmomente, die ein differenziertes Urteil über den vierfachen Weltfußballer nahelegten. Unser Mitglied Molero z.B. war beim letzten Spiel von Pep Guardiola im Camp Nou zugegen und erkannte, dass Messi erst nach einigem Zögern und im Anschluss an die Aufforderung von Kapitän Carles Puyol zu seinem Trainer lief und ihm umarmte. Molero weiter: “Und danach stand Messi auch nur in 2. Reihe, während die anderen Pep in die Luft warfen.” Auch Spannungen zwischen den Spielern konnten nicht immer im Verborgenen gehalten werden. Exemplarisch diesbezüglich die verbalen Auseinandersetzungen zwischen Messi und Villa nach dem Anschein nach belanglosen Situationen, die tiefgreifende Unstimmigkeiten zutage förderten. 

Ein Phänomen im Spitzensport

Das Leben ist aber selten schwarz-weiß, und so ist auch hier eine differenzierte Sichtweise angemessen. Es gibt keine größere Rechtfertigung für Messi als die Zahl seiner Tore, der individuellen und kollektiven Erfolge. Das Streben nach individuellem Ruhm steht bei Barça wie bei keinem anderen Verein in Einklang mit den mannschaftlichen Errungenschaften, weil Messi einerseits ehrgeizig ist und auch nach persönlichen Höhen strebt, andererseits aber seinen Genius in den Dienst der Mannschaft stellt und der Mannschaft mehr zurückgibt, als er ihr durch sein egoistisches Verhalten nimmt. 

Letztlich ist Messis Verhalten kein neues Phänomen in der Sportwelt. Die Spitzensportler eint nicht etwa ein politisch korrektes Verhalten unter jeglichen Gegebenheiten, sondern der Wesenszug, sich über bestimmte moralische Grenzen hinwegzusetzen und dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Es handelt sich hierbei um eine allgemeingültige Aussage unabhängig von einer speziellen Sportart. Ein Schumacher z.B. wäre nicht siebenfacher Formel1-Weltmeister geworden, wenn er sich sowohl auf als auch abseits der Strecke immer mustergültig verhalten hätte. Sport bedeutet menschliche Interaktion, auch hinter den Kulissen und hat mehr mit Politik zu tun, als manch einer vermutet. 

Ob Messi mitverantwortlich für den Abgang von Pep Guardiola war, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Die Darstellung von LaPulga in seiner Biographie, die ab morgen erhältlich ist, legt diese Vermutung zumindest nahe. 

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