Spielerkritik | Piqué als Abwehrchef, MSG ohne Bindung und ein orientierungsloses Mittelfeld

StartLa LigaSpielerkritik | Piqué als Abwehrchef, MSG ohne Bindung und ein orientierungsloses Mittelfeld
- Anzeige -
- Anzeige -

Der Clásico hielt diesmal nicht, was er versprach – was vor allem am blassen FC Barcelona lag. Gerade Barcelonas Mittelfeld konnte sich gegen Real Madrid nicht behaupten und sorgte für banges Zittern bei den Culés. Auch Ernesto Valverde gab der ideenlosen Mannschaft keine Impulse. Ein sehr starker Piqué und eine gute Defensivarbeit fielen aber positiv auf. Die Noten und Spielerkritik zum Clásico.

 

Marc-André ter Stegen

Ter Stegen zeigte zu Beginn gleich seine spielerische Klasse, als er einen Abstoß flach und scharf perfekt zum Mitspieler passte. Danach kamen allerdings nicht immer all seine hohen Bälle im Spielaufbau an. In der 26. Minute reagierte er bei einer flachen Hereingabe gut und vereitelte daraufhin einen Abschluss Reals. Knapp vor der Pause hielt er dann einen scharfen Schuss Federico Valverdes, ohne ihn abprallen zu lassen. Im Verlauf der Partie ohne weitere Fehler, dafür mit weiteren Paraden, wobei keine großen Herausforderungen dabei waren. Barçawelt-Punkte: 7

Nélson Semedo

Semedo hatte defensiv oft Probleme mit Mendy und konnte viele Hereingaben nicht verhindern. Nach vorne war er bemüht, blieb jedoch auch zu häufig ohne Unterstützung und hatte dementsprechend Schwierigkeiten. Der Portuguise startete aber auch hin und wieder mutige Läufe nach vorne, was einmal zu einer Chance für Barcelona führte. Bis zu seiner Auswechlung in der 55. Minute ohne auffallende Aktionen. Im Endeffekt ein gebrauchter Tag für ihn. Barçawelt-Punkte: 5

Gerard Piqué

Im Clásico der Chef der Abwehr. Der Katalane war besonders bei Flanken extrem wichtig für die Blaugrana und klärte viele hohe Bälle, war durchgehend bei Kopfballduellen sehr präsent und aufmerksam. Bei einer Großchance Reals in der 17. Minute reagierte er geistesgegenwärtig, antizipierte die Situation und klärte den Ball nach einer Ecke in höchster Not auf der Linie. Auch danach war Piqué der eindeutige Abwehrchef und bemühte sich, die Viererkette während der Drucksituationen der Blancos wieder nach vorne zu schieben. Bis zum Ende der Partie blieb Piqué hellwach und rückte oft im richtigen Moment raus. Seine gute Antizipation war wichtig, um Real nicht zu sehr ins Spiel kommen zu lassen. Barçawelt-Punkte: 9, MOTM

Clément Lenglet

Lenglet war ebenso wie sein Abwehrkollege sehr gefordert und machte seine Sache ordentlich. Allerdings leistete er sich ein paar Abspielfehler und Unkonzentriertheiten im Spielaufbau, was Real Madrid zu Chancen einlud. Die 44. Minute ist hierfür ein Beispiel, nur eine Minute später holte er sich dann bei einem taktischen Foul die gelbe Karte ab. Einen weiteren schlimmen Ballverlust leistete er sich in der 51. Minute, als er ohne Bedrängnis die Kugel quer in die Mitte vor Barcelonas Strafraum schlug. Solche Aktionen dürfen in einem Clásico einfach nicht passieren. In direkten Duellen dafür sehr präsent, auch er war bei Madrids vielen Flanken aufmerksam. Barçawelt-Punkte: 6

Jordi Alba

Der Linksverteidiger zeigte im Vergleich zum letzten Spiel eine Leistungssteigerung. Für seine Verhältnisse war er jedoch sehr oft hinten gefordert, daher hielten sich seine so wichtigen Offensivläufe auch in Grenzen. Dennoch hatte er zu Beginn der Partie eine gute Szene nach einem solchen Lauf, die aber entschärft wurde. In der 41. Minute hatte Alba die womöglich größte Chance der Blaugrana im kompletten Spiel, als er mustergültig von Messi mit einem hohen Ball hinter die Abwehr perfekt eingesetzt wurde, doch er schoss die Kugel volley am Gehäuse vorbei. Defensiv zumeinst umtriebig und aufmerksam. Barçawelt-Punkte: 6

Ivan Rakitic

Rakitic ersetzte überraschend Sergio Busquets auf der Sechs und hatte dabei einige Probleme. Er war im Spielaufbau sehr unsicher und schaffte es kaum, Ruhe in die Partie zu bringen. Während der Drangphase Reals in der ersten Halbzeit schwamm er ebenso wie seine Kollegen. Auch die offensiven Ideen blieben leider aus, weshalb die Blaugrana große Schwierigkeiten hatte, überhaupt in den Angriff zu kommen. Immerhin kamen fast alle seine Pässe an, wie eine Passquote von 96 Prozent zeigt, doch die meisten davon waren Querpässe. Barçawelt-Punkte: 5

Frenkie de Jong

De Jong schaffte es wie das gesamte Mittelfeld in der ersten Halbzeit nicht, Herr der Lage zu werden. Er konnte nur selten spielerische Lösungen anbieten und startete kaum offensive Zweikämpfe. In der Defensive mit viel Laufarbeit und guter Arbeit gegen den Ball. Im Vergleich zu anderen Partien rückte er sich aber nicht ins Rampenlicht. Erst spät begann der Niederländer, sich mehr zuzutrauen. Daraus resultierte dann ein Schuss von ihm sowie in den letzten Minuten ein erfolgreiches Dribbling in Real Madrids Hälfte. Barçawelt-Punkte: 5

Sergi Roberto

Etwas überraschend durfte Roberto im Mittelfeld anfangen. Leider konnte er seine Nominierung nicht rechtfertigen, da er nur wenige kreative Ideen in das Spiel einbrachte. Seine Dynamik und die berühmten Diagonalläufe waren ebenso wenig zu sehen wie Spielkontrolle und Beruhigung. Nach der Auswechslung Semedos spielte er wieder als Rechtsverteidiger, wo er aber auch keine entscheidenden Akzente setzen konnte. Barçawelt-Punkte: 4

Lionel Messi

Messi lieferte nicht sein bestes Spiel ab, er tat sich auch schwer, in die Partie zu kommen. Nach engagierten ersten Minuten wurde er immer apathischer und versank in Teilen der ersten Halbzeit in Tatenlosigkeit. Im Laufe der Partie bekam er aber mehr Bälle und steigerte sich. In der 41. Minute lieferte er eine tolle Vorlage für Alba, die dieser aber nicht nutzen konnte. Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte er zudem einen guten Sololauf. Gegen Ende der Partie ein wenig aktiver und mit guten Aktionen wie beispielsweise in der 59. Minute, als er dann aber beim Abschluss untypisch über die Kugel senste. Trotzdem war La Pulga insgesamt betrachtet fast nicht am Spielgeschehen beteiligt und konnte keine Akzente setzen. Ein ungewohnt schwacher Auftritt vom Kapitän. Barçawelt-Punkte: 4

Luis Suárez

El Pistolero startete nicht gut in die Partie und hatte sehr wenig Einfluss auf das Spiel. Wie seine Sturmkollegen litt er natürlich sehr unter den fehlenden Bällen aus dem Mittelfeld. Im Anlaufen war er nur teilweise aktiv, ansonsten zeigte er aber durchaus Einsatz. Seine erste wirklich gute Chance hatte er in der 74. Minute, als er einen Ball in aussichtsreicher Position mit zu viel Rücklage schwach über das Tor schlenzte. Dies blieb aber auch die einzige Chance für Suárez, was für einen Mittelstürmer natürlich viel zu wenig ist. In einem Clásico muss viel mehr von ihm kommen. Barçawelt-Punkte: 3

Antoine Griezmann

Griezmann war in Halbzeit eins vollkommen unauffällig und nahm so gut wie gar am Spiel teil. Nachdem die Blaugrana aber auch keine wirklich Kontrolle im Spielaufbau hatte, kamen kaum brauchbare Bälle nach vorne, die Griezmann hätte verarbeiten können. In der zweiten Halbzeit war er dann aktiver, besonders in der Rückwärtsbewegung war er extrem wichtig. Auch in der Offensive kombinierte er besser mit seinen Sturmkollegen. In der 59. Minute kreierte der Franzose gemeinsam mit Messi eine gute Möglichkeit. Über das gesamte Spiel jedoch ohne nennenswerte Torgefahr und daran werden Stürmer schlussendlich gemessen. Bemühen alleine reicht nicht aus. Barçawelt-Punkte: 3

Arturo Vidal

Der Krieger kam schon früh in der zweiten Halbzeit in der 55. Minute und ersetzte Nélson Semedo. Dadurch rückte Roberto auf die Rechtsverteidigerposition und Vidal reihte sich im Mittelfeld ein. Seine Läufe in die Spitze brachten etwas mehr Bewegung, aber leider keine Ergebnisse. Vidal spielte ansonsten auch kluge Pässe und zeigte sehr viel Einsatz. Insgesamt keine schlechte Entscheidung von Ernesto Valverde, den Chilenen zu bringen. Zeigte immerhin Engagement in einem ansonsten zu oft leblosen Mittelfeld. Barçawelt-Punkte: 6

Ansu Fati

Ersetzte in der 83. Minute Antoine Griezmann und sollte neue Frische in die Offensive bringen. Sein jugendlicher Elan und seine Unberechenbarkeit sollten für neue Kreativität sorgen und das taten sie auch. Holte kurz nach seiner Einwechslung eine Ecke für die Katalanen heraus und war gut ins Kombinationsspiel eingebunden. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung

Trainer Ernesto Valverde

Entgegen aller Erwartungen setzte Valverde heute nicht auf Sergio Busquets, dafür aber auf Sergi Roberto im Mittelfeld. Der Plan ging jedoch nicht auf. Die fehlende Kontrolle im Mittelfeld legte fast die gesamte Mannschaft lahm und ließ Madrid immer besser ins Spiel kommen. Durch die Aufstellung Rakitics als Sechser wollte der Trainer defensive Laufstärke und somit mehr Stabilität in die Partie bringen, diese kam de facto aber nie zustande. Es gab so gut wie keine offensiven Impulse aus dem Mittelfeld, was zu einer sehr chancenarmen Partie führte. Zudem kann bemängelt werden, dass man nie das Gefühl hatte, einen wirklichen Matchplan bei den Katalanen ausmachen zu können. Barça hatte  Madrids Staffelung gegen den Ball nichts entgegenzusetzen, war ideen- und planlos – und auch von der Seitenlinie kam im Laufe des Spiels keine taktische Anpassung oder Hilfeleistung für die Mannschaft. Barçawelt-Punkte: 3

Erklärung zur Punktevergabe

10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte:
unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: schwache Leistung
3 Punkte: sehr schwache Leistung
2 Punkte:
ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall

 

Michael Weilch
Michael Weilch
Treuer Culé seit Beginn der Ära Messis und der festen Überzeugung, dass Barça "més que un club" ist. Hofft, dass sich die Blaugrana auf ihre historischen Wurzeln besinnt und gerade in heutigen Zeiten ein Leuchtbild für Demokratie und Chancengleichheit darstellt - der Grund, warum der FC Barcelona eben nicht "nur" ein Fußballverein ist. Motto: "Tots units fem força!"
- Anzeige -
- Anzeige -
- Anzeige -

AKTUELLE USER-KOMMENTARE