Font: “Nichts schöner als Real Madrid in Trümmern!”

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Für einen Barcelonista sei es einfach wunderbar, Real Madrid leiden zu sehen. Ob es nicht seltsam sei, sich so auf die Blancos zu fokussieren? Vielleicht. Mit diesen und ähnlichen Aussagen spricht Víctor Font eine klare Sprache und bezieht Stellung zu den Fragen der neugierigen Reporter. Mit dabei: Wer wird Messis Nachfolger? Sind Sie ein Unabhängigkeitsbefürworter? Denken Sie an Guardiola? Verpasst nach Teil 1 und Teil 2 nun nicht den finalen Höhenpunkt des Interviews mit Präsidentschaftskandidat Víctor Font!

Sie haben sich als „Taliban des Cruyffismus“ definiert.

Das ist ein schlecht gewählter Ausdruck. Ich bevorzuge es, mich als radikal oder extrem zu bezeichnen. Oder besser: Ich bin konsistent in Bezug auf meine Ideen über das Cruyff’sche Modell.

Sie haben sich auch als Unabhängigkeitsverfechter bezeichnet.

Ich bin einer derjenigen, die im letzten Jahrzehnt Veränderungen bewirkt haben. Ich glaubte an ein multinationales Spanien in einer Europa vieler Nationalitäten, aber die aktuellen Fakten bringen uns dazu, zu glauben, dass die konstitutionelle Übereinkunft, von der wir dachten, sie würde uns erlauben, zusammen zu leben, eigentlich eine Interpretation darstellt, die in eine andere Richtung läuft. Und daher kommt die momentane Unzufriedenheit. Aber ich habe bereits gesagt, dass in unserem Projekt die Verdienste und die Erfahrung am wichtigsten sind.

Glauben Sie, dass der Verein auch eine politische Linie haben muss?

Man kann Barça nicht als politisches Instrument missbrauchen, aber die katalanische Wurzel des Vereins muss unumstritten bleiben. Die Vereinigung Barças mit dem Land ist in der DANN dieses Klubs, auch im 21. Jahrhundert. In einer Situation der politischen Unruhe muss Barça auf der Höhe sein. Der Klub muss auf eine klare Art und Weise das Volk Kataloniens begleiten und dem Wunsch der Mehrheit treu sein. Aber man darf nicht eine Flagge wählen, denn die Diversität des Landes reflektiert sich auch in der sozialen Masse.

Und im Falle der Unabhängigkeit: Würden Sie weiterhin in der Liga und der Copa mitspielen wollen?

Tebas wäre der erste, der an so etwas interessiert wäre und uns nicht erlauben würde, mitzuspielen. Und warum? Der Wettkampf mit Real Madrid macht uns nur noch größer. Warum sollten wir darauf verzichten, ins Bernabéu zu fahren und dort 3-0 zu gewinnen?

Sie haben sich auch als Antimadridista bezeichnet.

Ja. Die glücklichsten Tage sind auch die, in denen Real Madrid aus einem Bewerb geschmissen wird. Ich erinnere mich daran, wie Juve sie eliminierte und ich das Radio anhalten musste. Und ihr Leiden, als der BVB sie hinauswarf und Lewandowski drei Tore erzielte. Und ich spreche jetzt erst gar nicht von Ajax. Das sind einfach große Tage.

Haben Sie nicht eine Art Komplex, wenn Sie so abhängig von Real sind?

Vielleicht ja. Aber nachdem das die Wahrheit ist, werde ich diesbezüglich nicht lügen. Ich bin 1972 geboren und vielleicht habe ich das alles genetisch inkorporiert. Das Gute ist, dass ich mich als Barcelonista dank Cruyff verändert habe. Jetzt sehe ich einer Partie gegen Real mit einer Gewinnermentalität entgegen.

Welche anderen Anhaltspunkte haben Sie, abgesehen von Cruyff?

Mein erstes Barça ist das von Urruti, Simonsen, Migueli… Meine erstes Trikot ist die Nummer 9 von Krankl. Und eine meiner größten Enttäuschungen war der Verkauf Ronaldos an Inter. Da fiel für mich eine Welt in sich zusammen, denn Ronaldo war fast eine Art Messi. Ich nenne mich einen Cruyffista in Bezug auf den Stil und glaube, dass heute niemand eine Mourinho oder Simeone wählen würde.
Marc Ingla traf sich mit Mourinho 2009 als sportlicher Vizepräsident…
Weil wir aus der Phase der Selbstgefälligkeit kamen, es war eine Prelleffekt für das Team, eine harte Hand zu zeigen.

Denken Sie an Guardiola für Ihr Projekt?

Den besten aktuellen Trainer bei sich arbeiten zu lassen ist natürlich eine Chance für den FC Barcelona. In den nächsten zehn Jahren müssen wir Anstrengungen unternehmen, um ihn zurückzuholen. Und er kann die Fähigkeiten haben, um unterschiedliche Funktionen beim Klub auszuüben. Zum Beispiel kann ich ihn mir als sportlichen Vizepräsidenten gut vorstellen.

Ist Ihr Modell dem des FC Bayern ähnlich, wo Ex-Spieler eine wichtige Rolle spielen?

Im sportlichen Bereich ja. Was ich aber nicht glaube, und was Johan gesagt hat, ist, dass der Spieler den Klub leiten soll. Ein Ex-Spieler wird sicher einige Sachen wissen, aber für andere Bereiche hat er ohne Ausbildung und Erfahrung nur wenig Ahnung.

Haben Sie daran gedacht, jemanden aus dem aktuellen Führungsbereich einzustellen?

Nein, daran denke ich nicht. Diese internen Kämpfe gefallen mir nicht und deshalb habe ich gebeten, mich mit Barto treffen zu können. Die Dynamik macht, dass es schwierig ist, dass ein aktueller Verantwortlichen sich mit mir trifft, denn wen ihn irgendwer sieht, denkt man vielleicht intern schlecht von ihm. Aber wenn wir davon sprechen, das Talent zu verschmelzen, würde ich auch jemanden nehmen, der gerade aktiv ist und das Modell kennt, wie wir die Sachen ändern wollen.

Sie haben von der Zeit nach Messi gesprochen. Welche Spieler gefielen Ihnen da denn? Neymar?

Ich sah ihn als designierten Nachfolger an, aber jetzt beginne ich zu denken, dass er diesen Schritt wohl verpasst hat. Man muss abwarten, ob er nicht einer dieser Brasilianer ist, die sehr stark polarisieren und dann nie zum allerhöchsten Punkt kommen, entweder, weil sie nicht aufpassen, oder weil sie von Verletzungen gestoppt werden. Mittlerweile sind es Mbappé und Dembélé, die ich trotz oder gerade wegen ihrer Jugend auf einem Weg sehe, der sie über Neymar stellen könnte.

Würde es Ihnen als Fan gefallen, wenn der Klub Anstalten machte, um Neymar zurückzuholen?

Nein, und noch weniger mit den Sorgen und Zweifeln über seinen momentanen Zustand. Das ist ein abgeschlossenes Kapitel.

Würden Sie sich dafür einsetzen, ein Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen herzustellen?

Es ist sehr schwer. Wir sehen Erfahrung und Leistung als oberste Priorität und am Ende stellt sich oft heraus, dass es zwar sehr gute Frauen gibt, die die Anforderungen erfüllen würden, aber meist sind sie dann keine Fans oder haben nicht das nötige Dienstalter.

Sind Sie der Kandidat von Jaume Roures?

Nein. Es ist witzig. Ich habe ihn ein paar Mal gesehen, das letzte Mal vor drei oder vier Jahren. Ich habe nie mit ihm über Barça gesprochen, weil ich ihn im geschäftlichen Kontext kennengelernt habe. Wir haben nämlich ein paar Projekte gemeinsam mit Mediapro in Asien gemacht. Es ist irgendwie seltsam, denn es hieß, ich sei sein Kandidat, aber auch Tatxo Benet, ein Freund von Roures, wollte antreten. Das passt doch nicht. Ich bin von Granollers, unabhängig und mit niemandem hinter mir.

Welches Wahlszenario sehen Sie auf uns zukommen? Ein Kandidat, der Kontinuität verspricht wie Cardoner?

Ich glaube, dass es mehrere Kandidaten geben wird. Ein ähnliches Szenario wie 2015 also.

Berücksichtigen Sie einen Wahlfortschritt und sind Sie dafür vorbereitet?

Man weiß im Fußball nie mit Sicherheit, was passieren wird. Wenn wir nicht 3-0 im Bernabéu gewinnen, weil sie in der Halbzeit schon mit 3-0 führen…Wenn uns Lyon eliminiert…Es gibt Herausforderungen, die man sofort bewältigen muss, aber es erscheint mir sinnvoll, Legislaturperioden auszunützen. Es ergibt nicht wahnsinnig viel Sinn, jedes Mal bei einem Mandat an Wahlen zu denken.

Wie hat das Geschehen rund um Sandro Rosell auf Sie gewirkt?

Ich bin erstaunt, wie die ganze Welt. Dass er jetzt zwei Jahre im Gefängnis sitzt und auf seine Verhandlung warten muss…Wir haben alle schon bemerkt, dass das Gericht langsam ist, aber das ist eine brutale Schwäche. Eine vorsorgliche Gefängnisstrafe bei einem wirtschaftlichen Delikt… Und nach zwei Jahren, in denen er schriftlich um Freiheit bittet, wird er am Tag nach der Aussage sofort freigelassen. Unglaublich.

Alle Übersetzungen wurden frei nach bestem Wissen und Können des Autors durchgeführt. Es wird keine Haftung für die korrekte Wiedergabe aller Aussagen übernommen!
Quelle: Mundo Deportivo

So, das war’s mit unserem exklusiv für euch übersetzten Interview! Habt ihr abschließende Worte? Vielleicht in Bezug auf seine Aussagen zu Madrid und Katalonien? Einer gewissen Brisanz entbehren sie schließlich nicht. Wir sind gespannt!

Michael Weilch
Michael Weilch
Treuer Culé seit Beginn der Ära Messis und der festen Überzeugung, dass Barça "més que un club" ist. Hofft, dass sich die Blaugrana auf ihre historischen Wurzeln besinnt und gerade in heutigen Zeiten ein Leuchtbild für Demokratie und Chancengleichheit darstellt - der Grund, warum der FC Barcelona eben nicht "nur" ein Fußballverein ist. Motto: "Tots units fem força!"
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