Ex-Barça-Sportdirektor Abidal: “Wollte Valverde 2018 entlassen und Pochettino holen”

StartNewsEx-Barça-Sportdirektor Abidal: "Wollte Valverde 2018 entlassen und Pochettino holen"
- Anzeige -
- Anzeige -

In seinem ersten Interview nach seiner Entlassung als Sportdirektor beim FC Barcelona sprach Eric Abidal über seine Zeit in Katalonien. Der 41-Jährige erklärte, dass er Ernesto Valverde wesentlich früher entlassen und anstelle von Quique Setien lieber Mauricio Pochettino als Barça-Trainer holen wollte. Doch die Vereinspolitik unter Ex-Präsident Josep Bartomeu erschwerte seinen Job – auch bei der Neymar-Rückholaktion.

Ex-Sportdirektor Eric Abidal gab der englischen Tageszeitung The Telegraph ein Interview, in dem er unter anderem über Ernesto Valverdes Entlassung, Neymars mögliche Rückholaktion und den Streit mit Lionel Messi sprach.

Eric Abidal…

… über seine erste Analyse des FC Barcelona ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt als Sportdirektor im Jahr 2018: „Ich stellte sie im Dezember fertig und erkannte, dass wir Ernesto Valverde ersetzen müssen. Ich sagte zu Präsident Bartomeu: ‘Ich denke, dass wir diese Entscheidung jetzt treffen müssen.’ Doch er antwortete nur, dass es nicht so einfach sei, ignorierte meinen Rat und verlängerte den Vertrag von Valverde. Ich akzeptierte diese Entscheidung und gab dem Trainer meine volle Unterstützung. Trotzdem war die Situation etwas seltsam, da ich seine Entlassung vorgeschlagen hatte.“

… über die vereinsinterne Trainerdiskussion nach der Entlassung von Ernesto Valverde im Januar 2020: „Meine Liste bestand aus Mauricio Pochettino, Quique Setien, Massimiliano Allegri und Xavi. Setien wurde verpflichtet, meine erste Wahl war aber Pochettino. Ich wollte den Vorstand von meiner ersten Wahl überzeugen und sagte: ‘Ich möchte den besten Coach holen, der auf dem Markt verfügbar ist. Mir ist das Politische und seine Espanyol-Vergangenheit egal.’ Mich interessierte Vereinspolitik nicht. Ich wollte den Besten und Pochettino ist einer der besten Trainer. Er erreichte das Champions-League-Finale mit Tottenham Hotspur und das muss man respektieren. Er hat eine gute Spiel- und Trainingsphilosophie, Spieler lieben ihn und ich denke, dass er der bessere Trainer für die damalige Situation gewesen wäre.“

… über die Vereinspolitik, die unter Bartomeu die Verpflichtung von Pochettino verhinderte: „Ich wusste, dass der Vorstand ein politisches Problem mit ihm hatte. Nach meiner Erklärung, warum er der beste Trainer für Barça wäre, erhielt ich nur Fragen über seine Vergangenheit bei Espanyol und keine inhaltlichen. Ich meine, dass er vor vielen Jahren ein Interview gab und sagte, dass er lieber nach Argentinien zurückkehre als den FC Barcelona zu trainieren. Für viele Menschen im Verein war das ein Problem und sie wollten ihn nicht, weil er den Verein nicht respektiert.“

… über den Streit mit Lionel Messi im Februar 2020 nachdem Abidal aussagte, dass die Spieler härter arbeiten müssen: „Ich denke, dass ich recht hatte. Meiner Meinung nach mussten sie intensiver trainieren. In meiner aktiven Zeit unter Guardiola galt die Devise: ‘Du möchtest der Beste sein? Dann musst du auch wie der Beste trainieren. Man kann alles gewinnen, wenn die Leistung unter der Woche im Training stimmt.’ Das habe ich gesagt. Ich habe den Spielern nicht vorgeworfen, dass sie nicht hart trainierten, um den Coach loszuwerden. Ich habe mit Messi über die Sache persönlich gesprochen. Wir hatten eine kontroverse Diskussion über das Thema, aber ich konnte seine Meinung akzeptieren. Er war der einzige Spieler, mit dem ich in dieser Form darüber gesprochen habe, was ich respektiere. Natürlich verstehe ich, dass Leo der Kapitän ist und seine Mannschaft verteidigt. Doch ich habe nie behauptet, dass Messi die Entlassung von Valverde forderte. Unsere Beziehung hat sich nicht geändert. Jeder hat eine andere Meinung über die damalige Situation. Ich wollte nicht aus einer kleinen Sache einen großen Streit auslösen, der den ganzen Verein in Unruhe bringt.“

Eric Abidal: “Wenn wir Antoine Griezmann nicht verpflichtet hätten, denke ich, dass eine Rückholaktion von Neymar zu 100 Prozent möglich gewesen wäre

… über die mögliche Rückholaktion Neymars im Sommer 2019 und warum sie scheiterte: „Zehn Tage vor Ende der Transferperiode flog ich mit Geschäftsführer Óscar Grau nach Paris, um Paris Saint-Germains Sportdirektor Leonardo zu treffen und über Neymar zu sprechen. Ich dachte, wenn der Geschäftsführer mitkommt, ist es ein starkes Zeichen, dass wir Neymar zurückholen wollen. Wenn wir Antoine Griezmann nicht verpflichtet hätten, denke ich, dass eine Rückholaktion von Neymar zu 100 Prozent möglich gewesen wäre. Damals brauchten wir einen Flügelspieler und Neymar war unglaublich, als er für Barça spielte. Es ging nicht darum, wer der bessere Spieler von den beiden ist, doch die Mannschaft hatte einen echten Flügelspieler nötig. Doch Bartomeu verpflichtete Griezmann, weil Neymar noch in einem Rechtsstreit mit dem FC Barcelona involviert war. Der Vorstand forderte, dass er den Prozess fallen lassen müsse, wenn er zurückkommen wolle. Das war nicht mein Problem, ich war kein Teil des Vereins, als es zu diesem Streit kam. Aus meiner Perspektive hätte ich den Spieler verpflichten können, doch es ist nicht passiert.“

… über sein Vorhaben, wie er den FC Barcelona aus den Schulden holen wollte: „Im März 2019 stellte ich dem Verein ein Unternehmen vor. Das Unternehmen war bereit, hohe Summen in den Verein zu investieren und die finanzielle Schieflage auszugleichen. Beide Parteien sprachen bis November 2020 miteinander, man fand aber keine Übereinstimmung. Ich denke, es wäre möglich gewesen, die finanziellen Probleme zu lösen. Es wäre nicht einfach gewesen, da enorme Mengen an Geld nötig waren und der Vorstand die damaligen Zahlen unter Verschluss hielt. Wenn ein Unternehmen investieren will, muss es über alles Bescheid wissen. Die Bereitstellung der Informationen durch den Vorstand des FC Barcelona dauerte lange, da er alles geheim halten wollte. Ich verstehe, dass es beschämend ist, wenn man anderen Menschen zeigen muss, dass man nicht gut gewirtschaftet hat. Aber die Investoren können einem helfen, besser zu wirtschaften, also muss man diese Informationen herausgeben. Aber beim FC Barcelona möchte sich zuerst jeder selbst in Schutz nehmen.“

… über die Zukunft des FC Barcelona unter dem neuen Präsidenten Joan Laporta: „Ich denke, er kann dem Verein sehr gut tun, weil er die internen Prozesse kennt. Ich bin über die Zukunft des Vereins nicht besorgt. Sobald die Fans wieder kommen können und falls sein Projekt und seine Ideen gut sind, wird sich der FC Barcelona von diesen schweren Zeiten erholen.“

 

Patryk Kubocz
Patryk Kubocz
Redakteur für Barçawelt. Student der osteuropäischen und journalistischen Geschichte.
- Anzeige -
- Anzeige -
- Anzeige -

AKTUELLE USER-KOMMENTARE