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Diego ‘Cholo’ Simeone: Eine Symbiose aus Genie und Leidenschaft

StartSonstigesDiego 'Cholo' Simeone: Eine Symbiose aus Genie und Leidenschaft
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Seit ihrem erfolgreichen Jahr 2014 mit dem Gewinn der Meisterschaft und dem Finaleinzug in der Champions League zählt man Atlético Madrid zu Recht zu den ganz Großen der europäischen Fußballszene. Der Vater des Erfolgs ist rasch gefunden und niemand Geringerer als das Trainergenie der Madrilenen, namentlich Diego ‘Cholo’ Simeone. Doch wer ist dieser Simeone überhaupt? Warum polarisiert er die Fanschar wie kein Zweiter? Anlässlich der zwei Viertelfinalspiele der Copa del Rey haben wir für euch zwei Porträts des Argentiniers erstellt. Den Beginn macht ein Rückblick auf Simeone als Spieler.

Hinweis: Die Artikel über Diego Simeone entstanden im Vorfeld einer anderen Begegnung zwischen Barça und Atlético. Sie wurden aus aktuellem Anlass wieder hervorgeholt.

Mit seinen hektischen Bewegungen an der Seitenlinie sowie der aggressiven Spielweise seiner Mannschaft hat sich Diego Simeone in den letzten Jahren einen großen Namen in der europäischen Fußballwelt gemacht. Zurecht: Ungeachtet der Tatsache, wie man zu seinen gesetzten Maßnahmen steht, bestätigen bislang fünf gewonnene Titel in nur etwa drei Jahren bei Atlético Madrid seinen Erfolg. Doch die Spielerkarriere des Argentiniers genießt in der Medienlandschaft sehr wenig Beachtung – der Spielstil seiner heutigen Atlético-Mannschaft passt jedenfalls wie die Faust aufs Auge zum Spielerprofil des 44-Jährigen, so viel sei vorneweg verraten.

Es begann irgendwo in Argentinien…

Diego Pablo Simeone wurde am 28. April 1970 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires geboren. Als Sohn einer Friseurin beziehungsweise eines Handelsvertreters konnten dem jungen Argentinier gezwungenermaßen anfangs nicht die besten Voraussetzungen für eine professionelle Fußballausbildung geboten werden. Schon in jungen Jahren erfuhr der heutige Startrainer eine recht strikte und harte Erziehung seines Vaters, der „die Erziehung und Lebensführung beeinflusst“ habe. Laut eigener Aussage habe Simeone schon in frühen Jahren den Traum gehabt, einmal Fußballspieler zu werden. In den Straßen von Buenos Aires mit den Bäumen als Tore habe er immer mit dem runden Spielgerät im Freundeskreis herumgekickt, so Simeone in einem Interview.

Nachdem er in einem kleinen Verein namens ‘Estrella de Oro’ gespielt hatte, wurde Simeone mit acht Jahren in einem der vielen lokalen Klubs, namentlich Vélez Sársfield, in der sehr guten Jugendkategorie aufgenommen, denn Talent besaß der kleine und zielstrebige Junge zweifelsohne. Dabei hat sich insbesondere die Charakterstärke des Südamerikaners stark weiterentwickelt. Eine Anekdote erzählt, dass der Teenager Simeone als Schüler einer siebten Klasse nicht an einem Klassenausflug teilnehmen konnte, immerhin stand eine wichtige Partie seiner Mannschaft an. Als Vollblutkicker habe sich Simeone zudem generell mehr auf das Spiel gefreut.

Diego Simeone stieg relativ schnell in die erste Mannschaft auf und war somit mit 17 Jahren im Vereinskader. Aus dieser Zeit resultiert auch sein späterer Spitzname ‘Cholo’, den ihm sein Grundschullehrer Oscar Nesi aufgrund seiner Ähnlichkeit mit der Vereinslegende aus den 50er-Jahren, Carmelo Simeone, gegeben hatte. Seine Auftritte in den Trainingseinheiten haben bereits die später auffällig aggressive und pragmatische Spielweise des Heißsporns indizieren lassen.

Es dauerte nicht lange, bis auch das große Europa jenseits des Atlantiks von Diego Pablo Simeone zu hören bekam. Konkret handelte es sich hierbei um den AC Pisa, der zu damaligen Zeiten Mittelmaß in der Serie A war. Doch der Klub mit dem schiefen Turm gab dem aufstrebenden Kicker nicht viel Zeit zum Überlegen. Innerhalb von 40 Minuten sollte sich der Argentinier entscheiden, ob er ins Ausland wechseln wolle oder nicht. Zu allem Überfluss musste der zielstrebige Spieler diese Entscheidung ohne Eltern und Agent treffen – keinen konnte er erreichen. Nach mehreren nervösen Spaziergängen in der Wohnung sah der Argentinier ein Poster von Claudio Caniggia im blau-schwarzen Atalanta-Trikot an der Wand hängen. Selbige Vereinsfarben hatte auch der AC Pisa: Dieser kleine Umstand veranlasste Simeone den Gang nach Europa anzutreten.

Nur drei Tage später flog der damals 20-Jährige zu seinem neuen Klub, völlig unvorbereitet, unter anderem mit Schal und Jacke im 30 Grad warmen Italien, sowie begleitet von einem Zettel seines Mentors, der ihm sagte: „In Pisa werden dich viele Leute, besonders die Presse, erwarten. Erinnere dich an diese Worte: ‘Sono molto contento, grazie a tutti. Grazie a tutti, sono molto commosso.’ (Ich bin sehr glücklich, ich danke Ihnen allen. Vielen Dank an alle, ich bin sehr berührt.) Das wirst du von dir geben, nicht mehr und nicht weniger!“ Von nun an lautete das Motto fortan ‘Simeone meets Europe’, oder möglicherweise passender: ‘Europe meets Simeone’.

Der Weg zum Topspieler

Seine erste Saison mit dem AC Pisa verlief mehr als nur enttäuschend. Mit den Italienern stieg der Neuzugang postwendend in die zweite italienische Liga ab und wurde nach dem verpassten Wiederaufstieg in der folgenden Spielzeit in die spanische Liga zum FC Sevilla transferiert. Dabei hatte er mit sechs Toren in 55 Spielen eine passable Statistik als junger Mittelfeldspieler zu bieten. In den Folgejahren sollte der Wohnort Simeones immer wieder zwischen Italien und Spanien wechseln.

Dem zweijährigen Sevilla-Aufenthalt folgte eine sehr erfolgreiche zweite Hälfte der 90er-Jahre. Während seines Engagements bei Atlético Madrid gewann der Argentinier das Double aus Meisterschaft und Cup. Die Madrilenen brillierten dabei durch hervorragendes Konterspiel sowie eine unheimliche Stärke bei Kontersituationen, bei denen auch Diego Simeone höchstpersönlich einnetzen konnte. Atlético beendete mit dem Liga-Triumph gleichzeitig auch eine jahrelange Dominanz der beiden Ausnahmeklubs Spaniens, dem FC Barcelona beziehungsweise Real Madrid, und konnte erstmals seit fast 20 Jahren eine Meisterschaft bejubeln. Offensichtlicher könnten die Parallelen zur heutigen Mannschaft des Startrainers wohl kaum sein.

Anschließend wechselte Simeone zu Inter Mailand (1997), mit denen er prompt im UEFA-Cup triumphierte. Zur Saison 1999/2000 trug Simeone fortan die Farben von Lazio Rom. Seine Titelsammlung erweiterte sich bei den Römern mit einem italienischen Meisteritel, einem Cup-Triumph sowie dem italienischen und europäischen Supercup. 2003 folgte eine weitere zweijährige Anstellung bei Atlético Madrid, bevor er 2005 nach Argentinien zurückkehrte und seine Karriere nach einer Saison bei Racing beendete.

Der leidenschaftliche Denker im Mittelfeld

Diego ‘Cholo’ Simeone war in seiner Spielerkarriere hauptsächlich im Mittelfeld beheimatet, genauer gesagt war seine Positionierung normalerweise halblinks auf dem Spielfeld zu finden. Die Rolle des Argentiniers im Spiel ließe sich in etwa mit der eines aufbauenden Achters vergleichen. Im Spielaufbau ließ er sich immer wieder situativ halblinks abkippen und gab seinen Kameraden eine weitere Passoption bei möglichem Pressing des Gegners, das damals erst kürzlich Einzug gefunden hatte. Bei eigener Ballzirkulation hielt er sich im linken Halbraum auf, wohingegen er sich bei eigenen Kontern eher ins Zentrum orientierte und dort als wichtiger Schlüsselpunkt im Umschaltverhalten diente.

Seine individuellen Fähigkeiten mit dem Ball kamen auch am meisten im Umschaltverhalten zutage. Insbesondere die hervorragende Übersicht Simeones wäre an dieser Stelle hervorzuheben. Auffällig an seinen Bewegungen bei Kontern war der oft inverse Laufweg, den er gegangen ist beziehungsweise sein Hacken mit dem rechten Fuß ins Zentrum hinein. Das ermöglichte ihm oftmals verschiedene Optionen vom Zentrum aus, Pässe in die Schnittstelle der gegnerischen Abwehr zu tätigen beziehungsweise auch in die Räume, die durch die Vertikalläufe seiner Mitspieler entstanden sind, hineinzulaufen. Simeone war aber nicht nur für Läufe zu gebrauchen, sondern besaß auch eine sehr gute Schusstechnik, die er des Öfteren ausspielen konnte.

Körperlich gesehen war der Südamerikaner immer ein Top-Athlet. Der Argentinier ging oft weite Wege für Kontersituationen und musste als Mittelfeldspieler in der Defensivformation mitunter die meiste Laufarbeit erledigen. Des Weiteren war Simeone in Laufduellen mit seinem Gegenspieler unglaublich bissig sowie zäh und ging nicht selten gegen einen Abwehrriesen als Sieger hervor. Diese Fähigkeiten halfen ihm auch oft Bälle zu verarbeiten, wenn er beispielsweise in seinem linken Halbraum durchbrach und einen Torabschluss suchte. Neben seinem Körper wusste er jedoch auch seinen Kopf einzusetzen, auch wenn man das bei seiner eher geringeren Körpergröße von 177 Zentimetern nicht gleich vermuten konnte. Dabei benutzte der Argentinier neben seiner Agilität, um sich von seinem Gegenspieler wegzubewegen, auch etwas unlautere Mittel für den eigenen Torerfolg seiner Mannschaft.

Auch wenn sich Simeone selbst als Spieler „mit dem Messer zwischen den Zähnen“ beschrieb, so ist dies nur die halbe Wahrheit. Es mag durchaus stimmen, dass der Argentinier durch Leidenschaft sowie Passion brillierte und durch Pragmatismus im Spielverhalten herausstach. Seine Aktion während der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich, als er den damals noch jungen Stürmerstar David Beckham nach einem vorgetäuschten Foul derart verärgerte, sodass dieser vom Feld geschickt wurde, ist nur eine von vielen Erzählungen, die die Gangart des heute 44-Jährigen auf dem Feld beschreibt. Denn Diego Simeone hatte auch andere Seiten zu bieten. Der Argentinier agierte im Defensivverhalten unglaublich diszipliniert und achtete stets darauf, die eigene Kompaktheit seiner Mannschaft zu bewahren. Auch in Pressingversuchen zeigte er sich immer wohl überlegt in seinen Bewegungen und relativ behutsam. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass Simeone Defizite im Antizipieren hatte. In seiner Atlético-Zeit konnte er beispielsweise im ‘Derbi madrileño’ 2003, in welchem er notgedrungen als Innenverteidiger auflaufen musste, gegen Ronaldo alias ‘Il Fenômeno’, für die ein oder andere effiziente Situation beim Herausrücken sorgen.

Schwächen besaß der Heißsporn wohl in der engen Ballführung. Auch wenn der Argentinier mit einigen sehr sehenswerten Solo-Läufen für spielerische Glanzlichter in seiner Karriere sorgen konnte, so war Simeone bei Läufen mit dem Ball am Fuß eher limitiert. Dabei neigte er insbesondere dazu, sich den Ball etwas zu weit nach vorne zu legen und eine gute Kontersituation zu verschenken. Auch sein Timing bei Pässen war in manchen Situationen zu nachlässig beziehungsweise zu spät angesetzt. So fiel er des Öfteren in Pressingfallen des Gegners hinein, konnte sich aber durch seine relativ gute Pressingresistenz häufig auch wieder befreien.

Die Zeit nach der Spielerkarriere

Wie bereits erwähnt, beendete Diego Simeone seine Spielerkarriere in der eigenen Heimat bei Racing Club in Buenos Aires. Schon in seinen Spielerjahren zeigte er eine sehr führungsstarke Ader unter seinen Mitspielern – so sagte beispielsweise Iván Zamorano zur Ernennung Ronaldos als Kapitän bei Inter Mailand: „Bei allem Respekt vor Ronaldo, der ein wirklich netter Kerl ist, aber Simeone ist am Ende des Tages der größere Leader und hätte zum Kapitän ernannt werden sollen.“

Tatsächlich soll er gar einmal die Führung eines ganzen Orchesters seiner Musikschule von seinem Lehrer Bruno Amasino erhalten haben. Auch nachfolgend in seinen jeweiligen (Jugend-)Klubs beziehungsweise Jugendnationalmannschaften wurde dem Argentinier die Kapitänsbinde anvertraut. Mit einem stolzen Alter von nur 24 Jahren wurde Diego ‘Cholo’ Simeone schlussendlich sogar Kapitän der ‘Albicileste’.

Man kann sich als Anführer nicht aufdrängen. Entweder man besitzt Führungsqualitäten oder man hat sie nicht. In Wahrheit werden sie dir am Ende von deinen Freunden und Kollegen überreicht. […] Es gefiel mir immer mich zu äußern, ich war nie still. – Diego Simeone

Und am Ende des Tages kam es, wie es kommen musste. Der so leidenschaftliche und führungsstarke Argentinier steckte fortan seine gesamte Passion in ein ganz anderes Metier des Fußballs: Diego ‘Cholo’ Simeone wurde Trainer.

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