Barça und die Causa ‘Marc Bartra’: Wenn für den Erfolgsdruck die einstige Maxime weicht

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Marc Bartra hatte wahrlich keine leichte Saison beim FC Barcelona zu verzeichnen. Als hoch talentierter Publikumsliebling musste sich der Katalane in der historischen Triple-Saison der Blaugrana erneut nur mit einem Platz auf der Bank oder gar auf der Tribüne zufriedengeben. Doch wo liegen die Probleme des einstigen Innenverteidiger-Talents der Katalanen? Und warum schafft es der Spanier nicht, sich trotz guter Leistungen bei Barça zu etablieren?

Wir schreiben den 14. Februar 2010. Ein großgewachsener, aber doch recht schmächtiger Spieler mit der Nummer ’26’ wird im Spitzenspiel der Primera División zwischen dem FC Barcelona und Atlético Madrid für Jeffrén eingewechselt. Auf dem Rücken trägt diese Person den Schriftzug ‘Bartra’; ein Name, über den damals wahrscheinlich nur Trainer Pep Guardiola etwas sagen konnte. Und doch zeigt sich schon damals die Vereinstreue dieser ‘Nummer 26’ zum katalanischen Verein: Laut der Sport soll der damals 19-Jährige eine Offerte von Real Madrid ausgeschlagen und sich mit seiner ersten Unterschrift für einen Profivertrag bis 2012 zu Barça bekannt haben.

Und neben seinen Entscheidungen außerhalb des Platzes scheint sich der junge Bartra auch auf dem Platz merklich weiterzuentwickeln. Der Katalane gewinnt an Masse, verbessert sein Zweikampfverhalten und kann oftmals mit beinahe fehlerlosen Auftritten auf sich aufmerksam machen. Von vielen Culés wird der Spanier schon in der künftigen Stamm-Innenverteidigung gesehen. Doch die Betonung liegt hierbei auf ‘künftig’. Denn in der Causa ‘Marc Bartra’ darf man sich mittlerweise durchaus fragen, wann die Zukunft für den Innenverteidiger endlich zur Gegenwart wird.

Leistungscheck: Wo happert’s bei Bartra?

Statistisch betrachtet hat sich Marc Bartra schon längst im erlesenen Kreis der Stamm-Innenverteidiger bei Barça etabliert. Der 24-jährige Innenverteidiger schaffte es laut whoscored in der abgelaufenen Liga-Saison in vielen relevanten Defensiv-Bereichen des FC Barcelona in die oberen Ränge. Er unterbrach im Schnitt 2,4 Mal pro Partie einen Pass des Gegners und schaffte es durchschnittlich 3,5 Mal pro Spiel, einen gegnerischen Angriff zu klären. In der ersten Kategorie führte Bartra zu Ende der Saison die Wertung an; bei letztgenannter ist nur Gerard Piqué (4,0/Spiel), dem eine Rückkehr zu seiner Weltklasse-Form attestiert wird, vor dem Katalanen aufzufinden.

Und auch in der Tackling-Statistik kann sich Marc Bartra mit breiter Brust präsentieren. Unter den vier regelmäßig eingesetzten Innenverteidigern des FC Barcelona schaffte er es mit 2,1 Tacklings pro Partie zusammen mit Gerard Piqué auf den zweiten Platz. Lediglich Zweikampfmonster Mascherano ist hier mit einem Wert von 2,9 über den Katalanen zu stellen. Und auch bei den Fouls zeigt sich, dass der La-Masia-Absolvent keineswegs zu ungestüm agiert: Mit 0,5 regelwidrigen Aktionen pro Spiel ist er zusammen mit Jérémy Mathieu der statistisch fairste Defensiv-Akteur – selbst Lionel Messi agierte in dieser Liga-Saison ruppiger (0,7/Spiel).

Und auch außerhalb der Statistiken kann man nur schwer auffallende Defizite beim Innenverteidiger ausmachen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen hat sich der 24-Jährige keinen spielentscheidenden Fehler zuschulden kommen lassen. Sein Passverhalten ist – wie von einem La-Masia-Absolventen zu erwarten – äußerst sauber beziehungsweise auch nicht allzu fehlerhaft (88,6 Prozent Passgenauigkeit). In seinem Zweikampfverhalten kann man einige sehr interessante Kniffe herauslesen: Bartra versucht nicht permanent seine Position zu verlassen und den Gegner zu stellen, sondern ihn in eine strategisch für ihn ungünstige Position zu bringen, wo der Katalane dann mit seiner guten Antizipations-Fähigkeit zuschlagen kann.

Wie sehen die Pläne von Luis Enrique aus?

Betreffend der Statistiken muss man allerdings ebenso anmerken, dass Bartra in der abgelaufenen Liga-Saison gegen qualitativ doch recht schwache Klubs an den Start durfte. Der Innenverteidiger brachte es auf ganze elf Liga-Einsätze und wurde drei Mal eingewechselt. Insofern hinkt auch der Vergleich mit einem Gerard Piqué oder Javier Mascherano, die ebenfalls gegen die größeren Kapazunder spielten, ein wenig. Und doch ist der Umgang mit dem Eigengewächs aus jedem ersichtlichen Blickwinkel nicht nachzuvollziehen.

Mit 24 Jahren ist der Katalane bereits längst über den Talent-Status hinweg. Und trotz guter Leistungen gegen die ‘Kleinen’ der Liga, was sich auch in der Statistik widerspiegelt, wird dem Spanier so gut wie gar keine Chance auf einen Einsatz gegen Schwergewichte geboten. Rafinha hingegen traute Luis Enrique einen Einsatz im Copa-Halbfinale gegen Villarreal CF zu. Ebenso kann man auch das oft aufgebotene Argument von zu schlechten Trainings-Leistungen ad absurdum führen, wenn man diesen Punkt aus einer logischen Perspektive betrachtet. Das Training dient der Vorbereitung auf eine Partie und soll Spieler in so vielen Bereichen wie möglich weiterentwickeln – sowohl taktisch als auch spielerisch. Zwei Szenarien verbleiben demnach: Entweder Bartra ist ein sportliches Phänomen, das auch mit miserablen Trainingsauftritten seine Leistung auf den Punkt genau bringen kann oder der Katalane zeigt auch im Training mindestens passable Leistungen. Letztgenannte These erscheint natürlich viel plausibler.

Fazit: Thiago lässt grüßen

Letzten Sommer beendete Carles Puyol seine einst so glanzvolle Karriere bei seinem Herzensverein. Dementsprechend musste der FC Barcelona für Nachschub sorgen, und das tat man auch in einem doch recht überraschenden Maße: Mit Thomas Vermaelen sowie Jérémy Mathieu wurden gleich zwei Innenverteidiger nach Barcelona transferiert, die für Bartra neue Konkurrenz darstellten und mit damals 27 beziehungsweise 30 Jahren alters- sowie erfahrungsmäßig weit über dem Spanier aufzufinden waren. Und doch bewies der Katalane Vereinstreue und stellte sich dem Konkurrenzkampf – zumindest mit dem Franzosen. Da Vermaelen für die gesamte Saison verletzungsbedingt ausfiel, für die neue Spielzeit aber wieder zur Verfügung stehen wird, werden mehr Einsatzzeiten für Marc Bartra noch unwahrscheinlicher. Somit darf man sich mittlerweile die berechtigte Frage stellen: Glaubt der Verein noch an einen Durchbruch von Marc Bartra bei Barça?

Gerade erst kürzlich meinte Marc Bartra in einem Interview: „Meine Ausstiegsklausel ist auf 12 Millionen gesunken. Wir werden sehen, was noch kommt.“ Selbst die größten Optimisten können aus diesen Worten längst kein klares Bekenntnis mehr zum Verein herauslesen. Déjà-vu-Erlebnisse an das einstige Mittelfeld-Talent Thiago kommen auf. Und als Culé könnte man dem Katalanen einen Wechsel zu einem anderen Verein keineswegs mehr übel nehmen. Für den 24-Jährigen, der sich auch schon im Nationalkader von Vicente del Bosque etabliert hat, hat seit Langem die Phase begonnen, die über den Werdegang seiner späteren Karriere entscheidet. Und die aktuelle Situation bei Barça ließ bereits erkennen, dass Bartra keine optimalen Verhältnisse für diese Phase finden wird – wie für so viele weitere katalanische Talente auch. Insofern wäre ein Verlust des Innenverteidigers zum einen ein Ausweg aus seiner unglücklichen Lage und zum anderen ein weiterer Denkzettel für den FC Barcelona, was den jetzigen Umgang mit hoffnungsvollen La-Masia-Talenten anbelangt.

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