Daten zeigen: FC Barcelona macht unter Setién Fortschritte

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Man hört es hier und da hinter vorgehaltener Hand bereits: Im Grunde hat sich unter Quique Setién nichts geändert, der FC Barcelona spielt weiterhin so wie unter Ernesto Valverde – behäbig, langsam, ideenlos. Doch ein statistisches Modell zeigt: Dem ist nicht so. Barça hat sich sowohl in der Offensive als auch in der Defensive verbessert.

Ernesto Valverdes letztes Ligaspiel als Cheftrainer war das Unentschieden gegen Stadtrivale Espanyol Anfang Januar, danach wurde der Trainer im Anschluss an die Pleite im Halbfinale des spanischen Supercups von seinem Posten entbunden. Seither haben acht Spieltage stattgefunden und der Spielstil, den Nachfolger Quique Setién mit der Mannschaft verwirklichen will, ist mitunter schon zu erkennen.

Früheres und intensiveres Pressing, präziserer und geduldigerer Spielaufbau, besseres Positionsspiel, Systemumstellungen – nur ein paar Dinge, die Setién einführte respektivere änderte. Die Effektivität dieser neuen Ausrichtung lässt sich natürlich noch nicht final analysieren und bewerten – doch hat Setién in dieser kurzen Zeit erreicht, dem Team seinen Stempel aufzudrücken? Oder sehen wir immer noch eine lediglich leicht abgeänderte Version von Valverde?

Zuletzt wusste der FC Barcelona die Zuschauer nicht wirklich zu unterhalten, der Fußball erinnerte eher an die Zeiten Valverdes: Ein geduldiges, viel mehr ein langsames Spiel, wenig Ideen, wenig Tempowechsel oder offensiver Esprit – so kann man wohl die drei Spiele in Neapel, bei Real Madrid und gegen Real Sociedad zusammenfassen. Alles beim Alten also?

 

 

Obwohl es wegen des kurzen Zeitraums noch voreilig sein mag, dem Trainerstab ein Zeugnis auszustellen oder größere Schlüsse aus den gezeigten Leistungen zu ziehen, deuten einige Daten darauf hin, dass sich die Leistungen der Katalanen unter dem neuen Trainer verbessern. Denn zumindest anhand des Expected-Goal-Modells (kurz als xG-Modell bezeichnet) kann man erkennen, dass sich Barça in die richtige Richtung bewegt.

Das xG-Modell bewertet Torchancen mithilfe von unterschiedlichen Faktoren: In die Bewertung fließen unter anderem die Distanz zum Tor, die Anzahl an Gegenspielern in der Nähe oder die Position des ballhabenden Spielers auf dem Spielfeld ein, jeder Torchance wird dadurch ein Wert zugerechnet. Diese Ziffer zeigt dann, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Tor in dieser Situation geschossen wird.

Expected Goals: Barça hat mehr Chancen und lässt weniger zu

Dementsprechend lassen sich mit Hilfe von Indikatoren wie xG (Expected Goals) oder xGA (Expected Goals Against) die Qualität der Torchancen ausrechnen, die Barcelona unter Setién erspielt sowie natürlich wie viele Chancen das Team dem Gegner gestattet. So lässt sich die Leistung Barças differenzierter und objektiver wiedergeben, denn das Expected-Goals-Modell hilft dabei, eine vom Endergebnis unabhängige Aussage über die Spielleistung einer Mannschaft treffen zu können. Eine ausführlichere Erklärung des xG-Modells findet sich hier.

Doch zurück zum FC Barcelona: Laut dem xG-Modell hat Barça seit der Übernahme Setiéns pro Spiel im Schnitt einen xG von 2.36 herausgespielt – Torchancen also, die zu zwei bis drei Toren pro Partie reichen sollten – während sich diese Ziffer bei Valverde in dieser Saison nur auf 1.76 belief. Bedeutet also: Der FC Barcelona erarbeitet sich mehr und hochwertigere Chancen unter Setién.

Zudem ist auch die Defensive stabiler: Barcelona gestattet dem Gegner unter Setién nur einen xGA von 0.99, unter Valverde hatte der Gegner noch einen xGA von 1.19. Auch die Defensive ist also statistisch gesehen stabiler geworden, die Gegner der Katalanen haben weniger und qualitätsmäßig nur geringere Tormöglichkeiten als unter dem Ex-Coach.

Interessanterweise erzielte das Team im Schnitt mehr Tore in den ersten 19 Spieltagen mit Valverde (2.5) als in den Spielen unter Setién (1.6). Barcelona hat unter dem Ex-Coach also mehr Tore aus weniger (klaren) Torchancen erzielt, oder anders ausgedrückt: Sie hätten statistisch gesehen nicht so viele Tore erzielen ‘dürfen’. Eine Regression zur Mitte unter Valverde war also zu erwarten. Hat Barça unter Valverde also mehr Tore erzielt als erwartbar waren, erzielen sie nun weniger als sie eigentlich sollten, gemessen an der Qualität der herausgespielten Gelegenheiten.

Die Entwicklung der Mannschaft geht also statistisch gesehen zumindest in die richtige Richtung. Auch wenn der Fußball und die zuletzt gezeigten Leistungen nicht unbedingt jeden Fan aus den Sitzen reißen, die Daten verdeutlichen, dass Setiéns Arbeit Früchte trägt; und dass Barça – zumindest den Zahlen nach – besser als unter Valverde agiert. 

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