FC Barcelona gegen Benfica Lissabon: Mannschaftsanalyse

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Bildquelle: fcbarcelona.com

Für Barcelona ging es am letzten Spieltag der Champions League Gruppenphase um nichts mehr, was man auch anhand der Startaufstellung sehen konnte, in welcher sich vor allem Spieler wiederfanden, die einfach Minuten auf dem Platz brauchen, seien es Spieler, die gerade erst von Verletzungen zurückgekommen sind oder solche, die normalerweise bei der Barça B spielen und durch derartige Spiele an das Team herangeführt werden sollen. Für Benfica ging es noch ums Weiterkommen, für welches sie gewinnen mussten, es sei denn Celtic Glasgow würden ihr Spiel gegen Spartak Moskau verlieren, was sie aber nicht taten (2-1). Durch das 0-0 scheidet Benfica also aus und wird im nächsten Jahr in der Europa League spielen. Negativer Höhepunkt des Spiels war die Verletzung von Lionel Messi, die sich aber doch nicht als so schlimm herausstellte, wie man zunächst annehmen musste. Wenn alles gut läuft, kann der Argentinier schon am Sonntag bei Betis Sevilla wieder auflaufen.

Tito Vilanova schenkte folgender Elf sein Vertrauen für das Spiel gegen Benfica:

Defensivleistung

Barcelona zeigte gerade im ersten Durchgang keine wirklich gute Defensivleistung, was zu vielen guten Chancen für Benfica führte, welche zur Pause eigentlich auch hätten führen müssen. Dass dies nicht der Fall war, lag an der eigenen Unfähigkeit und an einer sehr guten Leistung von José Manuel Pinto, welcher von der Uefa auch zum Mann des Spiels gewählt wurde.

Bei Barcelona stimmte gerade in der neu formierten Viererkette oft die Abstimmung nicht, was zu großen Lücken führte, in die die Angreifer von Benfica stoßen konnten. Adriano hat zwar in dieser Saison schon zweimal in der Innenverteidigung gespielt, aber noch nie mit Carles Puyol, was vielleicht die Abstimmungsprobleme erklären könnte. Die beiden Innenverteidiger waren sich nicht immer einig wann man herausrücken sollte und wann nicht. Zudem standen sie sich auch das ein oder andere Mal gegenseitig auf den Füßen, wodurch Benfica zu Chancen kam. Beispielsweise entstand Rodrigos’ Riesenchance, als er alleine mit einem Mitspieler auf Pinto zulief, dann aber den Ball am Tor vorbei schoss, aufgrund einer mangelnden Abstimmung. In direkten Zweikämpfen und bei dem Klären von Bällen, die in den Strafraum gespielt wurden, zeigten aber beide eine gute Leistung und konnten einige gefährliche Situationen entschärfen. Adriano hatte aber auch einmal Pech, als er einen Schuss kurz vor Pinto blockte, der Schütze aber im Ballbesitz blieb. Jedoch konnte Pinto den nachfolgenden Schuss an den Pfosten lenken.

Die beiden Außenverteidiger Montoya und Planas machten ihre Sache prinzipiell auch ganz ordentlich, wenngleich sie phasenweise auch Probleme mit ihren Gegenspielern hatten, was gerade für den Champions League Debütanten Planas gilt. Der Rest des Teams bemühte sich auch um die Defensive, was zu einigen Balleroberungen auch der Offensivspieler führte. Aber auch dies hatte nicht zur Konsequenz, dass Barcelona in der ersten Halbzeit defensiv sicher stand.

Zu wackligen Defensivaktionen führte das extrem hohe Pressing von Benfica in der ersten Halbzeit, als sie Barcelona schon in der Nähe des eigenen Strafraums bedrängten, was zu sehr vielen Rückpässen zu Pinto führte, welcher dann meistens vergeblich eine Anspielstation gesucht hat, die ihm den Ball nicht gleich wieder zurückspielt. Durch das frühe Stören wollte Benfica die Barça-Spieler zu Fehlern zwingen, was auch insgesamt gut gelang in der ersten Halbzeit. Dies galt aber nicht für die Abwehrspieler, da diese den Ball kaum einmal durch das Pressing verloren haben, wenngleich Adriano einmal fast den Ball vertendelte. 

In der zweiten Halbzeit musste Benfica dem hohen Laufaufwand Tribut zollen und war offensiv bei weitem nicht so gefährlich wie noch in Halbzeit eins, was aber auch an einer verbesserten Defensivleistung Barcelonas lag. Dies ist sicherlich auch auf die Einwechslung von Gerard Piqué zurückführen, welcher für Adriano kam. Zusammen mit Puyol zeigte er in den zweiten 45 Minuten defensiv eine gute Leistung und half dabei das Spiel ohne Gegentor zu beenden.

Insgesamt war es keine gute Defensivleistung von Barcelona, was zum einen an der Defensive selbst lag, zum anderen aber auch an dem hohen Pressing von Benfica Lissabon. Dass man das Spiel nicht verloren hat, obwohl die Gäste gerade in der ersten Halbzeit drei bis vier hochkarätige Chancen hatten, lag an einem sehr gut aufgelegten Pinto, aber auch an der Unfähigkeit von Rodrigo, den man hier einfach erwähnen muss, ließ er doch die größte Chance aus, als er es verpasst hat, auf den mitgelaufenen Nolito quer zu legen.

Offensivleistung

Auch offensiv war Barcelona in der ersten Halbzeit sehr schwach. Dies resultierte überwiegend aus der schwachen Abwehrarbeit bzw. der mangelnden Bewegung in der Defensive, weshalb der Ball immer wieder bei Pinto landete und nur schwerlich nach vorne kam. Selbst Thiago, Rafinha und Sergi Roberto gelang es nur teilweise den Ball mal von hinten nach vorne zu befördern, was dazu führte, dass die Offensive mit David Villa und Cristian Tello größtenteils in der Luft hing. Auch die Leistung von Alex Song war nicht förderlich für das Offensivspiel, verlor er doch viele Bälle durch ungenaue Zuspiele oder technische Fehler. Dies gilt aber nicht nur für ihn, sondern für fast jeden Spieler bei Barcelona. Bei vielen Spielern sah man ungewohnte  technische Fehler, die oft zu Ballverlusten führten. Ein weiterer Grund für die mangelnde Durchschlagskraft war sicherlich auch die fehlende Eingespieltheit. Man kann nicht erwarten, dass beispielsweise ein Rafinha alle Laufwege von David Villa kennt.

Jener Villa kam kaum zur Geltung, versuchte sich aber immer wieder ins Spiel zu kämpfen, was ihm phasenweise auch gelang. Er spielte im Sturmzentrum in der ersten Halbzeit und Rafinha, den man als klassische “Falsche Neun” erwartet hat, eher auf dem rechten Flügel. Jedoch zog er oft in die Mitte und ließ sich auch sehr oft fallen, spielte also eine Art “Falsche Neun”, nur eben auf dem Flügel. Dies führte teilweise zu einer Verwaisung der rechten Offensivseite, was aber im Laufe des Spiels dadurch gelöst wurde, dass sich in der Regel entweder Montoya oder Thiago dorthin begaben, um dem Spiel auf rechts die nötige Breite zu verleihen. Die gefährlichste Aktion im ersten Durchgang entstand bezeichnenderweise aus einem kapitalen Fehler von Luisao, welcher den Ball an Tello vertendelte, dieser sich den Ball aber etwas zu weit vorlegte, wo wir wieder bei den bereits erwähnten technischen Fehlern sind.

In der zweiten Halbzeit wurde Rafinha von Messi ersetzt, was direkt zu einer deutlichen Belebung des Offensivspiels führte. Villa rückte auf den rechten Flügel, während Messi seine gewohnte Rolle als “Falsche Neun” einnahm. Er wurde permanent gesucht und zeigte sich extrem dribbelstark und auch mit guten Idee, wenngleich auch er keine große Chance kreieren konnte. Dafür hatte er selbst eine: Nach einem Außenristheber von Piqué in seinen Lauf war Messi alleine vor Artur und versuchte diesen zu umkurven, wobei er aber einen Schlag aufs Knie bekam und verletzt raus musste. Neun Minuten vor Schluss kam noch Gerard Deulofeu für Cristian Tello und sorgte ebenfalls für Belebung in der katalanischen Offensive. Er konnte wie schon gegen Alavés einige schöne Dribblings zeigen und war zudem sehr aktiv und versuchte viel. Eines seiner Dribblings führte auch fast zu einem Tor, jedoch ging sein Schuss vorbei. Bei einem weiteren Dribblingversuch hätte er den Ball besser rechts raus auf Villa spielen sollen, da dieses Vorgehen wohl zu mehr Gefahr geführt hätte. Dennoch hat er einen insgesamt durchaus positiven Eindruck hinterlassen.

Alles in allem war es eine eher bescheidene Offensivleistung Barcelonas, was mehrere Gründe hatte, wie etwa die komplett neu formierte Mannschaft, die fehlende Bewegung im Spielaufbau oder auch das hohe Pressing von Benfica, wodurch Barcelona gerade in der ersten Halbzeit nur sehr schwer hinten heraus kam.

Fazit

Sowohl defensiv als auch offensiv spielte Barcelona eher enttäuschend. Das Team zeigte zu wenig Kreativität, Durchschlagskraft und Bewegung, was letztlich dazu führte, dass man zum ersten Mal unter Tito Vilanova in einem Pflichtspiel ohne eigenes Tor blieb. Dass man nicht verlor, obwohl Benfica Lissabon in der ersten Halbzeit mehr als nur eine Chance hatte, war insgesamt glücklich, aber auch der starken Leistung von Ersatztorwart Pinto zu verdanken. Man sollte dieses Spiel aber nicht zu hoch bewerten, da es wie eingangs erwähnt für Barcelona um nichts mehr ging außer bestimmten Spielern Spielpraxis zu geben. Wieder wichtig wird das Spiel am Sonntag in Sevilla gegen Betis und da dürfte sich Barcelona auch wieder anders präsentieren, nicht nur personell, sondern auch spielerisch.

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