FC Viktoria Plzen – FC Barcelona 1.11.2011

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Gemäß der biblischen Überlieferung hat König David den übermächtig anmutenden Krieger Goliath besiegt. Es war ein ungleicher Kampf, dessen Ausgang bereits von vornherein festzustehen schien. 

Doch David ist Goliath mit viel Mut und Herz entgegengetreten und es war so, als hätte er mit seinem Sieg die Zukunft umgeschrieben und den Begriff der Unmöglichkeit für eine geraume Zeit aus dem alltäglichen Wortschatz verbannt. Die Entschlossenheit und der Glaube an sich selbst haben über die körperliche Überlegenheit obsiegt und den Übervorteilten Hoffnung und Mut gegeben, es David gleichzutun. Die Rollenverteilung im Rückspiel zwischen Viktoria Plzen und dem FC Barcelona konnte klarer nicht sein. Bereits im Hinspiel konnte Viktoria den katalanischen Balldompteuren nichts entgegensetzen und durfte sich glücklich schätzen, im Camp Nou nicht untergegangen zu sein. Der FC Barcelona gefiel sich in der Rolle des Goliaths, fand allerdings in Gestalt von Viktoria Plzen keinen David, der sie hätte herausfordern können. Gestern aber war die Geschichte eine andere. Gestern haben die Spieler von Plzen ihren inneren David entdeckt und hervorgeholt. Goliath wankte und strauchelte, fiel aber nicht, hob sich empor und stürzte sich sodann mit seiner gesamten Naturgewalt auf David, der nicht nur die Übermacht zur spüren bekam, sondern auch den Groll, der sich bedingt durch die außerordentliche Aufmüpfigkeit aufgestaut hat und freigesetzt wurde. Dies verändert jedoch rein gar nichts an der Tatsache, dass Viktoria Plzen diesmal ein echter David war und den FC Barcelona vor eine echte Herausforderung stellte. Das Ergebnis ist, um dies vorwegzunehmen, zu hoch ausgefallen.

Viktoria mutiger als der AC Milan

Der neutrale Beobachter durfte sich gestern an einem tollen und ereignisreichen Spiel erfreuen. Auch die Fans des FC Barcelona und von Viktoria Plzen hatten nach dem Spiel Anlass zur Freude. Viktoria Plzen wurde zwar mit vier Toren Unterschied besiegt, aber nicht abgefertigt. Dieses Spiel war keineswegs ein Spaziergang für den FC Barcelona, der im 4-3-3 Kostüm mit Pique und Puyol in der Startelf aufwartete. Die Spieler von Viktoria schalteten nach Ballgewinn blitzschnell auf Angriff um und setzten insbesondere in der ersten Halbzeit immer wieder kleine Nadelstiche in Form von lehrbuchartig vorgetragenen Kontern. Ihre Ballbehandlung war erstaunlich gut und wurde ein ums andere Mal dazu verwendet, die Gegenspieler zu umspielen oder sie ins Leere laufen zu lassen. Nicht einmal der frühe Platzverweis in der 23. Minute konnte sie in ihren Bestrebungen, ein Tor zu erzielen, aufhalten. Es war ein äußerst couragierter Auftritt einer Mannschaft, die an ihre Stärke geglaubt hat und ihrem Spielstil treu geblieben ist. Damit hat sich Plzen nicht nur den Respekt ihrer eigenen Fans, sondern auch jener des FC Barcelona redlich verdient. Endlich ein Fußballpiel mit Beteiligung des FC Barcelona, dachte manch einer, das nicht an Handball erinnert.

Abwehr nicht immer souverän

Die Kehrseite dieser beachtlichen Leistung von Viktoria Plzen sind selbstredend Fehler im Spiel des FC Barcelona. Es war dem puren Zufall und Glück zu verdanken, dass man keine zwei oder gar drei Gegentore hinnehmen musste. Der FC Viktoria hätte sogar in Führung gehen müssen, als die katalanische Defensive überlaufen wurde und nur der starke Viktor Valdez durch eine tolle Reaktion den frühen Rückstand verhinderte. Die Führung für Viktoria wäre zu diesem Zeitpunkt durchaus nicht unverdient gewesen. Die andere hochkarätige Chance resultierte aus einer Flanke auf den zweiten Pfosten, bei der sich die verantwortlichen Akteure des FC Barcelona zum ballführenden Spieler hin orientierten und den Gegenspieler in ihrem Rücken sträflich vernachlässigt haben. Die Verteidigung um Puyol und Pique wirkte nicht sicher und war an diesem Abend verwundbar. Es ist unmittelbar einleuchtend, dass der Grund hierfür die verletzungsbedingte Abwesenheit beider Spieler war und daher kaum verlangt werden kann, dass sie sofort an das Niveau vergangener Tage anknüpfen können. Zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit bestand der Defensivverbund aus den Spielern Alves, Pique, Puyol, Abidal und Busquets. Die Spieler haben dabei mit Sicherheit das Spielen nicht verlernt, das harmonische Zusammenspiel zwischen ihnen gedeiht mit der Zeit. Positiv am Spiel des FC Barcelona, das Ergebnis lässt es vermuten, waren die Ereignisse in der Offensive. „How good he is…“, würde der englische Kommentator auf den Torhagel erwidern, den uns Lionel Messi einmal mehr bereitet hat. Und wie gut er ist! Es war eine gemessen an Messi’s Leistungspotenzial durchschnittliche Vorstellung, die aber locker dazu gereicht hat, gegen einen guten Gegner drei Tore zu erzielen. Aufgeschoben heißt nicht aufgehoben, könnte man denken, wenn man sich das Hinspiel in Erinnerung ruft, in dem Messi auftrumpfte und ihm gleichwohl ein Torerfolg verwehrt blieb. Gestern machte er sein 200. Tor für den FC Barcelona. Messi ist eben Messi. Für ihn findet man zwar immer Worte, aber keine Vergleiche. Er ist einzigartig. Neben Messi hat sich auch Adriano durch eine weitere gute Leistung hervorgetan. Der Eindruck verfestigt sich immer mehr, dass Adriano aufblüht und aufgeht in dieser Mannschaft voller Superstars. Man darf gespannt sein, wo die Reise von Adriano hingeht. Wenn er in dieser Weise weitermacht, wird er ein wichtiger Bestandteil dieser Mannschaft werden, so viel steht fest.

Abschließend sei noch die erfreuliche Kunde überbracht, dass Sanchez sein Comeback gefeiert hat. Er ist ohne Zweifel eine große Bereicherung für die Mannschaft, welche mit ihm im Vergleich zur vergangenen Saison an Schlagkraft hinzugewinnen wird. Dies hat sich bereits im Spiel gegen Madrid mehr als nur angedeutet. Im nächsten Spiel gegen Madrid wird es sich hoffentlich aufdrängen.  Visca el Barça!

 

Raphael L.

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