Gerard Piqué hautnah: Der Star des FC Barcelona im großen Interview mit COPE (1)

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Es ist das bisher längste Interview, das wir für euch übersetzen durften. Barça-Star Gerard Piqué war vergangene Woche im Programm ‘El Partido de las 12’ bei Cadena COPE zu Gast und stellte sich den zahlreichen direkten Fragen der Reporter. Dabei kam er auf äußerst interessante sportliche und persönliche Themen zu sprechen wie Leo Messi, C. Ronaldo, seine persönliche Krise in der Hinrunde sowie die bestechende Form des FC Barcelona. Viel Spaß bei der Lektüre des ersten Teils!

Gerard Piqué, wie fühlst du dich?

„Ich fühle mich gut, sehr gut. Ich denke, dass wir in dem gestrigen Spiel ein sehr gutes Ergebnis erreicht haben. Jetzt müssen wir uns auf das Spiel am Wochenende gegen Levante konzentrieren, aber die Mannschaft befindet sich in einer guten Form. Wir sind sehr zufrieden.”

Uns hat überrascht, wie schlank du bist…

„Man sagt, dass das Fernsehen einen dicker erscheinen lässt, von daher…”

Denkst du, dass man dich eher als eine Person der Öffentlichkeit sieht und weniger als Fußballer?

„Nein, ich denke, das hält sich die Waage. Sowohl auf dem Platz als auch abseits davon geben wir ein bestimmtes Bild ab. Und auf Grundlage dessen und den Informationen, die die Leute haben, bildet sich jeder seine eigene Meinung.”

Glaubst du, dass die Behörden des Landes den FC Barcelona verärgern wollen?

„Das ist kein Thema, das mich beschäftigt. Ich bin dazu da, um Fußball zu spielen; ich soll versuchen, auf dem Platz zu gewinnen. Dafür werde ich bezahlt und ich glaube, dass uns das in letzter Zeit ziemlich gut gelungen ist.”

Denkst du, dass Real Madrid hinter all dem steckt?

„Nein. Real Madrid ist eine gewaltige Institution, von großer Bedeutung und unser größter Rivale. Diese Rivalität führt dazu, dass gewisse Themen in Verbindung gebracht werden. Wir müssen uns aber auf das Siegen konzentrieren – und das tun wir.”

Gerard Piqué Bernabéu will der Präsident des FC Barcelona werden. Ist das nicht ein wenig paradox?

„Das hat nichts miteinander zu tun. Das ist nur ein Name, wie jeder andere auch. Ich bin sehr stolz auf die Familie Bernabéu, auf meinen Opa, meine Mutter und auf die ganze Familie Bernabéu…Das hat nichts miteinander zu tun.”

Wirst du eher so sein wie Laporta oder doch wie Bernabéu?

„Ich weiß nicht, ob ich wirklich Präsident werde. Jetzt will ich mich auf den Fußball konzentrieren, das ist meine Arbeit, die mir gefällt. Ich mag den Sport immer mehr, daher will ich mich an meiner Karriere bis zu dem Tag erfreuen, an dem ich sie beende.”

Befindet sich Barça jetzt in der besten Verfassung seit den letzten Jahren?

„Ich würde das nicht so darstellen. Wir sind in der besten Zeit der Saison, das ist das Wichtigste. Der Februar ist ein Schlüssel-Monat, ab jetzt wird jedes Spiel für uns wie ein Finale sein, und wir sind in der besten Form. Wenn wir uns deutlich verbessert haben, dann nur deshalb, weil wir schlecht gespielt haben. Nun, es ist ein Prozess. Wir sind sehr gut in die Saison gestartet, dann hatten wir einen kleinen Leistungsabfall, der jeder Mannschaft während einer Saison mal passiert. Und jetzt, in der wichtigsten Phase, spielen wir am besten – und so soll es bis zum Ende bleiben.”

Wirst du wieder einer der besten Innenverteidiger der Welt?

„Das hängt ganz von mir ab. Aber ich bin nicht derjenige, der hierüber urteilen sollte.”

Wann genau?

Piqué lacht: „Schauen wir mal. Ich will mich nicht darauf fokussieren, ob ich es werde oder nicht. Ich werde mich bemühen, damit die Mannschaft Trophäen gewinnt und einen guten Weg einschlägt.”

Hat der Fußball für dich in den letzten Jahren ab irgendeinem Moment die Priorität verloren?

„Nein, er hatte sie immer. Es kann sein, dass es bedingt durch mein Wirken und meine Denkweise zeitweise anders ausgesehen hat, aber der Fußball war immer meine Priorität. Wenn ich schlechter spiele, denken die Leute vielleicht etwas anderes, aber für mich hat er Priorität.”

Wen magst du mehr, Leo Messi oder Cristiano Ronaldo?

„Mit Cristiano hatte ich ein sehr gutes Verhältnis in Manchester. Ich habe dort mit ihm drei geniale Jahre verbracht, aber mit Leo habe ich fast mein gesamtes Leben verbracht. Für mich ist er eine der wichtigsten Personen in meiner Fußballkarriere, weil ich dank ihm gewonnen habe, was ich habe. Als Mensch bewerte ich ihn mit einer 10…also, ich bleibe bei Messi.”

Ohne Messi wäre der FC Barcelona…

„Ich weiß nicht, wie es aussehen würde. Ich denke auch, dass wir uns darüber keine Gedanken machen müssen. Barça ist wegen Messi und dank uns allen in den letzten Jahren zu einer großen Mannschaft herangereift. Und das müssen wir nun fortsetzen. Mit Leo an der Spitze hoffen wir, in den nächsten Jahren so viele Trophäen wie möglich zu sammeln.”

Wird Neymar noch besser als Messi?

„Für mich ist Messi der größte Spieler der Geschichte. Ob Neymar ihn eines Tages überholen wird, können wir nicht absehen. Stand jetzt können wir sagen, dass sie zwei der drei oder fünf besten Fußballer der Welt sind.”

Luis Enrique ist der Trainer, der Chef

Wer hat mehr zu sagen in der Umkleide: Messi oder Luis Enrique?

„Luis Enrique, selbstverständlich. Er ist der Trainer, der Chef. Klar hat Messi ein hohes Ansehen in der Umkleide aufgrund seines Wirkens, seiner Erfahrung und der Tatsache, dass er der Beste der Welt ist. Aber Luis Enrique ist der Trainer.”

Sind Messi und Luis Enrique aneinandergeraten?

„Das ist Vergangenheit. Es ist nicht notwendig, das Thema wieder anzufassen. Es gibt keine Mannschaft in der Primera División, in der es keine Konflikte in der Umkleide zwischen den Spielern oder zwischen Spielern und dem Trainer gibt. Ich will nichts mehr von diesem Thema wissen.”

Also hatten sie eine Meinungsverschiedenheit…

„Ja, aber das gehört der Vergangenheit an und es gibt keinen Grund, dem noch weiter nachzugehen. Leo zeigt auf dem Platz, dass er so effektiv wie noch nie ist – und Ende. Streitigkeiten gab es auch dann, als wir Welt- oder Europameister geworden sind. Man muss sich letztlich alles direkt ins Gesicht sagen. Manchmal tut die Wahrheit weh, aber ich denke, dass es mit Blick auf die Zukunft gut ist.”

Ist Guardiola der beste Trainer der Welt?

„Er ist einer der besten Trainer der Welt. Er hat in Barcelona große Spuren hinterlassen und bei allen Spielern, die er geführt hat. Er leitet Trainings wie kein anderer und motiviert dich wie kein anderer. Er ist ein sehr, sehr guter Trainer.”

Vermisst du die Derbys gegen das Real von Mourinho?

„Nein, jedes Derby hat seine eigene Geschichte.”

Die Krise von Real kommt euch gelegen?

„Eine der beiden Mannschaften befindet sich immer in einer Krise. Wir geben uns Mühe, dass nicht wir es sind. Jetzt geht es Real ein wenig schlechter, aber ich sage, dass sich das in jedem Augenblick ändern kann. Zwei Monate zuvor war die Lage genau umgekehrt.”

Würdest du anstelle von Ronaldo nach der 0:4-Niederlage feiern gehen?

„Das ist ein Thema, zu dem ich nichts sagen will. Es steht jedem frei, darüber zu entscheiden, wann eine Feier angemessen ist. Aber ich werde hierzu nichts sagen.”

Hörst du lieber Shakira oder Kevoin Roldan zu?

„Natürlich Shakira.”

Fühlst du Stolz, wenn du im Trikot von La Roja spielst?

„Ich bin sehr stolz, das habe ich immer gesagt. Ich bin sehr stolz, dass ich Teil der Mannschaft sein durfte, die die WM und die EM gewonnen und auf einem hohen Niveau gespielt hat. Dass ich Teil davon war und Teil davon bleibe, bis ich meine Karriere beende oder nicht mehr einberufen werde.”

Wie hat dir der Ruf von Cristiano bei der Gala zum Goldenen Ball gefallen?

„Das war eine ganz normale Feier. Jedem steht es frei, seiner selbst Ausdruck zu verleihen. Ich bin mir sicher, dass Cristiano sehr stolz war, was er zum Ausdruck bringen kann, wie er will.”

Was würdest du machen?

„Ich habe nie an den Goldenen Ball gedacht…von daher, ich weiß nicht. Das muss ein fantastischer Moment sein, wenn sie deinen Namen aufrufen und dich zum besten Fußballer des vergangenen Jahres ernennen. Er hat sich für diese Art der Feier entschieden, was ich vollkommen respektiere.”

Wie bewertest du die Saison?

„Ich muss sagen, dass die aktuelle Saison für mich bombastisch ist, obwohl es am Anfang nicht so gut lief, weil es zwei, drei Ereignisse außerhalb des Sports gab. Luis Enrique gab mir nicht so viele Möglichkeiten wie heute, und dann ist es schwierig, zu zeigen, dass man sich in einer guten physischen Verfassung befindet. Die Sachen außerhalb des Sports hatten großen Einfluss auf den Lauf der Dinge. Ich habe drei Spiele auf der Bank verbracht, wurde dann Mitte November in die Nationalmannschaft berufen. Danach war dann wieder alles auf einem guten Weg. Jetzt funktioniert die Mannschaft gut. Letztlich kann man sich auch individuell auszeichnen, wenn die Mannschaft gut spielt.”

Vicente del Bosque hat dir damals sehr geholfen, nicht wahr?

„Ich sage immer, dass ich Vicente del Bosque viel zu verdanken habe. Ihm und Maria José Claramunt sowie Präsident Ángel Maria Villar, weil sie mich immer unterstützt haben, auch wenn es um meine Situation im Klub nicht so gut stand. Dafür werde ich ihnen immer dankbar sein. Wenn ich im Klub nicht zum Einsatz komme, sie mich aber dennoch einberufen, dann ist das eine zusätzliche Geste, eine von vielen von del Bosque. Ich habe immer gesagt, dass Vicente einer der großen Trainer in der Geschichte des Fußballs ist.”

Vicente ist einer der großen Trainer der Fußballgeschichte

Denkst du, dass die Menschen dich als Schlitzohr betrachten?

„Kann sein. Man kann es nicht jedem recht machen. Ich versuche der zu sein, zu dem mich meine Eltern erzogen haben. Ich stelle fest, dass die Mehrheit, die mich kennt, ein gutes Bild von meiner Person hat, und diejenigen, die mich nicht kennen, ihre Informationen nur aus den Medien, der Presse, dem Radio, dem Fernsehen und dem Spielfeld beziehen. Auf diese Weise können tausend Meinungen entstehen. Dort kommt alles zusammen. Meine Tante sagt auch, dass ich ein Schlitzohr bin, aber das ist meine Tante.”

An dem damaligen Tag hattest du tatsächlich ein Telefon auf der Reservebank?

„Ja, ich hatte ein Telefon. Das war ein sehr untypischer Zufall. Wenn sie dich in der Liga auswechseln, verbleibst du in deiner Spiel-Kleidung. Weil das aber ein Spiel der Supercopa Katalonien war, habe ich mich umgezogen. Dann bin ich in dem Dress zurückgekehrt, in dem das Telefon war. Ich habe es in der Tasche gefühlt und herausgeholt – das war ein Fehler. Ich stehe dazu. Das ist etwas, was nicht passieren durfte.”

Wie hast du den Zwischenfall mit der Polizei erlebt?

„Für mich war das nicht rechtens, was dort geschah. Ich wusste nicht, dass ich aufgenommen werde. Ich war im Fahrzeug und ohne Ankündigung verpassten sie mir einen Strafzettel. Dann habe ich mich aufgeregt, das hätte nicht passieren dürfen. Später habe ich das natürlich bereut. Das war ein weiterer meiner Fehler. Ich hatte das Pech, dass sie nur wenige Wochen auseinanderlagen.”

Ohne Ankündigung verpassten sie mir einen Strafzettel

Denkst du, dass du deshalb auf die Reservebank verbannt wurdest?

„Nein, das glaube ich nicht. Der Mister hat das ganz einfach entschieden, und ich habe es akzeptiert. Das war die Entscheidung des Trainers. Ich glaube, dass man aus allem seine Lehren ziehen kann. Und in diesem Jahr fühle ich mich sehr gut, ich habe eine Menge gelernt.”

Anoeta war der Wendepunkt, nicht wahr?

„Es würde sicher besser ankommen, wenn ich einfach ‘ja’ sage, und dass wir uns später getroffen und wie von Zauberhand besser gespielt haben – dem war aber nicht so. Wir haben ganz einfach drei gute Spiele gehabt: Die zwei gegen Elche in der Copa und das Spiel gegen Atlético in der Liga. Auf diese Weise kam die Serie zustande, die Mannschaft hat Vertrauen gewonnen und nun ist unsere Situation so gut wie noch nie in diesem Jahr.”

Gab es keine Änderung bei der physischen Vorbereitung und auch keine Veränderung des Systems?

„Nein, man kann nicht jeden Tag an der Physis arbeiten. Die Copa nimmt einem die Zeit in der Woche, das ist sehr schwer. Hinsichtlich der Physis gab es keine radikalen Veränderungen, nichts dergleichen. Klar, nach der Niederlage im Anoeta haben wir über verschiedene Dinge gesprochen. Genauso lief das aber nach der Niederlage im Bernabéu oder nach dem schwierigen Spiel gegen Celta zu Hause. Jetzt geht es uns sehr gut, die Mannschaft hat Selbstvertrauen getankt. Nach Niederlagen gibt es immer wieder Treffen, es gab aber keine besonders geartete Selbstkritik.”

Hat die Auswahl der Mannschaft durch Enrique Einfluss auf das Verhältnis zu den Spielern?

„Das könnt ihr eher beurteilen als wir. Ich schaue nicht jeden Tag, ob der Trainer viele Veränderungen durchführen wird oder nicht. Ich mache mir Sorgen darüber, ob ich es in den Kader schaffe. Das Verhältnis vom Mister zu uns war immer gut, herzlich – so wie das Verhältnis mit dem Trainer in der Umkleide nun mal ist.”

Und was ist im Anoeta passiert?

„Alle haben eine Startelf im Kopf, und sobald sie nicht auf dem Spielfeld steht, denkt man, dass die Mannschaft für einen Sieg nicht bereit ist. Ich glaube, dass alle Spieler von Barça auf jedem Terrain spielen und gewinnen können. Real Madrid verlor im Mestalla und wir waren nicht in der Lage, im Anoeta zu gewinnen, ganz einfach. Eine ähnliche Situation ereignete sich letzte Woche, und dennoch haben wir gewonnen. Die Wahrheit ist, dass Barça verpflichtet ist, immer zu gewinnen. In einem Verein mit solch einer Historie musst du immer gewinnen.”

Könnt ihr euch von dem Lärm um euch herum abschotten?

„Ich denke, dass es jedem großen Verein so ergeht, vor allem in Spanien. In Ländern wie z.B. England ist das anders, es gibt nicht solch einen großen Lärm, während er hier in Spanien besonders groß ist. Das ist normal, dass es für junge Spieler von Barça etwas komplett anderes ist, die Erfahrenen unter uns wissen aber, wie das funktioniert und es hat keinen Einfluss auf uns.”

Gibt es im Leben eines Fußballers Zeit dafür, um glücklich zu sein?

„Ja, es gibt sie. Das sind zwei Aspekte: Auf der Ebene der Mannschaft bist du glücklich, wenn du gewinnst. Individuell betrachtet musst du stolz auf die Arbeit sein, die du in einem konkreten Spiel und auch während der gesamten Karriere verrichtet hast. Wenn du Glück hast und diese beiden Faktoren Hand in Hand gehen, dann verbringst du die Zeit sehr glücklich. Man sagt sich, dass es sehr schwer sei, Messi oder Cristiano zu sein.”

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