Spielerkritik | Lenglet mit Licht und Schatten, Umtiti zaghaft, Griezmann irrlichtert

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Windschiefes System, eine gute Einstellung und Leistungen, die mitunter durchwachsen waren: Beim Auswärtssieg des FC Barcelona bei Real Betis stand unter anderem Innenverteidiger Clement Lenglet im Mittelpunkt, dessen Leistung Licht und Schatten hatte. Arturo Vidal betrieb diesmal keine Eigenwerbung, Frenkie de Jong dafür schon. Die Noten und Spielerkritik.

Marc-André ter Stegen

Ter Stegen war bei den Gegentoren machtlos, hatte zudem keine Gelegenheiten, sich auszuzeichnen – was in einem Auswärtsspiel kurios ist. War daher erneut, wie auch schon in Bilbao, hauptsächlich im Spielaufbau gefragt. Gab sich diesmal, anders als in Bilbao, hier keine Blöße. Barçawelt-Punkte: 6

Nélson Semedo

Wie üblich unter Setién mit vielen tiefen Läufen auf der rechten Außenbahn, die aber gegen Betis keinen Ertrag brachten. Verlor den Ball vor dem 1:0 an Fekir, der dann in den Strafraum zog und den Handelfmeter herausholte. Nichtsdestotrotz zeigt die Formkurve des Portugiesen unter Setién weiter nach oben. Defensiv tut seine Schnelligkeit und auch sein Biss in der Defensive der Mannschaft gut. Barçawelt-Punkte: 6 

Samuel Umtiti

Der gelbgesperrte Piqué wurde durch Umtiti vertreten – und der Franzose fiel in Durchgang eins beim zweiten Tor von Betis negativ auf, als er Fekir nur eskortierte, statt ihn anzugreifen, so als wüsste er nicht um die Schussstärke des französischen Nationalspielers. Diese Zaghaftigkeit darf einem Spieler seiner Klasse nicht passieren – sie wurde prompt durch ein Gegentor bestraft. Offenbarte immer wieder Geschwindigkeitsdefizite und wirkte mitunter zaghaft in der Zweikampfführung – die vielen Verletzungen haben beim Franzosen offenbar Spuren hinterlassen. Barçawelt-Punkte: 5

Clément Lenglet

Fünf Minuten waren gespielt, da brachte das Handspiel Lenglets Barcelona ins Hintertreffen: Der Innenverteidiger blockte einen Fekir-Schuss, Elfmeter und Gelb waren die Folge. Da stellte sich Lenglet alles andere als klug an. Wurde immer wieder von Betis früh gepresst, oft sah man seine Hilflosigkeit im Spielaufbau an – hier kann sich der 24-Jährige grundsätzlich noch verbessern. In der zweiten Halbzeit dann mit Licht und Schatten. Erzielte zunächst den wichtigen Siegtreffer per Kopf, keine zehn Minuten später sah er die Gelb-Rote Karte nach einem völlig unnötigen Einsteigen. Barçawelt-Punkte: 5

Junior Firpo

Lieferte sich ein umkämpftes Duell mit Emerson, dem Rechtsverteidiger von Betis. Beide schenkten sich auf der Außenbahn nichts. Nach vorne glückte dem Ex-Betis-Akteur nicht sonderlich viel, auch wenn er sehr bemüht agierte. Hatte keine Highlight-Szene und daher auch nach rund einer Stunde Feierabend. Offenbar versprach sich Trainer Quique Setién mehr vom Neuzugang. Barçawelt-Punkte: 5

Sergio Busquets

Hatte früh Glück, nach einem ziemlich rüden Einsteigen nicht Gelb zu sehen. Erzielte mit dem Pausenpfiff aus dem Gewühl nach Messi-Freistoß das wichtige Ausgleichstor zum 2:2. Wie gewohnt der Ruhepol vor der Abwehr, seine vier Fouls waren aber eher untypisch für Busquets. Seine 90 Prozent Passquote dagegen nicht. Barçawelt-Punkte: 7

Frenkie de Jong

Setiéns Anweisungen an Frenkie de Jong waren schon im Pokal zu beobachten, auch diesmal waren sie wieder augenscheinlich: mit Tempo auf die Abwehr zulaufen, so Räume schaffen und die Abwehrspieler binden. Diese Taktik ging nach neun Minuten hervorragend auf, denn da setzte de Jong zu einem dieser Läufe an, wurde von Messi gefunden und versenkte den Ball wie ein echter Mittelstürmer eiskalt nach Brustannahme per Volley. In der zweiten Hälfte nicht mehr so auffällig wie noch in Durchgang eins.  Barçawelt-Punkte: 6

Arturo Vidal

Hatte wie auch de Jong die klare Anweisung, durch Läufe in die Tiefe für Gefahr zu sorgen, was er auch immer wieder versuchte, auch wenn es bei ihm nicht klappen sollte. Verschuldete dann aber durch eine schlampige Ballannahme im Spielaufbau das zweite Gegentor – hier sah man Vidals Schwächen im speziellen Kurzpassspiel Setiénscher Färbung. Musste früh in der zweiten Hälfte für Arthur weichen. Barçawelt-Punkte: 4

Sergi Roberto

Beackerte wieder die rechte Seite, tat sich offensiv wie in der Copa schwer, etwas zu kreieren. Agierte auch mehr als rechter Mittelfeldspieler, ob die defensivere Rolle eine Vorgabe Setiéns war oder von Roberto nur so interpretiert wurde, ist schwer zu sagen. Fiel durch ein rüdes Foul gegen Carles Aleñá auf, war viel im Spiel eingebunden, Gefahr konnte er aber erneut nicht erzeugen. Sicherlich keine Optimalbesetzung auf dieser Position, denn mehr als Sicherheit bringt der La-Masia-Absolvent keine. Barçawelt-Punkte: 5

Lionel Messi

Lionel Messi gab wie schon in Bilbao nominell auf dem Spielberichtsbogen die falsche Neun, allerdings nahm sich der Argentinier erneut alle Freiheiten auf dem Feld, ließ sich gerne in seine hängende Rolle im halbrechten Raum fallen. Bereitete aus eben dieser Stammposition de Jongs 1:1 durch einen perfekten Ball über die Abwehr vor. Bereitete Busquets’ Treffer zum 2:2 sowie Lenglets Kopfball zum 3:2 jeweils per Freistoßflanke vor. Drei Assists sind auch für Messi nicht alltäglich, ein Treffer war dem Argentinier abermals keiner vergönnt, er scheiterte dreimal an Keeper Robles, einmal per Chip, zweimal per Schuss. Bekam zudem spät den fälligen Elfmeterpfiff nicht, als er von Bartra gehalten wurde. Barçawelt-Punkte: 8, MOTM

Antoine Griezmann

Gab vorne quasi den Zentrumsstürmer, schwebte und irrlichterte überall umher, doch so richtig tauchte er nirgends auf. Seine Mitspieler konnten den Franzosen einfach nicht finden oder in gefährliche Abschlusssituationen bringen. Auch in diesem Spiel merkte man wieder, dass dem Ex-Atlético-Akteur die Präsenz eines echten Zentrumsstürmers fehlt. Hatte nur mickrige 38 Ballaktionen, gab zudem keinen Torschuss ab. Zu wenig für einen Spieler, der 120 Millionen Euro gekostet hat. Barçawelt-Punkte: 2

Jordi Alba

Kam für Firpo nach 57 Minuten rein und man merkte direkt, wie gut Alba der Mannschaft tut. Der Linksverteidiger wusste durch Speed und gute Antizipation zu gefallen, seine Läufe stellten Betis in der Endphase vor Probleme. Barçawelt-Punkte: 6

Arthur

Ersetzte den eifrigen, aber glücklosen Vidal. Arthurs Ballsicherheit passt sehr gut zum Setiénschen Spielsystem, genauso wie seine Ruhe und Umsichtigkeit. Der Brasilianer dürfte in Zukunft ein Schlüsselspieler im System des neuen Barça-Coaches werden. Barçawelt-Punkte: 7

Ivan Rakitic

Kam in Minute 89 rein, fiel nicht mehr auf. Barçawelt-Punkte: ohne Bewertung

Trainer Quique Setién

Quique Setién schickte Barcelona in einem schiefen System aufs Feld. Was erst wie ein 4-3-3 aufgemalt wurde, entpuppte sich eher als ein 4-4-1-1: mit zwei Achtern (de Jong, Vidal) die gerne nach vorne stoßen sollten, mit Roberto als rechtem Mittelfeldspieler, Messi als Freigeist und Griezmann als Angreifer davor. Im Spielaufbau ließ sich Busquets situativ nach hinten fallen, sodass eine Dreierkette entstand. Dieses System drängte Betis weit in die eigene Hälfte zurück, die Andalusier agierten quasi wie das Auswärtsteam. Setién dürfte auch mit Barças Gegenpressing zufrieden sein. Was bei der Blaugrana ebenfalls (erneut) stimmte, war die Einstellung: Barcelona drehte einen zweimaligen Rückstand in einen Sieg, holte endlich einen Dreier in der Fremde gegen einen schweren Gegner. All das ist auch auf Setién zurückzuführen, der aus einem dünnen Kader sehr viel herausholt. Barçawelt-Punkte: 8

Erklärung zur Punktevergabe

10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte:
unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: schwache Leistung
3 Punkte: sehr schwache Leistung
2 Punkte:
ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall

 

Alex Truica
Alex Truica
Freier Sportjournalist, Podcaster und Chefredakteur Barçawelt
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