Lindsey Horan – Teil 2: „Ich schrie inmitten der PSG-Fans wie verrückt ,Messi! Messi!‘”

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Bisher wurde nur erwähnt, dass Lindsey Horan Barça-Fan ist. Dass bzw. warum sie aber offensichtlich die Blaugrana im Herzen trägt, beschreiben wir im zweiten Teil unseres Berichtes, der an den ersten Teil nahtlos anknüpft. Denn nach der Ankunft ihres Vorbildes änderte sich viel in Paris. Aber ein Ereignis verdient besondere Aufmerksamkeit und spricht wohl jeden Culé auf einer sehr persönlichen Ebene an.

Tobin Heath als Vorbild

Als Tobin nach Paris wechselte, bedeutete dies für Lindsey Horan sehr viel. Die jetzige Weltmeisterin war nicht nur eine weitere Amerikanerin, die ein Stück Heimat nach Europa brachte, sondern auch ein Vorbild in vielerlei Hinsicht. „Tobin war ein absoluter Held. Für mich gab es an erster Stelle nur Messi, aber danach kam auch schon Tobin. Ich habe immer zu ihr aufgeschaut und mich an ihrem Spiel orientiert. Sie ist ein sehr kompletter Spielertyp.“ Nachdem Lindsey Horan aber nicht wie ein Fangirl wirken wollte, versuchte sie sogar, möglichst großes Desinteresse zu zeigen. Wie sie sich erinnert, ignorierte sie Tobin Heath beim ersten Training so lange, bis der Neuzugang zu ihr kam und sich persönlich vorstellte. Im Endeffekt entwickelten die beiden aber eine Freundschaft, die Lindsey in ihrem Selbstvertrauen stärkte und dementsprechend persönlich und fußballerisch sicherer werden ließ.

Seltsame Sitten in Frankreich

Bei Tobin Heath erkannte Lindsey dann die gleichen Schwierigkeiten wie vor nicht allzu langer Zeit bei ihr selbst. „Es gibt so viele Regeln bei PSG. Du musstest gewisse Sachen einfach tun oder die Trainer würden dich niedermachen. Aber niemand hätte dir das genau erklärt. Das waren alles unausgesprochene französische Regeln.“ Um nicht als unhöflich oder maßlos zu gelten, gab es nun einmal Sitten. So durfte niemand einen Hamburger mit den Händen essen. Für Lindsey als Amerikanerin war auch dieses kleine Detail seltsam, denn wie sollte man ihn denn sonst essen? Natürlich mit Messer und Gabel, wie sie heute weiß. Auch die Reihenfolge beim Abendessen musste eingehalten werden. Bis sich jeder Spieler gesetzt hatte, war es niemandem erlaubt, sich sein Essen zu holen. Nach dem Salat, nach der Suppe, nach jedem Gang wurde gewartet, bis jeder fertig war. „Es war irgendwie immer ein gefühltes Vier-Stunden-Abendessen.“, so Lindsey.

Den FC Barcelona im Herzen

Obwohl sich in den darauffolgenden Monaten viel besserte, erinnert sich Lindsey Horan nicht nur an Positives. Dennoch begann sie, immer mehr sie selbst zu sein, was sich eines Tages besonders deutlich äußerte. Im Jahr 2013 waren alle PSG-Spielerinnen zu der Partie der Männer gegen den FC Barcelona eingeladen. Schon Tage zuvor war sich Lindsey sicher, dass sie als Barça-Fan dorthin gehen würde. Deshalb zog sie sich auch Messi-Trikot an und verdeckte es provisorisch mit einer Jacke. Als sich alle Spielerinnen versammelten, erkannte eine von ihnen das Shirt und meinte, sie könne das doch unmöglich im Ernst tragen. „Sie sagte mir damals: ,Hey, Lindsey, wenn dich jemand von den PSG-Funktionären so sieht, bekommst du ein wirkliches Problem. Und zwar ein großes!‘ Und ich antwortete: ,Ich tue, was auch immer ich will!‘ Daraufhin dann wieder sie: , Nein, ernsthaft, die werden dich dafür umbringen!‘ Im Endeffekt nervte sie mich so lange, bis ich meine Jacke so weit hochzog, dass man das Trikot nicht mehr erkennen konnte. Aber als Messi dann das erste Tor schoss, verlor ich die Kontrolle. Ich riss mir die Jacke vom Leib und gab damit mein Messi-Trikot frei. Dann stand ich dort, inmitten tausender PSG-Fans, und rief immer wieder ,Messi! Messi!‘. Es war einfach fantastisch. Ich bereue es auch nicht.“

Nur ein halbes Happy End für Lindsey Horan

Die Zeit in Paris blieb trotzdem schwer für Lindsey. Aber der Gedanke, dass alles, was sie machte, nur dem Zweck diente, eine möglichst gute Fußballerin zu werden, gab ihr die nötige Motivation. 2015 kam dann die Weltmeisterschaft, doch trotz guter Leistungen erhielt Lindsey nie einen Anruf. Wenig später verletzte sie sich am Knie und musste mehrere Monate aussetzen. Als dann die USA im Finale der WM Japan mit 5:2 schlugen, musste sie wieder vor dem Fernseher mitfiebern. Jenes Ereignis spielte eine wichtige Rolle bei ihrer Entscheidung, nach Amerika zurückzukehren und sich den Portland Throns anzuschließen. Die Erinnerung an PSG und ihre Zeit in Europa würde immer präsent bleiben, aber im Moment sei ihr einiges Ziel, bei der Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich endlich dabei zu sein. „Ich will dort draußen auf dem Platz stehen, die Hand über dem Herzen, und die Nationalhymne hören. Das war mein schon immer mein Traum, mein gesamtes Leben habe ich bereits darauf gewartet.“

An dieser Stelle wünschen wir Lindsey Horan, ihr Traum möge sich erfüllen! Denn wer sich als professionelle Fußballerin bei einem anderen Verein so deutlich zu Barça bekennt, der hat sich wohl den Respekt aller Fans der Blaugrana verdient! Viel Glück!

Michael Weilch
Michael Weilch
Treuer Culé seit Beginn der Ära Messis und der festen Überzeugung, dass Barça "més que un club" ist. Hofft, dass sich die Blaugrana auf ihre historischen Wurzeln besinnt und gerade in heutigen Zeiten ein Leuchtbild für Demokratie und Chancengleichheit darstellt - der Grund, warum der FC Barcelona eben nicht "nur" ein Fußballverein ist. Motto: "Tots units fem força!"
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