Manche Spieler stechen den Zuschauern sofort in die Augen, andere hingegen arbeiten und leisten vieles für ihr Team und werden dennoch kaum wahrgenommen. Diesen Status hat Sergio Busquets eine lange Zeit inne gehabt. Der Katalane gehört zweifelsohne zu den besten Mittelfeldspielern, die es auf diesem Planeten gibt, und dennoch gibt es auch heute noch Leute, die ihm seine Leistungen aberkennen. Busquets gehört aber zweifellos zu den Legenden der Blaugrana und erreichte neulich einen Meilenstein.
Sergio Busquets nicht einmal Kandidat für den Ballon d’Or
Das Können von Sergio Busquets wird oft kleiner geredet als es tatsächlich ist. Der Katalane gehört mittlerweile zu den größten Legenden, die der Verein je hatte. Sergio Busquets ist ein essenzieller Bestandteil des FC Barcelona der letzten Jahre. Ein Satz fasst die Leistungen und das Können Busquets’ am besten zusammen: „Wenn man die fußballerische Kompetenz einer Person prüfen will, muss man sie nur nach ihrer Meinung zu Busquets fragen.” Selbst Pep Guardiola, ehemaliger Mentor Busquets’ und der Trainer, der ihn überhaupt erst formte, würde sich wünschen, wenn er als Spieler nochmal wiedergeboren werden würde und die Wahl hätte, welchen Spieler er verkörpern möchte, die Rolle des Sergio Busquets einnehmen zu können. Zugegeben: In der Vergangenheit war die Klasse von Sergio Busquets sogar noch deutlich seltener auf dem Radar, als es heutzutage der Fall ist – dennoch verdient Busquets ein viel höheres Standing in der Fußballwelt, als er tatsächlich hat. So ist es beispielsweise schockierend, dass der Mittelfeldstratege nicht einmal unter den Kandidaten für den Ballon d’Or war. Dem Katalanen selbst ist dies jedoch nicht so wichtig. Gelassen nimmt er diese Tatsache hin und schaut darüber hinweg.
In einem Interview mit dem TV-Sender TV3 erklärte Sergio Busquets:
„Natürlich würde ich nicht sagen, dass es mich komplett kalt lässt zu wissen, dass ich möglicherweise einer der Kandidaten sein könnte, aber es stört mich auch nicht, dass es nicht klappte. Es ist keine meiner Prioritäten und ich lege auch keinen allzu großen Wert drauf. Mir bedeutet Lob von den Trainern, Mitspielern und anderen Leuten mit einer hohen Fußballaffinität viel mehr als die Meinung von irgendeiner Jury, die nur an Spielern mit einem hohen medialen Standing interessiert ist.”
3,5 Gründe weshalb Sergio Busquets Klasse verkannt wird
Gut, Sergio Busquets legt scheinbar keinen allzu großen Wert darauf, ob er in der Fußballwelt von Juries, Fußballanhängern oder anderen Laien positiv bewertet wird. Schließlich erhält der Katalane nämlich von Coaches und Kollegen aus der Fußballwelt genügend Lorbeeren. Allerdings wird der Barça-Akteur von viel zu vielen Verfolgern des Sports nicht so gehuldigt, wie er es verdient hätte, und diese Tatsache ist ein Dorn im Auge eines jeden Fußball-Fans, der auch das schöne Spiel in all seinen Facetten versteht. Barçawelt hat sich ein paar Gedanken dazu gemacht und erläutert euch, woran es liegt.
1. Lionel Messi und Co. stehlen ihm die Show
Wie jetzt? Lionel Messi und Busquets spielen doch auf ganz anderen Positionen – oder nicht? Außerdem: Wer ist unter “Co.” zu verstehen? Fragen über Fragen, die man sich bei diesem Punkt stellen könnte. Nun gut, die erste Frage ist recht simpel und wird weiter unten nochmal genauer beantwortet. Kurz gefasst: Offensive Spieler stehen in der Regel immer mehr im Mittelpunkt als defensive Stars. Die viel wichtiger Frage ist, wen meinen wir mit “Co.”? Damit sind die Spieler gemeint, die im Schatten Lionel Messis stehen. Klingt auf den ersten Blick natürlich wieder verwirrend. Wenn man mit dem kleinen Argentinier auf dem Feld steht, ist eigentlich jeder im Hintergrund und genau da ist der Knackpunkt. Wenn La Pulga mit dem Ball am Zaubern ist, fällt der Großteil der Blicke primär nur auf ihn. Die restlichen Blicke verteilen sich dann auf die anderen Offensivakteure. Die Leute mit einem größeren Blick für das Ganze schauen dann natürlich auch auf die Nebenmänner von Lionel Messi und nicht nur auf den wendigen Zauberfloh. Leider fällt dabei der Blick in der Regel nur auf die Akteure in der direkten Umgebung. Dies sind die Stürmer und die offensiveren Mittelfeldspieler. Allerdings liegt das Problem gar nicht daran, dass Neymar, Suárez, Rakitić oder Iniesta heutzutage mehr im medialen Licht stehen – nein, vielmehr liegt die Wurzel in der Vergangenheit.
Zu der Zeit, als Barça unter Pep in aller Munde war, stach natürlich Messi besonders hervor. Bis eines Tages die Aufmerksamkeit auf zwei weitere wichtige Spieler gelenkt wurde: Xavi und Iniesta. Die beiden waren Denker und Lenker bei den Katalanen und irgendwie schienen die Leute zu verstehen, dass eben doch nicht nur ein Mann ein Team auf Wolke Sieben schweben lassen könne, sondern dazu auch andere gehören. So fiel der Fokus vermehrt auch auf Xavi und Iniesta und es hieß, Barça sei nicht nur im Besitz des besten Spielers, sondern des besten Dreiecks. Dass das Dreieck in Wirklichkeit eine Raute war, wurde verkannt. Sergio Busquets litt darunter, dass die Menschen mit Fußballexpertise glänzen wollten und sagten, dass nicht nur Messi brillierte, sondern Xavi und Iniesta genauso wichtig waren. Nicht wenigen ist es vermutlich schon zu schwierig gewesen zuzugeben, dass mit Xavi und Iniesta zwei weitere intelligente Akteure auf dem Feld standen, die Lionel Messi oft fütterten. Da blieb nur noch wenig Restaufmerksamkeit für den Rest der Mannschaft. Klar: Villa, Pedro und andere Stürmer hatten neben Leo auch ihre Glanzzeiten, ähnlich wie Xavi und Iniesta, aber irgendjemand ging oft leer aus. Es war Sergio Busquets. Der Katalane litt einfach darunter, dass er zu einer Zeit ins Rollen kam, in der auch Andrés Iniesta und Xavi Hernández ihre verdiente Aufmerksamkeit sammeln mussten und dies auch taten.
https://www.youtube.com/watch?v=BUP9K_QYZXU
2. Die Position des defensiven Mittelfeldspielers ist undankbar
Ja, das ist sie – in der Tat. Besonders für Spielertypen wie Sergio Busquets. Der Katalane weist auf einer ohnehin oft aufmerksamlosen Position einen sehr unauffälligen Spielstil auf. Von Culés längst erkannt, wird von vielen Außenstehenden nicht gesehen, welch wichtige Rolle Busquets auf seiner Position spielt. Der Mittelfeldakteur stellt das Bindeglied zwischen Defensive und Offensive dar, ist Abräumer und Staubsauger, hat einen Überblick über das gesamte Spielfeld und er weiß immer, welche Anspielstationen frei sind. Wie kann es aber sein, dass solch eine Spielerrolle unauffällig ist? Fangen wir mit der Funktion des Bindeglieds an. Wie sieht eine typische Situation aus, in der ein Spieler als Bindeglied funktioniert? Ein Konter. Der Gegenspieler rennt auf den eigenen Kasten zu, ein Verteidiger blockt den Ball und hat seinen Siegesmoment. Die Presse kann auf die Titelblätter Schlagzeilen von einem heroischen Rettungsakt raushauen. Der Verteidiger, noch voll unter Adrenalin, spielt die Kugel auf Sergio Busquets, dieser sieht sich um, dreht sich einmal um sich selbst und beruhigt das Spiel, bevor er einen tödlichen Pass zu seinen Vordermännern schickt, die dann das Tor vorlegen oder selbst machen. Wer kriegt hier die Lorbeeren? Richtig! Die Akteure, die vorne einen kühlen Kopf bewahren und eiskalt das Ding verwandeln – nicht der, der es eingeleitet hat.
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Ok, eben noch nannten wir Busquets noch Abräumer und Staubsauger, wieso kriegt er kein Titelblatt aufgrund eines heroischen Rettungsakts? Das ist einfach. Steht ein Verteidiger hinten und blockt einen gegnerischen Angriff ab, dann ist er meistens der letzte Mann. Steckt Sergio Busquets in dieser Rolle, hat er oft noch die Abwehrkette hinter sich und dem wichtigen Abräumer wird nicht der gleiche Wert zugeschrieben, als wenn der letzte Mann die Situation klärt – selbst wenn die Situation in dem Moment viel anspruchsvoller zu lösen ist. Und wie schaut es mit der Spielübersicht aus; wieso erhält er hierfür nicht genügend Anerkennung? Die Antwort liegt darin, dass man unter der Spielübersicht vielmehr etwas abstrakt wirkendes versteht. Busquets hat gefühlt in jedem Spiel eine Passquote von über 90 Prozent mit bis zu 100(+) Pässen, andere Spieler kommen nicht ansatzweise an diese Werte ran, glänzen allerdings in anderen Bereichen. Schaut man sich einen Arturo Vidal oder einen Yaya Touré an, stellt man schnell fest: Sie schießen Tore. Busquets hat in seiner bisherigen Karriere wenige Treffer für die Blaugrana erzielt. Die Leute abseits des Platzes merken sich die nackten Zahlen, die am Ende unter dem Ergebnis stehen wesentlich leichter und schneller als hervorragende Passstatistiken, auch wenn diese Pässe oftmals auch der Schlüssel für Tore sind. Wir können also festhalten, dass Busquets viel seltener in der Offensive aufzufinden ist und deshalb auch weniger Scorerpunkte sammelt, was ihn selbst in den Schatten seiner Mitstreiter auf selbiger Position wirft.
3. Sergio Busquets ist ein sehr ruhiger Kerl
Damit sind jetzt nicht mehr sein Spielstil und seine Position gemeint – es geht um den Charakter des Katalanen. Der Mittelfeldakteur ist in keinem einzigen sozialen Netzwerk aktiv und postet somit auch keine Bilder, welche ihn immer wieder in den Vordergrund rücken könnten. Das heißt: Wenn es keine offiziellen Pressekonferenzen, Interviews oder Spiele von Barça gibt, kriegt man auch nicht sonderlich viel vom Katalanen mit. Anders als ein Dani Alves zeigt beispielsweise Sergio Busquets seine Gesangskünste nicht bei Instagram oder Facebook. Auch während den Pressekonferenzen und Interviews mit dem Katalanan scheint dieser sehr zurückhaltend und sachlich zu wirken. Meistens lobt der Spieler seine Kollegen oder aber gibt recht nüchterne Antworten, die auch keinen großen Hype generieren – anders als beispielsweise ein Gerard Piqué oder ähnliche Personalien. Einzig auf dem Feld sieht man Sergio Busquets ab und an lauter werden. Nämlich genau dann, wenn er mit dem Schiedsricher über eine strittige Situation diskutiert. Der Katalane ist aber sonst auch eher unauffällig, wenn es auf dem Platz zu Tumulten oder zu unfairen Gesten des Gegners oder der Mitspieler kommt. Sergio Busquets wirkt also oftmals auf dem Feld, als ob er sich lediglich auf sein Spiel konzentrieren und gar nicht von anderen belanglosen Dingen abseits des Matches abgelenkt werden möchte.
3.5 Sergio Busquets ist bei FIFA 16 nicht gut genug
Natürlich ist unser letzter Punkt mit Humor zu betrachten, dennoch ist es gut vorstellbar, dass sich einige Leute auch hiervon beeinflussen lassen. Trotz eines Ratings von 86 spielt der Katalane im Spiel weit schwächer, als es die Spielstärke andeutet. Folglich wird er in wenige Teams eintransferiert und kommt im Spiel seltener zum Einsatz. Weiterhin hat Busquets nur Drei-Sterne-Skillmoves, gepaart mit Langsamkeit und ist somit auch kein Liebling von vielen FIFA-Spielern. Was hiermit natürlich primär in den Vordergrund gebracht werden soll, sind nicht seine Leistungen in einem Onlinespiel, sondern vielmehr die Auffassung der Spieler. Aber wie gesagt, bei unserem letzten Punkt handelt es sich nicht umsonst um einen halben.
Sergio Busquets im Spiel FIFA 16; Bildquelle futhead.com
Fazit:
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Aber Sergio Busquets wird vermutlich nie von dem Großteil der Fußballanhängerschaft die Anerkennung erhalten, welche ihm zusteht. Die oben genannten Gründe sind vermutlich die ausschlaggebendsten, jedoch nicht die einzigen. Der Katalane brilliert für den FC Barcelona auf einem Niveau, wie es nur ganz wenige schaffen, trotzdessen verkennen viele seine Stärken seit Jahren. Seitdem Sergio Busquets für den FC Barcelona aufläuft, hat sich allerdings in dieser Hinsicht schon vieles verbessert. Zumindest wird immer öfter der Wunsch nach mehr Anerkennung für den Katalanen geäußert und auch unter den Culés genießt ‘Busi‘, wie er von den Barça-Fans liebevoll genannt wird, schon ein deutlich höheres Standing als er es früher hatte. Solange es für den Katalanen selbst irrelevant ist, was Laien und andere Personen von ihm denken und ihn dies nicht in seiner spielerischen Qualität einschränkt, muss man wohl oder übel darüber hinwegschauen. Sergio Busquets genießt zumindest unter den anderen Profis ein hohes Ansehen und ist für sein Team und seine Trainer von großer Wichtigkeit. Wer weiß: Vielleicht, aber auch nur vielleicht, werden die Culés dieses Jahrtausends noch eines Tages Zeugen davon, wie Sergio Busquets für eine FIFA-Ballon-d’Or-Wahl nominiert wird und sich eventuell sogar diesen Titel noch schnappt.
Was sagt ihr zu Sergio Busquets? Ist sein Ansehen in der Fußballwelt gerechtfertigt oder wird er von vielen weiterhin unterschätzt? Wenn ihr der letzteren Meinung seid: Was sind eure drei Gründe dafür? Schreibt es uns in die Kommentare, wir sind gespannt!