Barça im Zwiespalt: Claudio Bravo oder Ter Stegen?

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Mit Claudio Bravo und Marc-André ter Stegen verpflichtete Barça diesen Sommer zwei sehr starke Torhüter. Erstgenannter ist 31 Jahre alt und kann neben seinen sportlichen Qualitäten vor allem auf seine langjährige Erfahrung auf Top-Niveau zurückgreifen. Zweitgenannter hingegen wurde vor allem ob seines großen Talents – nicht zuletzt auch mit dem Ball am Fuß – verpflichtet. Innerhalb der Anhängerschaft der Katalanen sind die Meinungen gespalten; die Frage lautet: Welcher Torhüter ist die bessere Wahl?

Wir wollen zuerst einen Blick auf die Statistiken beider Torhüter in dieser Spielzeit für Barça werfen. Während Claudio Bravo ausschließlich in der Liga zum Einsatz kam, durfte Marc-André ter Stegen alle Spiele der Champions League bestreiten und darüber hinaus einmal in der Copa del Rey in Erscheinung treten. Während der Chilene 16 Einsätze auf seinem Haben-Konto zu verbuchen hat, stehen beim Deutschen aktuell lediglich sieben Einsätze für den FC Barcelona zu Buche (in der Statistik sind lediglich jene sechs Spiele der Champions-League angeführt).

Statistik 2014/15: Bravo vs. Ter Stegen

  Claudio Bravo Ter Stegen
Spiele (Minuten) 16 (1440) 6 (540)
Spiele ohne Gegentor 11 3
Gegentore 7 5
Paraden 29 7
Paraden/Spiel 1,8 1,2
Clearances/Spiel 0,1 0,7
Pässe/Spiel 18,4 21,7
Lange Pässe/Spiel 3,9 7,3
Anteil lange Pässe 21,2% 33,6%
Angekommene Pässe 80,7% 83,8%

Statistiken von whoscored.com sowie espnfc.com

Ganz markant an dieser Statistik ist das sehr aktive und passsichere Spiel von Marc-André ter Stegen. So, wie man es ihm nachsagt, belegen diese Zahlen schwarz auf weiß, dass er ein moderner Torhüter ist, der sehr häufig ins Spiel seiner Mannschaft eingreift und sich daran beteiligt. So spielte er durchschnittlich über drei Pässe mehr pro Spiel als sein Konkurrent Claudio Bravo. Auffällig dabei ist vor allem die hohe Quote an langen Pässen, die der Deutsche zu verzeichnen hat – trotz dieser Charakteristik bringt der 22-Jährige mehr Zuspiele an den Mann als der Chilene. Darüber hinaus konnte der Ex-Gladbacher in seinen sechs Champions-League-Einsätzen durchschnittlich 0,7-Mal brenzlige Situationen noch vorzeitig klären (Clearances), während der Südamerikaner hier bei 0,1 Clearances pro Spiel liegt.

Auf der anderen Seite konnte Claudio Bravo 11 seiner 16 Partien ohne Gegentreffer beenden und musste dabei sogar häufiger als sein Teamkollege mit Paraden aushelfen. Durchschnittlich 1,8-Mal musste der Chilene gegnerische Schüsse parieren – ein Wert, der deutlich über jenem des Deutschen (1,2 Paraden/Spiel) liegt. Dank dieser Werte steht Bravo aktuell auch an der Spitze beim Kampf um die ‘Zamora Trophy’, welche den Torhüter mit den wenigsten Gegentreffern pro Spiel auszeichnet. Mit einem Wert von 0,44 Gegentreffern pro Spiel rangiert er momentan eindeutig auf dem ersten Platz – sein größter Widersacher ist momentan Diego Alves vom FC Valencia, der bei 0,66 Gegentreffern pro Spiel steht.

Eindrücke abseits der Statistik

Neben den statistischen Werten gibt es jedoch noch andere Komponenten, die sich nicht oder nur sehr schwer in Zahlen messen und niederschreiben lassen. So muss beispielsweise erwähnt werden, dass Claudio Bravo unheimlich souverän agiert und sich bis dato keinen einzigen groben Schnitzer leistete. Sowohl bei hohen Bällen, vor allem aber auf der Linie, agiert der Chilene überragend. So konnte er im Spiel gegen den FC Valencia am 12. Spieltag dieser Saison seine Mannschaft fast im Alleingang retten. Auch in anderen Spielen bewies die ‘Nummer 13’ des FC Barcelona, dass er jederzeit wachsam ist: Oftmals konnte er bereits in entscheidenden Situationen präsent sein – so wie beispielsweise beim 5:1-Sieg gegen den FC Sevilla, als er beim Stand von 0:1 in höchster Not klärte. Darüber hinaus kann auch der Südamerikaner mit einem starken Passspiel aufwarten und hat keine Probleme unter Druck zu agieren. Im direkten Vergleich mit ter Stegen fällt er in diesem Teilaspekt natürlich zurück; das bedeutet allerdings noch nicht, dass er hier Schwächen aufweist. Lediglich lange Zuspiele fallen nicht in seinen Stärkenbereich.

Marc-André ter Stegen hingegen leistete sich im Auswärtsspiel gegen Paris Saint-Germain einen Schnitzer, als er sich nach einer Ecke grob verschätzte. Eine Teilschuld an diesem Gegentreffer ist mit Sicherheit auch Ivan Rakitić anzulasten – trotzdem geht der Treffer zu großen Teilen auf die Kappe des Ex-Gladbachers. Darüber hinaus kann man dem 22-Jährigen allerdings kaum etwas vorwerfen: Er brilliert – wie es die Statistik auch aufzeigt – in seinem Passspiel, beteiligt sich aktiv am Spielgeschehen und ist zur Stelle, wenn es notwendig ist. Am Ende muss man fairerweise auch erwähnen, dass es bisher kaum Gelegenheiten für ter Stegen gab, mit Paraden zu glänzen. Fehler, wie jener in der Partie gegen Paris, müssen ihm zugestanden werden und sollten keine Panik erzeugen. Das sieht auch Oliver Kahn so, der dem deutschen Barça-Torhüter kürzlich Rückendeckung verschaffte: „Er ist ein junger Mann, der einen ganz, ganz großen Schritt gegangen ist. Er ist zu einem der größten Vereine der Welt gewechselt. Das wäre ja außergewöhnlich, wenn das alles sofort ohne jegliche Probleme ablaufen würde. Ich glaube, er macht das bisher ganz gut; man muss dem Spieler auch einmal eine gewisse Zeit der Eingewöhnung geben.“

Welchen Weg wird Barça gehen?

Barça-Trainer Luis Enrique entscheidet sich momentan dafür, beiden Torhütern regelmäßig Einsatzzeit zu schenken. Dabei gibt es eine klare Einteilung: Claudio Bravo kommt ausschließlich in der Liga zum Einsatz, während Marc-André ter Stegen in der Champions League gesetzt ist. In der Copa del Rey ist das weitere Vorgehen noch nicht absehbar – im ersten Spiel durfte der Ex-Gladbacher sein Können unter Beweis stellen, im zweiten war es wiederum Jordi Masip.

Grundsätzlich birgt dieses Vorgehen gewisse Risiken und stößt nicht bei allen Culés auf Verständnis. Man könnte jedoch anführen, dass Real Madrid in der vergangenen Saison durch eine ganz ähnliche Torhüter-Politik den Champions-League-Pokal erobern konnte. Dem entgegenzusetzen wären folgende Argumente: Zum einen konnte Iker Casillas trotz Pokalgewinn nicht gänzlich überzeugen und zum anderen besitzt der Spanier im Dress der Madrilenen sehr viel mehr Erfahrung, als es bei ter Stegen der Fall ist. Somit ist das Vorgehen von Luis Enrique sehr wohl ein riskantes. Derzeit spielt der erfahrene Claudio Bravo einen Großteil der Spiele für Barça, während der Ex-Gladbacher ohne jegliche Erfahrung in internationalen Spielen und Bewerben ins kalte Wasser geworfen wird. Vor allem in der kommenden KO-Phase der Champions League kann jeder Fehler tödlich sein. Es wird sich sehr bald weisen, inwieweit der Barça-Trainer diese Torhüter-Politik weiterhin durchzieht. Seine Vorgehensweise ist in Anbetracht der Umstände äußerst ungewöhnlich – so viel kann gesagt werden. Auf lange Sicht sollte allerdings kein Weg am 22-jährigen Deutschen vorbeiführen, ansonsten würde seine Verpflichtung jeglicher Rationalität entbehren.

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