Marc-André ter Stegen über seine Zeit in Barcelona und seine Ambitionen

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Mehr als ein halbes Jahr ist es nun schon her, seitdem Marc-André ter Stegen als Neuverpflichtung des FC Barcelona präsentiert wurde. In einem Interview mit fcbarcelona.com blickte der Deutsche nun auf seine bisherige Zeit bei den Katalanen zurück und kam dabei auch auf den Konkurrenzkampf um die begehrte Torhüter-Position mit Claudio Bravo zu sprechen. Weitere Themen waren sein besonderer Spielstil und selbstverständlich auch die Titelchancen der Blaugrana in den drei Wettbewerben.

Hinweis: Ter Stegen hat das Interview auf Deutsch gegeben, seine Aussagen wurden direkt übernommen.

Zunächst einmal, hatten Sie die Gelegenheit Barcelona gänzlich kennenzulernen?

Ich glaube, meine Familie und meine Freunde kennen die Stadt besser als ich selber. Ich hatte am Anfang nur ein paar Tage Zeit, um die Stadt wirklich einmal zu erkunden. Aber klar, für meine Familie und meine Freunde ist das sehr reizend, wenn man einmal in die Stadt reinfahren und sich Sachen anschauen kann. Ich denke, die kennen die Stadt auch besser als ich.“

Sie wurden im Mai des letzten Jahres offiziell vorgestellt und konnten die Saisonvorbereitung von Beginn an im Juni bestreiten. Das ist nun sieben Monate her, haben Sie sich schon vollständig im Klub eingelebt?

Ja, soweit eigentlich schon. Es ist natürlich etwas anderes als vorher in Mönchengladbach, allein schon wegen der Mannschaft und den ganzen Umständen. Aber ich glaube, ich habe mich gut eingefunden. Die Leute sehen jetzt immer mehr wie ich spiele und was ich mache. Und im Moment, so denke ich, läuft es ganz ordentlich.“

Ihnen war die Beseitigung der Sprachbarriere ein großes Anliegen. Wie sieht es jetzt mir Ihrem Spanisch und Katalanisch aus?

Natürlich habe ich immer noch viele Unterrichtsstunden in Spanisch. Aber es ist schon schwer, sich richtig zu unterhalten, weil viele auch noch Katalanisch sprechen. Und Katalanisch ist sehr schwierig, wenn die Leute miteinander sprechen. Es ist zwar einfacher für mich, sie zu verstehen, aber wenn man mich direkt anspricht, dann ist die ganze Sache auch schon vorbei. Ich bin aber froh und auf einem guten Weg, das alles bis zum Sommer zu intensivieren und es bis dahin hinzubekommen.

Es ist schwierig, sich richtig zu unterhalten, weil viele auch noch Katalanisch sprechen

Haben Sie sich in der Umkleidekabine mit der Mannschaft eingelebt?

Könnt ihr das vielleicht bestätigen? Nein, ich weiß es schlicht und einfach nicht. Ich denke, dass die Mannschaft bis jetzt sehr gerne mit mir Fußball gespielt hat. Das glaube ich auf jeden Fall. Aber auch das muss sich alles erst einmal finden. Denn es war nicht von Anfang an klar, wie ich spiele. Den Leuten war es nicht bekannt und der Mannschaft erst recht nicht. Ich glaube aber, dass sich das alles in der letzten Zeit auch besser strukturiert hat und wir als Mannschaft zusammenwachsen, zu der ich ja auch gehöre. Und bis jetzt hat alles gut gepasst.“

Was bei Ihren Qualitäten besonders heraussticht ist die Fähigkeit, mit beiden Füßen zu spielen…

Ja, schon. Seit ich klein bin, habe ich versucht, das zu trainieren und ich gebe mein Bestes, um das weiter beizubehalten. Das ist mein Spiel und das habe ich auch schon am Anfang gesagt. Ich glaube, dass viele überrascht waren, dass mein Spiel tatsächlich so war, wie ich es beschrieben hatte. Und ich versuche mich weiter zu verbessern und jeden Tag das Beste im Training zu geben.“

Und wie entscheiden Sie, mit welchem Fuß Sie nun spielen?

Das hängt von der Situation ab. Es gibt viele Sachen, die man vorher nicht beeinflussen kann. Beispielsweise, wie der Gegner dich anläuft und welche Seite er nun zustellt, und dementsprechend versuche ich zu reagieren. Dann ist es eigentlich relativ hilfreich, wenn ich mit links und rechts spielen kann. Dass dann auch nicht immer jeder Ball ankommen kann, ist klar, aber die Intention ist einfach die, jede Spielsituation zu lösen.“

Hat Ihnen ihre Zeit als Feldspieler in diesem Aspekt geholfen?

Das ist jetzt auch schon eine lange her und es ist viel Zeit vergangen. Am Anfang war es schon hilfreich und es war ein guter Einstieg [Anm.: Einstieg in den Fußball] für mich. Vielleicht sehe ich Spielsituationen nun anders, als wenn ich jetzt nicht auf dem Feld gespielt hätte. Aber doch, ich denke, dass alles, was ich bisher erleben darf und konnte, sehr positiv für mich war.

Sie scheinen sehr entspannt zu sein, da Sie Kritik und Lob augenscheinlich wenig beeindrucken. Entspricht dies der Wahrheit?

Ja, es ist schon so, dass ich nicht viel darüber nachdenke, ob ich jetzt viel Kritik oder viel Lob bekommen habe. Wichtig für mich ist, dass ich das Spiel vernünftig analysiere, egal wie sehr ich zuvor kritisiert oder gelobt wurde. Am Ende zählt nur, welches Gefühl ich über das Spiel habe, und dazu ist wichtig, dass Dela [Anm.: Daniela, ter Stegens Freundin] und viele Leute, die meine Spiele schauen und zu denen ich eine gute Beziehung pflege, mir sagen, wie das Spiel für sie ausgeschaut hat, damit ich mein Fazit daraus ziehen kann.

Sie werden gewiss schon bemerkt haben, wie unterschiedlich die Reaktionen bei einem Sieg beziehungsweise einer Niederlage in Spanien sind. Haben Sie das auch schon in Deutschland so zu spüren bekommen?

„Ja, definitiv. Lob ist extrem, man spielt kaum einmal ein durchschnittliches Spiel, das gibt es hier nicht. Ich habe so etwas selber noch nie erlebt. Man spielt entweder super oder schlecht. Aber ja, ich kann mich auf jeden Fall daran gewöhnen, so ist es hier nun einmal. Wie gesagt bin ich froh, dass ich selber meine Spiele analysiere und mein eigenes Fazit daraus ziehen kann.“

Man spielt entweder super oder schlecht

Bisher stand Claudio Bravo in der Liga zwischen den Pfosten, Sie in der Champions League und in der Copa. Wie kommen Sie damit zurecht?

Eine schwere Situation, gerade für mich. Ich habe vorher immer gespielt und das bleibt auch weiter mein Ziel. Aber klar, Claudio spielt auch gut in der Liga und das muss man respektieren sowie akzeptieren. Trotzdem ist es mein Anreiz, ebenfalls in der Liga zu spielen.“

Die Mannschaft konnte sich insbesondere in der Defensive weiterentwickeln. Worauf führen Sie das zurück?

Das hängt immer auch von der Spielausrichtung ab. Wir spielen natürlich oft sehr hoch, pressen früh und versuchen alle nachzuschieben, auch der Torwart, indem er mitspielt. Ich glaube, das ist in etwa unser Rezept, aber wir konnten das ebenso schon gegen Atlético demonstrieren, auch wenn wir zwei Gegentore bekommen haben. Insgesamt haben wir schon gezeigt, dass wir auch defensiv gut stehen können, wenn es einmal wichtig ist. Ich glaube schon, dass wir gute Chancen haben, in den Wettbewerben noch weiterhin teilzunehmen und weiterzukommen. Das ist sehr wichtig, deswegen sage ich auch ständig, dass die Defensive mit das Wichtigste ist – und die beginnt immer ganz vorne. Und ich glaube, das machen wir ganz gut.

Wir haben gezeigt, dass wir auch defensiv gut stehen können

Wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung des Vereins ein?

Wir spielen insgesamt einen guten Fußball. Wenn ein neuer Trainer kommt, dann ist natürlich vieles anders und die Mannschaft stellt sich um. Vieles muss sich auch noch finden, aber ich denke, dass wir das bisher ganz gut gemacht haben und auf einem guten Weg sind. Wir sind jetzt im Halbfinale der Copa, in der Liga sind wir Zweiter und in der Champions League sind wir weiter dabei. Wir erwarten dort ein sehr schwieriges Spiel, aber insgesamt sind wir auf einem guten Weg.“

Wie schätzen Sie Barças Chancen in der Liga, der Champions League sowie in der Copa del Rey ein?

Puh, ja, wir müssen erst einmal schauen, weiter konzentriert zu arbeiten. Wir müssen in der Liga weiter den Anschluss halten und darauf hoffen, dass Real ein Spiel verliert, was auf jeden Fall noch einmal eintreffen wird. Darauf müssen wir natürlich lauern und unsere Spiele gewinnen, das ist ganz klar. In der Copa und in der Champions League gehört natürlich auch ein bisschen Glück dazu, aber Glück kann man sich ebenso erzwingen. Und das werden wir in den Spielen, die noch anstehen, auch versuchen.

Mit dem Copa-Halbfinale gegen Villarreal und dem Champions-League-Achtelfinalspiel gegen Manchester City kommen zwei harte Spiele auf Sie zu. Wie werden Sie und die Mannschaft beide Partien angehen?

Ich glaube, dass es insgesamt so ist, dass wir in beiden Partien eine Chance haben. Wir müssen das machen, was wir jeden Tag machen. Wir müssen guten Fußball spielen, wir müssen in der Defensive gut stehen, und dann haben wir gegen Manchester City und auch gegen Villarreal gute Chancen, zu bestehen.“

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