Hat Messi den Goldenen Ball verdient?

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Deutschland wurde zwar Weltmeister, der beste Spieler des Turniers heißt allerdings Lionel Messi. Diese Entscheidung zugunsten des vierfachen Weltfußballers war Auslöser für einen Sturm der Entrüstung, nicht Wenige sind der Meinung, dass der Argentinier diesen Titel nie hätte gewinnen dürfen. Doch ist dem wirklich so?

Die Zahlen von Lionel Messi

Der goldene Ball zeichnet den besten Spieler, d.h. die beste individuelle Leistung des Turniers aus. Natürlich gab es viele fantastische Spieler bei dieser WM, von denen es sicherlich auch einige verdient gehabt hätten, diese Auszeichnung zu erhalten. Es ist sicher nicht vertretbar zu sagen, nur ein Spieler hätte sich für den Goldenen Ball verdient gemacht, aber genauso wenig kann man sagen, dass Messi ihn ganz und gar nicht verdient hätte.

Alleine ein Blick auf Messis Statistiken belegt, dass er einer der herausragenden Akteure bei der WM war. Er erzielte vier Tore und bereitete ein weiteres vor. Jedoch ist die Anzahl der Vorlagen immer nur ein Teil der Wahrheit, da sie zur Hälfte auch von der Klasse des Spielers abhängen, der das Tor machen muss. Von daher ist es viel aufschlussreicher sich anzuschauen, wie viele Chancen Messi kreiert hat. Insgesamt kamen durch ihn 23 Chancen zustande; dass diese nur ungenügend genutzt wurden, ist sicherlich nicht Messis Schuld. Er kann nicht Assistgeber und Vollstrecker zugleich sein. 23 herausgespielte Möglichkeiten sind übrigens der Höchstwert des Turniers, gefolgt von 19 Chancen, die Arjen Robben verbuchen konnte. Auch was Dribblings angeht, war Lionel Messi der führende Spieler. 6,6 erfolgreiche Dribblings pro Spiel brachte er zustande, also insgesamt 46. Der zweitbeste Spieler in dieser Hinsicht war Alexis Sánchez, der es auf 5,5 Dribblings pro Spiel brachte.

Messi, der Entscheider

Fußball besteht aber aus weit mehr als nur aus Statistiken. Faktoren, die man mit Zahlen und Daten nicht erfassen kann, sondern ihnen erst dann begegnet, wenn man sich alle Spiele angeschaut hat. Leo Messi war der prägende Mann in einem argentinischen Team, dem niemand so wirklich das Finale zugetraut hat. Es ist eine insgesamt wenig ausbalancierte Mannschaft, der es an der nötigen Anzahl von echten Top-Spielern fehlt. Dass sie dennoch so weit kamen, lag an einer guten Organisation, einer guten Defensivleistung, sowohl von den Abwehrspielern als auch von dem Rest, der fantastisch den Raum deckte, und zwar während des ganzen Turniers. Auf der anderen Seite gab es Lionel Messi, der maßgeblichen Anteil an der Vizeweltmeisterschaft seiner Mannschaft hatte. In der Gruppenphase hat der Kapitän Argentinien quasi alleine am Leben gehalten. Er erzielte vier Tore, bereitete ein Eigentor vor und war nur an einem einzigen Tor nicht direkt beteiligt. Auch im Achtelfinale war er der entscheidende Mann, als er in der Verlängerung den Siegtreffer von Ángel Di María gegen die Schweiz mit einem starken Solo vorbereitete. Im Viertelfinale gegen Belgien war Messi erneut am Siegtreffer beteiligt, als er Vincent Kompany den Ball abnahm und diesen an Ángel Di María weiterleitete, der dann die Vorlage zu Higuaíns 1-0 gab. Im Halbfinale war Messi nicht so präsent wie zuvor, aber vor allem defensiv eine enorme Hilfe für die Mannschaft; dazu später noch mehr. Zudem verwandelte er seinen Elfmeter im Elfmeterschießen souverän und tat, was ein Kapitän tun muss: er ging voran.
Und auch im Finale zeigte Barças Nummer 10 eine gute Leistung. Wann immer er den Ball hatte, besaß er eine Idee, die er in der Regel auch umsetzen konnte. Selbst fand er eine gute Chance vor, die er knapp neben den Pfosten setzte. Sabellas Umstellungen zur Halbzeit taten dann weder Messi noch der gesamten Mannschaft gut.

Beitrag zur Defensive

Messi wurde oft vorgeworfen, dass er nicht genug laufe. Allerdings läuft er in Wahrheit nicht viel weniger als zu Barcelonas Glanzzeiten. Darüber hinaus ist es eine klare Anweisung Sabellas, dass Messi anders als der Rest nicht so weit zurückgehen soll. Dies hat einen ganz einfachen Grund: Dadurch, dass Messi weiter vorne bleibt, hilft er Argentinien defensiv mehr, als wenn er zurückrennen würde. Messi wurde in jedem Spiel von mindestens einem Gegenspieler gedeckt. Blieb er bei Gegenangriffen vorne stehen, verharrten seine Gegner bei ihm und bereiten Argentinien in der Defensive keine Probleme. Wäre er mit nach hinten gegangen, hätten dies auch seine Gegner getan und Argentinien hätte gleich gegen zwei oder drei Spieler mehr verteidigen müssen.
Am besten sah man dies gegen die Niederlande. Es war ein Spiel, in dem beide Teams auf Sicherheit spielten, man aber gerade bei den Holländern sah, dass Messi sie nicht offensiver werden ließ. Van Gaal stellte drei Spieler für Messi ab, einer davon war oft Wesley Sneijder. Daher konnte dieser, anders als zuvor, nicht so oft mit nach vorne gehen und bei eigenen Angriffen mitwirken. Dies merkte man dem Spiel der Niederlande klar an, da sie nun nur noch Robben hatten, um Gefahr heraufzubeschwören. Messi blockierte also Sneijder und dazu noch zwei weitere Gegenspieler. Dies gab natürlich auch im Umkehrschluss seinen Mitspielern mehr Platz. Jedoch muss man hier auch erwähnen, dass gerade die anderen Offensivspieler bei dieser WM weit unter ihren Möglichkeiten blieben.
Agüero spielte in jedem Spiel schwach, Higuaín nur gegen Belgien gut, Lavezzi war immer bemüht, aber wirklich gut nur in der ersten Halbzeit gegen Deutschland. Dann musste er seltsamerweise raus. Di María war immer sehr aktiv, aber auch sehr verschwenderisch. Dennoch war er neben Messi und teilweise Lavezzi der Einzige, der für Gefahr sorgen konnte. Sein Ausfall wog schwer.

Fazit

Alles in Allem kann man nicht sagen, dass Lionel Messi diesen Goldenen Ball nicht verdient hat. Er spielte eine sehr starke WM und führte Argentinien bis ins Finale, was zu sehr großen Teilen sein Verdienst war. Ein weiteres Indiz hierfür ist auch der Fakt, dass die beiden wohl besten Statistik- und Datenerfassungsseiten Opta und whoscored Messi als besten Spieler der WM bewertet haben, basierend auf den einzelnen Spielbewertungen. Und wenn selbst José Mourinho Messi verteidigt und ihm ein fantastisches Turnier attestiert, dann kann er ja eigentlich nicht so schlecht gewesen sein.
Aber es ist sowieso sehr amüsant zu sehen, dass mehr Leute über den Goldenen Ball und Messi reden als über den WM-Titel der Deutschen. Das zeigt auch irgendwie Messis Stellenwert und auch den Neid, den er sich über die Jahre durch seine unglaublichen Leistungen erarbeitet hat.

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