Atlético Madrid – FC Barcelona: So kurz vor der Ziellinie, und doch so weit entfernt

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Am Sonntagabend könnten in Barcelona die Champagner-Korken knallen: Im Vicente Calderón empfängt Atlético Madrid den FC Barcelona zum Showdown um die Meisterschaft. Setzt sich die Blaugrana gegen die Krieger von Diego Simeone durch, kann sich Real Madrid strecken, wie es will – Barça wäre in diesem Fall nicht mehr einzuholen und der 23. Meistertitel der Vereinsgeschichte unter Dach und Fach. Noch sind die Katalanen aber nicht Meister, 90 Minuten erbitterte Gegenwehr stehen ihnen bevor. Aber mal ehrlich: Wo, wenn nicht im Hexenkessel von Atlético, könnte die Mannschaft ihr Anrecht auf diesen Titel deutlicher untermauern?

Die Spiele gegen Atlético Madrid zu Beginn des Jahres waren, so zumindest sind die Sterne zu deuten, der Beginn von etwas ganz Großem. Im Angesicht der Niederlage des FC Barcelona gegen Real Sociedad im Estadio Anoeta wähnten sich die Anhänger des FC Barcelona auf dem harten Boden der Tatsachen angekommen, die Hoffnungen dahin, gefasst auf eine erneute Tracht Prügel von Diego Simeone und seinen unzähmbaren Jungs, die vor wenigen Monaten das Camp Nou erstürmten, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. Doch nicht sie waren die Löwen, die die Fußballwelt im Januar aufhorchen ließen; diesmal waren sie ganz handzahm, in Ehrfurcht erstarrt, als die Mannschaft von Luis Enrique ihre wahre Identität offenbarte und damit eine neue Epoche der Dominanz einläutete. Keine fünf Monate sind seit Anoeta vergangen, wieder heißt der Gegner Atlético Madrid. Wo einst Enttäuschung, Wut und Verzweiflung um sich griffen, regieren nun Vorfreude, Herrlichkeit und Dankbarkeit. Empathie kann man von Diego ‘Cholo’ Simeone gleichwohl nicht erwarten, er würde nur allzu gern in diese Stimmung einfallen und sie vorläufig vernichten. Barça sollte gewarnt sein.

Mit voller Kraft zur Meisterschaft oder angezogener Handbremse?

Dank des Unentschiedens von Real Madrid gegen den FC Valencia am vergangenen Wochenende befindet sich der FC Barcelona in einer ausgezeichneten Situation in der Liga. Nicht einmal eine Niederlage im Vicente Calderón wäre geeignet, auch nur ein Fünkchen Hoffnung aufseiten der Hauptstädter aufkeimen zu lassen. Zu stark präsentierte sich die Mannschaft von Luis Enrique im Kalenderjahr 2015, zu schwach ist der Kontrahent, der am letzten Spieltag im Camp Nou gastieren darf. In Ansehung dieser Umstände wird interessant sein, wie die Spieler die Partie gegen Atlético Madrid angehen werden. Werden sie an ihr Leistungsoptimum gehen, um die Meisterschaft bereits am vorletzten Spieltag perfekt zu machen? Oder werden sie sich eher zurückhalten und mit Blick auf die bevorstehenden Aufgaben in der Copa del Rey und der Champions League pokern?

Beide Alternativen haben gewiss ihre Vorzüge, bergen aber auch gewisse Risiken. Erst am vergangenen Dienstag konnte ein jeder beobachten, wie schnell ein halbherzig geführtes Spiel aus dem Ruder laufen kann. Gegen die Bayern verweigerten die Schützlinge von Luis Enrique in der zweiten Hälfte den Dienst, so als ob sie von der Spielergewerkschaft angewiesen worden wären, gegen die zentrale Vermarktung der TV-Rechte in Deutschland zu protestieren. Die Kontrolle über die Partie auf diese Weise herzuschenken, war mit Sicherheit nicht Teil des Masterplans. Die Geschehnisse zeugen aber von der Schwierigkeit, die Leistung kontrolliert herunter zu fahren. Wie viel darf man als Spieler in solchen Situationen nachlassen, wie viel muss man noch geben? Wenn man es übertreibt, bringt man sich in die Bredouille.

Auf der anderen Seite sind die Risiken eines intensiv geführten Spiels gegen Atlético nicht zu verachten. Die Madrilenen werden sich für die drei Schlappen im Januar revanchieren wollen und die Partie vor heimischer Kulisse gewiss mit der nötigen ‘Seriosität’ angehen. Ein solches Spiel würde viele Ressourcen kosten und in Abhängigkeit zur Laune der Krieger von Simeone auch das Risiko einer Verletzung ansteigen lassen. Für Barça wird es allerdings wahrscheinlich nichts zu holen geben, wenn die Spieler nicht an ihre Leistungsgrenzen und dorthin gehen, wo es wehtut. Mit einem Sieg gegen Atlético könnte sich die Blaugrana außerdem ein kleines zeitliches Polster bis zum Finale der Copa del Rey erspielen, das allemal hinreicht, um die körperlichen Reserven bis dahin wieder aufzuladen.

Alles in allem wäre Barça gut beraten, bereits im Vicente Calderón aufs Ganze zu gehen. Die beiden Finals liegen nur eine Woche auseinander und erfordern eine eingehende Vorbereitung vonseiten der Trainer und der Spieler. Wenngleich Deportivo sicher nicht das ganz große Kaliber ist, wären sie immerhin eine Hürde, die die Spieler auch noch mental nehmen müssten. Das sollte nach Möglichkeit vermieden werden.

Ohne den gewissen Biss gegen Atlético?

Im Barçawelt-Forum werden zum Teil abenteuerliche Ideen entwickelt, um einen wahrscheinlichen Ausfall von Luis Suárez (Oberschenkel) zu kompensieren. Das zeigt, wie hoch die Wertschätzung für die Arbeit ist, die der Uruguayer unentwegt für die Mannschaft auf dem Platz verrichtet. Kaum einer kämpft so aufopferungsvoll für seine Mitspieler wie der Mann mit dem gewissen Biss. Und so unbeholfen seine Bewegungen auf dem Platz auch aussehen mögen – sie verfehlen ihren Zweck nur selten. Er ist der Mann für die Räume, einer, der genau weiß, wie er sich zu verhalten hat, damit seine Kameraden die nötigen Meter Platz bekommen.

Er ist der Mann, auf den Luis Enrique womöglich wird verzichten müssen. Die letzten Informationen in dieser Hinsicht geben wenig Aufschluss: Am Samstag trainierte Suárez zwar mit der Gruppe – von der medizinischen Abteilung des FC Barcelona kam aber noch kein grünes Licht für den Barça-Star. Am Sonntagmorgen wird die Bekanntgabe des Kaders endgültig für Klarheit sorgen.

Atlético Madrid: Die direkte CL-Qualifikation im Visier

Dabei könnte die Mannschaft Luis Suárez gegen Atlético Madrid sehr gut gebrauchen. Es geht noch um etwas für die Spieler von Diego Simeone, die direkte Qualifikation für die Champions League ist zum Greifen nah. Vorausgesetzt, man lässt sich nicht wieder vom FC Barcelona abkochen und holt sich die drei Punkte. Vier Punkte beträgt derzeit der Vorsprung auf den FC Valencia, ein relativ komfortabler Vorsprung, der angesichts der Klasse von Barça aber schnell schmelzen kann. Verzichten muss der extrovertierte Trainer bei dem Unterfangen aber auf Tiago, der eine Gelbsperre absitzen muss.

Auf der Pressekonferenz philosophierte Simeone ein wenig darüber, wie man dieses Barça am besten besiegen könne: „Ich bin besorgt, das ist eine sehr gute Mannschaft. Ich habe so viele Dinge zu sagen, die ich aber lieber für mich behalte. Wenn du mit deinen Freunden zusammensitzt, dann erzählen sie dir, dass du Barcelona hoch pressen musst. Sie aber setzen einen Konter und killen dich. Andere wiederum sagen, dass man besser tief stehen und auf sie warten sollte. Und wenn man dies tut, killen sie dich ebenfalls. Wir sollten nicht darüber nachdenken, wir sollten spielen, um jeden Ball und um jeden Millimeter auf dem Feld kämpfen, als wäre es das Ende“, so der Trainer, der gleich auch eine Botschaft an seine Spieler sandte: „Hört auf zu denken, rennt. Nichts anderes!“

Abschließend noch ein paar interessante Zeilen von Simeone, inwiefern sich das heutige Barça zu jenem der letzten Saison unterscheide: „Was der Unterschied zu dem Barcelona vom letzten Jahr ist? Sie haben zwei großartige Torhüter, Piqué spielt eine sehr gute Saison, Mascherano ist unglaublich konstant, Rakitić hat dem Mittelfeld mehr Stabilität und damit dem Mittelfeld mehr Aggressivität gegeben, Luis Suárez macht die Mannschaft komplett, sie sind besser bei Standards in der Defensive und der Offensive, das zusammen mit dem Kader von Barcelona mit Spielern, die seit langem zusammenspielen, und zusätzlich die unglaublichen Messi und Neymar.“

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