Der FC Barcelona empfing in der vorgezogenen Partie des 19. Spieltags Tabellenführer Real Sociedad im Camp Nou. Dabei vertraute Ronald Koeman auf eine junge Verteidigung - neben Sergiño Dest bildeten Óscar Mingueza und Ronald Araújo das Innenverteidiger-Duo, Clement Lenglet saß überraschend nur auf der Bank.
Barça attackiert, Real Sociedad trifft
Im vorgezogenen Topspiel machte Barça dabei von Anpfiff weg richtig Dampf. Die Hausherren waren von Beginn an um Kontrolle bemüht und zeigten einen guten Zug zum gegnerischen Tor. Eine Volleyabnahme von Antoine Griezmann war die erste Torannäherung (8. Spielminute), während Pedris Kopfball kurz darauf das Tor der Gäste nur um Haaresbreite verfehlte (10.). Nachdem Sergio Busquets den Ball im Mittelfeld gewonnen hatte, scheiterte die darauffolgende aussichtsreiche Vier-gegen-Zwei-Kontersituation letztlich aufgrund eines schlechten Passes von Lionel Messi (15.).
Insgesamt sahen die offensiven Ansätze bei der Blaugrana in den ersten 25 Minuten vielversprechend aus, Barça war giftig und attackierte früh. Doch viel mehr als Ansätze brachten die Mannen von Ronald Koeman jedoch nicht zustande, gefährliche Abschlüsse blieben Mangelware. Von Real Sociedad war bis dahin kaum etwas zu sehen. Die Basken taten sich schwer, gegen ein waches Barça den Ball zu behaupten.
Aus dem Nichts fiel dann jedoch plötzlich die (unverdiente) Führung für die Gäste: Nach einem Eckball bekam Barça den Ball nicht geklärt, sowohl Pedri als auch Griezmann waren nicht nah genug an ihren Gegenspielern, sodass Willian José die flache Hereingabe von Portu am langen Pfosten ohne Mühe zum 0:1 einschob (27.).
Jordi Alba trifft und legt auf
Die Antwort der Gastgeber ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Nach einem Dribbling Messis gelang die anschließende Flanke zu dem am langen Pfosten lauernden Griezmann, dessen abgefälschter Pass fiel dem im Rückraum lauernden Jordi Alba vor die Füße - der Linksverteidiger schlenzte die Kugel daraufhin per Direktabnahme mit seinem schwächeren rechten Fuß unhaltbar ins lange Eck (31.).
Griezmann und Braithwaite vergeben Großchancen
Die Partie gewann nun mehr und mehr an Fahrt, Barça an Selbstbewusstsein. Einen Fernschuss von Adnan Januzaj aus 18 Metern konnte Marc-André ter Stegen parieren (36.). Im Gegenzug eroberte Griezmann am gegnerischen Strafraum den Ball, zwar schaffte es der Franzose, Real Sociedads Keeper Alex Remiro daraufhin zu umrunden, sein Abschluss aus spitzem Winkel ging jedoch nur die Latte. Wenige Sekunden später vergab auch der völlig freistehende Martin Braitwaite nach genialem Zuspiel von Pedri eine Großchance - sein Schuss rauschte über das Gebälk hinweg (38.).
Nichtsdestotrotz gingen die Katalanen dann doch noch vor der Halbzeitpause in Führung. Nach punktgenauer Flanke von Jordi Alba, der eine überragende erste Hälfte spielte, schloss der in der Mitte positionierte und völlig freistehende Frenkie de Jong zum 2:1 ab (44.). Zwar wurde das Tor zunächst wegen einer vermeintlichen Abseitsposition nicht gegeben, nach einer kurzen Überprüfung konnten die Katalanen dann aber doch jubeln. Mit diesem Spielstand ging es dann auch zum Pausentee - sowohl Alba als auch de Jong schossen ihre ersten Saisontore.
Griezmann vergibt aus zwei Metern
Die zweite Hälfte startete ähnlich wie die erste. Auf beiden Seiten war Zug zum Tor vorhanden, Abschlüsse ließen jedoch zunächst wieder auf sich warten, bis Griezmann innerhalb kürzester Zeit zwei sehr gute Gelegenheiten vergab, die Führung Barças auszubauen.
Nach einer flachen Hereingabe von Alba rutschte der 29-Jährige am langen Pfosten in die Kugel, jedoch vor dem Fernseher und im Stadion dürfte den Torschrei schon auf den Lippen gehabt haben - doch statt den Ball die zwei Meter ins leere Tor zu schieben, traf er ihn so unglücklich, dass dieser parallel zur Torlinie in die Arme von Remiro kullerte. Wenige Sekunden später scheiterte der Franzose dann erneut am Schlussmann der Basken, dieses Mal jedoch aus spitzem Winkel (55.).
Stellt sich nur eine Frage:
— Barçawelt (@Barcawelt) December 16, 2020
Wie konnte Antoine Griezmann diesen Ball NICHT verwerten? ???#BarcaRealSociedad 2-1 pic.twitter.com/yh35FxwaOz
Es sollte jedoch die letzte große Chance der Katalanen bleiben, denn fortan riss Real Sociedad das Geschehen an sich. Nach einem Fehler von Mingueza tauchte auf einmal der eingewechselte Alexander Isak frei vor Marc-André ter Stegen auf. Bevor der Schwede zum Abschluss kam, rutschte jedoch der im Vollsprint zurückgeeilte Pedri in die Schussbahn, entschärfte die Situation und knallte anschließend ungebremst gegen den eigenen Torpfosten (73.). Eine Verletzung war beim 18-Jährigen daraufhin zwar nicht zu erkennen, dennoch wurde er für Miralem Pjanic ausgewechselt.
Dem Unentschieden so nahe
Die Gäste wurden nun stärker, Barcelona immer defensiver. Nach einer immer länger werdenen Flanke rauschte Nacho Monreal am langen Pfosten heran, sein Volley traf jedoch nur das Außennetz (78.). Kurz darauf musste Marc-André ter Stegen in höchster Not gleich zweimal eingreifen. Der deutsche Keeper konnte einen Schuss von Willian José zunächst nur nach vorne abprallen lassen, den Nachschuss von Isak parierte er aus kürzester Distanz dann bärenstark mit dem Fuß (84.). In der Schlussphase war Barça nur noch mit kämpfen und verteidigen beschäftigt, mit Ach und Krach brachte Koemans Team die wichtigen drei Zähler über die Zeit.
Somit setzte sich der FC Barcelona schlussendlich doch etwas glücklich mit 2:1 gegen Real Sociedad durch - einer richtig starken ersten Halbzeit folgte eine schwache und defensive zweite. Durch den Sieg springt Barça vorerst auf Tabellenplatz 5. Am Samstag (16:15 Uhr) geht es schon wieder weiter, dann empfängt Barcelona im Camp Nou den FC Valencia.
Kommentare
Die Mannschaft hatte in der ersten Halbzeit womöglich den besten Fussball der gesamten Saison gespielt. La Real hatte keine Chance überhaupt am Ball zu kommen. Nicht nur die Spieleröffnung war Weltklasse, sondern auch das Gegenpressing. Wären wir nur ein Stück effizienter gewesen, würde es schon in der Halbzeit 3-1 oder sogar 4-1 für Barca stehen. Besonders gut hat mir natürlich Alba gefallen, aber auch Frankie de Jong. Mir kommt es so vor, als hätte er unter Koeman den nächsten Schritt gemacht. Er war überall auf dem Feld zu finden, offensiv sowie defensiv. Klasse Partie von unserem omnipresenten Mittelfeldspiel er. Pedri war hingegen nicht ganz so auffällig, aber ist der gut für sein Alter. Gewagte Pässe nach vorne, welche fast mit einem Assist belohnt worden wurden. Mingueza und Araujo waren als Innenverteidige r Duo echt gut. Die zweite Hälfte hat nur ihre eigentlich gute Leistung geschmälert. Ich verstehe nicht warum wir uns so stark passiv verhalten haben. Man könnte auch ganz einfach den Ball in den eigenen Reihen halten, aber na gut. Ich hoffe Koeman schafft es die positiven Aspekte für die nächsten Partien mitzunehmen und von den Fehlern zu lernen. Konstanz macht einen Meister aus.
Zur Dominanz von Sociedad in der zweiten Halbzeit wäre es gar nicht erst gekommen, wenn Griezmann die zwei 100%igen rein gemacht hätte. Ich weiß, wieder dieses "hätte und wäre", aber solche Chancen macht ein top Spieler zu 99% rein und dann hat sich die Sache auch. Trotzdem muss man sagen, dass man sich selbst gegen ein starkes Sociedad bei einem Stand von nur 2:1 im Camp Nou nicht so dominieren lassen sollte! Da war eindeutig mehr drin für Sociedad und mindestens einen Punkt hätten sie sich verdient.
Der Leistungsabfall in der zweiten Halbzeit war für mich auch nur wenig erklärlich. Klar muss man da auch an Koeman denken. Was ich aber auch gesehen habe, ist, dass die Jungs es schon noch versucht haben, zu pressen, hoch anzulaufen. Sociedad hat aber ein ganz anderes Selbstverständn is an den Tag gelegt und das Pressing einfach überspielt, sodass man sich mit laufender Spieldauer weiter zurückgezogen hat.
Mir gefällt aber unser Pressing allgemein noch nicht, jedenfalls nicht über 90 Minuten. Hieran gilt es zu arbeiten. Gut möglich, dass es die Physis ist, der Spielplan ist nunmal dicht getaktet.
Alles in allem ein gutes Spiel, mit einer mutigen Aufstellung, mutigen - wenn auch letztlich unglücklichen - Wechseln und einer soliden Herangehensweise.
Was nicht geht: Griezmann auf rechts braucht immer gefühlte 5 Minuten, bis der Ball richtig auf seinem linken liegt und auch Braithwaite hat auf Linksaußen nahezu keinen Impact. Immerhin scheint diese Formation Messi gut zutun und das Zusammenspiel war trotzdem ordentlich. Wird dennoch Zeit, dass zumindest Ous wieder zurückkommt und die linke Seite beackert.
Was in der zweiten Hälfte passiert ist, kann man nur mutmaßen.
Ich denke die Kräfte waren weg, die Mannschaft hat sehr stark gepresst und ist viel gelaufen, so ein Tempo kann man nicht 90 Min halten.
Man muss auch Koeman mal loben. Es war sehr mutig mit Mingueza und Araujo zu beginnen. Hut ab dafür.