Spielanalyse | Barça – Atlético: Die Rojiblancos setzen gegen variables Barça auf Druckphasen

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Am gestrigen Abend traf der FC Barcelona gegen den letztjährigen Champions-League-Finalisten Atlético Madrid. Es war das Topspiel des Spieltags und entsprechend groß war die Vorfreude. Der FC Barcelona versuchte in der ersten Halbzeit die abwartende Haltung Atléticos auszunutzen, um das Spiel in die Hälfte der Gäste zu verlagern. Im Nachhinein kann gesagt werden, dass der eine Treffer, den die Blaugranas in Halbzeit eins erzielt haben, zu wenig war. Denn wie ausgewechselt startete Atlético Madrid in die zweiten 45 Minuten, sodass der Ausgleichstreffer fiel und Barça nun öfter mit der eigenen Defensivarbeit zu tun hatte.

Die Aufstellung: Mascherano startet für den verletzten Umtiti

Vor der Partie hatte der FC Barcelona einen Ausfall zu beklagen, der durchaus schwer wiegt: Umtiti hat sich eine Innenbanddehnung zugezogen und fiel somit aus. Im Tor wurde wie erwartet Marc-André ter Stegen aufgestellt. Die Viererabwehrkette bestand aus Sergi Roberto, Gerard Piqué, Javier Mascherano und Jordi Alba. Im Mittelfeld agierten Ivan Rakitić, Sergio Busquets und Kapitän Andrés Iniesta. Das Sturmtrio wurde von Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar gebildet.

Atlético Madrid nutzt eine der zwei großen Druckphasen aus

Auffällig in Atlético Madrids Spielweise war, dass man zu Beginn der Partie und innerhalb der Zeitphase zwischen der zehnten und der 20. Spielminute versucht hat, den Druck auf die Innenverteidiger des FC Barcelona zu erhöhen. Zu Beginn der Partie zog man sich zwar relativ schnell wieder in die 4-4-2-Grundformation zurück, in der auch die beiden Stürmer hinter der Mittelfeldlinie standen. In dieser Formation setzten die Rojiblancos insbesondere auf ein Mittelfeldpressing, welches sich auch auszahlte. Zwar hatte der FC Barcelona ständig die Kontrolle über das Spiel und konnte den Ball auch in der Hälfte des Gegners gut zirkulieren lassen, durch die nahestehenden Verteidigungs- und Mittelfeldlinien konnte Barça allerdings keine Durchschlagskraft entstehen lassen. Eher waren es Distanzschüsse, mit denen die Blaugranas versuchten, zum einen Torgefahr entstehen zu lassen, zum anderen aber auch ein Mittel, um die Spieler Atléticos aus ihrer Defensivformation rauszulocken, um Lücken entstehen zu lassen.

Im Zeitraum zwischen der zehnten und der 20. Spielminute agierte Atlético Madrid grundlegend zwar defensiv, allerdings suchte man nun öfter den Weg in Richtung Tor und kam mehr als einmal zu aussichtsreichen Möglichkeiten, die allerdings nicht verwertet wurden. Auffällig war, dass der Angriff ebenfalls in einem 4-4-2 stattgefunden hat, die Ketten aber wesentlich höher standen und den FC Barcelona dazu zwang, das Spiel kurzzeitig aus der Hand zu geben. Vor allem mit schnellen Gegenangriffen hat Atlético versucht, die vielen Meter zu überbrücken. Im nächsten Bild kann gut erkannt werden, inwieweit die Katalanen nun defensiver agiert haben. Die Blaugranas zogen sich in eine 4-4-2-Formation zurück. Jedoch konnte immer noch kein Druck auf die ballführenden Akteure aufgebaut werden, sodass der Belgier Carrasco, der vorwiegend im linken Mittelfeld spielte, die erste gute Möglichkeit hatte, nachdem sich Griezmann zurückfallen ließ und zwischen den Verteidigungslinien des FC Barcelona den Ball bekam, welcher sofort nach links gespielt wurde.

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Auf dem Bild nicht zu sehen: Carrasco, der im linken Mittelfeld ungedeckt agiert, weil der FC Barcelona in Richtung des ballführenden Akteurs verschiebt

Es war aber nicht diese Druckphase, die den Torerfolg Atléticos herbeiführen sollte. Die zweite größere Druckphase hatte es dafür in sich. Nachdem Ivan Rakitić per Kopf das 1:0 (41′) erzielte, verschob Atlético wieder weiter nach vorne. Immerhin traf der FC Barcelona in einer Phase, in der sich Atlético Madrid vermehrt in der Defensive befand. Der Druck auf die Innenverteidiger wurde nun seit dem Gegentreffer erhöht. Zwar konnten die Rojiblancos in den letzten fünf Minuten der ersten Halbzeit keine Chancen mehr herausspielen, dass sie aber nach Wiederanpfiff das Offensivspiel links liegen lassen würden, war dennoch unwahrscheinlich. Und so passierte es: Nur 16 Sekunden nach Beginn der zweiten Halbzeit erspielten sich die Madrilenen die erste Torchance nach einem Sturmlauf von Antoine Griezmann, der mit Ball völlig ungehindert vom Mittelfeld bis zum Sechzehner des FC Barcelona sprintete und ter Stegen zu einer Parade zwang. Auch infolgedessen ließ Diego Simeones Atlético Madrid nicht locker, sodass nach einem zwar schönen Kombinationsspiel, aber auch nach einem Zusammenspiel unglücklicher Faktoren das 1:1 durch den eben eingewechselten Ángel Correa erzielt werden konnte (61′). Tatsächlich war es auch so, dass sich die Gäste nach dem Ausgleichstreffer wieder zurückzogen und dem FC Barcelona das Spiel überließen.

FC Barcelona: Im Aufbauspiel variabel und pressingresistent

Interessant beim FC Barcelona zu beobachten war, dass sie auf nahezu alles eine gute Antwort parat hatten. So umspielte man das Pressing der Madrilenen in einem soliden 4-3-3-System mit Außenverteidigern, die zwar höher standen, aber das Spiel bedeutend breiter gemacht haben. Das kam zum einen ter Stegen, zum anderen aber auch den Innenverteidigern zugute. Immerhin waren die drei Mittelfeldakteure Iniesta, Busquets und Rakitić von den aufgerückten Gegenspielern gedeckt worden. Die Außenverteidiger boten somit eine recht sichere Anspielstation, weil diese beim Aufrücken Atléticos nicht in die Mangel genommen wurden und ein Umspielen des Drucks von dort aus weniger Gefahren birgt.

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Das Pressing Atléticos hielt in der Regel auch nicht lange, sodass der FC Barcelona schneller vom Aufbauspiel ins Offensivspiel wechseln konnte. Hierbei war interessant zu sehen, dass während des Aufbauspiels – nachdem das Pressing umspielt worden ist – die beiden Innenverteidiger immer weiter nach vorne verschoben und ein Mittelfeldspieler, in der Regel Busquets, sich zwischen beide Innenverteidiger bewegt hat. In einem 3-4-3-System versuchten die Katalanen die Kontrolle in der Hälfte Atlético Madrids zu erlangen, was auch oft geschah. Weil die beiden Innenverteidiger Gerard Piqué und Javier Mascherano des Öfteren in der gegnerischen Hälfte agierten, sahen sich die Stürmer Antoine Griezmann und Gameiro gezwungen mitzugehen.

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Was nicht zu sehen ist: Piqué steht weiter rechts neben Busquets, Sergi Roberto ist auf Höhe von Iniesta

Das Offensivspiel des FC Barcelona: Invers agierende Stürmer, weit aufgerückte Außenverteidiger, wenig Durchschlagskraft

Interessant zu beobachten war die Entwicklung nach dem erfolgreichen Aufbauspiel. Hierbei rückte der Mittelfeldspieler, der zuvor zwischen den beiden Innenverteidigern stand, weiter nach vorne zu seinen Mittelfeldpartnern. Aber auch die beiden Außenverteidiger kannten nur einen Weg: Den Weg nach vorne! Somit hat der FC Barcelona regelmäßig eine Anspielstation auf den Außenpositionen gehabt. Die invers agierenden Außenstürmer Messi und Neymar taten den Rest, indem man entweder die Mittelfeldspieler dazu bewog, sich weiter nach hinten fallen zu lassen, um den Verteidigern zu helfen, sodass mehr Platz für die Mittelfeldspieler um Iniesta herum vorhanden war oder sie banden die Außenverteidiger von Atlético Madrid, weshalb Sergi Roberto und Jordi Alba regelmäßig frei und ohne Bedrängnis zum Ball kommen konnten und über die Außen mit viel Tempo kamen. Man agierte quasi mit einem Fünfersturm.

Dennoch muss gesagt werden, dass in der Regel die Verteidigung von Atlético Madrid stabil stand und sich kaum Fehler leistete. Die Blaugranas konnten vorwiegend nur mit Distanzschüssen für Gefahr sorgen, weil die Rojiblancos u.a. wegen eines hohen Laufpensums es verstanden, die Lücken zu schließen, welche es zu schließen galt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Atlético Madrid nach einer halben Stunde circa vier Kilometer mehr gelaufen ist als der FC Barcelona. Die einzigen Möglichkeiten, in denen der FC Barcelona gefährlich in den Sechzehner kam, ergaben sich nach Kontermöglichkeiten oder nach Standards. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Barça den einzigen Treffer nach einem Eckball erzielt hat. Neymar spielte die Ecke in der 41. Spielminute flach zu Iniesta, der es mit einer Flanke ausnutzt, dass Atlético Madrid ungeordnet raus aus dem Strafraum läuft. Der kroatische Torschütze kommt frei zum Kopfball und kann ohne Probleme einnetzen. Eine ähnliche Chance gab es in der zweiten Halbzeit für Piqué, dieser konnte die Kugel allerdings nicht mehr richtig drücken. In der zweiten Halbzeit konnten die Katalanen ohnehin weniger Torchancen verbuchen, denn mussten mit Lionel Messi und Sergio Busquets zwei enorm wichtige Spieler für das Defensiv-, Aufbau- und Offensivspiel verletzungsbedingt ausgewechselt werden.

Fazit: Ein gerechtes Unentschieden in einem gerechten Spiel

Das Spiel zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass es im Vergleich zu vorigen Partien gegen Atlético Madrid nur wenige härtere Foulspiele gab und es wie immer extrem von der Taktik geprägt war. Generell wussten beide Mannschaften durchaus zu überzeugen. Es kann aber gesagt werden, dass die Spielweise Atléticos dem FC Barcelona etwas mehr Probleme bereitet hat, als dass Barça Atlético Madrid mehr Probleme bereitet hätte. Aus dem Grund, weil es Atlético Madrid wusste, in ihren beiden größeren Druckphasen die richtigen Spielzüge zu vollziehen und auch den Ausgleichstreffer zu erzielen. In dieser Hinsicht wirkte der FC Barcelona etwas verzweifelt durch die Defensivketten zu gelangen, denn es wurde nicht selten der Pass zurück ins Mittelfeld gesucht, um das Angriffsspiel zu erneuern. Die Spielkontrolle hatte zwar der FC Barcelona, das war den Gästen aber egal und von vornherein klar gewesen. Atlético Madrid hat aus ihren Möglichkeiten gegen dieses FC Barcelona das rausgeholt, was man rausholen konnte und dasselbe kann auch vonseiten des FC Barcelona gesagt werden.

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