Präsidentschafts-Debatte bei Barça: Laporta veralbert Font

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In einer Woche wird der neue Präsident des FC Barcelona feststehen. Am Sonntag nahmen die drei Kandidaten Joan Laporta, Victor Font und Toni Freixa erstmals gemeinsam an einer von Barça offiziell organisierten Debatte teil. Dabei sorgte Laporta mit Sticheleien gegen Font für Aufsehen.

Am 7. März wird gewählt, die Wahllokale schließen am kommenden Sonntag um 21 Uhr. In weniger als einer Woche wird somit feststehen, wer der neue Präsident des FC Barcelona sein wird. Die drei verbliebenden Kandidaten Joan Laporta, Victor Font und Toni Freixa werden sich bis dahin noch einige erbitterten Schlagabtausche liefern. Die Präsidentschafts-Debatte, an der am Sonntag erstmals alle drei Kandidaten gemeinsam teilnahmen und die im Rahmen des Weltkongresses der Peñas des Klubs stattfand, markiert den Beginn der heißen Phase des Wahlkampfs.

Espai Barça als großes Thema

In einigen Punkten waren sich die drei am Sonntag durchaus einig, zum Beispiel, dass Barça nicht in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden dürfe; dass die Dauer der Mandate von sechs auf vier Jahre verkürzt werden soll; dass ein Verbleib Lionel Messis notwendig ist; sowie, dass das Stadionprojekt ‘Espai Barça’ durchgeführt werden müsse. Beim Umbau des Camp Nou fingen die Kandidaten erstmals an, den gemeinsamen Pfad zu verlassen.

“Wir müssen uns das, was bereits gemacht wurde, zunutze machen”, beharrte Font. “Wir wollen ein Referendum mit elektronischer Abstimmung durchführen, um so schnell wie möglich mit den Arbeiten beginnen zu können.” Freixa hingegen forderte: “Der Verein hat hart und sehr gut gearbeitet. Wir haben einen Finanzierungsplan [der die Zusammenarbeit mit der Investmentbank Goldman Sachs vorsieht] und dürfen nicht mehr Zeit verschwenden. Wir müssen das Projekt jetzt weiterführen.” Laporta mahnte hier schlussendlich zur Vorsicht: “Wir müssen die Kosten kennen und Zugang zum Kleingedruckten haben, dann müssen wir sehen, wie wir bezahlen können.”

Im Verlauf der knapp zweistündigen Debatte griff Font indirekt Laporta an, der dem Klub bereits von 2003 bis 2010 vorstand. “Wir haben unsere sportliche Struktur erklärt. Lassen Sie die anderen Kandidaten wissen, wie ihre Struktur sein wird.”

Zwar hatte Laporta Ende letzter Woche erstmals Personalien seines Projekts genannt – und dabei angekündigt, viele alte Bekannte und Barça-Legenden zum Verein zurückzuholen – allerdings genaue Positionen, Rollen und Verantwortlichkeiten nicht benannt. Bereits in der Vorwoche sagte Font: “Zu sagen, dass Laporta kein Projekt hat, ist keine Meinung, sondern eine Tatsache.”

Laporta stichelt mehrfach gegen Font

Laporta konterte in der Debatte umgehend: “Victor, die Projekte werden nicht mit PowerPoint gemacht. Dass Sie über diese Leute – Xavi, Jordi Cruyff, Albert Benaiges – reden, liegt daran, dass Sie die Welt des Fußballs oder diese Leute nicht kennen. Wenn man sagt, dass man hart gearbeitet hat, heißt das nicht, dass man auch gut gearbeitet hat – wen man mehrere Dementis bekommen hat.”

Laporta spielt auf Aussagen Xavis und Cruyffs an, die – nachdem Font sie offiziell als Teil seines Projektes vorgestellt hatte – sich von Font distanzierten und mitteilten, laufende Verträge zu haben. Dann setzte Laporta zu einer weiteren klaren Stichelei an: “Ich würde am Ende des Mandats wie alle Socios gerne eine Mannschaft haben, die folgt lautet: Victor Valdes, Alves, Piqué, Puyol, Abidal, Xavi, Xavi, Xavi, Xavi, Xavi, Busquets, Iniesta, Messi…”

Laporta wiederholte Xavis Namen bewusst fünfmal und lächelte dabei in Richtung Font, der für seinen starken Fokus auf Xavi als Kern seines Projekts des Öfteren kritisiert wurde. Font antwortete darauf: “Wenn Xavi oder Jordi Cruyff eine Erklärung abgeben, dass ich nicht mit ihnen gearbeitet habe, ziehe ich mich aus dem Wahlkampf zurück.”

 

Währenddessen behauptete Freixa, der Lluís Carreras bereits als seinen designierten Sportchef vorgestellt hat, dass “wir die einzigen sind, die erklärt haben, wie der Sportbereich funktionieren wird”. Außerdem versprach er, dass sein Barça ökonomisch stark genug sein werde, “um große Spieler zu holen”.

Freixa will Mitglieder-Zufluss beschränken

Bezüglich der Aufnahme neuer Mitglieder in den Klub sprachen sich Laporta und Font für eine solche ohne die derzeit geltenden Bestimmungen aus. “Wir wollen der Klub mit den meisten Mitgliedern sein”, betonte Laporta, während Font zwar grundsätzlich dieselbe Haltung vertritt, jedoch mit der Einschränkung, dass neue Socios erst nach drei Jahren der Mitgliedschaft wahlberechtigt sind. Auch wenn es um das Thema der Eintrittskarten geht, möchte Font, dass es “Loyalitätskriterien” gibt.

Freixa begründete seinen gegenteiligen Standpunkt mit der Befürchtung, dass Leute nur kurzzeitig Mitglieder werden würden, um an Ticket-Verlosungen für bestimmte Spiele teilzunehmen und anschließend wieder auszutreten. “Wir sollten dem, was es bedeutet, bei Barça Mitglied zu sein, den größtmöglichen Wert einräumen”, erklärte Freixa konservativ – und sprach sich folglich für Beschränkungen für ausländische Fans aus, Mitglied bei Barça werden zu können.

Font betonte einmal mehr, dass “die Hauptsache ist, dass die Socios ein für alle Mal als Eigentümer des Klubs behandelt werden”. Dabei kritisierte er, dass sich die bisherigen Vorstände “immer nur alle sechs Jahre” [wenn die Wahlen anstehen] an sie erinnert haben. Darüber hinaus sprach er sich für einen Rat aus ehemaligen Präsidenten aus. “Wir müssen ihre Erfahrung nutzen, allerdings nicht um zu führen” – was ein klarer Seitenhieb auf Laporta war. Dieser entgegnete: “Die Erfahrung ist für jetzt, um Entscheidungen zu treffen. Man kann nicht in einer idyllischen Welt leben, so wie ihr sie malt.”

Wie die Mundo Deportivo am Ende ausrechnete, sprach Laporta mit über 38 Minuten Redezeit von den drei Kandidaten am meisten. Dahinter folgten Font mit 34 Minuten und Freixa mit 30 Minuten. Am schlagfertigsten präsentierte sich Reaktionen auf Social Media zufolge Favorit Laporta – nicht wegen inhaltlicher Aussagen, sondern wegen seiner Sticheleien in Richtung Font.

Bastian Quednau
Bastian Quednau
Schreibt über spanischen Fußball, leidet mit dem FC Schalke 04 und den Jacksonville Jaguars.
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