Am 24. Januar finden beim FC Barcelona die Präsidentschaftswahlen statt. Joan Laporta und Víctor Font gelten als Top-Favoriten. Letzterer gab der Tageszeitung SPORT nun ein ausführliches Interview, indem er mehr als einmal gegen seinen Konkurrenten stichelte.
Víctor Font...
...auf die Frage, was passieren würde, wenn die Wahlen nicht wie geplant am 24. Januar abgehalten werden können: "Der Plan ist, sie am 24. abzuhalten, aber nur, wenn eine sichere Abstimmung garantiert werden kann. Wir sind starke Befürworter von alternativen Abstimmungsmöglichkeiten, um die Teilnahme zu fördern, zum Beispiel die elektronische Stimmabgabe - es ist schade, dass dies nicht in Betracht gezogen wurde. Es ist eine Frage des politischen Willens, den Klub ins 21. Jahrhundert zu führen. Das gesamte Modell der Führung und Entscheidungsfindung des Klubs ist im letzten Jahrhundert verankert, und es gibt niemanden, der den politischen Willen hat, dies zu ändern."
...auf die Frage, wie er in die entscheidenden Wochen des Wahlkampfes gehen wird: "Mit viel Vorfreude aufs Debattieren. Wie ich bereits sagte, liegen die wichtigsten Wahlen der jüngeren Klubgeschichte vor uns, und die aktuelle Situation ist von maximaler Komplexität. Deshalb ist es zum einen wichtig, dass die Mitglieder wählen wollen und wählen werden, und zum anderen, dass sie sich mit den beiden Modellen, die auf dem Tisch liegen, auseinandersetzen können, nämlich den Klub weiterhin so zu führen wie bisher oder ein für allemal die Änderungen im Führungsmodell vorzunehmen, die notwendig sind, um ihn ans 21. Jahrhundert anzupassen."
...auf die Frage, wie er damit umgeht, dass Joan Laporta aktuell als Favorit auf das Präsidentenamt gesehen wird: "Deshalb bitten wir um Zeit für die Konfrontation der beiden Modelle. Wir sprechen hier [bei Laporta] über einen Ex-Präsidenten, den jeder kennt und wo die Erinnerungen an dessen Amtszeit gute Momente bei uns hervorrufen. Deswegen ist es normal, dass er der Favorit ist. Nun müssen wir die Nostalgie mit der Zukunft konfrontieren. Um die Zukunft des Vereins zu gestalten, können wir nicht ins Jahr 2003 zurückgehen, als es ein ganzes Team gab, das jetzt nicht mehr da ist - Johan Cruyff, der die Aufgaben des de-facto-Sport-Vizepräsidenten übernahm, Ferran Soriano, der das Geschäft revolutionierte; Rosell, der die Verpflichtung von Ronaldinho vorantrieb. All das gibt es heute nicht mehr, nur mit neuen Ideen und neuen Führungspersönlichkeiten werden wir uns den Herausforderungen der Zukunft stellen."
...auf die Frage, ob man mit Blick auf eine Wiederwahl Laportas sagen kann, dass Fortsetzungen niemals so gut wie das Original sind: "Ich weiß nicht, ob Fortsetzungen generell nie gut waren, aber in diesem Moment braucht Barça keine Erinnerungen an die Vergangenheit, sondern jemanden mit nachgewiesener Erfahrung und Solvenz im Management. Wir können das Kommando nicht an Personen ohne nachgewiesene Erfahrung in komplexen betriebswirtschaftlichen Situationen geben."
...angesprochen auf den Versuch, Laporta für das Projekt 'Sí al Futur' zu gewinnen und mit ihm gemeinsam zu kandidieren: "Wir haben von Anfang an gesagt, dass dies nicht das Projekt von Víctor Font sein muss, sondern ein zentrales Projekt des gesamten FC Barcelona, zu dem viele Leute beitragen müssen, auch die ehemaligen Präsidenten. Wir dachten dabei an einen Rat aus ehemaligen Präsidenten, damit Leute wie Joan Laporta ihre Kontakte, Erfahrungen und Kapazitäten in den Dienst des Klubs stellen können, mit unserem Projekt als Referenz. Aber wir teilen diese Idee nicht."
...auf Laportas Interview in der SPORT angesprochen, in dem er sagte, dass sein Projekt eher präsidial sei und Font lieber delegieren würde: "Ganz und gar nicht. Unser Modell, das im 21. Jahrhundert funktioniert, ist das der gemeinsamen Führung. Er [Laporta] hat die Vision - ohne Interpretationsspielraum - dass er 80 Prozent der Entscheidungen selbst treffen soll. Ich denke, dass ein Präsident, der keine Erfahrung in der Unternehmensführung hat, nicht diese Menge an Entscheidungen treffen kann, wenn wir am Rande des Bankrotts und so nahe an einer möglichen Zahlungsunfähigkeit sind."
...auf die Frage, wie er Barça wirtschaftlich retten will: "In den ersten zwölf Monaten ist es die oberste Priorität, den Klub zu retten. Es würde ein Plan umgesetzt werden, bei dem die Schulden refinanziert und die Kosten umstrukturiert werden, angefangen bei den Gehaltskosten. Wir erwarten, dass der Klub dieses Jahr - wenn wir nicht an den Kosten feilen - wieder Verluste von über 100 Millionen Euro haben wird. Deswegen besteht der Bedarf an Menschen mit Glaubwürdigkeit in der Geschäftswelt."
...über seinen Plan bezüglich des Stadionprojekts 'Espai Barça': "Für uns ist es eine Dringlichkeit. Wir vertrauen darauf, dass die Arbeit der letzten Jahre nützlich und gewinnbringend sein wird. In den ersten hundert Tagen [der Präsidentschaft] werden wir eine Prüfung durchführen, um das Finanzierungsmodell von Goldman Sachs genau zu verstehen. Im Sommer 2021 würden wir es den Mitgliedern erklären und dann ein Referendum darüber durchführen lassen - mit der Möglichkeit der elektronischen Stimmabgabe."
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...auf die Frage, ob man mit Blick auf den bereits erfolgenden Stadionumbau Real Madrids bereits zu spät dran sei: "Offensichtlich, deshalb ist es so dringend."
...auf die Frage, ob er bei Angelegenheiten wie einer mögliche Änderung des Stadionnamens oder der Gestaltung der Trikots die Klubmitglieder mit einbeziehen würde: "Ja, bei allen Themen, die Kontroversen hervorrufen können: Wieso muss ein Vorstand diese hinter verschlossenen Türen behandeln? Wenn der Klub über 150.000 Mitgliedern gehört und wir die Technologie nutzen können, um schnelle Umfragen zu tätigen, warum sollten wir das dann nicht tun?"
...über Xavi und die Kritik, die aus manchen Lagern über ihn laut wird: "Wir haben eine persönliche Beziehung und tauschen und seit fünf Jahren über die sportlichen Bedürfnisse des Klubs aus. Was niemand getan hat, ist ihm so sehr zu vertrauen, wie wir es tun. Die einen sagen, er habe keine Erfahrung und sollte das B-Team trainieren, die anderen bevorzugen Jürgen Klopp... Wie auch immer, jeder [Präsidentschaftskandidat] soll sein Projekt erklären, aber die Arbeit mit Xavi nicht kritisieren."
...auf die Frage, was er im Falle einer Wahlniederlage machen würde: "Ich weiß es nicht. Sollte es soweit kommen, werde ich dann darüber nachdenken, aber im Moment sind wir zu 100 Prozent darauf konzentriert, die Wahl zu gewinnen. Obwohl es nach sechs oder sieben Jahren [der Entwicklung von 'Sí al Futur'] vielleicht an der Zeit ist, ein anderes Projekt zu übernehmen. Das werden wir sehen."
Kommentare
Font: „Wir können das Kommando nicht an Personen ohne nachgewiesene Erfahrung in komplexen betriebswirtsch aftlichen“ Ist denn Barthomeu kein ausgezeichneter Buchhalter. Wenn er war, dann genau das.
Und zum Thema Nostalgie, hat dieser Hochstapler vergessen, dass er derjenige ist, der ständig von alten Legenden spricht und ständig seine seine Xavi Karte und andere Institutionen ausspielt.
Schön dass die Cules ihn langsam durchschauen.
Visca Barca
Sein "Projekt" mag sich zwar romantisch anhören, bietet jedoch relativ wenig Inhalt.
Wie du richtig gesagt hast, die Cules haben ihn durchschaut!
Meiner Meinung argumentiert er auch an der Basis vorbei. Ich habe schon öfter erwähnt dass ein Grossteil der Socios schon ziemlich alt sind. Man wird Mitglied kaum ist man auf der Welt, dann bleibt man es bis man stirbt. Und solcher Klientel ist es vermutlich nicht so wichtig ob man jetzt elektronisch abstimmen kann oder nicht oder ähnliches.
Und seine Xavi-Karte wird ihm dort auch nicht weiterhelfen, weil jeder weiss dass Xavi sowieso eines Tages zurück kommt.
Bin mal gespannt ob und wieviel er an Stimmen noch zulegen kann.
Font hat eindeutig gezeigt, wie er die sportliche Ebene führen würde, mit einem englischen Modell, wo sportdirektor, nachwuchsabteil ung für den general Manager (Trainer) arbeiten. Dies ist falls man einen guten Trainer, wie Pep, klopp, mourinho, tuchel, nagelsmann, biesla holen will perfekt. Denn diese Trainer haben eine einige philosophie und können ihre Entscheidungen frei nach ihren prinzipen treffen. Wenn wir natürlich ein Valverde, Setien oder Koeman holen die weder fisch noch Fleisch sind, sondern immer nur ihren eigenen Rahmen betrachten dann wird dieses Modell scheitern. Aber font weiß genau dass es nur ganz wenige leute gibt die das durchführen können. Dazu sagt hat wie Nadal, jordi cruyff usw. Langjährige Culers in seinen Reihen, die ganz genau wissen wofür dieser Verein steht. Man muss sich nur Bayern anschauen. Ein salihamdzic ist auch keine Bombe aber er hat das bayern gen und weiß wie der Verein tickt. Und das müsswn wir auch wieder haben. Legenden, die alles für diesen Verein geben würden, wie puyol, xavi, valdes oder iniesta. Das muss das ziel sein diese menschen wieder in den Verein zu integrieren, das hat nichts mit nostalgie oder sonst was zutun. Dass ist einfach die gewinnbringends te option. Dazu hat vollkommen Recht. Der Verein wird bankrott gehen, und das wird die wichtigste Aufgabe sein. Laporta der seine schuld dabei trägt dass wir heute da stehen, kann dieses problem nicht lösen, den laporta ist ein politiker, rr weiß wie reden muss wie emotion, teilweise auch in mir wexken kann, aber es ist nicht die Zeit nach Publikumsliebli nge sondern zeit für fachexperten. Font steht für digtalisierung, moderne, agilität, flache hierchien, klare verantwottlichk eiten und teambewusstsein und ein Wir-gefühl.
Es wird wohl laporta aber der bessere wäre Font. Ich hoffe wir können beide irgendwie fusionieren, laporta als aushängeschild, frontMen und darsteller und font als harter Arbeiter, der den ruhm ruhig laporta übergeben kann aber seine ideen und seine Philosophie durxhdringen
Ich persönlich hege gewisse Zweifel daran, dass Laporta in der kurzen Vorbereitungsze it ein - den finanziellen und sportlichen Umständen - entsprechendes Konzept entwickeln kann. Jedoch kann ich auch nicht beurteilen, inwieweit die jahrelangen Vorbereitungen Fonts, im Zuge der Coronapandemie ad acta zu legen waren und er nicht auch kurzfristig umdisponieren musste. Nur weil Font sich länger vorbereitet hatte, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass seine Visionen nunmehr - gerade in der momentanen Situation - durchsetzungsfä higer sind.
Wie du auch angedeutet hast, erscheint mir Fonts sportliches Konzept zu stark von Fußball-, insbesondere Barcelonaromant ik geprägt. Sein fundamentalisti scher Weg, Barca Legenden in allen Führungspositio nen zu etablieren und einen Weg, zurück zum alten Barca hin einzuschlagen, hört sich zunächst gut an. Was mir aber zu diesbezüglich zu denken gibt: Das alte Barca, würde in der jetzigen Zeit womöglich gar nicht erfolgreich sein. Gerade unser Verein muss auch seine Spielphilosophi e überdenken. Ob Xavi hier die einzige Lösung ist, darf durchaus bezweifelt werden. Der sicherlich etwas schroffe und bei den Fans nicht gleichsam verehrte Koeman zeigt sich momentan durchaus fähig, den Umbruch in Gang zu leiten und einen modernen, vertikalen und durchaus taktisch versierten Fußball (und das selbst ohne das entsprechende Spielermaterial ) spielen zu lassen. Es zeigt sich also durchaus, dass auch andere Typen, die nicht die klassische "Barca DNA" (wenngleich Koeman natürlich Barca Vergangenheit hat) der frühen der goldenen Zeit (2007-2015) verkörpern, potenziell geeignet sind. Die Xavi-Dependecia des Font´schen Projekts ist mir persönlich zu groß. Xavi braucht Font nicht, umgekehrt aber schon. Xavi wird mit hoher Wahrscheinlichk eit Trainer unseres Vereins, sobald er sich dafür bereit fühlt und sobald die Zeit reif ist. Ihn jetzt bereits als Aushängeschild in eine Rolle, dem englischen Modell alà Sir Alex Ferguson zu drängen, ist für mich auch mehr politischer Schachzug, als wirkliche Notwendigkeit, und kommt womöglich zu früh. In der Tat hat man zwar das Gefühl, der Verein sollte den/die Trainer zunehmend in die Transferpläne einbeziehen und einen ausgeglichenen Meinungsaustaus ch mit dem Trainergespann zur Vermeidung von Transfermissges chicken anstreben. Dass man dafür den potenziellen Trainer mit allen Freiheiten und Kompetenzen ausstatten muss, und dass eine zweistufige/meh rstufige Rollenverteilun g in der sportlichen Leitung nicht weiterhin im Weltfußball Platz haben kann, erschließt sich mir aber nicht.
Ob Laporta in der Lage ist, die wirtschaftliche n Aufgaben der jüngeren Zukunft zu bewältigen und den Verein zu stabilisieren, kann ich zur Zeit nicht bewerten. Wie oben bereits angedeutet, sein sportliches und wirtschaftliche s Projekt hat er noch nicht vorgestellt. Ich meine aber, dass er es in den nächsten Tagen vorzustellen plante. Allgemein hält er sich zur Zeit mit Versprechungen und Ankündigungen bedeckt, was für mich ein kluger Schachzug ist. Fonts Koeman Kommentar fliegt ihm heute noch um die Ohren.
Der charismatischer e, mediengeeignete re Präsident scheint jedenfalls Laporta zu sein. Auch diese Fähigkeit ist - wenngleich das sportliche und wirtschaftliche im Vordergrund zu stehen hat - angesichts der zunehmend entwickelten Antipathie anderer Vereine zum FC Barcelona (z.B. Dortmund) in der Bartomeu Ära durchaus nicht zu vernachlässigen . Es gilt neben der Stabilisation des Vereins auf den genannten Ebenen auch darum, der Welt wieder zu zeigen, dass Barca "més que un club" ist und wieder überall in Europa respektiert und bewundert wird. Die Beziehungen, die Laporta europaweit pflegt, könnten hierbei hilfreich sein.
Wer nun mein Favorit ist, hängt also entscheidend vom sportlichen Konzept Laportas ab. Die Person Laporta überzeugt mich mehr, als Font. Auch sehe ich Lücken und Tücken in Fonts Projekt, wenngleich mir auch einige Ansätze imponieren. Da gerade Laporta aber noch nicht abschließend zu bewerten ist, habe ich persönlich auch noch keine abschließende Meinung.