Knapp drei Wochen vor den Präsidentschaftswahlen beim FC Barcelona fand die erste im Fernsehen übertragene Wahldebatte statt. Dabei standen sich zwei der drei verbliebenden Kandidaten in einem offenen Schlagabtausch gegenüber. Nur zwei von drei, da Joan Laporta, der derzeitige Top-Favorit auf das oberste Amt bei der Blaugrana, die Einladung ablehnte, da er sein sportliches Projekt noch nicht verkündet hat. Somit fand die Debatte, die auf BarçaTV übertragen wurde, lediglich zwischen Víctor Font und Toni Freixa statt.
"Sie hätten mehr Respekt haben sollen"
Letzterer ging ohne Umschweife direkt in die Vollen und griff seinen Gegenüber sogleich wegen der Omnipräsenz Xavis in dessen Projekt scharf an. "Es geht nicht darum, einen Namen zu sagen, ohne diesen zu sehen. Und das gilt insbesondere, wenn es sich um jemanden handelt, der [eine Größe] von Barça ist", schoss Freixa. "Übrigens haben wir mit Xavi gesprochen, und er hat uns gesagt, dass er kein 'General Manager' sein will [die Position, die Font für ihn in seinem Projekt vorsieht, Anm. d. Red.], sondern Trainer." Font entgegnete: "Wir wollen, dass Xavi ein 'General Manager' wird, damit mit ihm nicht dasselbe passiert wie mit Pep Guardiola. Wir werden Bedingungen schaffen, damit Aktivposten des Barcelonismo, wie es Xavi ist, für 10 bis 15 Jahre bei Barça arbeiten."
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Eine andere Barça-Legende sitzt derzeit bereits auf dem Trainerstuhl der Blaugrana. "Gegenüber TV3 sagten Sie, dass er nur ein Pflaster sei", sagte Freixa zu Font bezüglich der Personalie Ronald Koeman. "Sie hätten mehr Respekt haben sollen." Freixa spielte damit auf Fonts Aussagen aus dem August 2020 an, als dieser explizit sagte, nicht mit Koeman weitermachen zu wollen, sollte er Präsident werden. Font verteidigte sich und sagte, dass er "großen Respekt vor Koeman" habe.
Mit Blick auf die wirtschaftlichen Aspekte bemerkte Freixa, dass "das Barça-Gefühl nicht in einem Geschäftsmodell steckt, sondern auf dem Platz". Font entgegnete seinerseits, dass "Einnahmen notwendig sind, um die sportlichen Projekte durchzuführen".
Laporta "verunglimpft die Socios"
Einig waren sich die beiden Kandidaten immerhin, dass Laportas Fernbleiben kein gutes Bild auf den Favoriten abwirft. "Wir verstehen es so, dass, wer nicht anwesend ist, nicht dieses Gefühl für den Klub hat", sagte Freixa. Font ging hingegen noch einen Schritt weiter und bezeichnete Laportas Absage als eine "Verunglimpfung gegenüber der Socios". Dass die Debatte trotzdem stattfand, war für ihn ein Zeichen für "die demokratische Stimmung in der Institution". In den anstehenden Debatten, die in der Woche der Wahl unter anderem von RAC1 und TV3 ausgerichtet werden, wird Laporta aller Voraussicht nach aber teilnehmen.
Mit Blick auf die Socios kündigte Font am Ende noch an, im Falle eines Wahlsieges den Klubmitgliedern, die über keine Dauerkarte verfügen, Tickets ab 15 Euro zur Verfügung zu stellen. Freixa hingegen sagte, dass es bei ihm "22.000 Eintrittskarten für treue Socios und Fanklubs geben wird".
Kommentare
Ganz der Politiker halt. Und als nächstes muss er sich dann wohl mit dem wütenden Mob beim Klub auseinandersetzten.
Ziemlich anspruchsvoll. Da bevorzuge ich nun wirklich lieber die Ruhe der Bergwelt. Meine hektischen Saisons liegen weit in der Vergangenheit, gottseidank
Aber jeder kann ja über sein Leben selber bestimmen. Der alte Joan wird das schon hinkriegen. Viel Glück ihm.
Wir brauchen ein Projekt für die Zukunft und keinen Präsidenten, der sich nur auf seinen alten Erfolgen ausruht. Schade, dass Font sich als Clown entpuppt hat. Die Grundidee einer vernünftigen Teilung der Kompetenzen würde Barca sicher gut zu Gesicht stehen und vor künftigen Desaster etwas besser schützen...
Laporta kann man zutrauen dass er irgendetwas improvisieren wird, dass muss ausreichen vorläufig. An anderer Stelle hatte ich bereits erwähnt, dass man vermutlich nicht gross mit Minderausgaben rechnen sollte.
Mein Problem mit Laporta ist, das er zu viel Politiker ist. Die Wahl ist in etwas mehr als 2 Wochen und ich persönlich weiß nichts von einer Strategie oder einen Plan. Wer wird der Sportdirektor, wie will er die Schulden angehen, was ist mit den jetzigen Spielern oder möglich Neuzugänge?
Man hört nur Messi, Messi, Messi.
Laporta war zwar ein erfolgreicher Präsident aber für mich kein sonderlich guter! Er hatte viel Glück das damals Messi, Iniesta und Xavi in der Mannschaft waren. Er wollte damals Beckham kaufen und nicht Ronaldinho. Rony kam zu uns, weil Beckham sich für Real entschied.
Die Schulden sind mit Laporta gestiegen und nicht gesunken.
Ich muss auch nicht recht behalten, vielleicht wird Laporta einen super Job machen aber irgendwie wäre es langsam an der Zeit mal mit einer Strategie zu kommen und mehr Infos zu verraten.
Wie sich Laporta schlagen wird weiß ich auch nicht. Habe keine Glaskugel. Was mir jedenfalls imponiert ist, dass er scheinbar die Kontakte hat, gerade zu den Beratern. Er weiß, wie Transfers (auch finanziell) umzusetzen sind. Hoffen wir das beste, aber wie du bin ich noch nicht vollends überzeugt, von keinem Kandidaten.
Transfers und Beziehungen kann er. Da gebe ich dir zu 100 % recht!
Das ist auch meine Hoffnung. Ich denke mit Laporta ist ein Haaland Transfer in 2 Jahren möglich, ohne Laporta völlig utopisch. Das jetzt nur als Beispiel.
Hallo. In meinem Kommentar zum Artikel "Alarmstufe Rot: FC Barcelona hat über eine Milliarde Schulden vom 26 Januar 2021" sagte ich, dass es um das Management made in Barcelona or in Katalan geht. Damit meinte ich, dass das katastrophale Management beim FC Barcelona seit mindestens der Amtszeit von Laporta über Rossel bis hin zum Hochpunkt mit Bartomeu andauert, weil einer nach dem anderen die Finanzen des Vereins ruinierte und riesige finanzielle Löcher hinterlassen hat. Und während dieser ganzen Zeit sind die wirklichen Besitzer des Vereins, also die Sozios, völlig gleichgültig geblieben. Auf jeden Fall blieben sie inaktiv und unternahmen nichts gegen dieses Missmanagement, als ob dies ganz normal wäre. Wahrscheinlich ist dies typisch in Katalonien!.
In der Tat verstehe ich zum Beispiel nicht, warum die Sozios nicht alle zwei Jahre eine unabhängige Finanz- und Sportprüfung verlangen (In einem Verein sind wirtschaftliche und sportliche Erfolge miteinander verbunden) und bei festgestellten gravierenden Fehlern warum kein Misstrauensvotu m oder ein unbegrenzter Rücktritt ausgesprochen wird. Sanktionierte oder entlassene Ein Präsidenten, Vorstände oder Funktionäre dürften sich später nicht zur Wahl stellen bzw. nominiert werden. Solche Regeln sollten in den Statuten des Klubs verankert sein, sonst sind die Sozios mitschuldig. Für die Wahlen, die im letzten Januar geplant waren, wie kann man z.B.erklären, dass der Selbstdarstelle r Laporta bis heute noch kein Wahlkampfprogra mm hat, obwohl die Abstimmung in drei Wochen stattfinden wird? Dies beweist, dass er diese Funktion nicht ernst nimmt, außer um sie persönlich zu nutzen. Was ist dann zu erwarten: Improvisieren, Transferts auf Kredit, usw.
Was die anderen 2 Kandidaten, Font und Freixa, betrifft, für mich sind sie die schlechtesten Schauspieler und Populisten. Für mich ist es fast so, als würde man die Sozios darum bitten, zwischen Pest und Cholera zu wählen. Wo ist der katalanische Solz bzw. die katalanische Elite geblieben?" Ich befürchte, dass Barças Zukunft sehr trostlos wird. Ohne tiefgreifende Reformen habe ich keine Illusionen darüber, Wölfe werden wach bleiben und zuschlagen.
Cruyff Junior ist noch schlimmer, angeblich ein Eckpfeiler in Font's Plan, trotzdem macht er Werbung für Laporta...
Eine Sache noch, hier wurde Font zu Recht dafür kritisiert, dass er nur vom Xavi spricht. Irgendwie fällt aber keinem auf das alle drei Kandidaten(ganz besonders Laporta) nur über Messi sprechen. Dafür gibt es aber keine Kritik.
Vom Freixa will ich gar nicht erst anfangen, da ist mir Pique als spielender Präsident lieber...