Brennpunkte | Zahnlose Offensive und Erinnerungen an Valverde

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Der FC Barcelona muss im Kampf um die spanische Meisterschaft einen Rückschlag in Sevilla hinnehmen. Das erfahrene Mittelfeld, die harmlose Offensive sowie die Parallelen zum Fußball unter Ernesto Valverde werden in unseren Brennpunkten näher betrachtet.  

Im Vergleich zu der schwachen Leistung beim 2:0-Heimsieg gegen Leganés zeigte sich der FC Barcelona im Spitzenspiel gegen den FC Sevilla von Beginn an wacher, konzentrierter und griffiger. Auch die Spieleröffnung funktionierte deutlich besser – jedoch konnten sich die Katalanen auch in diesem Spiel kaum Torchancen erspielen. 

Setién setzt auf Erfahrung im Mittelfeld

Mit Frenkie de Jong musste Quique Setién auf einen absoluten Stammspieler im zentralen Mittelfeld verzichten – im Vergleich zum Spiel gegen Leganés ersetzte er de Jong jedoch nicht durch Arthur, sondern setzte auf den kampfstarken Arturo Vidal. Damit ergab sich in der Schaltzentrale eine Kombination aus Sergio Busquets, Ivan Rakitic und eben Vidal – allesamt über 30 Jahre alt. 

Das fortgeschrittene Alter merkte man aber insbesondere Vidal und Rakitic überhaupt nicht an. Die beiden Routiniers waren sofort voll im Spiel, agierten griffig, bissig und extrem lauf- und zweikampfstark und konnten so viele Lücken schließen und für einige Balleroberungen sorgen. 

Sowohl der Chilene als auch der Kroate agierten dabei als moderne Box-to-Box-Spieler. Insbesondere durch Ihre Laufstärke ermöglichten sie Barça einen sehr flexiblen Spielaufbau. Zum einen konnte sich Busquets dadurch zurückziehen und zwischen oder neben die Innenverteidiger abkippen, um den Spielaufbau aus der Tiefe heraus anzukurbeln. 

Dies widerum ermöglichte es Nelson Semedo und Jordi Alba, extrem hoch zu agieren und auch im vorderen Drittel für die zuletzt fehlende Breite sorgen. Unabhängig davon, dass bei den Katalanen traditionsgemäß eher Spielmachertypen (Xavi, Iniesta, de Jong etc.) im zentralen Mittelfeld agieren, zeigte das Spiel gegen den FC Sevilla deutlich, dass auch laufstarke Box-to-Box-Spieler eine Berechtigung in Barças System haben. 

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Harmlose Offensivleistung 

In den gesamten 90 Minuten verzeichnete der FC Barcelona gerade mal vier Schüsse auf den Kasten der Andalusier – davon zwei Freistöße Lionel Messis und ein mehr als harmloser Versuch von Luis Suárez in der Anfangsphase der Partie. Viel mehr fiel dem FC Barcelona nicht ein. 

Klar, Messi lieferte gegen den FC Sevilla eine für seine Verhältnisse schwache Partie ab (Barçawelt-Note 4), dennoch deckte die Partie einmal mehr die Schwächen des FC Barcelona im Herausspielen von Torchancen auf. Abgesehen davon, als La Pulga den Ball hatte, hatte man als Zuschauer höchstselten das Gefühl, dass es in Kürze gefährlich vor dem gegnerischen Tor werden könnte. 

Wie so oft fehlte es in der Angriffsreihe an Kreativität und Ideen – es scheint nach wie vor zu gelten: Wenn Messi nichts einfällt, fällt auch Barça nichts ein. Auch ein Suárez war ein diesem Tag keine große Hilfe für die katalanische Offensive (Barçawelt-Note 4). Dem Uruguayer war seine lange Verletzungspause anzumerken und es war offensichtlich, dass er noch nicht bereit für einen Einsatz über die volle Distanz ist. 

Neben Messi und Suárez agierte mit Martin Braithwaite ein weiterer robuster Stürmer auf der linken bzw. halblinken Offensivposition, allerdings war dieser nahezu gänzlich unsichtbar. Erneut wurden die Probleme deutlich, die Vereinslegende Xavi bereits vor einigen Monaten angesprochen hatte: Barça fehlt ein schneller und dribbelstarker Flügelstürmer vom Typ Neymar, Jadon Sancho oder Serge Gnabry, welcher durch ein Dribbling kompakte Abwehrreihen auseinander reißen und für Torgefahr sorgen kann. 

 

Erinnerungen an Valverdes Fußball

Während die Blaugrana in der ersten Halbzeit trotz Torchancenmangel zumindest tonangebend war, macht zu Beginn des zweiten Spielabschnitts insbesondere der FC Sevilla ordentlich Druck. Dem FC Barcelona fehlte offensichtlich der absolute Wille und auch der Mut, das Spiel unbedingt zu gewinnen. 

Obwohl der FC Barcelona im Kampf um die spanische Meisterschaft mit Real Madrid ein Kopf-an-Kopf-Rennen führt, merkte man den Spielern an, dass sie so wirklich die Handbremse nie lösten – schließlich hätte man den einen Punkt auch verlieren können, wenn man hinten komplett aufgemacht hätte.

Insbesondere die zweiten 45 Minuten erinnerten dabei stark an den risikoaversen Sicherheitsfußball, den die Katalanen unter Ex-Trainer Ernesto Valverde spielten. Auch zu dieser Zeit hatte man teilweise das Gefühl, das Team sei in der Fremde gegen einen besseren Gegner oftmals mit einem Punkt zufrieden.

Und auch die taktische Anordnung auf dem Feld erinnerte immer wieder an Barça unter Valverde: Gegen (und teilweise mit dem Ball) agierte man mitunter wieder in einer Art 4-4-2-System mit Messi und Suárez an vorderster Front, die es dann offensiv alleine richten sollen. 

Dass dem FC Barcelona der Mut fehlte, um drei Punkte aus Andalusien zu entführen, muss sich auch Trainer Setién ankreiden lassen. Durch die Einwechslung Arthurs für Braithwaite sendete er ein deutliches Signal an die Mannschaft, dass es jetzt eher um das Verwalten des Ergebnisses geht. 

Auch die erst späte Einwechslung von Antoine Griezmann bzw. die Tatsache, dass Ansu Fati 90 Minuten auf der Bank blieb, sendeten entsprechende Signale an die Mannschaft. Gerade Fati hätte mit seiner Schnelligkeit, seinem guten Dribbling und seiner Unbekümmert durchaus für mehr Offensivpower sorgen können. 

 

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