FC Barcelona – Sporting Gijon 03.03.2012

StartLa LigaFC Barcelona - Sporting Gijon 03.03.2012
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Es war wieder ein Spiel, bei dem der FC Barcelona nicht gänzlich überzeugen, aber es dennoch siegreich gestalten konnte. Die Hausherren mussten nahezu die gesamte zweite Halbzeit mit einem Mann weniger auskommen und haben nach dem überraschenden Gegentor eine tolle Moral bewiesen.

Von Raphael Lugowski

Zu wenige Vertikalbewegungen im Spiel

Man weiß nicht so Recht, mit welchem Absichten der Gast aus Gijon ins Camp Nou reiste. Kaum war das Spiel angepfiffen, verschanzte sich der Gast hinter seiner neun Mann zählenden Verteidigung. Es gab gar Situationen, in denen jenseits der Mittellinie zehn Spieler von Gijon hinter dem Ball standen und seelenruhig dem Wirken der Katalanen zusahen. Es wurde ein guter Eindruck davon vermittelt, warum diese Mannschaft auf einem Abstiegsplatz rangiert und sich auf dem Weg in Richtung Secunda Division befindet. Und dennoch gelang es der Blaugrana zunächst nicht, den nötigen Zug zum Tor zu entwickeln. Sporting Gijon stand sehr tief und die Spieler tummelten sich wie Ameisen vor dem Strafraum, aber ihre Zweikampfführung wie auch ihre Ordnung waren suboptimal. Sie ließen den Gegner gewähren und versuchten, durch die Abdeckung des gesamten Raumes vor dem Strafraum das katalanische Offensivspiel zu ersticken. Durch die Vielzahl der versammelten Spieler auf engem Raum kam es zwischen ihnen zu Unstimmigkeiten beim Schließen von Lücken und der Übernahme von Spielern, was sich der FC Barcelona noch mehr hätte zu Nutze machen können. Zu selten haben sie das schnelle Vertikal-Spiel gesucht, obwohl die Durchmärsche von Adriano auf links die Erfolgsaussichten verdeutlichten. Es war bezeichnend, dass nach schnellem One-Touch-Spiel zwei Tore für den FC Barcelona fielen.

Linkslastigkeit der Angriffsbemühungen

Ein weiteres Problem war in dem Fehlen von Messi und Busquets zu erblicken. Das Mittelfeld von Barca bildeten Keita, Xavi und Iniesta, Fabregas rückte nach vorne und ersetzte Messi als „Falsche 9“, die sich immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen ließ, um eine weitere Anspielstation zu generieren. So erfreulich die Rückkehr von Keita in die Mannschaft auch war, muss man auch sehen, dass er zwar ein solider defensiver Mittelfeldspieler, aber kein gleichwertiger Ersatz für Busquets ist. Ihm fehlt das kreative Moment im Spielaufbau, das Busquets so sehr auszeichnet. So war es Xavi, der den Spielaufbau aus dem Zentrum heraus alleine schultern und sich die Bälle relativ weit hinten abholen musste. Von dort aus ging der Ball oft zu Fabregas, der sich hat zurückfallen lassen und den Ball weiter an Iniesta oder Adriano leitete. Diese relativ zentrale Stellung von Xavi bewirkte, dass auf halbrechts eine Mittelsperson fehlte, die Pedro oder Alves hätte in Szene setzen können. Fabregas hätte diese Lücke ausfüllen können, doch suchte er das Zusammenspiel mit Iniesta, um mit ihm spielerisch das Feld zu überbrücken. Vor diesem Hintergrund ergab sich ein asymmetrisches Bild im Camp Nou, das sehr linksbetont war. Damit wurden aber auch die Spielzüge des FC Barcelona leichter ausrechenbar und überraschende Aktionen waren nur selten möglich. Insoweit war die Abwesenheit von Busquets und Messi durchaus wahrnehmbar. Die Spieler – auch Iniesta – orientieren sich für gewöhnlich stets zu dem Weltfußballer hin, während Fabregas gestern Iniesta als seinen Orientierungspunkt ausgemacht hat. Mit Messi ging somit auch die Balance im Spiel des FC Barcelona abhanden. Und dennoch gelang es der Blaugrana aufgrund des eingangs genannten inkonsequenten Abwehrverhaltens des Gegners, Tormöglichkeiten zu kreieren.

Iniesta mit der Führung

Das erste Tor hätte allerdings nicht durch ein vertikales One-Touch-Spiel, sondern Barca-untypisch nach einer Ecke fallen können, nachdem Pedro im Strafraum frei zum Schuss gekommen war, jedoch am Kasten vorbeizog. Nach einer Viertelstunde hatte Adriano die Chance zur Führung. Auf links läuft er mühelos an der Abwehr vorbei, die über einen zaghaften Versuch, ihn bei seinem Antritt zu stören, nicht hinauskommt und schießt knapp neben das Tor. Der FC Barcelona implementierte dieses von Adriano vorgetragene Angriffsmuster jedoch nicht umgehend, sodass das Spiel zunehmend verflachte. Erst kurz vor Ablauf der ersten Hälfte konnten die zahlreichen katalanischen Fans zum Jubel ansetzen, als Adriano nach einem feinen schnellen Doppelpassspiel mit Keita wieder mühelos die gesamte Abwehr aushebelt und dessen Hereingabe in der Mitte Iniesta findet – das 1:0 durch die Lichtgestalt des FC Barcelona. Zwei Minuten später kann Fabregas erhöhen, doch sein Schuss verfehlt das Tor. Die zweite Halbzeit begann sodann mit einem Paukenschlag, der den FC Barcelona mächtig ins Wanken brachte. Im Zweikampf mit Cuevas stellt sich Pique ein wenig tölpelhaft an und bringt ihn als letzter Mann zu Fall – die Folge war eine rote Karte und ein 45-minütiges Unterzahlspiel für den Gastgeber. Aber es kam noch schlimmer für die Hausherren: Adriano kann auf links seinen direkten Gegenspieler nicht an einer flachen Hereingabe in den Strafraum hindern, sodass in der Mitte der eingewechselte Barral vor Valdes an den Ball kommt und ihn ins Tor zirkelt. Das erste Mal im Strafraum, und gleich das erste Tor –  das nennt man Effektivität.

Guardiola geht volles Risiko

Mit dem Wegfall von Pique hat der FC Barcelona in der Abwehr auf eine Dreierkette umgestellt; Adriano und Alves interpretierten ihre Rolle nun weitaus restriktiver und orientierten sich kaum mehr nach vorne. Zwischen ihnen agierte Mascherano. Gijon frohlockte natürlich ob der zahlenmäßigen Überlegenheit und versuchte nun früher zu stören. Mit vier Mann übten sie nun situationsbedingt Pressing auf die Abwehr aus, das jedoch größtenteils fruchtlos blieb und selten in einem Ballgewinn resultierte. Um die Unterzahl auszugleichen, begab sich Keita zeitweilig in die Verteidigung und hemmte damit die Offensivbestrebungen von Gijon. Erfolgsweisend sollten aber andere Maßnahmen von Guardiola sein. Mit der Einwechslung von Sanchez für Fabregas kam ein reinrassiger Stürmer für einen Spieler, der auch in der defensive Qualitäten besitzt – Barca setzte voll auf Angriff. Und das sollte sich bezahlt machen. In der 60. Spielminute vergibt Sanchez eine große Chance zur erneuten Führung. Der Ball bewegte sich über den eingewechselten Tello und Iniesta zielstrebig und schnell in Richtung des gegnerischen Tores, aber der Endabnehmer zögerte zu lange und wurde beim Schuss geblockt. Nur wenig später hätte es einen Elfmeter für die Blaugrana geben müssen, da der Ball im Strafraum deutlich mit der Hand gespielt wurde. Diese Ungerechtigkeit sollte aber diesmal keinen Einfluss auf den Ausgang des Spiels nehmen, wie in vergangenen Partien zu beobachten war. Eine erneut schnelle vertikale Kombination war der Schlüssel zum Erfolg durch Keita, der aus halbrechter Position außerhalb des Strafraums den Ball unhaltbar ins linke Eck beförderte – Weltklasse! Sanchez legte den Ball kurz mit der Hacke ab und bindete zwei Gegenspieler, sodass Keita den nötigen Freiraum für diesen Geniestreich bekam. Auch hier zeigte sich, dass das Abwehrverhalten des Gegners Mängel aufwies. Den Schlusspunkt der Partie markierte dann der Motor des FC Barcelona, namentlich Xavi, höchstpersönlich. Iniesta setzte zum Dribbling, lockte zwei Verteidiger und bediente den völlig vernachlässigten Xavi, der mit einem Lupfer zum 3:1 Endstand vollendete. Visca el Barca!

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