Andreas Christensen in der Analyse: Verlässlichkeit und Souveränität für Barça

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Mit Andreas Christensen wechselte ein Defensivspezialist vom FC Chelsea zum FC Barcelona, der die Grundlage für Xavis Spiel nach vorne und gleichzeitig die defensive Stabilität in Person darstellen kann. Andreas Christensen in der Spieleranalyse.

Der Begriff “Fußball-Märchen” ist ein recht verbrauchter. Doch die Auftritte der dänischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr haben diese Bezeichnung wahrlich verdient. Das Team wusste als Einheit zu gefallen und spulte begeisternde Offensivleistungen auf dem Rasen ab. Nach dem Halbfinal-Aus änderte sich das nicht – erst in der jüngsten Länderspielpause siegte Dänemark auswärts bei Frankreich. Der FC Barcelona sicherte sich nun eine Stütze dieser Mannschaft: Andreas Christensen.

Andreas Christensen kann Barças Spielaufbau variabler machen

Das Auftreten des 26-Jährigen stellte in der Innenverteidigung gemeinsam mit Simon Kjær die Basis für die offensive Herangehensweise des Teams dar, das den Spitznamen “Danish Dynamite” wieder aufleben lassen hat. Diese Rolle könnte Christensen auch bei Barça einnehmen – seine Spielweise könnte ideal mit den Plänen Xavis harmonieren.

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Denn beim Spiel mit dem Ball zeigte sich die Blaugrana in der abgelaufenen Saison oftmals zu berechenbar, wenn von hinten aufgebaut wurde. Pro Partie schien es häufig gewisse Muster gegeben zu haben, wie der Ball in die Mittelfeldregionen gespielt werden sollte. Was dabei kaum Einzug ins Spiel fand, waren hohe Bälle auf den Flügel. Ab und an probierten sich die Katalanen mit diesem Mittel, doch einen Spezialisten haben sie bisher nicht für diese Bälle ausmachen können. Christensen hingegen ist in der Lage, diese Zuspiele punktgenau auf den Flügel zu bringen. Gerade wenn Jordi Alba, Ferran Torres oder Ousmane Dembélé (bei Verbleib) an der Außenlinie kleben, um das Spiel breit zu machen, können sie nun auf linienbrechende Zuspiele des dänischen Innenverteidigers hoffnungsvoll warten. Kurzpässe jeglicher Art, die Christensens Spiel auszeichnen, können ebenfalls linienbrechend in die vorderen Mittelfeldzonen gespielt werden. Erscheint das Risiko zu hoch, spielt der Neuzugang Barças diese Bälle aber nicht um jeden Preis, sodass der sichere Gesamtauftritt nicht gefährdet wird.

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Souveränität strahlt Christensen ebenfalls beim Dribbeln in den Raum aus. Der pressingresistente Ex-Chelsea-Akteur zieht gerne Gegenspieler auf sich, um per langen Schritt und gleichzeitig enger Ballführung am Gegner vorbeizuziehen. Diese Situationen erscheinen häufig brenzlig, die Ausstrahlung Christensens in diesen Situationen vermittelt aber Ruhe und Sicherheit. In solche Dribblings ging der Däne übrigens auch schon gegen wendige Spieler wie Yannick Carrasco. Ein Spieler, dem er aller Voraussicht nach in La Liga wieder gegenüberstehen wird. Egal ob langer Ball, Sicherheitspass oder Dribbling in den Raum: Andreas Christensen kann auf das Anlaufen des gegnerischen Teams viele verschiedene Antworten geben und das Spiel Barças nach vorne unberechenbarer machen.

Xavi muss abwägen, wo er Christensen einsetzt

Geht das eigene Team in ein hohes Pressing über (hier kann sich der Transfer von Franck Kessié bemerkbar machen), kann Christensen auch aufrücken und in der Positionierung die situativ bedingte Rolle des Sechsers einnehmen, wodurch dieser weiter nach vorne schieben kann. Er hält seinen Vordermännern so gesehen den Rücken frei. Das Problem bei der Ausrichtung auf dem Feld: Andreas Christensen kann zwar in einer Dreier- und Viererkette sehr sicher auftreten, bekleidet in beiden Systemen aber eher die Position des rechten Innenverteidigers, wenn er nicht als zentraler Part der Dreierkette agiert. Ähnlich wie Ronald Araujo und Jules Koundé, der bei Barça weiterhin ein Thema bleibt. Die bestmögliche defensive Formation zu finden könnte zu intensiven Analyseeinheiten Xavis führen. Verschiedenste defensive Komponenten bringt Barças Neuverpflichtung auf alle Fälle mit.

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Vielseitiges Defensivverhalten mit einer Schwachstelle

Während Araujo bis in die Mittelfeldregionen vorstoßen kann, um seine Zweikämpfe mit hoher Intensität zu führen, sichert Andreas Christensen für ihn ab. Denn Araujo dürfte sich – wie der Rest des Teams – bei eigenen Ausflügen nach vorne auf den Champions-League-Sieger von 2021 verlassen. Dieser ermöglichte durch sein Stellungsspiel bei seinem ehemaligen Arbeitgeber Chelsea beispielsweise auch Antonio Rüdiger und Thiago Silva aggressiv nach vorne zu verteidigen (der Däne selbst rückt aber auch gerne aus der Kette, um bei Bedarf Druck auf die Angreifer auszuüben). Selbst wenn der Gegenspieler am rausgerückten Innenverteidiger-Partner Christensens vorbeikommt, stellt sich dem Kontrahenten die nächste Hürde in den Weg: Andreas Christensen selbst.

Am 1,88 Meter großen Neuzugang Barças ist es enorm schwer, in Dribblings vorbeizukommen. Wie bei eigenem Dribbling ist auch hier der Ausfallschritt Christensens entscheidend, denn sein Zweikampfverhalten charakterisiert sich vor allem über den langen Schritt (auch per Grätsche) zum richtigen Zeitpunkt. Das oftmals perfekte Timing macht dabei eine seiner Schwächen wett. In Ausnahmefällen kann er gegen antrittsstarke Spieler in direkten Duellen auf keine großartige Sprintexplosivität zurückgreifen.

Christensens Stellungsspiel als Trumpf

Aber sein Stellungsspiel fungiert meist als präventive Maßnahme gegen solche Szenarien. Bei der dänischen Nationalmannschaft schaffen Gegner ab und an, das Mittelfeld zu überspielen, wodurch sie extrem viel Platz auf dem Weg gen dänisches Tor erhalten, doch die Positionierung Christensens, der sich in solchen Situationen auch gerne fallen lässt, macht dem dann häufig einen Strich durch die Rechnung. Durch sein Stellungsspiel bringt der bis 2026 an Barça gebundene Verteidiger sich nicht nur in aussichtsreiche Ausgangslagen für Zweikämpfe, sondern auch in eine vielversprechende Position für das Abfangen von hohen Bällen, die über die Abwehrkette gehen sollen. Hier gilt: Schaffte es in der Vergangenheit ein gegnerisches Team, einen agilen Angreifer mit hohem Ball hinter die Kette zu füttern, hatte der ehemalige Spieler Chelseas in ein paar Fällen seine Probleme, sich wieder ins Duell zu manövrieren. Bei dieser Thematik zeigte er aber bereits Verbesserungsansätze.

Christensen zeigte bereits, dass er sich nicht nur an verschiedenste taktische Aufstellungen anpassen, sondern auch unterschiedliche Herangehensweisen im Defensivverhalten meistern kann. Egal, ob Xavis Kette besonders hoch agieren oder versetzt weiter hinten absichern soll. Das unscheinbare und doch so souveräne Auftreten des oftmals unbesungenen Helden kann der Blaugrana gut zu Gesicht stehen. Beim FC Barcelona kann er das Fundament für Xavis Spielidee bilden. Denn Andreas Christensen verkörpert besonders eines: Verlässlichkeit.

Benjamin König
Benjamin König
Fútbol, Calcio, Fotball - in Spanien, Italien, Skandinavien. Redakteur bei Barçawelt, Podcaster bei Polarlichtspiel - dem skandinavischen Fußballpodcast
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