Dribblingmonster Adama Traoré in der Spieleranalyse: Stärken, Schwächen, Spielstil

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Nach sechseinhalb Jahren kehrt der La-Masia-Absolvent zurück. Seitdem Adama Traoré 2015 aus Barcelona fortging, hat er sich bemerkenswert entwickelt und kommt als Fußballer im besten Sportleralter zurück, der mit seinen Fähigkeiten einige interessante Optionen bieten könnte. Was ihn auszeichnet, erfahrt ihr in diesem Spielerportrait.

Barças Winter-Zugang Adama Traoré in der Spieleranalyse

Der FC Barcelona verstärkt seine offensive Außenbahn mit einem alten Bekannten: Adama Traoré, von 2004 bis 2013 in La Masia ausgebildet, kehrt nach acht Jahren zum FC Barcelona zurück. Traoré kommt auf Leihbasis von den Wolverhampton Wanderers zu Barça, im Sommer hat die Blaugrana eine Kaufoption auf den 26-Jährigen. Barça und vor allen Dingen Cheftrainer Xavi erhoffen sich Dribbelstärke, Durchsetzungskraft und viele penetrierende Offensivläufe des bulligen Flügelläufers, der so Barças Angriffsspiel über die Flügel ankurbeln soll.

Adama Traoré: Auf Rechtsaußen zu Hause

In der aktuellen Saison wurde Traoré zwar auch auf dem linken Flügel und im offensiven Mittelfeld eingesetzt, aber seine beste Position liegt zweifelsohne auf der rechten Angriffsseite. Hierbei funktioniert er am besten als Bestandteil eines Dreiersturms, welchen er in Barcelona praktischerweise wieder vorfindet. Das Problem auf der linken Seite des Feldes besteht darin, dass er als Rechtsfuß keine inversen Tendenzen in seinen Dribblings hat. Er zieht also nicht von außen nach innen zum Tor und sucht den Torabschluss. Vielmehr ist er ein klassischer Flügelspieler, der die Seitenlinie als Orientierungspunkt betrachtet und sich über klassische Flankenläufe definiert. Theoretisch könnte er auch eine Option in etwas defensiverer Rolle als rechter offensiver Wingback sein, was zwar unwahrscheinlich, aber sicherlich nicht unmöglich ist.

Dribbler der Extraklasse: Traoré statistisch der Beste der Premier League

In den letzten drei(!) Jahren hatte Adama Traoré die meisten erfolgreichen Dribblings pro 90 Minuten der gesamten Premier League (Quelle: fbref.com). In Anbetracht der extremen Leistungsdichte auf der Insel ist dieser Fakt wirklich beeindruckend. Seit der Saison 2018/19 hat in Europas fünf Topligen nur ein Spieler mehr Dribblings erfolgreicher bestritten als Adama Traoré: Lionel Messi. Messi kommt auf 500 erfolgreiche Dribblings, Traoré auf 484 – europaweit die Bestwerte. Die Zonen-Grafik von Squawka zeigt auf, dass Adama allerdings wie angesprochen äußerst rechtslastig agiert und praktisch nur auf der rechten Außenbahn Dampf macht, während Messi überall auf dem Platz zu Dribblings ansetzt.

Ermöglicht wird diese Konstanz durch seine raketenartige Geschwindigkeit, gepaart mit physischer Stärke und technischem Feingefühl. Wenn er sich nicht den Ball mit dem ersten Kontakt am Gegner vorbeilegt, versucht er sich mit zwei oder drei weiteren Berührungen so in Position zu bringen, dass der Verteidiger den Ball nicht blocken kann, wenn Traoré ihn vorlegt. Versucht der Abwehrspieler nun stattdessen Traoré selbst zu blocken, muss er das fußballerische Äquivalent eines Güterzuges aufhalten. Meistens gelingt dies nur mit einem Foul, weswegen er letzte Saison zu den drei am meisten gefoulten Spielern der Premier League gehörte (Quelle: whoscored.com). Auf engem Raum ist seine Dribblingfähigkeit aufgrund seiner engen Ballführung immer noch gut, aber mit etwas Platz ist sie exzellent.

Grafik: Die besten Dribbler in Europas Topligen.
Grafik: Die besten Dribbler in Europas Topligen. Rechts oben mit blauen Kreis ist Adama Traoré. – Datenquelle: FBref.com

Brillanter neuer Vorlagengeber für Barças Mittelstürmer?

Das Weltklasseniveau seines Dribblings hat er ansonsten auch noch in seinen Flanken. Durch seine häufigen tiefen Läufe gelangt er überdurchschnittlich oft in vorteilhafte Flankenpositionen. Dabei beweist Adama ein feines Gespür für das Timing und vor allem auch die Schärfe seiner Hereingaben. Knapp vier Flanken pro Spiel ist auch hier ein sehr guter Wert. Mit 5,4 kreierten Schüssen für seine Mitspieler pro 90 Minuten ist er übrigens auch Top 3 in der Premier League.

Problemzone eigener Abschluss und hochwertige Pässe

Trifft Adama Traoré mit seinem kraftvollen Schuss ins Tor, sieht das sehr spektakulär aus. Das einzige Problem liegt in der Seltenheit des beschriebenen Ereignisses. In 70 Prozent der Fälle geht der Ball nicht mal aufs Tor. Der Abschluss wirkt häufig zu überhastet und unsauber. Hier muss er sich definitiv steigern, da von einem Außenstürmer des FC Barcelona eine gewisse Torgefahr erwartet wird. Was die Culés (und besonders Chefcoach Xavi) ebenfalls erwarten, ist ein Passspiel auf höchstem Niveau.

Laut Sofascore bringt er nur 78 Prozent der Pässe zum Mitspieler, das wäre für Barças Ansprüche ein mehr als unterdurchschnittlicher Wert. Gerade auf engem Raum fehlt ihm oft die nötige Präzision, um eine Situation aufzulösen. Allerdings hat er hier auch positive Ansätze gezeigt, besonders wenn er sich mit seinem Außenverteidiger über lange Zeit einspielen konnte. Die Harmonie mit dem rechten Außenverteidiger könnte wahrscheinlich ein Knackpunkt werden, wie sehr er bei Barca einschlägt. Kreativität, Übersicht und Entscheidungsfindung sind Punkte, bei denen er partiell noch Luft nach oben hat, aber nicht klare Schwächen aufweist.

Mit Adama Traoré hat Barças Board einen Leih-Transfer getätigt, der wenig Risiko birgt, da der ehemalige La-Masia-Akteur zunächst nur geliehen ist. Er hat die nötige Qualität, um sofort zu helfen und kennt die Philosophie der Katalanen. Am wichtigsten ist aber, dass es ein Spieler ist, dessen Profil passt. Unter Xavi agieren die offensiven Außen deutlich breiter und sollen Dribblings aktiv suchen. Genau das tut Adama Traoré wie kaum ein Zweiter.

Dominik Herzog
Dominik Herzog
Angehender Sportjournalist und Taktikanalyst bei Barcawelt.
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6 Kommentare

  1. Man kann sich hier wirklich nur zurücklehnen und überraschen lassen. Floppt er, ist er sowieso nur ausgeliehen und kostet praktisch nichts, überrascht er, ist es gut für uns. Ich weiss nicht was ich von ihm halten soll. Zwar ist er zweifelsohne einer der besten Dribbler, hat einen der besten Antritte und ist einer der schnellsten Fussballer, was Statistiken eindeutig belegen, aber seine Scorepunkte sind erschreckend schwach. Sehr schwach. Mit 26 ist er aber immer noch in einem Alter, wo er diesen grossen Schritt machen kann, wie einst Kante oder auch Salah. Wolves soll vor wenigen Jahren eine Ablöse in Höhe von 100 Mio für ihn gefordert haben..das hat sicherlich seine Gründe. Vom Profil her passt er perfekt. Ein Flügelspieler der sehr gerne ins Dribbling geht und dabei meistens erfolgreich ist. An seinem Abschluss und Entscheidungsfindung arbeitet Xavi hoffentlich hart mit ihm. Stand jetzt bräuchten wir einfach diesen einen Spieler, der für Chaos in der Defensive des Gegners sorgt und diese Eigenschaft bringt Adama definitiv mit, also lassen wir uns überraschen.

  2. Sehr gut zusammengefasst, Adama ist dieser klassische Flügelspieler, der die Seitenlinie hinauf marschiert. Der bringt mit seiner brachialen Dynamik was erfrischendes mit.

    Von seiner Positionierung passt der optimal in Xavis System mit den sehr breiten außen. Da braucht er auch nicht unbedingt die große Torgefahr, da er sowieso sehr weit weg von Tor steht und häufig dann über einzelaktionen zum Abschluss kommen würde. Xavis System ist dann eher auf Flanken ausgelegt und die Spieler im Zentrum sollen dann zum Abschluss kommen.

    Ziemlich Barca untypisch aber das sieht man eigentlich in jedem Spiel sind wir aktuell eine Mannschaft die zu den Teams gehört die am häufigsten flankt, die meisten kopfballtore erzielt und am häufigsten ins Dribbling geht.

    Einerseits ist das ja gut wenn wir variabler werden aber das ist in erster Linie dessen geschuldet, dass wir wenig Torchancen durch Kombination oder einstudierte Spielzüge erzeugen.

    Wenn wir da noch besser werden, dann sieht dann nicht schlecht aus, wobei ich kein Freund von diesen extrem breiten Flügelstürmern bin.

    • Seh ich auch so. Gut zusammengefasst. In der Sache bin ich auch bei dir. Mag inverse Flügel oder jedenfalls solche, die beides können eigentlich lieber.
      Könnte mir aber vorstellen, dass Xavi langfristig doch zum 3-4-3 übergehen will. Wie fändest du Adama da? Da würde es mich zum Beispiel 0 stören, dass er ganz außen steht. Der RA könnte dann eigentlich sogar im 10er Raum stehen. Und auf links könnte man einen offensiven nehmen, der breiter steht und einen LAV, der dafür zentral ist und das Mittelfeld unterstützt (Typ Guerrero, Grimaldo)

      • Ja kann mir vorstellen dass Xavi langfristig vielleicht seine formation wie bei al Sadd etablieren möchte. Also 343 mit mit 6ern und 2 8er/10er.

        Würde zu adama sicherlich sehr gut passen aber weiß nicht ob das bei uns so gut laufen wird, weil wir nicht so die Torgefahr aus dem Mittelfeld heraus haben. Aber mal schauen da sind halt noch viele junge Spieler die sich in vielen Bereichen noch weiterentwickelt werden.

        • Könnte mir dieses System vor allem vorstellen, wenns im Sommer nicht mit der 1A Ware auf dem Transfermarkt klappt. Wir Habens bei Chelsea gesehen, wie viel das System ausmachen kann. Die haben mit ner guten aber nicht Weltklassemannschaft die CL gewonnen, weil das System temporär gepasst hat.

          MATS
          Adama, Azpili, Piqué, Araujo, Alba
          De Jong, Busi
          Ferran, Pedri
          9er.

          Oder eben offensiver mit Pedri in der zentrale und dafür nem Ansu (wenn fit weiter vorne).
          Mir würden diesbezüglich auch folgende Spieler gefallen: Grimaldo,Guerrero oder am liebsten Gomez für die LAV Position. Azpilicueta wäre perfekt. Mazraoui würde ich trotzdem holen. Und dann muss eben noch ein echter 9er und vielleicht einer für die Doppelzentrale her. Frenkie könnte ich mir in dem System auch als IV vorstellen.

  3. Adama passt aus meiner Sicht sehr gut in Xavis spielphilosophie. Er kan im System mit der Dreierkette den Part außen übernehmen und ermöglicht uns somit mehrere Systeme gleichzeitig zu spielen. Im Klassischen 4/3/3 würde er mir aber auch gefallen da er ein Spieler ist der an der Linie bleibt und dort das eins vs eins sucht und nicht in die Mitte ziehen muss. Er ermöglicht uns somit tatsächlich mit echte außen zu spielen und dadurch kan Torres als Falsche neun spielen und Depay am Linken Flügel. Ich glaube ein Sturm aus Depay, Torres und Adama würde Barça sehr gut tun und dadurch hätte Fati, Jutgla und Abde keinen Druck. Dieser Transfer könnte aus meiner Sicht wirklich sehr gut für uns sein

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