Barça vor El Clásico wieder auf der Pole Position: Der Weg bis dorthin und die taktischen Optionen beider Mannschaften

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El Clásico steht vor der Tür und wir werfen für euch einen Blick auf den FC Barcelona und Real Madrid. Die Madrilenen zeigten sich seit Anbeginn der Rückrunde zur Freude des katalanischen Rivalen in keiner guten Verfassung und liefen mehr und mehr auf dem Zahnfleisch. Der Einbruch kam allerdings recht plötzlich, da in der ersten Saisonhälfte die Spieler des „weißen Balletts” das Tor von allen Gegnern bombardierten. Inwiefern haben sich vor diesem Hintergrund die Kräfteverhältnisse verändert? Was gab es für Veränderungen? Und die rhetorische Frage: Wie gefährlich ist Real Madrid? All diese Fragen werden in diesem Artikel behandelt.

Eine kontrastreiche Saison: Barça und Real Madrid unterscheiden sich in jedem Aspekt!

Die Hinrunde: Real Madrid hui, Barça pfui

Es ist eine komplizierte und seltsame Saison. Jeder Gegner kann zum gefährlichen Stolperstein werden. Das traf in der ersten Saisonhälfte vor allem auf den FC Barcelona zu. Die Blaugrana schaffte es trotz eines guten Saisonstarts nicht, ein spielstarkes Team aufzustellen, was sich in den Bewegungsabläufen sehr gut widergespiegelt hat – nicht nur in den Auswärtsspielen. Egal ob Elche, Málaga oder Almería. Man hat sich gegen nahezu jede Mannschaft schwer getan und schaffte es nicht, das eigene Spiel aufzuziehen. Die Taktik während der Saison änderte sich mehr als nur einmal, um diesen Umstand zu korrigieren. So agierte der FC Barcelona zu Beginn der jetzigen Spielzeit mit inversen Außenstürmern und zentralen Mittelfeldspielern, die die Außenverteidiger coverten und das Spiel in die Breite zogen – zum Nachteil des Zentrums. Denn dort klaffte ein größeres Loch und man lief dadurch Gefahr, in Konter des Gegners zu laufen. Dann El Clásico: Das Spielsystem ändert sich plötzlich. Anstatt als inverse Außenstürmer spielten sie nunmehr weiter weg vom Tor auf der Außenlinie. Außerdem presste der FC Barcelona im 4-3-3, was sich später als Fehler herausgestellt hat. Luis Enrique „vercoachte” sich in jeder Hinsicht und machte es Real Madrid leicht, drei Tore zu erzielen und schlussendlich mit 3:1 zu gewinnen. Wer danach auf eine Steigerung gehofft hat, sah sich enttäuscht, denn der FC Barcelona verspielte einen Spieltag später die Tabellenführung vor heimischem Publikum gegen Celta Vigo; und von da an war man lange Zeit in der Tabelle hinter Real Madrid – allerdings nicht nur in der Tabelle.

Real Madrid agierte nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr souverän. „BBC” schaffte es in der Offensive, für viel Gefahr und Tore zu sorgen. Vor allem Cristiano Ronaldo spielte groß auf und erzielte beinahe in jedem Spiel mindestens einen Treffer. Unaufhaltbar schien dieses Real Madrid und tatsächlich: Fast die gesamte Hinrunde über blieb das Team von Carlo Ancelotti unversehrt. Die nächsten drei Punkte waren schon vor der Partie klar, sodass man sich schon auf die zukünftigen Spiele konzentrieren konnte – so schien es meist. Denn der Gegner wurde mit einer Leichtigkeit aus dem Stadion geschossen, dass schon der eine oder andere Barça-Fan darauf hoffte, dass dieses Real Madrid so schnell wie möglich ihre Form verliert. Diese Madrilenen, das war nicht zu übersehen, waren offensiv nur sehr schwer zu kontrollieren. Ancelotti setzte auch in dieser Saison auf ein 4-3-3-System, welches sich vom FC Barcelona allerdings unterschied. Die drei Stürmer Cristiano Ronaldo, Bale und Benzema waren von Defensivaufgaben befreit und konnten vorne praktisch auf den Ball warten und banden damit die gegnerischen Verteidiger. Die Außenverteidiger konnte also nicht mehr allzu oft Offensivausflüge antreten. Am ehesten noch war es allerdings Benzema, der in der Defensive aushalf. Weiterhin war das Spiel Real Madrids wesentlich temporeicher und wütender als das vom FC Barcelona, sodass man schon sagen kann, dass das „weiße Ballett” Barça in der ersten Hälfte der Saison spielerisch relativ deutlich überlegen war.

Luis Enrique vs Carlo Ancelotti: Einer rotiert, der andere nicht

Die Mannschaft von Real Madrid schien eher ein ‘Team’ zu sein als die Spieler von Luis Enrique. Das lag unter anderem daran, dass Carlo Ancelotti auf Rotationen verzichtete. Cristiano Ronaldo und Co. hatten eher die Möglichkeit, sich die Bewegungsabläufe der Mitspieler einzuprägen und an der Feinjustierung zu arbeiten. Gerüttelt wurde am Grundgerüst nicht. Zwei Wochen vor dem nächsten Spiel war nämlich schon für jeden Fan klar, wer in der Startaufstellung stehen würde. Und dennoch schafften es die Gegner in der ersten Saisonhälfte nicht, ein Konzept gegen dieses Real Madrid zu entwickeln.

Wesentlich unklarere Verhältnisse herrschten bei Luis Enrique, Überraschungen waren an Spieltagen häufig auf der Tagesordnung. Einige lobten dieses mutige Vorgehen, andere kritisierten es. Letztendlich litt das Spiel der Katalanen etwas unter diesen vielen Rotationen in der Startaufstellung, da keine klare Linie erkennbar war. Von taktischer Flexibilität konnte noch nicht die Rede sein, das Spiel war zunehmend lethargisch, obwohl den Spielern regelmäßig Pausen gegönnt wurden. Der Gegner konnte sich trotz einer Vielzahl an Überraschungen leicht auf Barça einstellen und für viel Gefahr in den hinteren Reihen des FC Barcelona sorgen. Das hatte zur Folge, dass nahezu jeder Culé im Laufe der Saison misstrauisch wurde.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten und umgekehrt. Ancelottis Rotationsprinzip sorgte dafür, dass die Spieler auf dem Zahnfleisch liefen. Die Spieler packte die Müdigkeit – sei sie mental oder körperlich begründet – und die Konzentration ließ im weiteren Verlauf der Saison immer mehr nach. Bei Barça passierte das komplette Gegenteil. In der Rückrunde war eine klare Linie zu erkennen und die Spieler wirkten durchaus frischer, was sich auch in der Verletztenliste widergespiegelt hat. Während bei Real Madrid reihenweise Spieler wie Modrić, James und Ramos verletzungsbedingt ausfielen, blieben die Barça-Akteure rund um Lionel Messi von Verletzungen verschont.

Die Rückrunde: „MSN” überzeugt im Gegensatz zu „BBC”

Nach Barças Niederlage gegen Real Sociedad waren die Alarmglocken bis nach Deutschland zu hören. Es mussten Veränderungen her, um den Rückstand zu verringern – und sie kamen dann auch. Der FC Barcelona agierte seit der Partie gegen Atlético Madrid wesentlich klarer. Von nun an dominierte die Blaugrana jeden Gegner und speziell ein Spieler war dafür verantwortlich: Lionel Messi. ‘La Pulga’ gelang es, seine Form aus den Vorjahren wiederzuerlangen, er spielte wie zu seiner besten Zeit auf. Seine Dynamik im Spiel nach vorne zog die ganze Mannschaft mit. Außerdem war er in Defensivzweikämpfen präsenter denn je. Aber nicht nur er war für die erfolgreiche Rückrunde verantwortlich. Die Präsenz von Luis Suárez auf dem Spielfeld hat für viel Unsicherheit gesorgt. In der Hinrunde fand er sich noch öfter auf der rechten Außenbahn wieder, in der Rückrunde wechselte er gemeinsam mit Messi die Positionen und das machte sich bezahlt. Luis Suárez nahm sich der gegnerischen Innenverteidigung an und überzeugte darüber hinaus auch mit vielen sehr gut durchdachten vertikalen Laufwegen, welche sich als effektiv herausstellen sollten. Das verschaffte Messi und Neymar auf der Außenbahn durchaus Platz, da Suárez mit seinen Laufwegen gleich mehrere Spieler auf sich zog. Diesen Platz wusste vor allem Messi auszunutzen, da er mit gekonnten Schnittstellenpässen bzw. Flanken über die Abwehr seinen Mitspieler auf der Gegenseite sehr gut einsetzen konnte – namentlich Alba oder Neymar. In dieser Grafik beziehen wir uns auf Neymar.

Eine Spielszene, die sich im Spiel immer und immer wiederholt, aber nicht unterbunden werden kann.

Ungeachtet dessen hat die Spielfreude bei Dani Alves wieder in eine unermessliche Höhe erreicht. Mit Lionel Messi auf der rechten Außenbahn hat er seinen alten Kombinationspartner wieder. Dass beide sich auch heute noch sehr gut auf dem Spielfeld verstehen, zeigen die vielen kleinen Doppelpässe auf engstem Raum. Aber Dani Alves ist nicht nur ein Kombinationspartner, viel entscheidender ist, dass er nun deutlich inverser agiert. Der Effekt dieser inversen Positionierung ist, dass das Gegenpressing nun besser greift und Ballverluste sehr schnell wieder wettgemacht werden. Außerdem verschafft er mit seiner inversen Positionierung Lionel Messi mehr Raum und Freiheiten. Das spiegelt sich auch in seinen Zahlen wieder, denn er überholte beispielsweise in der Rückrunde Cristiano Ronaldo in der Torschützenliste, was zuvor für viele praktisch unmöglich schien. Allerdings kommt auch Rakitić immer mehr in Fahrt und verleiht dem Team eine immense Stabilität und viele Optionen. Gegen Manchester City zeigte er, dass er Dani Alves sehr gut covern kann und überzeugte dabei in seiner abkippenden Rolle. Auf der Außenbahn gewährleistete Rakitić nämlich Überzahlsituationen und konnte dabei helfen, Konter im Keim ersticken zu lassen. Aber auch seine offensiven Vertikalläufe sorgten hie und da für viel Unruhe im gegnerischen Strafraum. Der Kroate hat sich also zu einem Spieler entwickelt, der für den FC Barcelona fast schon unentbehrlich ist, da er ganz andere Qualitäten aufweist als seine anderen Mittelfeldpartner.

pressing rakitic

Rakitić beim Pressing: Den Gegenspieler auf die Außenbahn drücken, damit die Mitspieler schnell nachrücken können.

Real Madrids größte Waffe wird zur größten Schwäche: Die Außenbahn

Die fehlende Rotation hat das Team von Carlo Ancelotti sichtlich geschwächt. Bestes Beispiel war die 4:0-Niederlage gegen den Stadtrivalen Atlético Madrid, der in allen Belangen stärker war. Aber wo liegt die Schwäche von Real Madrid? Sie liegt dort, wo mal ihre größte Stärke war: Auf der Außenbahn – beziehungsweise beim schnellen Umschaltspiel über die Außenbahn. Defensiv als auch offensiv werden auf diesen Positionen keine Impulse gesetzt. Außerdem sehen sich die Madrilenen immer öfter mehr Gegenspielern gegenüber. Das liegt an der Rolle von Cristiano Ronaldo, Bale und Benzema. Alle drei Spieler sind, wie bereits erwähnt, häufig von sämtlichen Defensivaufgaben befreit und helfen auch in dieser schweren Phase der Saison nur wenig hinten aus. Gepaart mit der derzeitigen Fitness der Mannschaft ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Das Umschaltspiel ist schwach geworden – defensiv als auch offensiv. Bale und Ronaldo fehlt die Unterstützung in der Offensive, andersherum mangelt es an Hilfe für Carvajal und Marcelo. Das schnelle Spiel aus der Hinrunde verfiel immer mehr der Lethargie, sodass man mittlerweile schon praktisch ins offene Messer läuft, um gute Tormöglichkeiten zu provozieren. Daher schlagen die Außenspieler des Öfteren Flanken in den Strafraum, welche sich schlicht als ungefährlich erweisen. Im Umkehrschluss gibt es durch dieses Bestreben, eine Tormöglichkeit zu erzwingen, auch Kontermöglichkeiten für den Gegner, die seit den letzten Spielen öfter auch ausgenutzt werden. Real Madrid verspielte aufgrund dieser Defizite in einer hohen Geschwindigkeit die Tabellenführung, obwohl man vier Punkte vor dem FC Barcelona stand. 

BBC

Eine klare Trennung: Die Offensivabteilung sorgt dafür, dass Probleme in der Raumaufteilung entstehen. Ähnliche Raumaufteilung war beim 1:0-Führungstreffer von Schalke 04 zu sehen.

Die Gegner schaffen es außerdem, das Pressing Real Madrids wie selten zuvor mit leichten Mitteln zu umspielen. Von der physischen Stärke Real Madrids ist bis dato nichts zu sehen. Mit den leichtesten Kombinationen gelang beispielsweise Schalke 04 im Champions-League-Rückspiel das Vorrücken in den Strafraum der Hauptstädter. Auch hier war die Rückwärtsbewegung mangelhaft, sodass viele Räume entstanden, in denen jedes gut taktierende Team vordringen kann. Dass Roberto Di Matteo auf der Bank saß, hatte Carlo Ancelotti wohl vergessen. Am Ende war das Endergebnis ein 4:3-Sieg für die Spieler aus dem Ruhrpott. Es fehlte also nur noch ein Tor, welches das Aus für Real Madrid bedeutet hätte.

Wie wird die taktische Ausrichtung beider Teams wohl sein?

Um die offensichtlichen Defensiv- und Offensivprobleme zu umspielen, könnte Carlo Ancelotti auf ein 4-4-2 setzen. Dabei würde Gareth Bale in die Viererkette im Mittelfeld einrücken und das Mittelfeld stabilisieren. Cristiano Ronaldo und Karim Benzema würden das Sturmduo bilden. Außerdem wäre es durchaus möglich, dass Real Madrid auf ein Defensivpressing setzt, um nach einem Ballgewinn die Offensivspieler, welche die Barça-Verteidiger binden würden, mithilfe eines schnellen Umschaltspiels in gefährliche Regionen zu schicken. Hierbei würde man bei gegnerischem Ballbesitz auf ein gut ineinandergreifendes Verschieben und Manndeckung setzen, was sich durch viel Absprache und Teamarbeit auszeichnen könnte. Auf diese Weise könnte Madrid die Spieler des FC Barcelona voneinander isolieren.

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Damit Barça allerdings nicht in die Falle tappt, wäre es von Vorteil, auf ein Mittelfeldpressing zu setzen und auf das Umschaltspiel zurückzugreifen, mit dem man in der laufenden Rückrunde für viel Gefahr sorgen konnte und beispielsweise auch schon Atlético Madrid bezwungen hat, das weltweit über eine der stärksten Defensivtaktiken verfügt. Um ein Mittelfeldpressing konsequent durchzuführen, wäre es von Vorteil, eine Überzahl im Mittelfeld herzustellen und die Laufwege des mitspielenden Stürmers Karim Benzema einzudämmen, der dafür bekannt ist, gefährliche Löcher für seine Mitspieler aufzureißen. Hier wäre ein 4-1-4-1-System sinnvoll, das diese Gefahr eindämmen könnte. Die Madrilenen würden aufgrund des mangelnden Pressings gegen die eigene Verteidigung in weitere Regionen vordringen. Ab der Mittellinie könnte dann der ballführende Akteur aggressiver angelaufen werden. Um für Unsicherheiten in der Defensivabteilung Real Madrids zu sorgen, wäre es beispielsweise auch eine Überlegung wert, ein Scheinpressing aufzuziehen, um schneller in Ballbesitz zu kommen und dann eventuell im direkten Gegenzug zu attackieren. Im Grunde sollten die Katalanen also Real Madrid bis zu einem bestimmten Bereich des Spielfeldes den Ball überlassen. Real Madrid ist mit dem Ball am Fuß derzeit tendenziell schwächer als ohne Ball.

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Nach einem Ballgewinn würde der FC Barcelona also in ein 4-3-3 ausschwärmen und die defensive Instabilität Real Madrids ausnutzen.

Wie gefährlich ist Real Madrid? Eine rhetorische Frage

Real Madrid befindet sich in einer schwachen Form, es gelang den Hauptstädtern in den letzten Partien nicht, ihr Spiel aufzuziehen. Das heißt allerdings nicht, dass es leichter wird, gegen Real Madrid zu spielen. Ausgerechnet in diesem Spiel könnte Carlo Ancelotti ein modifiziertes Spielsystem einsetzen, welches eventuelle Vorteile mit sich bringen würde und Barça überraschen könnte. Die Culés und die Spieler des FC Barcelona dürfen also nicht in Leichtsinn verfallen und die Partie schon im Vorfeld als entschieden ansehen. Cristiano Ronaldo brennt auf Tore und will diese wohl so schnell wie möglich erzwingen. Und was bietet sich da besser an, als im Clásico zum Helden zu avancieren? Nach dem ganzen Medienrummel wird Real Madrid motivierter denn je sein und versuchen, jeden Fußballfan vom Gegenteil zu überzeugen. Womöglich erwartet uns eines der spannendsten Clásicos der letzten Jahre, welches vor allem im taktischen Bereich sehr interessant werden kann.

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