Barça-Star Sergio Busquets: „Wir können noch sehr viel erreichen, wenn wir eine Einheit bleiben”

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Die spanische El País lud den Mittelfeldstar des FC Barcelona, Sergio Busquets, zu einem Interview. Darin schnitt der 26-Jährige viele äußerst interessante Themen an. Im Gespräch waren natürlich die Errungenschaften in dieser Saison und wie er die Erfolge durchlebt hat. ‘Busi’ ließ es sich aber auch nicht nehmen, seine Einschätzung zum Potenzial der Mannschaft zu verlautbaren.

El País: Was liest du so?

Ich lese nicht viel. Nur ab und zu, wenn mir jemand mal sein Buch leiht. Manchmal lese ich auch in den Zeitungen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keine Sportpresse lesen würde. Allerdings passiert das eher selten, weil als jemand, der alles direkt erlebt, sehr gut weiß, was tatsächlich geschehen ist und was lediglich ausgedacht wurde. Es kommt häufig vor, dass Informationen einfach zugegeben wurden. Früher habe ich mich sehr daran gestört und ich wollte mir das nicht geben, aber jetzt verstehe ich, wie das läuft, woher das kommt und beobachte das öfter.

Hat deine Verlobte dazu beigetragen, dass du jetzt anders auf die Welt schaust?

Es ändert die Art und Weise, wie man die Welt versteht. Früher habe ich den Fußball 18 Stunden am Tag gelebt. Jetzt komme ich nach Hause und denke über andere Sachen nach, über andere Probleme. In einer solchen Situation freust du dich häufiger und schaust auf alles aus einer anderen Perspektive, man ist mehr relaxt. In gewisser Hinsicht bedeutet dies Stabilität. Das kommt alles mit dem Alter, der Erfahrung und der Weisheit. Man ärgert sich seltener. Okay…nur nicht auf dem Spielfeld.

War die erste Halbzeit in Berlin die beste, die du in deinem Leben gespielt hast?

Nein, das glaube ich nicht. Es gab mit Sicherheit bessere.

Du hast keinen Ball verloren. Was bedeutet das für dich?

Das bedeutet, dass ich nicht schlecht gespielt habe. Es gab mit Sicherheit bessere Spiele als jenes in Berlin, wenngleich ich jetzt nicht genau sagen kann, welche das waren. Den Ball zu halten, ist eine meiner Spezialitäten im Spiel. Wenn ich den Ball verliere, dann bekommt die Mannschaft Probleme. Daher darf mir das nicht passieren, ich bin dafür da, um Lösungen zu finden. Meine Position ist ziemlich kompliziert.

Woher nimmst du den gesunden Menschenverstand auf dem Spielfeld?

Ich denke, das ist in mir drin. Im Leben bin ich genauso. Ich versuche, diese Grundsätze auf dem Spielfeld anzuwenden und denke, dass wir das zu Hause seit kleinauf lernen.

Ángel Maria Villar hat gebeten, zu fragen, was ein Gewinner von drei Titeln während einer Saison fühlt.

Man fühlt vieles. Freude darüber, dass die Siege nicht umkehrbar sind – keiner kann sie dir wegnehmen. Wenn man verliert, steht die Welt still. Wir sind Fußballer. Zeitweise würde ich lieber nur dann ein Fußballer sein, wenn ich trainiere oder spiele. Aber das ist unmöglich. Ich lebe damit jeden Tag.

Bist du 24 Stunden oder nur ein paar Stunden am Tag ein Culé?

Ich bin stets ein Culé, wann immer ich daran denke. Ob mich das von anderen unterscheidet? Ich weiß nicht, ich glaube: ja und nein. Es bewirkt einfach ein Gefühl, dass alles mehr deins ist. Wenn du gewinnst, fühlt es sich besser an, wenn du verlierst, dann schlechter. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich gerne 24 Stunden am Tag Culé sein.

Du hast zwei Triple auf dem Konto. Wie hast du das durchlebt?

Unterschiedlich. Wir dachten, dass keiner von uns das nochmal erreicht. Du kämpfst dafür jeden Tag und misst dich nicht nur mit Real. Du spielst gegen Valencia, Atlético, in der Champions League misst du dich mit den Meistern anderer großer Ligen, und am Ende hinterlässt du eine Saison, die du dir einrahmen kannst. Man will immer mehr, mehr und mehr. Wir haben Spieler der allergrößten Qualität, eine sehr junge Mannschaft und die einzigartige Möglichkeit, das noch auszudehnen. Es kommt mir so vor, dass im Finale der Champions League nach den Auswechslungen von Alves, Mascherano und Iniesta keiner unserer Spieler älter war als 30 Jahre. Marc ist sehr jung, Ney, Jordi und die anderen sind zwischen 23 und 28 Jahre alt. Mit solch einer Mannschaft können wir sehr viel erreichen, wenn wir eine Einheit bleiben. Wir werden keine drei Titel in jeder Saison einfahren, keiner ist unbesiegbar. Wir haben aber ein enormes Potenzial.

Was ist der Unterschied zwischen diesem Triple und jenem aus dem Jahr 2009?

Dieser Triple hat einen höheren Stellenwert, weil der Fußball eine Evolution durchlebt hat. Jetzt schätzen uns die Gegner mehr, sind besser vorbereitet und bereiten uns mehr Probleme. Das erste Triple war eher überraschend, wir waren zwei Jahre ohne einen Titel. Jetzt ist es anders, man wartet auf uns. Guardiola konnte uns überzeugen und das Spiel revolutionieren. Das ist jetzt nicht passiert, aber wir haben mehr Varianten.

Und Messi ist besser geworden?

Ja, Messi verbessert sich Jahr für Jahr. Es gab außerdem eine taktische Änderung, die ihm und der Mannschaft viel gebracht hat. In den letzten Jahren spielte Messi als ‘Falsche Neun’ und überraschte die Rivalen, weil es mehr Platz gab. Jetzt, nach dem Wechsel auf den Flügel, bricht er die Verteidigung von dieser Stelle aus auf und bewirkt, dass das Spielfeld sehr groß wird. Beispielsweise spielt er Diagonalbälle auf Alba, die spektakulär sind. Er hat sich neu erfunden. Leo durchlebt eine Evolution, und mit ihm die gesamte Mannschaft. Man kann ihn nicht aufhalten, daher ist er der Beste.

Und du hast dich in der Saison auch neu erfunden.

Nicht so wie Leo. Ich habe Erfahrung gesammelt, in diesem Sinn schon, aber nicht in dem Ausmaß wie Leo.

Läufst du mehr oder weniger?

Werf’ mal einen Blick auf die Statistiken. Ich bin immer unter den drei Spielern, die am meisten Kilometer zurückgelegt haben. Mir kommt es so vor, als würde ich nicht viel laufen, aber die Sache liegt anders. Im Finale der Champions League hat Jordi am meisten Kilometer zurückgelegt, ich war an der zweiten Stelle. Ich bin nicht sonderlich schnell, wenn ich mich bewege, dann vor allem deshalb, um eine geeignete Position zu suchen. Im Finale hat Pirlo am meisten Kilometer zurückgelegt – mehr muss ich dazu nicht mehr sagen.

Was redet man in der Kabine nach einem Spiel wie in Berlin?

Wir wollten nicht reden, sondern nur feiern.

Bist du der Packesel für die anderen?

Ich arbeite, um Lösungen für die Mannschaft zu finden. Leo genauso, auch wenn er unter anderen Umständen mehr Tore erzielen könnte. Er gewänne dann jedes Jahr den ‘Pichichi’. Ein Beleg für seine Arbeit für die Mannschaft ist der Elfmeter, den er an Neymar gegen Cordóba abgegeben hat. Wenn jeder nur auf sich selbst schaut, wird man keine Trophäen gewinnen.

Die Kollegen und Mitarbeiter von Barça sehen dich als einen sehr guten Menschen an. Was sagst du dazu?

Jeder, der mich nicht kennt und mich auf dem Spielfeld beobachtet, würde denken, dass es anders sei. So bin ich erzogen worden. Ich bin geboren, wo ich nunmal geboren wurde. Ich wurde inmitten guter Menschen erzogen. Letztendlich ist das gut so, aber ich laufe nicht mit Blumen in der Hand durch die Gegend.

Betrachtest du dich als einen seltsamen Fußballer?

Nein, ich akzeptiere, dass ich anders bin. Heutzutage ist es z.B. merkwürdig, wenn man kein Konto auf Facebook oder Twitter besitzt. Allerdings brauche ich das nicht, um glücklich zu sein. Ich bin nicht besser oder schlechter als alle anderen.

Wie stellst du dir das Leben ohne Xavi vor?

Es ist schwierig, sich das vorzustellen. In der Nationalmannschaft ist es bereits Realität und erleichtert die Vorstellung. Es ist aber schwierig, mir eine Kabine ohne Xavi vorzustellen. Das wird merkwürdig werden. Er hat sich jeden Tag eingebracht, seine Anwesenheit war wertvoll. Er kam immer als einer der ersten, hat stets etwas zu der Gruppe gesagt. Er hat schwierigen Situationen die Stirn geboten, Scherze gerissen…wir werden die Leere bemerken.

Bedeutet das, dass auf dich andere Anforderungen zukommen?

Ich nehme das so auf, dass ich mehr Verantwortung werde übernehmen müssen. Innerhalb von zwei Jahren sind Puyol, Víctor und Xavi gegangen. Wir werden ihre Plätze ausfüllen müssen, das ist klar. Es verbleiben noch Andrés, Piqué, Javier…Ich denke, dass ein Teil der Verantwortung auch auf mich entfallen wird.

Stichwort Piqué: Was denkst du über die Pfiffe gegen ihn vonseiten der Fans der spanischen Nationalmannschaft?

Ich werde hier nicht ehrlich sein, weil ich es nicht kann. Ich will nur, dass dies aufhört. Wenn wir für die Nationalmannschaft spielen, tun wir dies mit Hingabe und möchten gerne, dass man uns mit positiver Energie unterstützt. Die Pfiffe auf einen Kollegen sind peinlich. Sie denken wohl, dass die Pfiffe nur in Richtung Gerard gehen. Dabei treffen sie uns alle.

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