Athletic Bilbao gegen Barça – Wieder Probleme mit dem Pressing

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Nach der Niederlage bei Ajax Amsterdam wollte der FC Barcelona eine Reaktion zeigen. Man präsentierte sich zwar besser als in der Champions League, war aber dennoch weit von der Normalform entfernt und verlor dementsprechend mit 0-1.

Tata Martino setzt auf folgende Startelf:

Die Gastgeber aus dem Baskenland starteten, wie man es erwarten durfte, mit einer sehr hohen Intensität. Sie spielten ein starkes und mutiges Offensivpressing. Nicht erst seit dem Ajax-Spiel ist man in Bilbao der Ansicht, dass der Angriff die beste Verteidigung gegen Barça ist. Durch das hohe Pressing wollte man den katalanischen Spielaufbau stören und den Gegner zu Ballverlusten zwingen. Umso weiter vorne (aus Bilbao-Sicht) ein solcher zustande kommt, umso besser. Denn: Der Weg zum Tor von Pinto verkürzte sich in diesem Fall.
Insgesamt ging diese Taktik relativ gut auf. Bilbao störte Barça praktisch regelmäßig und erzwang so auch einige Ballverluste. Dadurch hielt man Barça phasenweise auch vom eigenen Tor fern, was natürlich mit zum Plan gehörte. Das Spiel war insgesamt sehr abwechslungsreich, es war immer wieder ein anderes Team dominanter und hatte Oberwasser. In den Phasen, in denen dies auf Barça zutraf, gelang es Bilbao nicht, durch ihr Pressing Fehler zu erzwingen. Sie ließen sich teilweise zu leicht ausspielen und liefen nicht optimal. Jedoch ist es auch Barças (individueller) Klasse geschuldet, dass sie sich auch einige Male aus Bilbaos Pressing befreien konnten.

Alles in allem ließ Bilbao relativ wenig zu, aber wenn Barça zielstrebig und dynamisch nach vorne spielte, bekamen die Basken durchaus auch Probleme. Sie taten sich auch schwer damit, nachrückende Spieler, die in ungewöhnliche Positionen vorstießen, zu verteidigen. Beispielsweise ließen sie Martín Montoya, der ins Zentrum marschierte, einmal völlig frei, sodass er gut angespielt werden konnte. Jedoch schaffte es Bilbao am Ende doch noch ihn zu stoppen.
Presste Bilbao offensiv und schaffte es dabei nicht, den Ball zurückzuerobern, ergab sich einiges an Raum für Barça. Bilbao ging dieses Risiko bewusst ein und war sich auch darüber im Klaren, dass das hätte schiefgehen können. Am Ende ging es aber gut für sie aus, was auch an der Rolle von Cesc Fàbregas lag; aber dazu sogleich mehr.

Offensive baut auf Defensive auf, oder umgekehrt?

Bilbaos Pressing ist zum einen natürlich ein Mittel für die Defensive, für die Balleroberung, aber zum anderen auch ein offensives Mittel, um schnell zum Torabschluss zu kommen. Es ist so, wie es Jürgen Klopp einst sagte: Das Offensivpressing ist der beste Spielmacher. Schafft man es damit den Ball zu erobern, so ist der Gegner ungeordnet. Man findet also quasi den perfekten Moment für einen Angriff vor, vor allem da viele Spieler schon vor dem Ball sind. Und genau so war es auch bei Barça im Spiel gegen Bilbao. Hatten die Katalanen den Ball, wollten sie natürlich nach vorne spielen und rückten dementsprechend auf. Verlor dann aber einer der hinteren Spieler den Ball, so fehlten die aufgerückten Spieler nun im Spiel gegen den Ball.
Genau diese Situation konnte Bilbao relativ oft erzwingen und dadurch auch gewinnen. Bis auf ein paar Ausnahmen schafften es die Gastgeber sehr gut, bei eigenem Ballgewinn schnell nach vorne zu marschieren. Damit ist nicht nur der ballführende Spieler gemeint, sondern das gesamte Kollektiv. Durch diese Situationen brachten sie Barça immer wieder in Schwierigkeiten, kamen aber nur selten zu wirklich guten Chancen.

Letztlich fiel aber auch der Siegtreffer durch solch eine Balleroberung. Andrés Iniesta lässt sich zu viel Zeit mit dem Ball und verliert ihn dank Bilbaos gutem Pressing. Da Adriano schon etwas aufgerückt war, fehlte er hinten und Mascherano rückte heraus. Als dieser ebenfalls ausgespielt war, musste Gerard Piqué nach außen rücken, um Susaeta zu stören. Da aber auch Martín Montoya vor dem Ballverlust aufgerückt und noch nicht wieder komplett zurück war, stand Torquero in der Mitte frei. Susaeta spielte den Ball in die Mitte, wo Torquero den Ball zwar nicht erwischte, dafür aber der nachrückende Iker Muniain, der vor Montoya einschieben konnte.
Es war also ein beispielhaftes Pressing-Tor. Barça war aufgerückt, verlor den Ball und kam dann nicht hinterher. Dies konnte man gut an Montoya beobachten. Sein Gegenspieler Muniain konnte nach Iniestas Ballverlust direkt nach vorne durchstarten, während Montoya plötzlich seinen Lauf nach vorne abbrechen und wieder nach hinten spurten musste. Dass er Muniain dann nicht mehr stellen kann, ist nicht allzu überraschend.

Barça besser als gegen Ajax, aber zu lasch

Barça präsentierte sich besser als noch in Amsterdam, ließ aber teilweise die Zielstrebigkeit vermissen. Sie versuchten dagegenzuhalten und spielten auch ordentlich gegen den Ball – zumindest war der gute Wille erkennbar. In den Phasen, in denen man den Ball gut laufen ließ, versäumte die Mannschaft sich mehr Chancen herauszuspielen beziehungsweise die vorhandenen zu nutzen. 
Defensiv geriet Barça einige Male unter Druck, konnte sich in den meisten Fällen aber noch befreien. Das Team ließ zwar nur drei Großchancen zu, aber gänzlich stabil wirkte das Ganze nicht. Zugegeben, die erste Großchance für Bilbao entstand aus einem unglücklich abgefälschten Ball, aber man hätte die diversen Angriffe der Gastgeber oft schon früher stören und dann selbst schnelle Angriffe fahren müssen.

Der Verlust von Fàbregas

Cesc Fàbregas ist für solche Spiele eigentlich wie geschaffen, vor allem durch seine Direktheit. Diese konnte er aber nur selten zeigen, und das lag daran, dass er als ‘Falsche Neun’ agieren musste. Dadurch hatte er das Spiel nicht so vor sich, wie er es gerne hätte, und war für einen zu großen Zeitraum isoliert. Seine Stärke ist es, nach Ballgewinn den Ball schnell und direkt nach vorne zu spielen, so wie beispielsweise in Valencia beim 3-2 Sieg diese Saison. Weil er aber so weit vorne stand, konnte er diese Stärke nicht ausspielen, was ihn und Barça einer wichtigen Waffe in diesem Spiel beraubt hat.
Zudem hat man Xavi angemerkt, dass solche Spiele nichts mehr für ihn sind. Er war im ersten Durchgang unsichtbar, wurde aber in der zweiten Hälfte besser. In solchen direkten, intensiven Spielen wirkt er teilweise überfordert, vor allem wenn er nicht ganz frisch ist. Vielleicht wäre es besser gewesen, Sergi Roberto starten zu lassen, der ein Box-to-Box Spieler ist. Andererseits wäre es vielleicht auch etwas hart gewesen, ihn das erste Mal gerade in Bilbao beginnen zu lassen.

Wieso aber spielte Fàbregas ganz vorne, obwohl er als Achter besser aufgehoben wäre? Dies lag vermutlich daran, dass Martino Neymar auf dem Flügel stärker sieht als im Zentrum. Also stellt er Fàbregas ins Zentrum, um mehr von Neymars Stärke zu haben. Hätte er Neymar ins Zentrum gestellt, hätte er eventuell weniger von ihm gehabt, dafür aber mehr von Fàbregas und dazu noch einen aktuell relativ schwachen Pedro. Egal wie Martino entschieden hätte, negative Kritik wäre ihm sicher gewesen. Es ist aktuell keine einfache Situation mit so vielen Verletzten, da dem Trainer somit noch weniger Optionen zur Verfügung stehen.
Martino entschied sich für die vermeintlich sicherste Variante mit Xavi und Iniesta im Mittelfeld, also zwei sehr ballsicheren Spielern. Vielleicht, aber das ist nur Spekulation, wäre ein Mittelfeld bestehend aus Iniesta und Fàbregas oder Sergi Roberto besser gewesen. Es wäre ein größeres Risiko gewesen, aber eventuell hätte es sich bezahlt gemacht.

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