FC Barcelona gegen Real Madrid – Tata Martino überrascht alle

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Am 10. Spieltag der Saison stand es endlich an, das große Duell zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid – El Clásico! In einem sehr interessanten und irgendwie gänzlich anders geartetem Spiel als in der letzten Saison, setzte sich Barça zwar verdient, aber auch mit etwas Glück mit 2-1 durch.

 Tata Martino ließ folgende Elf im Clásico starten:

Einwechslungen:

69. Sànchez für Fàbregas
76. Song für Iniesta
84. Pedro für Neymar

Real Madrid – Die Rückkehr des Kettenhundes

Carlo Ancelotti überraschte mit seiner Aufstellung und schickte Sergio Ramos ins Mittelfeld. Die Intention dahinter war klar: Ramos sollte als eine Art Kettenhund Messi bewachen, wenn dieser sich aus dem Dunstkreis der Innenverteidiger wegbewegt. Eine ähnliche Taktik wandte schon José Mourinho im Champions League-Halbfinal-Hinspiel im Bernabéu 2011 mit Pepe an. Die Idee ist prinzipiell durchaus gut, da man es Messi somit schwer macht, sich zwischen den Linien zu bewegen. Dies gelang dem Argentinier in den letzten Clásicos bereits nicht mehr so gut wie noch vor einigen Jahren. Durch die vielen Aufeinandertreffen konnten sich die Madrilenen immer besser auf die Spielweise mit der ‘Falschen Neun’ einstellen, wodurch sie diese auch immer besser verteidigten.

Doch das gelang diesmal nicht, weil Tata Martino Ancelotti in dieser Hinsicht klassisch auscoachte. Martino sagte nach dem Spiel, dass man Madrid mit genau dieser Taktik erwartet habe, wenn auch mit anderen Spielern. Daher begannen die Katalanen mit Fàbregas als nomineller ‘Falschen Neun’, während Lionel Messi auf dem rechten Flügel spielte. Dies machte die Positionierung von Ramos im Mittelfeld quasi wirkungslos, zumindest in Anbetracht der Intention, die eigentlich hinter dieser Aufstellung stand. Ramos konnte Messi nur in den seltensten Fällen stellen und kümmerte sich ansonsten um Fàbregas und die anderen aufrückenden Spieler der Katalanen. Die angedachte Rolle als Kettenhund kam nicht zustande und dies war auch einer der Gründe für Barças Dominanz im ersten Durchgang.

Überforderte Außenverteidigung

In den letzten Clásicos war es praktisch immer so, dass Barça durch das Zentrum angreifen wollte, dies aber nicht wirklich gelang, da Madrid gerade dort sehr sicher stand. Über die Außen ging in diesen Spielen nicht viel bei den Katalanen, auch weil die Flügelstürmer zu dieser Zeit ihrer Form hinterhergerannt waren. Mit Neymar hat der FC Barcelona nun aber einen echten Topspieler auf den Außen, der immer für Gefahr sorgen kann. Und da Messi auf rechts spielte, war es also plötzlich nicht mehr das Zentrum, das Madrid dichtmachen musste, sondern die Seiten.
Damit rechneten die Gäste aber nur teilweise. Dass Neymar über links kommen würde, war klar, dass aber auch Messi über außen kommen wird, war – wie schon beschrieben – unerwartet. Real war eigentlich darauf vorbereitet, sich vor allem auf das Zentrum zu konzentrieren und eben noch auf Neymar. Nun mussten sie aber beide Seiten verteidigen, hatten jedoch ihr Augenmerk eigentlich auf das Zentrum gerichtet. So kam es einige Male zu Szenen, wo Messi und Neymar viel Platz hatten und das direkte Duell mit Marcelo beziehungsweise Carvajal suchen konnten. Die Madrider-Spieler bekamen dann oft Hilfe von nach außen gerückten Mitspielern, was wiederum mehr Platz im Zentrum schaffte. Diesen nutzten dann Barças Mittelfeldspieler sowie der Außenspieler, der gerade nicht ,,beschäftigt” war. Der FC Barcelona verlangte Real Madrid eine Art der Verteidigung ab, mit der sie nicht gerechnet hatten und die wohl auch deshalb nicht reibungslos funktionierte.

Madrids größtes Problem – Der Ball

Barça stellte Real Madrid vor ein Problem, welches die Gäste am allerwenigsten erwarteten: Der Gastgeber gab ihnen den Ball. Die Katalanen verzichteten auf kollektives Offensivpressing. Lediglich der ballnahe Spieler übte Druck auf den Gegner aus. Der Rest der Mannschaft sortierte sich in der eigenen Hälfte und wartete auf den Angriff der Madrilenen. Diese waren also gezwungen das zu tun, was ihnen gegen eine kompakte Abwehr kaum einmal gelingt, nämlich sich durch Kreativität Lücken zu erspielen.
Schon im letzten Jahr war es so, dass sich Real Madrid gerade dann schwer tat, wenn der Gegner hinten drin stand und sie gezwungen waren, das Spiel zu machen. Diese Saison schien es, als wollen sie dieses Problem beheben, doch dann verkauften sie Özil und holten den Konterspieler Bale. Dass dieser dann gegen Barça auch gleich beginnen durfte, während Illara oder Isco nur auf der Bank saßen, machte das Spiel von Madrid nicht gerade kreativer. Martino wusste, dass man den Gästen zu viele Räume bieten würde, wenn man Offensivpressing praktizieren ließ – deshalb ließ er pragmatischer spielen. Der FC Barcelona stand kompakt und verteidigte gegen die sehr einfallslosen Madrilenen im ersten Durchgang hervorragend.

In der zweiten Halbzeit merkte man Barça an, dass die Spieler müde wurden und deshalb die Intensität fehlte. Dadurch wurde Madrid besser und gefährlicher. Sie hatten nun mehr Platz und nutzten diesen phasenweise auch ganz gut. Real spielte schneller, direkter und zielstrebiger, und kam auch zu einigen Chancen. Víctor Valdés bestätigte jedoch seine ausgezeichnete Form und hielt die Katalanen in Führung.
Das einzige Tor gelang Madrid dann passenderweise durch einen Konter, als Barça in der Nachspielzeit zu weit aufrückte.

Stilsichere Pragmatik

Wie schon erwähnt, agierte Barça pragmatischer als noch in den Clásicos der letzten Saison. Sie gaben Madrid Platz in deren Hälfte und ließen die Gäste ein wenig kommen. Dadurch wollte man Reals Schwächen im kreativen Offensivspiel ausnutzen und sie so zu Ballverlusten zwingen. Die Gäste rückten mit dem Ball etwas auf, wodurch der FC Barcelona auch mehr Platz zum Angreifen hatte, nachdem sie den Ball eroberten. Diese Spielweise der Katalanen war aber keinesfalls eine Abkehr vom traditionellen Barça-Stil, es war vielmehr eine Anpassung an die Gegebenheiten. Hätten die Gastgeber versucht, Offensivpressing zu spielen, hätten sie vielleicht offensiv mehr Gefahr erzeugt, defensiv aber viel mehr Probleme gehabt. Durch diese etwas pragmatischere Spielweise nahm man Madrid den Platz zum Kontern und verringerte somit auch Madrids Geschwindigkeit.
Ronaldo, Di Maria und auch der in der Mitte spielende Bale fanden kaum Eins-gegen-Eins-Situationen vor, die im letzten Jahr noch eine so große Waffe für Madrid waren. Barças Außenverteidiger blieben diszipliniert weiter hinten und neutralisierten ihre Gegenspieler, bis auf ein paar Ausnahmen, sehr gut. Vorstöße gab es von Adriano und Alves aber trotzdem, aber eben gut dosiert beziehungsweise getimed. Gingen beispielsweise Di Maria und Bale mit nach hinten, konnte Adriano ruhig nach vorne marschieren, da dies keine Gefahr verursachte.

Der Verwirrfaktor Fàbregas

Cesc Fàbregas hatte in diesem Clásico eine ganz besondere Rolle. Er wurde nominell als ‘Falsche Neun’ aufgestellt, spielte aber auch auf rechts und im Mittelfeld. Zuletzt habe ich an Fàbregas’ Auslegung der ‘Falschen Neun’ kritisiert, dass er zu oft nach hinten geht und zu selten in die Spitze stößt. Und genau diese beiden Punkte waren im Clásico ein wichtiger positiver Faktor für Barça. Fàbregas ging kaum einmal in die Spitze und überließ es vor allem Neymar und Messi, gefährlich zu werden. Barcelonas Nummer vier zog sich oft zurück und bildete mit Busquets, Xavi und Iniesta ein Vierermittelfeld. So war das Zentrum kompakt besetzt und die Gegner waren beschäftigt. Dadurch verhinderten die Katalanen, dass Khedira, Modric und Ramos regelmäßig ihren Außenverteidigern helfen konnten. Wären sie nämlich nach außen gerückt, hätte Barça im Zentrum eine gefährliche Überzahl gehabt. Dies führte dann auch dazu, dass teilweise Bale mit nach hinten kam, um es einem Sechser zu erlauben, auf außen zu gehen. Somit war Madrid dann auch offensiv harmloser, da vorne nur ein bis zwei Spieler standen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt im Spiel von Fàbregas war sein Zusammen- und Wechselspiel mit Lionel Messi. Teilweise tauschten die beiden ihre Position abseits des Balles und teilweise mit dem Ball. So zog dann beispielsweise Messi – während er, Fàbregas und eventuell noch weitere Mitspieler sich den Ball zuspielten – ins Zentrum, während Fàbregas auf die rechte Seite ging. Auffällig war auch, dass der Ex-Arsenal-Akteur sehr oft zentral halbrechts spielte. Er war also im Zentrum, aber gleichzeitig schon in Richtung Messi orientiert. Dies lag daran, dass Messi nicht über die volle Spielzeit mit nach hinten arbeitete, was so gewollt war. Messi sollte immer wieder vorne bleiben, um den Raum nutzen zu können, den Marcelo durch seine zugegebenermaßen seltenen Offensivausflüge preisgeben würde. Bleibt aber Messi vorne, so sieht sich Alves zwei Gegenspielern gegenüber, nämlich Ronaldo und Marcelo. Zwar können Xavi oder Busquets da auch noch aushelfen, dies würde aber einem Madrilenen im Zentrum mehr Platz verleihen. Daher war es so wichtig, dass Marcelo immer bearbeitet wurde, entweder von Messi oder eben von Fàbregas.

Auf Pragmatik folgt Klassik

Im Laufe der zweiten Halbzeit änderte Martino dann seine Taktik. Das lag auch daran, dass sich seine Mannschaft nun schwerer tat, was an der aufkommenden Müdigkeit und der damit verbundenen sinkenden Intensität lag. Fàbregas wurde von Alexis Sánchez abgelöst, welcher noch mal frischen Schwung ins Spiel brachte, sowohl offensiv  als auch defensiv. Defensiv half er dem Team, sich wieder zu stabilisieren und gewann einige wichtige Bälle zurück. Offensiv konnte der Chilene mit guten Laufwegen, gutem Behaupten des Balles und dem entscheidenden Traumtor zum 2-0 überzeugen.
Martino ging mit diesem Wechsel wieder zu der ,,normalen” Taktik über, die dann auch funktionierte. Messi agierte nun im Zentrum und tat dies auch gut. Das lag zum einen daran, dass Ramos schon ausgewechselt war und zum anderen daran, dass Madrid nun offensiver spielte; schließlich brauchten sie unbedingt ein Tor. Martinos pragmatischere Taktik führte also quasi dazu, dass die klassische Taktik gegen Real Madrid mal wieder funktionierte. Der Schlüssel scheint die Variabilität im eigenen Spiel zu sein und die scheint Martino nun gefunden zu haben.

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