Wie flexibel ist der Kader des FC Barcelona?

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Bildquelle: fcbarcelona.com

Nach dem Spiel gegen den AC Mailand letzte Woche sah ich bei Twitter den Kommentar eines Users, der meiner Meinung nach viel Ahnung von Fußball und Barça hat. Dieser User meinte, dass es Tata Martino mit dem aktuellen Kader nicht möglich sei, ein Spiel durch Einwechslungen zu verändern. Er könne nur Spieler tauschen, aber dadurch kaum neue Impulse ins Spiel bringen. Ich stimmte dieser Einschätzung zu, doch dann kam der Clásico.

Zu ähnliche Spielertypen

Barças Kader hat insgesamt eine sehr überschaubare Anzahl an verschiedenen Spielertypen. Der Kader ist auf das traditionelle Kurzpassspiel angelegt worden und bietet einem Trainer aktuell nicht unbedingt die Möglichkeit, während eines Spiels viel zu ändern. So macht es für die Spielanlage keinen Unterschied, ob man zwischen Iniesta, Xavi oder Fàbregas wechselt. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen diesen Spielern und jeder der drei Genannten könnte – dank seiner individuellen Klasse – als Joker ein Spiel entscheiden, aber die Spielgrundlage bliebe gleich. Ähnliches gilt für die Stürmer, ob man jetzt Sánchez oder Pedro bringt und auf außen spielen lässt, macht erst mal taktisch gesehen keinen großen Unterschied.

Hat man allerdings Pedro und Sánchez im Team und wechselt Neymar ein, dann ist damit schon eine gewisse Veränderung verbunden, weil man so auch mehr Dribbelstärke ins Team bringt. Da Neymar aber quasi ein Stammspieler ist und es hier darum geht, wie man ein Spiel mit Spielern von der Bank verändern kann, sei dieses Szenario mal außen vor gelassen.
Der einzige wirkliche “Game Changer” in Barças Kader ist Cristian Tello. Der junge Flügelstürmer bringt etwas ins Team, was man sonst nicht hat. Nämlich eine enorme Schnelligkeit und auch die Bereitschaft, einfach mal die Linie runter zu laufen und dann den Ball in die Spitze zu spielen. Gerade gegen müde Gegner zeigt er immer wieder, was für ein guter Joker er sein kann. Problematisch ist allerdings die Tatsache, dass er über links deutlich besser ist als wenn er über rechts kommt. Links spielt allerdings Neymar, der in knappen Spielen wohl eher selten ausgewechselt werden dürfte.

Der Versuch, Variabilität zu schaffen

Martino ist sich darüber bewusst, dass er der Mannschaft verschiedene Optionen in die Hand geben muss, um die Gegner zu bespielen. So zeigte er gegen Rayo Vallecano, dass er auch mal auf lange Bälle setzen kann, wenn es der Gegner erfordert und dies dem Team hilft. Er weiß auch – wie schon seine Vorgänger -, dass die Teams sich mit der Zeit an Messi als ‘Falsche Neun’ gewöhnt haben. Diese Rolle funktioniert nicht mehr so gut wie früher, daher braucht der kleine Argentinier vorne im Zentrum Unterstützung. Diese kann Alexis Sánchez bieten. Der Chilene wurde schon des Öfteren als eine Art “Neun” eingesetzt. So gab er Messi eine Anspielstation und verschaffte ihm Platz, da er die gegnerischen Verteidiger auf sich zog.
Spielt man auf diese Weise, muss aber Dani Alves deutlich offensiver agieren, damit das Spiel der Katalanen auch die nötige Breite hat. Man geht also mehr Risiko ein, um offensiv gefährlicher zu sein. Gegen eine solch konterstarke Mannschaft wie Real Madrid hätte das nicht funktioniert, daher probierte Martino eine interessante Taktik aus, die zeigte, dass der Kader eventuell doch eine gewisse Variabilität mitbringt.

Clásico nur ein Vorgeschmack?

Gegen Real Madrid begann Cesc Fàbregas als ‘Falsche Neun’. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, da er diese Position schon mehrmals bekleidet hatte, als Messi verletzt fehlte. Jedoch war der Argentinier diesmal fit und spielte auch – aber auf dem rechten Flügel. Zudem war Fàbregas keine echte ‘Falsche Neun’, sondern quasi ein “falscher” ‘Falscher Neuner’. Er ließ sich oft sehr weit ins Mittelfeld fallen, sodass Barça oftmals in einer Art 4-4-2 agierte. Fàbregas half seinen Kollegen eine Überzahl im Mittelfeld herzustellen, während Messi und Neymar über außen – und der ballfernere der Beiden auch über innen – für Gefahr sorgten. Somit konterte man Reals dichtes Spiel im Zentrum und verwirrte die Madrilenen, indem man sie überraschte.

Mit einer solchen Startaufstellung ist es durchaus möglich, das Spiel entscheidend zu verändern, da man mit Pedro oder Sánchez ganz andere Spielertypen auf der Bank sitzen hat als beispielsweise Fàbregas. Das hat man sehr gut gesehen, als der Chilene den Spanier ersetzte. Messi rückte wieder mehr ins Zentrum, während Sánchez über den Flügel sehr gute Wege in die zentrale Spitze startete. Es war nun wieder das klassische Barça-Spiel, allerdings gegen müde Gegner – wodurch Sànchez Lücken leichter nutzen konnte, als es zu Beginn möglich gewesen wäre. Im Vergleich zum ersten Tor, welches noch mehr oder weniger über die Außen fiel, erzielte Sánchez das 2-0 nach einem Angriff, der sehr zentral aufgebaut wurde, also ganz klassisch für Barça-Verhältnisse.

Martino hat keinen ‘Neuner’ im Kader, den er bringen kann, wenn es nicht läuft, und er hat auch keinen weiteren Achter, den er bei steigender Müdigkeit einsetzen kann, wenn Fàbregas, Xavi und Iniesta beginnen. Dennoch hat der Trainer scheinbar einen Weg gefunden, dem Kader eine gewisse Variabilität zu geben und den Gegner zu überraschen, auch was die Spielanlage angeht. Das Spiel gegen Real Madrid war hierfür prinzipiell nur ein unzureichender Beweis, weil Barça führte, als Martino seine Wechsel vornahm. Ob er mit solchen Taktikumstellungen auch ein Spiel drehen kann, wird sich erst noch zeigen müssen.

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