Kommentar: Barças Torhüter und der Faktor Kommunikation

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Auf der Linie haben viele Torhüter bekanntlich ihre größten Stärken. Doch ist das bloße Verhindern von Gegentoren nicht das Einzige, worauf es bei einem guten Schlussmann ankommt. Speziell beim FC Barcelona stehen andere Qualitäten im Vordergrund, und ein Aspekt ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig: Die Kommunikation.

Claudio Bravo ist aktuell die Nummer Eins beim FC Barcelona und startete bisher in allen sieben Spielen in La Liga. Nur in der Champions League, da durfte Marc-André ter Stegen in den ersten beiden Partien ran und sich unter Beweis stellen. Jordi Masip hat bisher, auch wegen einer Verletzung, noch gar nicht gespielt. Nicht Wenige hinterfragen nun, warum gerade Bravo die erste Wahl von Luis Enrique ist. Die Frage beschäftigt auch mich, weshalb ich mir zu diesem Thema einige Gedanken gemacht habe.

Ich bin davon überzeugt, dass sich Bravo und ter Stegen grundsätzlich nicht viel nehmen, wenn es um das reine Abwehren von Schüssen geht. Beide sind sehr starke Torhüter auf der Linie und wissen auch in der Luft zu überzeugen. Wobei ich dort gewisse Vorteile bei ter Stegen sehe, trotz seines Fehlers gegen Paris Saint-Germain. Was das Spiel mit dem Ball angeht, dort ist ter Stegen Claudio Bravo überlegen und öfter bestrebt, den Ball gezielt zum Mitspieler zu bringen.
Alles in allem schätze ich aber beide Spieler als sehr gute Torhüter und es bleibt die Frage, warum Claudio Bravo aktuell den Vorzug vor Marc-André ter Stegen erhält. Ich wage zu behaupten, dass ein wesentlicher Grund darin liegt, dass der Chilene fließend Spanisch spricht, während der junge Deutsche die Sprache erst noch lernen muss.

Ein Torhüter muss nicht nur Bälle halten, die auf sein Tor kommen; er muss gerade auch das Spiel seiner Mannschaft von hinten heraus organisieren und koordinieren. Als Torhüter sieht man viel mehr als die Verteidiger, und diesen Vorteil muss man auch nutzen und seinen Mitspielern helfen. Man muss ihnen sagen, wenn irgendwo ein Gegenspieler frei steht, oder wenn sich einer von seinem Bewacher löst. Kommunikation ist hierbei enorm wichtig. Das gilt auch für Standardsituationen, bei denen der Torhüter ebenfalls den besten Überblick über das ganze Chaos in seinem Sechzehner hat und demnach auch seine Mitspieler so organisieren muss, dass möglichst wenig Gefahr entsteht.
Ter Stegen galt bei Gladbach als sehr lautstarker Torhüter, der diese Aufgaben fantastisch erfüllt hat. Doch ist es noch mal etwas ganz anderes, dieses Organisationstalent auch beim FC Barcelona einzubringen – gerade als Frischling mit rudimentären Sprachkenntnissen. Es dauert nun mal seine Zeit, bis man sich eingelebt und so viel Selbstvertrauen getankt hat, dass man in der Lage ist, auch in einem so großen Team lautstarke Kommandos zu geben. Und ebenso lange dauert es leider auch, bis ein Neuankömmling die Sprache hinreichend beherrscht. In diesem Bereich ist Claudio Bravo ter Stegen klar überlegen, schließlich spricht er die Sprache fließend und kann darüber hinaus auf eine Menge Erfahrung zurückgreifen. Es kommt nicht von ungefähr, dass er Kapitän der chilenischen Nationalmannschaft ist. Daher fällt es ihm viel leichter, sein Team lautstark zu organisieren, was man im bisherigen Saisonverlauf schon gut beobachten konnte.

Während ter Stegen hier noch deutlich das Nachsehen hat. Unzweifelhaft ist Bravos Lautstärke deutlich höher und er gibt mehr Kommandos, während ter Stegen sich noch sehr zurückhält. Dies soll allerdings keine Kritik am jungen Deutschen sein, denn so etwas ist völlig normal. Zudem verpflichtete Barça ihn nicht für eine Saison, sondern hat nachhaltige Pläne mit dem einstigen Mönchengladbacher. Ter Stegen wird sich immer besser einleben, die sprachlichen Defizite aufholen und dann auch die Mannschaft besser organisieren können. Aufgrund dieser positiven Prognose ist es daher auch verständlich, dass Luis Enrique ihm möglichst viele Spiele geben will und ihn deshalb in der Champions League ranlässt. Das birgt zweifellos auch Risiken, da ter Stegen die Spielpraxis fehlt, um seine Topform erreichen zu können. Es ist ein schmaler Grat, auf dem Luis Enrique wandert; ihm obliegt, die Spielzeiten der Torhüter so einzuteilen, dass jeder seine volle Leistung bringen kann.

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