Todibo spricht über Probleme bei Barça – “Hätte mehr Spielzeit verdient gehabt”

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Jean-Clair Todibos Zukunft beim FC Barcelona ist ungewiss. Der Franzose, zuletzt an den FC Schalke 04 verliehen, will nur eines: spielen und dadurch Erfahrung sammeln. In einem Interview sprach Todibo über seine Anfangszeit und Probleme bei Barça, die Gründe für seinen Wechsel zu Schalke und seinen Wunsch für die Zukunft.

Jean-Clair Todibo gab der französischen Zeitschrift Onze Mondial ein ausführliches Interview, in dem er über seinen Wechsel vom FC Toulouse zum FC Barcelona, seine Anfangszeit bei Barça und die Gründe seiner Leihe zum FC Schalke 04 sprach. Zudem erklärte Todibo, dass er dringend Spielzeit braucht um Erfahrungen zu sammeln – egal, bei welchem Verein. Wir haben für euch die wichtigsten Passagen des Interviews zusammengefasst und übersetzt.

Frage: Du hattest dich entschieden, zu Barça zu wechseln. Warum? War dieser Schritt nicht ein bisschen zu groß für dich?

Jean-Clair Todibo: Weil Barça mein Herzensklub ist! Ich ging mit den Gedanken da hin, mich durchsetzen zu können. Und außerdem war es mein Traum, einmal für Barça zu spielen, den besten Klub der Welt.

Und du hast dir nie gedacht: “Barcelona ist eine Nummer zu groß für mich”?

Nein, davor hatte ich überhaupt keine Angst.

Wie ging die Entscheidung zu diesem Wechsel vonstatten?

Einige große Vereine waren interessiert. Ich war schon kurz davor, bei einem anderen Klub zu unterschreiben, aber dann hat Barça auf einmal alles beschleunigt und die Sache war durch. Ich konnte nicht Nein sagen. Noch dazu ist es schön, den ersten Profi-Kontrakt beim FC Barcelona zu unterschreiben.

 

Du hast dann plötzlich eine Kabine mit Messi, Suárez und Piqué geteilt. Warst du beeindruckt?

Ich hatte mich davon losgelöst. Um die Wahrheit zu sagen: Ich habe Zeit gebraucht, um zu realisieren, dass ich mich in der Kabine Barças befinde. Am Anfang war alles so, als wäre ich noch in Toulouse und ich war ganz ruhig. Als ich dann mein Debüt bei den Profis gegeben habe, wurde mir aber bewusst, dass es jetzt wirklich ernst wurde. Ich erinnere mich noch, dass ich einmal dachte: “Heute bin ich auf dem Feld gestanden und habe zu Leo gepasst, das ist doch verrückt.”

Was hast du durch den Umgang mit diesen Spielern gelernt?

Dass das Leben trotzdem normal ist. Die Stars sind auch nur normale Menschen, die normal leben. Sie lachen, machen Witze, so wie alle. Auch sie stehen in der Früh auf, gehen zur Arbeit und danach wieder nach Hause.

Ist es für dich das gleiche, in der Umkleidekabine von Toulouse oder von Barça zu sein?

Ja. Egal wo, jede Kabine funktioniert irgendwie auf dieselbe Art. In Barcelona ist nur der Status ein anderer. Und dann ist das Niveau, den Fußball betreffend, natürlich höher, die Anforderungen ebenso. Die Atmosphäre ist die gleiche, und nur weil die Spieler als Stars gelten, bedeutet das nicht, dass sie anders sind. 

Hast du auf dem Spielfeld neue Dinge entdeckt?

Absolut! Ich habe viel gelernt. Wenn du auf dem Platz stehst und zwei Ballberührungen machst, obwohl eine auch ausreichen würde, bemerkt man das unter den großen Spielern sofort. Die ersten Monate war das seltsam und ich habe mich selbst hinterfragt. Ich habe mich viel mit meinem Umfeld ausgetauscht.

Todibo: “Als ich gesehen habe, dass Busquets keinen einzigen Ball verloren hat, während ich in derselben Zeit sechs Bälle verloren habe, habe ich mich selbst in Frage gestellt”

Hast du gedacht: “So gut bin ich doch nicht…”?

Ja. Du kommst zum Training und siehst, dass Busquets in der gesamten Übung keinen einzigen Ball verliert. Dann kommst du selbst und verlierst vier, fünf, sechs Bälle… Vier oder fünf Bälle während einer Trainingseinheit zu verlieren, ist ja nicht so viel, denkst du dir. In Toulouse hätte man dir gesagt: “Ist ja nicht so schlimm!” Als ich gesehen habe, dass Busquets keinen einzigen Ball verloren hat, während ich in derselben Zeit sechs verloren habe, wurde ich dadurch gezwungen, mich selbst in Frage zu stellen.

Was hast du dich dann gefragt?

Ich dachte: ‘Wie kommt es, dass er keinen einzigen Ball verliert, während ich so viele verliere?’ Danach habe ich versucht, meine Art des Fußballs zu korrigieren. Ich habe beobachtet, was er macht und was die anderen machen. Ich beobachtete ihre Bewegungen beim Training und versuchte, mich anzupassen. Ich gab mein Bestes, um auf dasselbe Niveau zu kommen. Im Prinzip wirst du auch gezwungen, auf dieses Niveau zu kommen, andernfalls bist du raus.

Von den Franzosen abgesehen, welche Ratschläge eines Spieles haben dir am meisten geholfen?

Nicht unbedingt die Ratschläge. Aber ein Spieler hat mich sehr unterstützt, und zwar Gerard Piqué. Vor allem bei meinem ersten Spiel im Camp Nou gegen Sevilla. Ich habe mit ihm zusammen gespielt und es hat alles geklappt. Ich habe zu ihm eine sehr gute Beziehung auf dem Feld. Er ist ein einfacher Typ, sehr ruhig und souverän.

Hattest du nicht Angst davor, im Camp Nou zu debütieren?

Doch, im ersten Spiel im Camp Nou fühlte ich vor der Partie den Druck. Wenn mich der Coach gefragt hätte “spürst du den Druck?”, hätte ich mit “Ja” geantwortet. Diesen Druck hat man mir während der ersten 20 Minuten auch angesehen. Ich war enthusiastisch und zugleich unter Druck.

Kannst du die französische Ligue 1 und die spanische La Liga vergleichen?

Die Ligue 1 ist körperlicher. Ballniveau, Technik, Taktik – da ist La Liga besser.

Wie hast du es geschafft, dich an das spanische Spiel zu gewöhnen?

Ich denke, ich habe von Grund auf eher einen spanischen Spielstil. Ich habe immer versucht, mit dem Ball zu spielen. Als ich klein war, habe ich auch oft Barça zugeschaut. Den Ball zirkulieren zu lassen und sich intelligent zu bewegen, das war auch mein Ding.

Todibo: “In dieser Saison hätte ich mir mehr Spielzeit verdient gehabt”

Dachtest du, du würdest mehr Spielzeit bei Barcelona bekommen?

Ja. Ich dachte, ich hätte mir in dieser Saison mehr Spielzeit verdient gehabt. Die ersten sechs Monate, nachdem ich angekommen war, hat es mich nicht gestört, nicht zu spielen. Ich habe ja im Training gesehen, dass mir noch das Niveau gefehlt hat. Aber dieses Jahr hätte ich mir mehr Spielzeit verdient gehabt. Aber ich habe daraus keine große Sache gemacht, weil das nunmal die Entscheidung des Trainers ist, das verstehe ich. Heute kann man mir was auch immer in Bezug auf Piqué sagen – wenn ich der Coach wäre, würde ich auch Piqué aufstellen und nicht Todibo. Er hat eine Erfolgsbilanz vorzuweisen, ist ein großartiger Spieler. Aber ich denke, ich hätte ein paar Partien spielen können.

Was fehlt dir, um auf Piqués Niveau zu kommen?

Die Erfahrung. Ich muss einfach mehr Spiele spielen. Er hat unglaubliche Partien gespielt. Er ist Weltmeister mit Spanien, er hat dreimal die Champions League gewonnen. Diese Erfahrung fehlt mir einfach. Deswegen würde ich als Trainer Piqué vor Tobibo aufstellen. Piqué hat großartige Spiele abgeliefert. Was hatte ich denn vorzuweisen? Zehn Spiele in der Ligue 1 und zwei gegen Huesca und Celta Vigo. Das kann man nicht mit Spanien-Niederlande 2010 vergleichen.

Ist das der Grund, warum du dich für eine Leihe entschieden hast?

Meiner Ansicht nach hatte ich das Niveau, um bei Barça zu spielen. Aber es ist so, dass das Niveau haben und Piqué vorgezogen zu werden zwei verschiedene Dinge sind. Zumal er ein “Monsieur” im Club ist. Er hat viel für Barça getan. Die Frage läuft darauf hinaus, wie man Erfahrungen sammelt. Wenn man mit Barça trainiert, sammelt man eine Menge Erfahrung – aber die beste Erfahrung ist auf dem grünen Rechteck, durch offizielle Spiele. Deshalb habe ich mich Schalke 04 per Leihe angeschlossen. Ich habe gespielt, Erfahrung gesammelt, und ich werde noch mehr sammeln.

Denkst du, es wird schwierig werden, bei Barça zu bleiben?

Das hängt von vielen Sachen ab: Von den Gesprächen mit dem Coach, mit den Verantwortlichen. Anschließend bedeutet das nicht, dass ich die Türen in Barcelona verschließen werde. Wenn ich zurückkehre, werde ich mein Bestes im Training geben. Denn ich liebe diesen Klub wirklich. Wenn der Trainer zu mir sagt: “Bleib, und du wirst Spielzeit bekommen”, wird mich das schon sehr ins Grübeln bringen. Aber bei Barcelona zu bleiben und drei Spiele in sechs Monaten zu spielen, ist nicht interessant. Ich bin erst 20 Jahre alt, ich muss spielen und Erfahrung sammeln. Ich will einfach nur spielen. Eine ganze Saison zu absolvieren ist etwas, das ich noch nicht getan habe.

Michael Weilch
Michael Weilch
Treuer Culé seit Beginn der Ära Messis und der festen Überzeugung, dass Barça "més que un club" ist. Hofft, dass sich die Blaugrana auf ihre historischen Wurzeln besinnt und gerade in heutigen Zeiten ein Leuchtbild für Demokratie und Chancengleichheit darstellt - der Grund, warum der FC Barcelona eben nicht "nur" ein Fußballverein ist. Motto: "Tots units fem força!"
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