Spielanalyse | FC Barcelona – Real Madrid: Valverdes Premiere misslingt

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Ernesto Valverdes erstes Pflichtspiel der Saison sollte direkt ein Clásico sein – das Hinspiel des spanischen Supercups im heimischen Camp Nou. Barças neuer Trainer musste dabei mit dem Problem fertig werden, dass er noch ein unvollständiges Team hat, während der Gegner ein eingespieltes und sehr ausbalanciertes Team aufbieten konnte. Während man dies im ersten Durchgang noch sehr gut ausgleichen konnte, erlaubte man den Madrilenen nach der Pause zu viele Räume zum Kontern, was sich letztlich einem zu harten Ergebnis ausdrückte.

Erste Halbzeit: Viele Fehler, kaum Tempo

In den ersten 45 Minuten wirkte dieses Spiel nicht wie ein Clásico. Beide Mannschaften spielten gefühlt mit angezogener Handbremse und waren extrem fehleranfällig im Aufbauspiel. Es kam kaum gefährliche Aktionen in den beiden Strafräumen, weil beide Teams zu ungenau im letzten Drittel spielten. Die Blaugrana kontrollierte das Geschehen zwar weitestgehend, doch es fehlten die Ideen in Strafraumnähe. Zudem zeigte sich erneut, dass Ivan Rakitić vieles ist, aber eben nicht kreativ genug, um gegen einen kompakten Gegner von der Qualität Real Madrids Ideen aus dem Mittelfeld zu liefern. Hier ist noch eine Neuverpflichtung nötig, um für mehr Kreativität zu sorgen, da andernfalls Lionel Messi zu oft sehr tief agieren muss um selbst Aktionen zu kreieren. Darüber hinaus fiel auf, dass Aleix Vidal zu fehleranfällig agierte. Im Spielaufbau war er zu ungenau und defensiv meistens zu weit weg von seinem Gegenspieler, weshalb Madrid in Vidals Zonen meist ungestört agieren konnte. Offensiv hat er seine Qualitäten, doch für Gegner dieses Kalibers scheint es bei ihm aufgrund der fehlenden Balance in seinem Spiel, nicht zu reichen. Es bleibt zu hoffen, dass Nelson Semedo sich schnell integrieren und diese Baustelle schließen kann.

Gerard Deulofeu zeigte eine sehr enttäuschende Partie. Der junge Spanier spielte sehr ängstlich und traute sich nie ins Dribbling zu gehen. Er spielte die Bälle zumeist sicherheitshalber zurück, oder versuchte Luis Suárez im Zentrum anzuspielen. Dabei zeigte sich allerdings, dass die beiden bisher noch gar nicht miteinander harmonieren, da es extrem viele Missverständnisse der beiden gab und zudem der Großteil von Deulofeus Bällen ins Zentrum zu lasch gespielt war und dadurch abgefangen wurde. Deulofeu wurde immer nachgesagt, dass er zu kompliziert spielt und zu oft ins Dribbling geht, anstatt den Ball abzuspielen, doch in diesem Clásico war das genaue Gegenteil der Fall. Als Flügelspieler bei Barça bist du dafür zuständig gegnerische Spieler in direkten Duellen zu schlagen und so Gefahr zu kreieren. Es ist nicht schlimm, wenn nicht jedes Dribbling funktioniert, aber so wie er gestern Abend spielte, war es viel zu leicht für Real Madrid ihn zu verteidigen. Man muss dazu aber auch sagen, dass Deulofeu eher als Back-Up eingeplant ist und Spiele gegen solche Gegner normalerweise nicht auf dem Platz beginnen wird. Aber auch hier fehlt eben noch eine Neuverpflichtung, weshalb Deulofeu diese große Chance erhielt, die er nicht nutzen konnte.

 

Zweite Halbzeit: Eigentor bedingt Spielverlauf

Direkt zu Beginn der zweiten Halbzeit gingen die Madrilenen durch ein Eigentor von Gerard Piqué in Führung. Aleix Vidal war wieder einmal zu weit weg von seinem Gegenspieler, weshalb Marcelo den Ball ungestört ins Zentrum spielen konnte, wo Piqué souverän vollstreckte. Der Hauptfehler lag natürlich bei Vidal, während Piqué einfach unglücklich aussah, doch so etwas kann immer mal passieren. Allerdings lässt sich darüber diskutieren, ob Piqué und ter Stegen da besser kommunizieren könnten. Normalerweise sollte man als Torwart laut und früh genug rufen, dass man den Ball sicher hat, so dass Piqué nicht an den Ball gehen muss. Ob ter Stegen dies in diesem Fall versäumte, zu spät rief oder Piqué es einfach versäumte, ist aus der Ferne nicht zu beantworten. 

Aufgrund dieses Tores konnte Madrid sich das Ganze etwas entspannter ansehen. Man ließ Barça kommen und versuchte über schnelle Gegenstöße zu Torabschlüssen zu kommen. Dies gelang vor allem noch zwei Mal, was beide Male auch mit einem Tor belohnt wurde. Beim 2-1 durch Ronaldo war es so, dass Piqué zwar letztlich den Zweikampf führt, dabei aber nicht einmal allzu viel falsch machte. In vollem Rückwärtslauf ist so ein Zweikampf immer schwer und das Hauptaugenmerk muss darauf liegen, den direkten Weg zum Tor zuzumachen, was Piqué auch gelang. Ronaldo zog ins Zentrum und schloss stark ab. Dort hätte ihn allerdings Vidal unter Druck setzen müssen, der den Weg zurück aber eher getrabt, als gerannt war und deshalb nicht mehr eingreifen konnte. Es geschah insgesamt viel zu oft, dass Piqué von Vidal alleine gelassen wurde, was es für einen Innenverteidiger dann immer sehr schwer macht.

Das 3-1 ging vor allem auf die Kappe von Luis Suárez, der an der gegnerischen Strafraumkante einen fürchterlichen Fehlpass nach hinten spielte. Letztlich lief Asensio alleine auf Piqué zu, der auf das direkte Duell wartete, doch Asensio schoss den Ball wunderbar aus spitzem Winkel ins Tor. Man könnte argumentieren, dass Piqué schneller das direkte Duell suchen muss, doch dann wäre er das Risiko eingegangen, dass Asensio alleine auf ter Stegen zuläuft. So allerdings war der Winkel spitz und Piqué war noch da, um das mögliche direkte Duell anzunehmen. Dass Asensio den Ball dann so gut trifft, ist einfach bitter, aber kein direkter Fehler von Piqué.

Barça versuchte viel in dieser zweiten Halbzeit, spielte aber oft zu kompliziert. Denis Suárez belebte die Partie und war auf dem linken Flügel eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu Deulofeu. Die Gastgeber spielten einige gute Angriffe, doch es fehlte fast immer die Genauigkeit beim letzten Pass oder beim Abschluss. Das 1-1 fiel verdient, wenngleich der Elfmeter möglicherweise zu Unrecht gegeben wurde. In der Folge ließ man sich jedoch leider noch zweimal auskontern, wodurch man ein Spiel mit 1-3 verlor, in welchem man nicht hätte verlieren müssen.

Fazit

Nach einer ausgeglichenen, von Fehlern durchtränkten ersten Halbzeit beider Teams, folgte eine zweite Halbzeit, in der für Barça extrem viel schieflief. Ein unnötiges Eigentor, zu viele verkomplizierte eigene Angriffe, zu schlechte Chancenverwertung, als auch zu leichte gegnerische Konter. Den Supercup jetzt noch zu gewinnen, wird extrem schwer, doch dieses Spiel hat erneut genau aufgezeigt, was der Kader braucht: Einen Flügelspieler mit hoher Qualität, der mutig spielt und ins Dribbling geht, als auch einen Mittelfeldspieler, der aus der Tiefe für Ideen sorgen kann, damit Messi öfter im Strafraum an den Ball kommt und ihn nicht selber dorthin tragen muss.

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