„Fühlte mich deplatziert“: Piqué über Karriereende, Rote Karte und Präsidentschaftswunsch

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Die Karriere von Gerard Piqué endete mit einem Knall. In einem Gespräch auf Twitch sprach der 35-Jährige nun über die angeblich von ihm geäußerte Schiedsrichter-Beleidigung, über eine mögliche Barça-Präsidentschaft in der Zukunft sowie darüber, wie die Entscheidung, seine Karriere zu beenden, zustande kam.

Nachdem seine Karriere als Spieler des FC Barcelona nun offiziell vorbei ist, sprach Gerard Piqué in einem Interview mit dem Twitch-Streamer Ibai Llanos über seine letzten Tage als Barça-Profi sowie über seine Zukunft.

Barça-Legende Gerard Piqué…

…über die angebliche Beleidigung von Schiedsrichter Jesús Gil Manzano beim Spiel gegen Osasuna: “Er (der Schiedsrichter) hat uns geschadet, da sind wir uns alle einig. Vor dem ersten Tor ist die Aktion keine Ecke, dann gibt es ein Foul (an Marcos Alonso, Anm. d. Red.), die erste Gelbe für Robert (Lewandowski) ist keine Gelbe. Es gab eine Reihe von Dingen. Aufgrund dieser Sachen wollte ich mit dem Schiedsrichter darüber sprechen. Man sieht in dem Video bei Movistar+, dass ich in den Tunnel gehe und nur sage “du schadest uns immer” – und nur deswegen hat er mich vom Platz gestellt. Ich habe ihn zu keinem Zeitpunkt beleidigt. Ich habe gesagt “es ist immer das gleiche”, – ich weiß nicht genau wie ich es formulierte – dass er immer gegen uns pfeift und so weiter. Daraufhin hat mir Carles Naval, unser Teambetreuer, signalisiert, dass ich vom Platz gestellt wurde, einfach so. Ich war überrascht, dass ich deswegen hinausgestellt wurde. Ich habe ihn (Gil Manzano) weder vorher beleidigt noch nachher. Ich wurde nur dafür hinausgestellt. Ich gehe dann in unsere Umkleide, die direkt neben der des Schiedsrichter ist, mit mehreren anderen Mitspielern, und einer davon sagt diesen Satz: “Me cago en tu puta madre”. Den Namen des Mitspielers möchte ich nicht nennen. Das hat der Schiedsrichter aus seiner Kabine gehört und mir in den Mund gelegt. Ich war das nicht, das garantiere ich dir. Ich wurde nicht für diese Aussage vom Platz gestellt, sondern dafür, dass ich gesagt habe: “Es ist mit dir immer das Gleiche.” Das Glück, das ich habe, ist, dass die Kameras alles aufgezeichnet haben: Von dem Moment an, als ich auf den Platz ging, um mit ihm zu sprechen, bis in den Tunnel hinein. Ich habe nichts gesagt, was eine Hinausstellung rechtfertigen würde.”

Deftige Schiedsrichter-Beleidigung: Piqué sieht Rot zum Karriereende

…über die Entscheidung, seine Karriere zu beenden: “Es gibt viele Gründe, über die man im Laufe der Saison nachdenkt. Zu Beginn der Saison hatte ich ein Treffen mit dem Trainer, bei dem er mir sagte, dass es dieses Jahr schwierig für mich werden würde. Ich wollte es versuchen. Die Gefühle zu Beginn der Saison waren im Allgemeinen nicht die besten. Ich habe immer gesagt, wenn ich mich nicht mehr wichtig fühle, werde ich aufhören. Die Tatsache, dass es in der Innenverteidigung Verletzungen gab, hat mich dazu veranlasst, dies alles zu verzögern. Es gab Spiele, in denen ich nicht gespielt hatte, und nach dem Spiel musste ich dann trainieren… ich fühlte mich deplatziert. Es gab Tage, da war ich kurz davor, in die Umkleidekabine zu gehen und zu sagen: ‘Es ist vorbei.’ Ich hatte nicht das Gefühl, dazuzugehören. Als die Verletzungen [bei den anderen Verteidigern] kamen, habe ich gesagt, dass ich die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt nicht im Stich lassen lassen kann. Ich habe mir die WM-Pause als Frist gesetzt, weil sich nach der Weltmeisterschaft alle meine Mannschaftskameraden erholt haben werden.”

Paukenschlag! Gerard Piqué beendet Karriere beim FC Barcelona

…darüber, wie er Barça von seiner Entscheidung informierte: “Am Morgen vor dem Pilsen-Spiel habe ich Laporta gesagt, dass ich fertig bin. Ich habe ihm eine Nachricht geschickt. Wir hatten bereits bei ihm zu Hause darüber gesprochen. Wir beendeten das Gespräch mit einer Umarmung und einem Lachen. Ich bin sehr zufrieden. Wenn ich zurückblicke, sehe ich, dass ich eine spektakuläre Reise hinter mir habe. Ich fühle mich verdammt privilegiert. Ich spielte für die Mannschaft meines Lebens und habe alles gewonnen. Ich könnte mir nichts anderes wünschen. Ich habe jeden Tag meines Lebens ausgekostet, als wäre es mein letzter. Ich hoffe, dass ich weiterhin so leben kann. Ich habe die Möglichkeit, ein Leben zu führen, das sehr lohnenswert ist.”

…darüber, warum er seit Saisonbeginn keinerlei Interviews gab: “Im Gespräch mit Laporta hatten wir beschlossen, dass ich mich voll und ganz aufs Sportliche konzentriere, dass es keine Ablenkungen abseits des Platzes gibt. Ich wollte fit werden – schließlich hatte ich letztes Jahr einige körperliche Probleme – und mich nur darauf konzentrieren, der Mannschaft zu helfen, wenn ich gebraucht werde. Normalerweise bin ich jemand, der Lust auf Interviews hat – das war diesmal aber nicht der Fall. Ich hatte auch einfach kein Interesse daran.”

Laporta deutet an: Barcelonas Finanzen als Knackpunkt für Piqués Karriereende

…über eine mögliche Präsidentschaft beim FC Barcelona:  “Ich denke, dass ich irgendwann einmal Präsident von Barcelona werden möchte. Doch im Moment denke ich nicht darüber nach. Ich möchte zunächst eine Menge anderer Dinge tun. Die Freiheit, nicht jeden Tag trainieren zu müssen oder am Wochenende mit Spielen beschäftigt zu sein, gibt mir die Möglichkeit, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Doch in Zukunft möchte ich dem Klub meines Lebens helfen, sein ganzes Potenzial auszuschöpfen.”

…über seine Ehrung im Camp Nou nach dem Sieg gegen Almeria: “Für mich war der Samstag spektakulär. Ich habe das nicht erwartet. Ich habe immer gedacht, dass der Abschied nicht die Bedeutung hat, die ich ihm beimesse. Man merkt, wie sehr die Menschen einen lieben und schätzen. Ich hasse Abschiede, und ich wollte von einem Tag auf den anderen gehen. Das Spiel war gut und ich bin sehr, sehr zufrieden. Barça hat sich sehr gut geschlagen. Ich denke, dass wir dieses Jahr in La Liga auf jeden Fall konkurrenzfähig sind.”

Piqués tränenreiche Abschiedsworte: “Hier wurde ich geboren und hier werde ich sterben”

…auf die Frage, ob er sich hätte vorstellen können, noch für einen anderen Verein zu spielen: “Ich habe meinem Agenten immer gesagt, dass ich Barça nicht verlassen werde. Wenn Barça mir mit 28 oder 29 Jahren gesagt hätte, dass sie meinen Vertrag nicht verlängern würden, wäre ich zurückgetreten. Ich hatte nie eine andere Motivation.”

…über die Super League: “Wenn Florentino von der Superliga spricht und davon, dass die Leute [den Fußball] anders konsumieren, stimme ich ihm zu. Aber ich glaube nicht, dass die Super League die Lösung ist. Die Einführung der Super League war ein großer Fehler. Sein Auftritt bei ‘El Chiringuito’ [wo Perez erstmals seit Ausrufung der Super League die Hintergründe erklärte, Anm. d. Red.] allein… mein Kopf explodierte. Ich weiß nicht, was er damit erreichen wollte.”

…über die Zukunft des Fußballs: “Wir müssen versuchen, Regelungen, die seit vielen Jahren gelten, zu modifizieren und zu ändern. Ich verstehe, dass das schwierig ist. Doch das passiert in allen Sportarten. Man muss einen Weg finden, um Aufmerksamkeit zu erregen und kurze und spannende Produkte zu schaffen. Neunzig Minuten scheinen mir eine lange Zeit zu sein. Lasst uns nach Standards suchen, die unterhaltsamer sind. Ich habe das Gefühl, dass das Produkt ‘Fußball’ veraltet ist.”

 

Bastian Quednau
Bastian Quednau
Schreibt über spanischen Fußball, leidet mit dem FC Schalke 04 und den Jacksonville Jaguars.
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9 Kommentare

  1. Ich finde sehr interessant was er über die Zukunft des Fußballs denkt. Andere Spielformate, mit kürzeren Spielen und darauf angepassten Regeln wären wirklich Diskussionen und konkretere Ideen wert, finde ich. Das klassische Format sollte nicht sofort verschwinden, aber testen könnte man mal was. Spontane Idee: 3 mal 20 Minuten mit etwa 5 Minuten Pause jeweils, auf einem etwas kleineren Feld mit 10 Spielern und nur 3 Wechseln.

    Andere Idee für den klassischen Fußball: Es sollte offensiver Fußball belohnt werden, um das Spiel attraktiver zu machen. Ist halt die Frage, wie man das umsetzen kann. Torschüsse (aufs Tor) und Ecken könnte man z.B. belohnen ab einer gewissen Anzahl. Habt ihr Ideen?

  2. ich vermute mal vieles an diesen ideen kommen davon, weil der kommerzielle fussballs seinen markt mehr oder weniger ausgereizt und erfüllt hat; mehr zahlendes publikum wirds kaum geben, und beliebter macht man sich auch nicht wie formate wie die mörder-WM2022 auch nicht. deshalb versucht man sich nun an irgenwelchen neuen zielgruppen anzubiedern und da auch noch 2-3% publikum zu gewinnen.

    wenn ich mal einen vorschlag bringen darf, dann wäre eine harte finanzielle regelung des gesamten sports, damit die wettbewerbe etwas gerechter bzw. weniger langweilig ausfallen in den 20 jahren, wo alle ligen und pokale immer vorhersehbarer werden, weil die lücken immer grösser werden; ausnahmen ausgenommen natürlich, aber selbst die werden immer seltener. zudem gilt es in den fussball der frauen zu investieren, denn, wenn eine menschengruppe noch kaum angesprochen wird, dann die frauen.

    zudem gilt es neue regelungen für die streamingsrechte zu finden, damit die kohle sowohl gerechter verteilt, als auch sie für die kundschaft bezahlbarer wird. ich werd zb niemals im leben 30€ pro monat [= 360 euro im jahr, 3.600 € für zehn jahre] für DAZN ausgeben, solang ich die spiele illegal schauen kann und selbst drüber hinaus nicht; da ist mir mein geld einfach zu viel wert als ein profitables system noch fetter zu machen.

      • Zum Fußball der Damen: Erst seit der EM 2017, als meine Österreicherinnen bis ins Halbfinale kamen ist mir bewusst, wie hochwertig und professionell dieser eigentlich ist. Davor hat man hier bei uns so gut wie nichts mitbekommen von jenem, wen man sich nicht gezielt damit beschäftigt hatte.

        Habe die diesjährige EM mit Begeisterung verfolgt, da sie endlich im Fernsehen übertragen wurde – leider war für unsere Damen im Viertelfinale Schluss.

        Aber leider sieht man daran, dass auch bei den Damen viele auf Herren-Seite große Vereine ebenfalls groß sind, das Geldproblem – bist du einmal ein großer, reicher Klub, hast du es wesentlich einfacher, dort zu bleiben, als es ein kleiner hat, in ähnliche Sphären aufzusteigen.

    • 1. Den Punkt hatte ich bisher nicht so recht bedacht – da ist sichher loch was dran, in jedem Fall ist die Super League ein Beispiel dafür – habe die bisher und auch nach der neuen Idee (mit QUalifikation und mehr möglichen Teams) nicht verst anden, außer in Bezug auf den finanziellen Anreiz für die Vereine.

      2. Absolut, zum Beispiel deutliche und harte Obergrenzen für Gehälter, vor allem für Spieler, Trainer und Funktionäre, aber auch für Eintrittskarten und vor allem Transfersummen müssten her, um wesentlich mehr Dynamik und faireren Wettbewerb in die Ligen zu bringen. Ein Verein sollte es realistisch möglich von einer 2. mittelstarken Liga in etwa 10-15 Jahren in die Champions League schaffen können mit konsequenter Arbeit. Natürlich hängt auch viel an den Fans und vor allem deren Anzahl bei den traditionsreichen “großen” Vereinen, wie z.B. Barca, welche den Verein finanziell tragen. Idealerweise erspielt sich ein unterklassiges Team mit guten Leistungen über die Jahre immer mehr Anhänger und damit auch die Mittel, die Tribünen zu erweitern, und so weiter – mag eine Träumerei sein, aber mit gut durchdachten finanziellen Obergrenzen, welche die ewig großen etwas in die Schranken weisen, etwas realistischer.

      Der Fußball der Damen ist auf einem guten Weg, denke ich, aber es ist sicherlich viel Luft nach oben. Leistungsgerechte Bezahlungen für alle Fußballerinnen und Fußballer müssen in jedem Fall her, innerhalb vernünftiger Unter- und Obergrenzen. Und ja, mehr Zuseherinnen und auch potentielle Spielerinnen für den Fußball zu begeistern ist eine sehr gute Idee.

      3. Ja, was DAZN z.B. aufführt ist wirklich nicht mehr zumutbar, vor allem für Leute wie mich, die fast nur Spiele von Barca und ein paar österreichischen Klubs schauen. Hatte ein paar Monate lang ein Abo, als es noch 11,90 im Monat kostete und wurde sehr enttäuscht. Fast immer ab der 2. Halbzeit ging nichts mehr – endloses Buffern.
      Da bin ich mit der Auswahl an “inoffiziellen” Streams weitaus besser und stabiler dran.
      Das einzige, was dort immer flüssig lief, waren die Highlight Videos, welche es ohnehin auf Youtube gibt ;).

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