Brennpunkte | Barcelonas Positionsspiel überfordert Betis

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Der FC Barcelona sorgte gegen Real Betis für Überzahl im Mittelfeld und die Abwehrkette machte den Anschein, als ob sie sich nur selbst bezwingen könnte. Derweil ersetzte Raphinha Dembélé ebenbürtig. Die Brennpunkte zum Spiel.

Barças Überzahl im Mittelfeld zieht auch Betis den Zahn

Vor gut zwei Wochen fuhr der FC Barcelona den ersten Pokal in dieser Saison ein. Im Supercup gegen Real Madrid siegten die Katalanen unter anderem wegen einer Überzahl im Mittelfeld. Das Operieren mit vier Mittelfeldspielern stellte sich auch gegen Real Betis Balompié als gewinnbringend heraus. Xavi erklärte den Schlüssel des Erfolgs über Betis auch selbst auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: “Wenn man vier Mittelfeldspieler hat, die den Ball haben wollen, dann minimiert man eine Mannschaft von Betis, die den Ball haben will.”

Eine große Hilfe für seine Mitspieler war dabei vor allem Frenkie de Jong. Der Niederländer stand bei Ballbesitz Barças häufig versetzt hinter den Kollegen, um so eine mögliche Anspielstation zu sein, sollte der ballführende Offensivakteur der Blaugrana die gewohnt kompakt stehende Abwehrkette in einer Situation für unüberwindbar halten. Da de Jong dabei häufig in den Halbräumen stand, profitierte in Halbzeit eins mehrmals Alejandro Balde vom Positionsspiel des Niederländers. So auch beim Abseitstreffer Raphinhas, der auf eine Halbraumflanke de Jongs folgte. Ins Gewicht fiel de Jongs Stellungsspiel dann in der Entstehung zum 1:0: Der Blondschopf konnte den Freistoß schnell ausführen, da er erst spät aus der eigenen Hälfte vorrückte und so sich noch nicht in des Gegners Hälfte festgesetzt hatte.

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In die eigene Hälfte ließ sich auch immer wieder Robert Lewandowski fallen, wodurch im Zentrum eine noch deutlichere Überzahlsituation entstand. Der Pole hielt sich damit selbst im Spiel. Denn im Angriffsdrittel war er einer Manndeckung ausgesetzt. Dadurch entstanden jedoch Räume für Barças Mittelfeldspieler. Die Überlegenheit in den zentralen Zonen des Platzes erlaubte es vor allem Pedri und Gavi, mehrmals in den Sechzehner zu ziehen, um ihren Angreifer aus dem Mittelfeld kommend zu unterstützen. Alleine Pedri, der stellenweise einen zweiten Stürmer gab, kam so zu mehreren Chancen. All dies geschah auf Xavis Anweisung, denn der Übungsleiter der Katalanen gab nach der Partie bekannt: “Ich fordere sie auf, in der Nähe der Box zu sein und in der Nähe von Robert zu bleiben.” Dass die Überlegenheit im Mittelfeld die andalusischen Gastgeber müde machte, wurde durch einige Foulspiele, bei denen Betis-Spieler zu spät kamen, deutlich. Sergio Busquets wurde von den sowieso stets körperlich auftretenden Akteuren der Verdiblancos fünfmal gefoult, Gavi sechsmal.

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Barças Abwehrkette kann sich nur selbst schlagen

Der zu erwartenden robusten Herangehensweise wirkten in erster Linie Ronald Araujo und Andreas Christensen gut entgegen. Die beiden entnervten den Top-Stürmer der Andalusier, Borja Iglesias, durch ihre stetige Präsenz, wenn Betis versuchte, Iglesias in Szene zu setzen. Dass dies der Fall war, lag auch an einer hervorragenden Absprache der beiden Innenverteidiger. Denn Iglesias befreit sich sonst durch sein Ausweichen Richtung Seitenlinie, um dort Bälle zu empfangen, von seinen Gegenspielern. Da die Übergabe bei Barça jedoch häufig stimmte, konnte Real Betis kaum Kapital daraus schlagen. Die Wichtigkeit, Iglesias überall zu stellen, zeigte sich auch bei den gefährlichsten Aktionen der Béticos: In Minute 10 ließ man den Stürmer auf der Außenbahn gewähren, wodurch er Luiz Henrique in Szene setzen konnte. Auch neun Minuten später bei seinem eigenen Abschluss setzte er sich zur Seite von Barças Abwehrkette ab.

Ansonsten zeigten sich Araujo und Christensen defensiv ebenso stabil wie zu größten Teilen die beiden Außenverteidiger Alejandro Balde und Jules Koundé. Letzterer überzeugte durch sein taktisches Gefühl, das ihm erlaubte, abzuschätzen, wann er hinten für Kompaktheit sorgen sollte und wann er die Offensivabteilung unterstützen konnte. Alejandro Balde begeisterte in Halbzeit zwei dadurch, dass er mit seinen Antritten nicht mehr so häufig gen Mitte zog, sondern immer wieder Richtung Grundlinie durchbrach. So geschehen vor dem 1:0 sowie Ansu Fatis Kopfballchance in Minute 83. Möglich machten diese Läufe auch die Positionierung Baldes. Der Youngster agierte als Hybrid zwischen Außenverteidiger und offensiver Flügelspieler. Diese Position wurde bei Baldes Vorarbeit zum 1:0 besonders deutlich aufgezeigt. “Er ist in vielen Momenten sowohl Außenverteidiger als auch ein Flügelspieler”, erwähnte auch Xavi nach dem Spiel.

Die Abwehrreihe, die sich mittlerweile beim FC Barcelona etabliert hat, schien wieder unüberwindbar zu sein – bis zur 85. Spielminute. Sinnbildlich für die defensive Stabilität, die mit dieser Abwehrkette kommt, steht der Torschütze: Jules Kounde. Ein Eigentor durch den Ex-Sevilla-Spieler. Das Abwehrbollwerk “BACK” macht aktuell den Anschein, als könne es sich nur selbst bezwingen.

Raphinha als ebenbürtiger Ersatz für Dembélé

Dass der FC Barcelona aber nicht von Real Betis bezwungen wurde, sondern nun als erstes Team überhaupt sechsmal in Folge in der Liga bei Betis gewinnen konnte, liegt auch an Barçawelt-Man-of-the-Match Raphinha. Der Brasilianer ersetzte den verletzten Ousmane Dembélé und hatte in der andalusischen Hauptstadt zunächst einen schweren Stand. Doch der Flügelspieler ackerte auf der rechten Seite und führte dort körperbetonte Zweikämpfe. Und immer wieder tauchte er am langen Pfosten auf, um die Hereingaben seiner Mitspieler zu verwerten. In der 33. Minute stand er noch im Abseits, nach 65 Spielminuten besorgte Raphinha dann das 1:0. Der Dembélé-Vertreter wusste, dass die Katalanen “die Torchancen nutzen müssen, wenn es welche gibt”, wie er nach der Partie erläuterte.

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Der Offensivmann der Blaugrana ist nun sogar mit Sevilla-Akteur Youssef En-Nesyri der LaLiga-Spieler, der im Kalenderjahr 2023 wettbewerbsübergreifend an den meisten Toren direkt beteiligt gewesen ist. Der Treffer gegen Real Betis war sein dritter Torerfolg seit der Jahreswende; hinzu kommen ebenso viele Assists. Der 26-Jährige bewies also auch in Sevilla, dass er die Qualitäten besitzt, um in der Startelf zu stehen und in den nächsten Wochen Dembélé zu ersetzen. Angesichts der Spiele gegen Teams wie Villarreal, Manchester United und Real Madrid, die in den Zeitraum des Dembélé-Ausfalls fallen können, hoffen die Culés, dass der Flügelflitzer auf dem Spiel im Estadio Benito Villamarín aufbauen kann.

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Benjamin König
Benjamin König
Fútbol, Calcio, Fotball - in Spanien, Italien, Skandinavien. Redakteur bei Barçawelt, Podcaster bei Polarlichtspiel - dem skandinavischen Fußballpodcast
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5 Kommentare

  1. Heute bislang relativ tote Hose. Hoffe, dass die Fifa beim araujo Deal kulant ist.

    Zum Artikel würde ich noch nen Brennpunkt hinzufügen:
    Xavi vertraut der 2. Reihe nicht. Wir haben auf dem Papier einen top Kader, der auch sehr teuer ist. Aber Xavi vertraut einigen Spielern nur sehr bedingt. Er wechselt auch sehr häufig erst kurz vor Ende und dann auch meistens defensiv oder positionsgetreu, um das Ergebnis zu verwalten.
    Das soll jetzt auch kein Vorwurf sein, sondern im Ausgangspunkt erstmal nur feststellend. Man merkt, dass er vielen (Kessie, Ansu, Ferran, Garcia, Torre) einfach nicht vertraut und von diesen Spielern kommt auch nach Einwechselung häufig wenig.

    Nichtsdestotrotz denke ich, dass Xavi auch mal in der 60. nen Gavi für nen Ansu rausnehmen sollte. Oder nen Frenkie für Kessie. Xavi ist es sehr wichtig, die Ergebnisse zu halten. Verständlich, aber ein wenig mehr Mut wäre durchaus lobenswert. Arteta zeigt es bei Arsenal. Der hält alle bei Laune und egal wer kommt, er liefert. In einer langen und kräftezehrenden Saison kann dieser Umstand am Ende (im März/April) den Unterschied machen.

    • sicherlich ein guter und treffender Punkt, @sebone.

      Wobei man auch sagen muss: Beim Spiel bei Betis spielte die Mannschaft auch einfach sehr gut, funktionierte als Team (taktisch) hervorragend – dann willst du als Trainer gar nicht durch Wechsel irgendwas verändern, du willst ja den guten Flow beibehalten. Es gab auch keinerlei Grund zum wechseln (außer ein Spieler ist müde, was der Trainer an der Seitenlinie ja wesentlich besser einschätzen kann als wir am TV).

      Aber grundsätzlich hast du natürlich nicht unrecht.

    • Die Mannschaft konnte gegen Real Betis einen sehr starken Auftritt an den Tag legen, daher ist es für Trainer in solchen überlegenen Phasen des Spiels auch wichtig, diese beizubehalten. Vor allem gegen eine spielstarke Mannschaft wie Real Betis möchte man auf keinster Weise die Kontrolle verlieren.

      Wohlgemerkt ist dies mit der aktuellen Startelf am Besten zu realisieren (Wobei Dembele > Raphinha). Nichtsdestotrotz spielt eben genau die “2. Reihe” nicht wirklich berauschend. Ferran Torres traue ich seit geräumiger Zeit wenig zu, Garcia macht gerne mal nen Schnitzer und ist noch lange nicht auf einem Niveau mit Araujo & Christensen, auch Fati hat seit seiner Verletzung ziemlich viel einbüssen müssen. Bei Frenkie ist das so ein “comme ci comme ça”, er hat in den letzten paar Spielen gar nicht mal so schlecht gespielt und die Positionsumstellung mit vier Mittelfeldspielern käme auch ihm zugute, jedoch sehe ich da die anderen Mittelfeldakteure über ihn. Klar haben alle erwähnten Spieler enorme Qualitäten, jedoch muss diese Qualität auf dem Rasen ersichtlich sein. Oft scheint mir bei diesen Einwechslungen ein Knick in der Leistung bzw. Dominanz sofort ersichtlich zu sein. Wenn man von mir aus 2, 3-0 steht und das Spiel komplett unter Kontrolle hat, dann kann man gut und gerne die Reserve “reinschmeissen”.

    • Na ganz so ist es auch nicht. Schau dir mal das Spiel gg Atletico und danach das Supercup HF gg Betis an, genau da hat Xavi nämlich sehr früh gewechselt, obwohl ein gefestigtes Team auf dem Platz stand. Ende vom Lied, wir kamen in beiden Partien gerade so mit einem blauen Auge davon. Danach haben alle, incl. mir, gesagt, dass die Auswechslungen viel zu früh waren und die Stabilität auseinander gerissen wurde. Nach dem Betisspiel (SC HF) hat Xavi dann besser gewechselt, später und dem Startteam eine Chance gegeben, “ihren Lauf zu beenden”. Außerdem sind nunmal diejenigen, die du hier nennst, also Ferran, Fati, Garcia im Moment nicht grad die Stabilisten und auch nicht auf 100% ihrer Mglk., ein Kessie passt für mich gar nicht in ein Barca Team, wenns um Taktik und Ideen geht oder darum seinen Mitspielern gute Pässe zu liefern und Torre braucht einfach viel mehr Spielpraxis (darum wäre eine Leihe nicht schlecht gewesen), der ist noch viel zu jung und auch das erste Jahr im Team. Seine Zeit wird kommen genau wie es bei Gavi, Balde und damals bei Puig war. Dann wird er sich beweisen können oder auch nicht.

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